MLB Schlaglichter Juli: Angels im Outfield und die Woche des Schreckens

Marcus Blumberg
06. August 201920:24
Luis Cessa spielt eine solide Saison bei den New York Yankees.getty
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Die Los Angeles Angels erleben eine magische, hollywoodreife Nacht, während die New York Yankees eine katastrophale Woche hinlegen. Bei den New York Mets fliegen die Stühle und Max Kepler wird zum Albtraum. Der MLB-Rückblick auf den Juli.

Zum Ende jeden Monats blickt SPOX-Redakteur Marcus Blumberg im Format MLB-Schlaglichter zurück auf die größten Highlights und kuriosesten Momente in der MLB.

MLB-Schlaglichter 2019 im Überblick

MonatTitel/Link
April161 Millionen - und der Typ trifft absolut nichts!
MaiMets erleiden den Zorn von Thor
Juni"Sei kein Klugscheißer, du Arschloch!"

Arizona Diamondbacks finden kreativen Weg zu verlieren

Im Baseball gibt es zahlreiche Wege, ein Spiel zu verlieren. Ein Walk-Off-Homerun des Heimteams ab dem neunten Inning ist recht beliebt, ebenso jeder RBI-Hit in der Zeit. Auch "schön": Ein Walk bei geladenen Bases, der den entscheidenden Run nach Hause "zwingt".

So haben im Übrigen auch die Arizona Diamondbacks am 2. Juli gegen die Los Angeles Dodgers verloren. Aber nicht einfach "so". Das ging viel kreativer als man denkt ...

Im neunten Inning im Dodger Stadium lagen die D-backs 4:3 vorn. Dann gingen die Pitcher der Gäste ans Werk. Greg Holland kam ins Spiel und begann souverän: Er machte sowohl Edwin Rios als auch Austin Barnes aus. Anschließend jedoch geriet der Rechtshänder in Probleme.

Chris Taylor kam per Walk - der Pitcher warf vier Mal keinen Strike, sondern einen Ball - auf Base. Danach tat es ihm Russell Martin gleich. Und daraufhin walkte auch Alex Verdugo. Wer mitgezählt hat, weiß: die Bases waren nun voll!

Es folgte Max Beaty mit einem weiteren Walk und Taylor erzielte den Ausgleich. Die Diamondbacks zogen die Reißleine, nahmen Holland raus und brachten T.J. MacFarland. Besser wurde es nicht, denn auch Cody Bellinger schaffte einen Walk - zum Sieg!

Das war historisch, denn erstmals überhaupt (seit 1920) endete somit ein Spiel mit fünf Walks in Folge. Beeindruckend!

Bauer Outage

Der Juli war sicher nicht der Monat des Trevor Bauer, dem exzentrischen wie interessanten Pitcher der - mittlerweile - Cincinnati Reds. Er wurde zum Ende des Monats zu den Reds getradet, seine "Highlights" aber geschahen allesamt noch zu seinen Cleveland-Zeiten.

Los ging es Mitte Juli in einem Spiel gegen die Minnesota Twins und unserem Max Kepler - a.k.a. Bauers Albtraum. Bereits früher im Jahr hatte Kepler nämlich drei Homeruns in einem Spiel gegen Bauer geschlagen. Und zwar in drei aufeinander folgenden At-Bats. Das heißt: Er trat dreimal nacheinander an die Platte und schlug den Ball dann dreimal über den Zaun.

Als sich beide dann im Juli erneut gegenüberstanden, knüpften beide nahtlos da an, wo sie zuvor aufgehört hatten: Bauer pitchte, Kepler hämmerte. Und zwar noch zweimal in zwei weiteren At-Bats! Insgesamt schlug der Deutsche also fünf Homeruns in fünf Trips an die Platte in Serie gegen Bauer! Eine historische Serie. Sie endete dann allerdings mit einem Strikeout.

Damit aber nicht genug, denn kurz vor seinem Trade zu den Reds erwischte Bauer für Cleveland in Kansas City einen eher schwachen Tag und wurde früh im Spiel ausgewechselt. Er war so sauer, dass er sich, als er Manager Terry Francona Richtung Mound marschieren sah, umdrehte und den Ball vom Mound über die Mauer im Center Field feuerte. Gewissermaßen aus dem Stand! Im Kauffman Stadium reden wir hier von einer Distanz von knapp 105 Metern. Macht das erstmal!

