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Trevor Bauer von den Cleveland Indians: Baseballs Sheldon Cooper mit der "Ihr könnt mich"-Attitüde

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Trevor Bauers Ecken und Kanten: Die "Ihr könnt mich"-Attitüde

Wer bis zu diesem Punkt gelesen hat, der müsste Bauer eigentlich für Everybody's Darling halten. Ein Spieler, der es durch harte Arbeit und moderne Analytics nach ganz oben gebracht hat? Ein Typ mit Ecken und Kanten? Was will man mehr?

Das Problem ist, dass Bauers Ecken und Kanten manchmal extrem scharf sein können. Den "Sheldon Cooper" der Cleveland Indians gibt es nicht nur in der "Liebenswerter Sonderling"-Edition, sondern ausschließlich als Gesamtpaket, die "Ihr könnt mich alle"-Attitüde im Preis inbegriffen. Mit unterschiedlichen Seiten, die man erst einmal zusammenbringen muss.

Schließlich gibt es auch den Trevor Bauer, der zwar nicht Donald Trump gewählt hat, aber sich dennoch über die liberalen Medien beschwert. Der den menschengemachten Klimawandel zumindest skeptisch sieht. Den, der sich für Fans mit Behinderungen einsetzt, aber gleichzeitig ohne Feingefühl gegenüber Schwächeren agiert. So führte ein negativer Tweet einer Studentin dazu, dass Bauer mit seinerseits über einhundert Tweets über sie herfiel und einen Privatkrieg anzettelte - für jemanden, der sich öffentlich gegen Bullying stellt, ein erstaunlicher Mangel an Feingefühl.

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"69"-Witze und Beziehungsverbot: Trevor Bauer - Asket mit Bauchansatz

Bauer ist jemand, der sofort zur Stelle ist, wenn ein Teamkollege Hilfe in Sachen Pitching-Mechanik braucht. Aber auch jemand, der sie öffentlich kritisiert, wenn sie diese Hilfe nicht wollen. Der anderen Teams Betrug vorwirft und sein eigenes Team des Rufmordes bezichtigt: Die Indians hätten seinen Charakter in Frage gestellt, als es darum ging, vor einem Schiedsgericht sein Gehalt für 2019 auszuhandeln, schimpfte er.

Der 28-Jährige kennt keine Bescheidenheit, nicht einmal falsche. Er bahnt sich seinen eigenen Trampelpfad durchs Leben in der Öffentlichkeit. Die Spendenkampagne, mit der er tausende Dollar an Bedürftige vermittelt? Sie ist gehüllt in "420"- und "69"-Witze und wird begleitet von einem völligen Mangel an Zurückhaltung. Doppelt witzig macht sie übrigens die Tatsache, dass Bauer eben nicht raucht und noch nie in seinem Leben betrunken war. Der Asket mit dem Bauchansatz.

Ein weiteres Beispiel gefällig? Seine Kontakte zum anderen Geschlecht hat Bauer durch drei Regeln definiert: Keine Gefühle, keine Social-Media-Posts über ihn - und keine Monogamie. Die Familie soll irgendwann kommen, noch hat Baseball allerdings die oberste Priorität. Das ganze folgt seiner inneren Logik, die man annehmen kann, oder eben auch nicht: "Wenn ich jetzt verheiratet wäre, wäre ich ein schlechter Ehemann."

Trevor Bauer: Hass- und Kultfigur in einem

Aus diesem Gesamtpaket darf sich jeder Beobachter herauspicken, was ihn an Bauer fasziniert - oder auch abstößt. In den USA ist er unter Spielern, Baseball-Fans und Medien Kult- und Hassfigur gleichermaßen. "Liebt mich. Hasst mich. Mir egal", sagte er am Rande des All-Star Games 2018. Dass ihn einige Mitspieler als Egoisten sehen, prallt an ihm ab: "Je besser ich spiele, desto besser ist das Team. Deshalb sollten sie eigentlich wollen, dass ich egoistisch bin."

Nach seiner bärenstarken Saison 2018 geht Bauer die Konstanz in dieser Saison bisher ab. Am Dienstag ließ er beim 2:1-Erfolg seiner Indians (34-32) gegen die Reds in 7.2 Innings nur einen Run zu, fünf Tage zuvor waren es jedoch gleich fünf Runs gegen die Twins - dem deutschen Max Kepler servierte er dabei gleich drei Homeruns. Sein ERA beträgt unscheinbare 3.71. Er sei körperlich angeschlagen, erklärt er, und überhaupt, natürlich ist es nicht sein Fehler: "In den letzten eineinhalb Monaten hatte ich einfach kein Glück."

Er geht davon aus, dass ihn die Indians, die nicht gerade im Geld schwimmen, angesichts seines Gehalts von 13 Millionen Dollar vor der Trade Deadline an einen Titelanwärter abgeben werden. Ein Jahr später wird er zum Free Agent, hat aber kein Interesse an einem langfristigen Vertrag. Der Grund: Er habe eine Wette mit einem Freund laufen. Sollte er keine Einjahresverträge unterschreiben, darf der ihm eine Paintball-Kugel in die Kronjuwelen verpassen.

Trevor Bauer: "Ich kann genau zwei Dinge gut auf dieser Welt"

Wie so oft weiß man bei Bauer nicht, ob es sich um die Wahrheit handelt oder um triefenden Sarkasmus. Manchmal, so scheint es, liegen diese Dinge sehr nah beieinander - und manchmal scheint es, als kenne nicht einmal er selbst den Unterschied nicht.

Bis 2036 will Bauer seine aktive Karriere fortsetzen, der verrücken Trainingsmethodik sei Dank, und in dieser Zeit zum bekanntesten Spieler überhaupt werden. Oh, und Milliardär natürlich: "Einfach nur, damit ich sagen kann, dass ich es geschafft habe."

Ein paar Jahre bleiben ihm also noch auf dem Baseball-Diamond. Jahre, in denen Gegner hilflos nach seinem gefürchteten Slider wedeln werden. Jahre, in denen er sich auf Twitter sicherlich noch das eine oder andere Scharmützel liefern wird. "Ich kann genau zwei Dinge gut auf dieser Welt", hat er einmal gesagt: "Einen Baseball werfen und andere Leute wütend machen."

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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