Die Denver Nuggets kämpfen mit einem unerfahrenen General Manager um den Franchise-Star, die Charlotte Bobcats holen sich einen der größten NBA-Flops aller Zeiten. Memphis Grizzlies-Besitzer Michael Heisley leistet sich eine Peinlichkeit nach der nächsten, David Kahn macht Harakiri bei den Minnesota Timberwolves. Bei den kriselnden Detroit Pistons hängt das "For Sale"-Schild an der Tür und die Indiana Pacers schreiben eine neue Ära der Spieler-Skandale. In der NBA brennt es.
Denver Nuggets: Viele Fragezeichen und eine offene Zukunft
Zwar hatten die Denver Nuggets keinen Einfluss auf die großen Transfers im Sommer und machten diesbezüglich nur mit der Verpflichtung von Al Harrington auf sich aufmerksam, ruhig verlief die Offseason in Denver deswegen aber noch lange nicht. Zahlreiche Nebenkriegsschauplätze sorgten für einen turbulenten Sommer.
Franchise-Player Carmelo Anthony beschäftigte sich in der spielfreien Zeit lieber damit, die Schönheiten New Yorks zu preisen, statt Treuebekundungen gen Denver zu schicken. Der Vertrag des Superstars läuft im nächsten Jahr aus und es ist offensichtlich, dass es Melo aus Denver wegzieht.
Ein Neuling als General Manager
Der von Denver angebotene neue Vertrag zu maximalen Bezügen liegt jedenfalls vor, Anthony will diesen aber nicht unterschreiben. Dementsprechend schwer ist die Aufgabe, den Superstar davon zu überzeugen, doch bei den Nuggets zu bleiben.
Die Mammut-Aufgabe übernehmen soll der neue General Manager Masai Ujiri, der in der NBA ein noch relativ unbeschriebenes Blatt ist. Der gebürtige Afrikaner arbeitete als Scout für die Orlando Magic und Toronto Raptors. Von 2003 bis 2007 war er schon als Scout für die Denver Nuggets aktiv.
Ujiri war aber nicht die erste Option auf den Posten als GM. Die Gespräche mit Ex-Suns-Direktor David Griffin scheiterten allerdings, weil die Nuggets nicht bereit waren, das von Griffin verlangte Gehalt zu zahlen. Bei seinem Antritt erklärte Ujiri die Vertragsverlängerung Anthonys zur obersten Priorität. "Ich weiß noch nicht, was ich ausrichten kann, bin aber gespannt auf die Treffen mit Melo. Das hier ist Melos Team und auch seine Stadt. Er hat hier sein Vermächtnis aufgebaut", so der gebürtige Nigerianer.
Smith sorgt für Aufsehen
Als wären die Wechselgerüchte um Anthony nicht schon genug, sorgte auch J.R. Smith wieder einmal für Schlagzeilen, weil er Stress mit der Polizei hatte.
In einem Pickup-Game soll es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Smith und einem anderen Basketballer, der nicht in der NBA spielt, gekommen sein. Wie fit Coach George Karl nach seiner kräftezehrenden Krebsbehandlung ist, bleibt ebenfalls fraglich.
Zusammengefasst gehen die Nuggets mit einem gänzlich unbekannten und unerfahrenen General Manager, einem angeschlagenen Trainer und einem abwanderungswilligen Franchise-Player in die neue Saison. Die Voraussetzungen könnten besser sein.
Die Denver Nuggets in der mySPOX-Analyse
Charlotte Bobcats: Gescheiterte Stars und ein Draft-Flop
Kaum geht Michael Jordan in seine erste Offseason als Teambesitzer der Charlotte Bobcats tätigen diese einige fragwürdige Transfers und stehen vor der neuen Saison unnötigerweise schlechter da, als zum Schluss der letzten Spielzeit.
Mit Raymond Felton wechselte der letztjährige Starting-Point-Guard zu den New York Knicks. Felton war zwar nicht der Star des Teams, wurde von Coach Larry Brown aber zu einem sehr guten Point Guard geformt.
Ein adäquater Ersatz wurde nicht verpflichtet. Lediglich der verletzungsanfällige Shaun Livingston, dessen Fitness noch immer fraglich bleibt, ist neu als Point Guard.
