Die Los Angeles Dodgers haben die World Series 2020 gewonnen! In Spiel 6 setzten sie sich hauchdünn 3:1 gegen die Tampa Bay Rays durch, deren Manager Kevin Cash einen dominanten Starter Blake Snell vielleicht zu früh ausgewechselt hat. Für die Dodgers ist es der siebte Titel und der erste seit 1988. Allerdings wurde die Siegesfeier von einem positiven Corona-Test überschattet.
Spiel 6 begann mit einer großen Konstante der Rays dieser Tage: Ein Homerun von Randy Arozarena im ersten Inning. Die frühe Führung für Tampa Bay, das sich anschließend auf Starter Blake Snell verlassen durfte.
Snell dominierte die Dodgers und erlaubte bis zum Start des sechsten Innings lediglich zwei Bälle, die das infield verließen - ein Single von Chris Taylor und ein Flyout von Will Smith ins Right Field.
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Die Rays wiederum sahen offensiv aber nicht wahnsinnig effektiver aus offensiv. Gegen den Bullpen der Dodgers, der ab Ende des zweiten Innings für Starter Tony Gonsolin übernahm, sahen die Rays kaum noch Land.
Im sechsten Inning ließ Snell ein 1-Out-Single von Austin Barnes zu und wurde prompt von Manager Kevin Cash aus dem Spiel genommen - zur Verwunderung aller Beteiligten. Snell (5 1/3 IP, 9 SO) hatte soeben erst seinen zweiten Hit im Spiel abgegeben und war bis dahin schier unantastbar. Doch gegen Mookie Betts, der zuvor zwei Strikeouts kassiert hatte, wollte ihn Cash nicht ein drittes Mal antreten lassen.
"Ich bin definitiv enttäuscht und sauer", sagte Snell nach dem Spiel: "Ich habe mich gut gefühlt." Er werde seinen Manager jedoch nicht in Frage stellen.
Tampa Bay Rays: Frühes Ende für Snell leidet Niederlage ein
Für Snell übernahm Nick Anderson, der direkt ein Double gegen Betts abgab. Anschließend scorten beide Base Runner und die Dodgers drehten das Spiel innerhalb weniger Minuten - Barnes kam durch einen Wild Pitch nach Hause, Betts dann mit starkem Base Running bei einem Groundball von Corey Seager zur ersten Base mit Infield in noch dazu!
Anderson (1/3 IP, H ER) schaffte noch ein Out und wurde dann direkt wieder ausgewechselt. Den Rest des Weges gehörte dann Betts, der noch einen Homerun schlug, und Linkshänder Julio Urias (2 1/3 IP, 4 SO), der die finalen sieben Outs besorgte.
Die Dodgers gewinnen die World Series und dürfen erstmals seit 32 Jahren wieder die Commissioner's Trophy in den Himmel strecken - wenn auch dieses Mal vor verhältnismäßig wenigen Zuschauern im fremden Texas. Shortstop Corey Seager (.400 AVG, 2 HR, 5 RBI, 1.256 OPS) wurde als bester Spieler der Serie mit dem Willie Mays World Series MVP Award ausgezeichnet und ist damit der achte Spieler, der in derselben Postseason MVP der LCS und World Series wurde.
Word Series: Justin Turner von den Dodgers positiv auf Covid-19 getestet
Kurz nach dem Spiel wurde bekannt, dass Dodgers-Third-Baseman Justin Turner, der überraschend im achten Inning ausgewechselt wurde, positiv auf Covid-19 getestet worden war. Commissioner Rob Manfred bestätigte den positiven Test nach dem Spiel bei Fox: "Das ist ein bittersüßer Abend für uns."
Turner ist der erste Spieler, der seit Beginn der Playoffs positiv getestet wurde. "Ich fühle mich großartig, ich habe überhaupt keine Symptome" schrieb Turner auf Twitter. Seine Teamkollegen sollten am späten Dienstagabend Ortszeit noch einmal getestet werden.
Laut ESPN war Turners Test vom Montag nicht eindeutig, bevor am Dienstag ein positives Testergebnis erzielt wurde. Turnier wurde umgehend aus dem Spiel genommen, als das Team informiert wurde. Allerdings kehrte er rund eine Stunde nach Spielende zurück aufs Feld und machte Fotos mit der Trophäe und dem Teamkollegen. Dabei trug er zwar eine Maske, hielt aber keinen wirklichen Abstand zu seinen Teamkollegen und Manager Dave Roberts.
Andrew Friedman, President of Baseball Operations bei den Dodgers, sagte: "Wenn andere um ihn herum keine Maske aufhatten, dann sieht das nicht gut aus. Jetzt ist es wichtig, dass wir alle negativ getestet werden." Mookie Betts verteidigte seinen Teamkollegen: "Er ist ist Teil des Teams. Wir schließen ihn nicht aus."