Er entschuldigte sich anschließend öffentlich und persönlich bei seinem Manager, doch das war zugleich das letzte Bild von Bauer in einem Indians-Jersey. Traurig, aber irgendwo auch episch.

4 Days of Thunder

Dass MLB-Hitter in diesem Jahr den Saison-Gesamt-Homerun-Rekord pulverisieren werden, dürfte klar sein. Doch was sich in der Woche vom 22. bis 28. Juli abspielte, gab es so noch nie: Robinson Cano, Paul DeJong, Nelson Cruz und Mookie Betts schlugen an vier aufeinanderfolgenden Tagen jeweils drei Homeruns in einem Spiel.

Der völlige Wahnsinn!

Yankees' Woche der Pitching-Hölle

Nicht unbedingt zufällig hatten die Yankees in derselben Woche auch eine schier unglaubliche Negativ-Serie. Sie kassierten besagtes 3-Homerun-Game von Betts.

Damit aber nicht genug. Ihre sonst so solide Pitching Rotation erlebte eine Albtraum-Woche sondergleichen. An sieben Tagen am Stück kassierte der jeweilige Starting Pitcher jeweils mindestens 5 Runs und pitchte nicht über das vierte Inning hinaus. In Fachkreisen nennt man so etwas "katastrophal"!

Masahiro Tanaka schoss freilich den Vogel mit seinen 12 kassierten Runs gegen Boston ab, während James Paxton zweimal sieben Stück in zwei Starts nacheinander schluckte.

Twins vs. Yankees: Das verrückteste Spiel der Saison?

Dass die Yankees aber dennoch nicht all diese Partien verloren, lag indes daran, dass die Offense des Teams imposant ist und zumindest ein wenig Schaden abwenden konnte. Dabei raus kam unter anderem das wohl verrückteste und intensivste Spiel des Jahres. Die Yankees waren zu Gast in Minnesota und gewannen letztlich 14:12 nach zehn Innings.

Wie es aber zu diesem Ergebnis kam, war sehenswert! Nach schneller 2:0-Führung der Gäste schlugen die Twins gewaltig zurück: bis zum vierten Inning erzielten sie acht Runs gegen Starter Domingo German - auch der spielte bis dahin eine starke Saison und nahm selbige im Anschluss auch wieder auf. Im fünften Inning verkürzten die Yankees mit drei Runs auf 5:9, ehe sie im achten Inning völlig eskalierten und mit fünf Runs auf 10:9 stellten.

Da an diesem Tag aber auch der starke Bullpen nicht funktionierte - fairerweise muss man sagen, dass jegliches Pitching auf beiden Seiten für die Tonne war - gab New York die Führung gleich wieder zurück. Minnesota führte nach acht Innings mit 11:10! Die Yankees, die von ihrem Manager treffend als "Savages" (Wilde) bezeichnet wurden, schlugen erneut zurück und erhöhten auf 12:11.

All-Star-Closer Aroldis Chapman betrat den Mound ... und gab die Führung wieder ab. Also ging es mit 12:12 ins zehnte Inning. Dort erzielten die Yankees wiederum zwei weitere Runs zum 14:12.

Aber nein, vorbei war es da auch noch nicht! Adam Ottavino hatte für Chapman übernommen und geriet schnell in Schwierigkeiten. Mit zwei Outs lud er sich - dank dreier Walks - die Bases und wurde ausgewechselt. Für ihn kam Chad Green, der es mit - natürlich - Max Kepler zu tun bekam. Kepler hämmerte dann einen Pitch ins linke Center Field. Wäre der Ball gelandet, hätten die Twins sicher gewonnen. Doch Center Fielder Aaron Hicks, der das Spiel zuvor im neunten Inning mit einem Homerun gedreht hatte, hechtete nach dem Ball und fing ihn sensationell aus der Luft! Game over. Und während ich das schreibe, bin ich immer noch ganz aufgeregt, so verrückt war dieses Spiel.