Dampier kommt aus Dallas
Im für die Bobcats größten Deal des Sommers gab man den in Charlotte unglücklichen Tyson Chandler gemeinsam mit Alexis Ajinca nach Dallas ab. Dafür holten sich die Raubkatzen neben Erick Dampier und Eduardo Najera auch den mit einem viel zu großen Vertrag ausgestatteten Matt Carroll zurück.
Dampier entließen die Bobcats noch vor der Saison, um die drohende Luxusstuer zu umgehen. Ohne Damp steht Charlotte auf der Center-Position ziemlich blank da. Die Rotation lehrt wohl keinem Gegner das Fürchten, besteht sie doch aus Nazr Mohammed, DeSagana Diop und Kwame Brown.
Jordan holt Kwame zurück
Im Kader steht also genau der Kwame Brown, den Michael Jordan im Draft 2001 mit dem ersten Pick nach Washington holte. Der Center, der im Laufe seiner NBA-Karriere in jedem Team maßlos enttäuschte.
Die Verpflichtung des vielleicht schlechtesten Nummer-1-Draftpicks der NBA-Geschichte setzt die Krone auf eine durch und durch schwache Offseason, in der die Vertragsverlängerung des talentierten Shotblocker Tyrus Thomas fast wie ein Hoffnungsschimmer wirkt. Bedenkt man aber, dass Thomas acht Millionen Dollar pro Jahr erhält, relativiert sich auch diese Aussage ziemlich schnell.
Denver Nuggets und Charlotte Bobcats
Memphis Grizzlies und Minnesota Timberwolves
Detroit Pistons und Indiana Pacers
Memphis Grizzlies: Der verrückte Besitzer
Dass Michael Heisley zu der Art NBA-Teambesitzer gehört, den sich die meisten Spieler und Fans nicht unbedingt für ihre Franchise wünscht, ist hinlänglich bekannt. Heisley gilt als dickköpfig und knauserig. Er mischt sich gerne in alltägliche Basketballentscheidungen seiner Franchise ein, obwohl er nur über marginales Basketball-Fachwissen verfügt.
Der negative Höhepunkt von Heisleys Herrschaft in Memphis ist wohl in diesem Sommer erreicht. Zunächst boten die Grizzlies gleich am ersten Tag der Free Agency Small Forward Rudy Gay einen fragwürdigen Fünfjahresvertrag an.
Der ansonsten so geizige Heisley investierte ohne Not viel Geld in einen guten, aber nicht überragenden Spieler. Nicht umsonst sagte Gay, der in fünf Jahren 82 Millionen Dollar verdienen wird, zum Vertragsabschluss: "Ich fühle mich, als hätte ich einen Oscar oder etwas Ähnliches gewonnen."
Heisley entdeckt das CBA für sich
Die wirkliche Farce ist aber der seit dem Draft andauernde Streit um die Verpflichtung der Rookies Xavier Henry und Greivis Vasquez. Während alle Top-Rookies mittlerweile einen Vertrag bei ihren Klubs unterzeichnet haben, feilscht Heisley beim zwölften Draftpick Henry und auch bei Draftpick Nummer 28 Vasquez noch immer um Vertragsdetails.
So wurde der Grizzlies-Besitzer erst in diesem Jahr darüber aufgeklärt, dass die Statuten im Collective Bargaining Agreement explizit leistungsbezogene Boni erlauben.
Diese Statuten werden in der NBA aber meistens nicht beachtet, da es eine ungeschrieben Regel ist, Rookies den üblichen Maximalsatz zu zahlen. Auch Heisley zahlte seinen bisherigen Draftpicks immer genau diesen Betrag. Solche Rookieverträge treiben dabei keine Franchise in den Ruin.
Verhandlungen gehen weiter
Die relativ günstigen Spieler sind immer eine Investition in die Zukunft. Der Unterschied zwischen einem Rookie-Maximalvertrag und einem leistungsbezogenen Rookie-Vertrag ist nur marginal.
Heisley zeigt aber offensichtlich, dass er zum einen keine Basketball-Kompetenzen vorweist und zum anderen rein finanzielle Interessen hat, worunter Henry und Vasquez jetzt zu leiden haben. Die Rookies stecken weiter in zähen Verhandlungen mit den Grizzlies.