MLB - World Series 2020: Los Angeles Dodgers - Tampa Bay Rays, Spiel 6
Ergebnis: 3:1 BOXSCORE - Dodgers gewinnen die World Series 4-2
Dodgers vs. Rays: Die wichtigsten Statistiken
- Arozarenas 10. Homerun dieser Postseason war freilich ein neuer Rekord. Es war aber auch sein erst dritter Homerun in dieser Saison - von 17 insgesamt -, der ihm nicht gegen einen Fastball gelang. Dieser Homerun kam durch einen Slider, der die Außenkante der Strikezone verpasste hatte.
- Snell ist der erste Pitcher, der in den ersten 4 Innings eines Spiels der World Series mindestens 9 Strikeouts geschafft hat seit Sandy Koufax 1963 für die Dodgers gegen die Yankees in Spiel 1. Koufax pitchte damals ein Complete Game und schaffte 15 Strikeouts bei einem 5:2-Sieg.
- Nick Anderson setzte eine unrühmliche Serie fort: Er hat nun in seinen letzten sieben Einsätzen in der Postseason nacheinander jeweils mindestens einen Run zugelassen.
- Mookie Betts schlug seinen zweiten Homerun in dieser World Series und ist damit erst der dritte Spieler mit mehreren Homeruns und mindestens 4 Stolen Bases in einer World Series. Seine Vorgänger sind Lenny Dykstra (1993) und Lou Brock (1968).
Der Star des Spiels: Mookie Betts (Dodgers)
Betts (2-4, 2 R) machte offensiv mal wieder den Unterschied. Er brachte den Run zum Ausgleich durch Barnes im sechsten Inning mit seinem Double in Position, anschließend scorte er den Run zur Führung und erhöhte selbige mit einem Homerun. Dabei zeigte er sich auch von den zwei Strikeouts zu Beginn nicht beeindruckt.
Der Flop des Spiels: Nick Anderson (Rays)
Das Spiel stand im Grunde von Anfang bis Ende auf der Kippe, sodass jeder kleine Fehler letztlich einen großen Unterschied machte. Anderson machte mindestens zweieinhalb davon. Er kam rein und bekam direkt einen Fastball um die Ohren geschlagen, der zu viel von der Platte erwischte. Anschließend erlaubte er den Ausgleich durch einen Wild Pitch und dann schlug Seager einen Curveball, der zwar nicht direkt schlecht, aber wohl ein wenig zu hoch war, um nicht zumindest halbwegs effektiv getroffen zu werden.
Zu hinterfragen ist aber natürlich auch, warum Cash nicht einfach seinen dominanten Starter im Spiel gelassen hat, doch die Rays haben einen gewissen Prozess, der sie bis hierhin gebracht hat. Insofern werden sie wohl irgendwie mit der Entscheidung leben können.
Analyse: Dodgers vs. Rays - Taktische Besonderheiten
- Die Rays stellten ihr Lineup mal wieder um. Gegen Rechtshänder Gonsolin schlug dieses Mal erstmals First Baseman Ji-Man Choi Lead-Off, während mit Austin Meadows an 3 und Brandon Lowe an 4 zwei weitere Batter, die von der linken Seite schlagen, dieses Mal sogar direkt nacheinander schlugen. Etwas, was Cash bis dahin vermieden hatte, um nicht in Probleme gegen einen dominanten Linkshänder später im Spiel zu geraten.
- Die Dodgers wiederum setzten auf ihr übliches Lineup gegen Linkshänder, wobei Austin Barnes der Catcher blieb und damit Will Smith einmal mehr den Designated Hitter gab. Der Rest war wie immer in der Konstellation mit A.J. Pollock im Left Field für Joc Pederson und Chris Taylor damit an der zweiten Base.
- Dodgers-Manager Dave Roberts zeigte erneut eine sehr kurze Leine für Starter/Opener Tony Gonsolin. Nachdem er im ersten Inning noch geduldig blieb trotz zwei Base Runnern nach dem Homerun, zog er im zweiten Inning mit erneut zwei Base Runnern die Reißleine, was auch damit zu tun gehabt haben dürfte, dass der nächste Batter Arozarena war. Dem sollte Gonsolin nicht ein zweites Mal gegenübertreten. Also kam Dylan Floro, der den Kubaner ausmachte. Im dritten Inning dann übernahm Linkshänder Alex Wood gegen die besagten zwei linkshändigen Schlagleute in einem sauberen Inning, also ohne Base Runner. Letzteres ist angenehm für Wood, der eigentlich Starter ist und daher lieber aus der Windup-Position pitcht.