Der magische No-Hitter der Angels

Die Los Angeles Angels haben einen No-Hitter gegen die Seattle Mariners gepitcht. Am selben Abend ehrten sie ihren verstorbenen Teamkollegen Tyler Skaggs. Das ganze Team trug seine Nummer 45 und seine Mutter warf den ersten Pitch.

Und dann wurde es magisch. Die Angels gewannen 13:0. Sie erzielten sieben Runs im ersten Inning. Das ganze passierte am 12. Juli, also einen Tag vor Skaggs' Geburtstag am 13. Juli. Es war zudem ein sogenannter Combined No-Hitter, es war also mehr als ein Pitcher beteiligt. Den letzten Combined No-Hitter im Bundesstaat Kalifornien gab es im Übrigen am 13. Juli 1991, Skaggs' Geburtstag!

Wenn man die Geschichte weiterspinnen will, dann sei noch erwähnt, dass es der elfte No-Hitter in der Franchise-Geschichte der Angels war. Und Skaggs trug auf der High-School die 11. Zudem schlug Mike Trout im Spiel einen Homerun, der 454 Fuß flog - 45 war Skaggs' Rückennummer.

Wer jetzt keinen Flashback zum Film "Angels in the Outfield" ("Angels - Engel gibt es wirklich") verspürt, dem kann ich auch nicht helfen.

Bunting Contest in Südkorea

Ein Highlight des Monats war freilich das All-Star Game sowie am Abend zuvor das Homerun Derby, in dem Vladimir Guerrero Jr. eine Wahnsinns-Show hinlegte, am Ende aber nur Zweiter wurde.

In Südkorea, wo Baseball ebenfalls sehr beliebt ist, setzt man derweil einen drauf. Die Koreaner mögen sich gedacht haben, Homerun Derby kann jeder. Doch wie sieht es aus mit einem Bunting Contest? Was aussieht wie ein Spielmodus in einem Video Game ist Realität in Asien.

Wäre das auch mal was für die MLB?

Sonstiges: Triple Play und Plüsch-Papagei

Erwähnenswert waren zudem diese Vorkommnisse ...

Die Minnesota Twins - ja schon wieder die Twins, bei denen Kepler im Übrigen erstmals in seiner Karriere 30 Homeruns in einem Jahr geschlagen hat - haben nämlich ein so seltenes Triple Play geschafft! Gegen die Yankees - im ersten Spiel der Serie, das nicht ganz so verrückt verlief wie das erwähnte zweite Spiel - luden die Gäste im ersten Inning die Bases. Edwin Encarnacion trat an die Platte und schlug einen Ball zum Third Baseman.

Der stieg auf die dritte Base, warf zur zweiten Base, woraufhin der Ball zur ersten Base befördert wurde. Drei Outs nach einem Schlag - ein Triple Play!

Besagter Encarnacion hat es im Übrigen nun zum achten Mal in Serie geschafft, mindestens 30 Homeruns in einer Saison zu schlagen. Und immer wenn er einen schlägt, hebt er den rechten Arm und tut so, als ob er seinen Papagei ausführt ("Walk the Parrot"). Als er nun auch in dieser Saison Nummer 30 perfekt machte, gab es danach passend dazu von den Teamkollegen einen Plüsch-Papagei geschenkt.

Monthly Mets Watch

Entlassen können wir Euch allerdings nicht, ohne darauf zu schauen, was die New York Mets so gemacht haben. Denn nachdem sie sich schon im Juni so beeindruckend selbst inszenierten, musste ja auch im Juli irgendwas Außergewöhnliches passieren, oder?

Und ja, die "Amazin's" haben geliefert! General Manager und Ex-Spieleragent Brodie Van Wagenen war, so ist es überliefert, so semi-begeistert von der damals gegebenen sportlichen Lage. Und so verlieh er seinen Ausführungen in einem Meeting mit Coaches dadurch Ausdruck, dass er kurzerhand einen Stuhl durch die Gegend warf.

Anschließend soll er laut New York Post Manager Mickey Callaway gesagt haben, dass er seine "scheiß Pressekonferenz" abhalten solle. Die Protagonisten allerdings wollten sich im Anschluss nicht äußern. Und weitere Möbelstücke flogen auch keine.