Die Memphis Grizzlies in der mySPOX-Analyse
Minnesota Timberwolves: Harakiri und eine Zeitungsanzeige
Was zum Teufel macht David Kahn? Der Sportdirektor der Timberwolves muss einen bestimmten Plan mit dem Team verfolgen, anders sind seine rätselhaften Offseason-Aktivitäten nicht zu erklären. Der Klub erklärte sogar in einer ganzseitigen Zeitungsanzeige die Stärken, aber auch die Schwächen des Teams inklusive einer Strategie zur künftigen Verbesserung der Situation. Damit wollen die Timberwolves Transparenz schaffen.
Mit Al Jefferson ließen die Wolves ihren besten Spieler für quasi nichts (Zwei Erstrundenpicks plus Kostas Koufos) nach Utah ziehen. Statt das freigewordene Geld in gute Free Agents zu investieren, gab Kahn Center Darko Milicic einen Vierjahresvertrag, der diesem 20 Millionen Dollar einbringt.
Eben jenem Milicic, der in seiner bisherigen NBA-Laufbahn ausnahmslos hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch die vier Millionen Dollar, die Nikola Pekovic im kommenden Jahr verdienen wird, scheinen für einen Spieler ohne jede NBA-Erfahrung etwas übertrieben.
Die Minnesota Timberwolves in der mySPOX-Analyse
Die Sucht nach Point Guards
Daneben ging Kahn seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Point Guards verpflichten. Obwohl ein Aufbauspieler in der Triangle Offense von Coach Kurt Rambis nur eine untergeordnete Rolle spielt, zogen die Timberwolves im letzten Jahr schon drei davon im Draft. Während Johnny Flynn unter Vertrag genommen wurde, schickten die Wolves Ty Lawson nach Denver. Ricky Rubio blieb erst einmal in Spanien.
Nachdem mit Ramon Sessions bereits letzte Saison ein zusätzlicher Point Guard verpflichtet wurde, holte Minnesota in Luke Ridnour jetzt schon wieder einen Point Guard. Sessions wurde währenddessen gegen den schwächeren Point Guard Sebastian Telfair eingetauscht. Johnny Flynn fällt bis weit in die neue Saison hinein aus.
Als neuer Hoffnungsträger wurde der charakterlich höchst problematische Michael Beasley verpflichtet, der auf der gleichen Position wie Kevin Love spielt. Genau das war der eigentliche Grund, weswegen die Timberwolves Al Jefferson abgaben.
Love ist gespannt
Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass Ricky Rubio angesichts eines Überflusses an Point Guards und einem deutlichen Mangel an Perspektiven keine wirkliche Lust verspürt, zum wohl schlechtesten und chaotischsten Team der NBA zu wechseln.
Der derzeitige Star Kevin Love äußerte sich jedenfalls fast schon resigniert: "Ich hoffe, dass wir einen Plan haben. Ich weiß nicht, wie der im Moment aussieht. Wir haben offensichtlich viele Wechsel getätigt. Ich gehe einfach raus und spiele, die Entscheidungen treffe ich nicht. Ich hoffe einfach, dass wir als Team besser werden."
Denver Nuggets und Charlotte Bobcats
Memphis Grizzlies und Minnesota Timberwolves
Detroit Pistons und Indiana Pacers
Detroit Pistons: Eine Franchise verliert ihr Gesicht
Es ist gar nicht so lange her, da galten die Detroit Pistons als das konstanteste Team der NBA. 2008 noch stand Detroit in den Finals der Eastern Conference. Zwei Jahre später versinkt die Franchise im Nirgendwo und die Meisterschaft von 2004 scheint eine Ewigkeit her zu sein.
In der letzten Saison holten die Pistons gerade einmal 27 Siege, so wenige wie seit 16 Jahren nicht mehr. Und die Aussichten auf Besserung sind nicht gerade prächtig.
Nach dem Tod von Besitzer Bill Davidson steht die Franchise zum Verkauf. Karen Davidson, die Witwe des verstorbenen Teambesitzers, will die Pistons noch vor der Beginn der Saison verkaufen. Zuletzt hatte vor allen Dingen Pizza-Milliardär Mike Ilitch, der bereits die Detroit Red Wings und Tigers besitzt, sein Interesse bekundet.
Was bringt McGrady?
Angesichts eines in die Jahre gekommenen Teams, stetig nachlassenden Zuschauerzahlen und der gerade in der Industriestadt Detroit schwierigen wirtschaftlichen Situation fällt ein gewinnbringender Verkauf aber noch schwerer.
Dass Tracy McGrady das Schicksal des Teams beeinflussen kann, ist nicht wahrscheinlich. Der für das Minimum-Gehalt von 1,3 Millionen Dollar verpflichtete Small Forward hat nach Verletzungen viel von seiner früheren Stärke eingebüßt und wird wohl nicht einmal in der Starting 5 stehen.
Dennoch ist T-Mac hochmotiviert und träumt sogar wieder von besseren Zeiten: "Wir haben alle das Ziel, wieder eine Meisterschaft zurück in diese großartige Stadt zu bringen. Ich werde alles tun, um dieses Ziel zu erreichen. Mach dich bereit Motown, es wird eine aufregende Saison."
Neuverpflichtungen enttäuschen
Dass McGradys Ziele in Erfüllung gehen, scheint ferner denn je. Die im letzten Jahr für viel Geld verpflichteten Free Agents Ben Gordon und Charlie Villanueva enttäuschten auf ganzer Linie und halfen dem Team nicht. Von beiden Spielern, die am College bereits gemeinsam spielten, erwarteten sich die Verantwortlichen deutlich mehr.
Im diesjährigen Draft wählten die Pistons mit Greg Monroe einen talentierten Big Man, der allerdings noch Zeit braucht, um sich an die NBA zu gewöhnen. Zeit, die auch Detroit benötigt, um wieder aus dem Tabellenkeller der NBA herauszukommen.
Indiana Pacers: Täglich grüßt das Murmeltier
Die Indiana Pacers waren in den bisher spektakulärsten Trade der Offseason verwickelt. In einem Vier-Team-Trade schickte die Franchise aus Indianapolis mit Troy Murphy ihren besten Rebounder nach New Jersey. Dafür bekamen die Pacers den hochtalentierten und umworbenen Darren Collison von den New Orleans Hornets gemeinsam mit Veteran James Posey.
Der Verjüngungskurs der Pacers schreitet damit voran. Im Draft wurden mit Paul George an zehnter Stelle und Lance Stephenson an vierzigster Stelle zwei vielversprechende Rookies gezogen. Stephenson gilt sogar als wahrer Draft-Steal mit hohen Veranlagungen.
Das Front Office in Indiana machte also einen soliden Job und der Sommer wäre ein ruhiger geworden, wenn da nicht wieder einmal die Spieler selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht und alte Dämonen heraufbeschworen hätten.
Stephenson außer Kontrolle
Sei es Ron Artest, der während des berühmten Brawl der Pacers gegen die Pistons auf Detroiter Zuschauer einprügelte, oder Stephen Jackson, der in Indiana mehr Gesetze brach als Körbe traf: Die Franchise hatte in letzter Zeit immer wieder Probleme mit ihren Spielern, die den Ruf des Teams in den Dreck zogen.
Kaum hatten die Pacers Rookie Stephenson unter Vertrag genommen, wurde dieser verhaftet, weil er seine Freundin nach einem Streit die Treppen herunterstieß und anschließend ihren Kopf mit Gewalt auf die unterste Stufe schlug. Der 19-Jährige ist derzeit auf Kaution frei, muss aber am 19. Oktober vor Gericht erscheinen.
Rush fällt durch Drogentest
Wäre das nicht schon genug Unheil, muss Indiana in den ersten fünf Spielen der Saison auch noch auf Brandon Rush verzichten, weil dieser in der letzten Saison durch drei Marihuana-Tests fiel und damit das Anti-Drogen-Abkommen der Liga verletzte. Sportdirektor Larry Bird sagte dazu nur: "Wir tun, was wir können um Brandon dabei zu helfen, weiter nach vorne zu gehen."
Viel mehr bleibt den Pacers auch nicht übrig. Sie müssen darauf vertrauen, dass die aktuellen Spieler den Ruf des Klubs nicht noch weiter schädigen.
Denver Nuggets und Charlotte Bobcats
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