"Es kommt eine Katastrophe auf uns zu"

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21. Dezember 201009:10
Lakers-Superstar Kobe Bryant ist häufig in Diskussionen mit den Refs verstricktGetty
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Erleidet Dirk Nowitzki mit den Dallas Mavericks wieder das gleiche Schicksal? Was würde ein Ausfall eines Superstars für das Dream Team der Miami Heat bedeuten? Und warum droht der Liga ein Riesen-Eklat? Ex-Handball-Star und NBA-Experte Christian "Blacky" Schwarzer und die drei SPOX-Redakteure Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann diskutieren vor dem Start der neuen NBA-Saison die fünf wichtigsten Thesen.

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These: 50 Siege und 1. Playoff-Runde - den Mavs geht's wie immer.

Christian Schwarzer: Ich glaube schon, dass die Mavs 50 Spiele gewinnen können, aber mir wäre es lieber, wenn sie in der Regular Season mal weniger Spiele gewinnen und dafür in den Playoffs beispielsweise als Achter den Ersten rausfeuern würden. Das Potenzial, um weit zu kommen, ist auf jeden Fall da - sie müssen es nur abrufen. Seit der Finals-Niederlage gegen Miami haben die Mavs in den Playoffs irgendwie ihre Probleme, dabei haben sie eigentlich genug Veteranen, die wissen, was in den Playoffs los ist. Das ist mir ein bisschen unverständlich. Ich hoffe einfach, dass sie in dieser Saison den Knoten zum Platzen bringen. Dass sie in die Finals kommen und Dirk endlich seinen Ring gewinnt.

Haruka Gruber: Auf dem Papier macht Dallas wie jedes Jahr einen guten bis ordentlichen Eindruck. Der Kader ist tief und vielseitig besetzt, so dass sich die Mavs auf jeden Gegner einstellen können. Hinzu kommt die Erfahrung, laut NBA-Mär der Schlüssel eines jeden erfolgreichen Teams. Nur: Letzte Saison hat gezeigt, dass Variabilität und Veteranship selbst gegen die überalterten Spurs nicht ausreichen. Entscheidend ist ein zweiter Superstar, und bei keinem Topteam ist der Qualitätsunterschied zwischen dem Go-to-Guy und dem Sidekick so groß wie bei Dallas. Nowitzki kann nicht viel besser spielen als letztes Jahr, außerdem fehlt ihm ein angemessener Backup, bei Kidd und Terry wird es keine großen Sprünge mehr geben, Beaubois steigt ohne Vorbereitung in die Saison ein, Marion muss sich an die Bankrolle gewöhnen, Haywood spielt wankelmütig, Barea ist zu klein und Jones ein Grünschnabel. Und Chandler bringt basketballerisch alles mit für einen Center von Format, aber in seiner Karriere war er nie einer, der ein Team mitzureißen wusste. Wenn es lief, gehörte er zu den Besseren. Wenn es kriselte, ging Chandler immer mit unter. Das sollte den Mavs bekannt vorkommen. Von daher: Mit Glück bei der Playoff-Setzliste ist die zweite Runde drin, mehr nicht.

Philipp Dornhegge: Dass sie 50 Spiele gewinnen können, glaube ich auch, weil sich das Gleichgewicht an guten und schlechten Teams im Westen eigentlich stetig hält. Houston und die Clippers sind besser geworden, dafür werden Phoenix und Denver deutlich schlechter sein. Ich bin der Meinung, dass Chandler eine gute Verpflichtung war, weil er in Sachen Defense und Rebounds dem Team helfen und sich in der Regular Season auch exzellent mit Kidd verstehen wird. Gerade was so Späße wie Alley-oops angeht. In den Playoffs wird das dann aber wiederum keine Rolle spielen. Ich sehe die Lakers alleine auf weiter Flur, dahinter sind sechs Teams gleichauf - deshalb kann ich fast keine Prognose abgeben, was mit den Mavs passieren wird. Es wird viel davon abhängen, wie sie ihre Division abschließen. Dort haben sie mit Houston und San Antonio große Konkurrenz. Wenn sie die Division gewinnen, könnte ich mir schon vorstellen, dass sie die 1. Runde überstehen.

Florian Regelmann: Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. So leid es mir für Dirk tut, es gibt für mich keinen einzigen Grund, warum es in dieser Saison plötzlich anders laufen soll. Ich habe sehr großes Vertrauen in die Mavs als Regular-Season-Team, sie werden ihre 50 Spiele gewinnen, aber ich habe null Vertrauen in die Mavs als Playoff-Mannschaft. Das Talent ist unbestritten vorhanden, aber ich sehe weiterhin nicht genug Winner-Typen in der Truppe, die die nötige mentale Toughness in den Playoffs besitzen. Jason Kidd funktioniert in der Regular Season noch gut als Point Guard, aber in den Playoffs kannst du mit ihm nichts gewinnen. Es gibt nicht einen Point Guard im Westen, von dem er da nicht schwindlig gespielt wird. Kurzum: Es gibt Mannschaften, die finden, wenn es darauf ankommt, immer einen Weg, um Spiele zu verlieren. Und so eine Mannschaft sind die Mavs für mich. Deshalb langweilen sie mich auch, um ehrlich zu sein.

Christian Schwarzer: Da muss ich noch mal kurz einhaken. Ich habe immer noch den Glauben, dass Sportler aus ihren Fehlern lernen. Das ist meine grundsätzliche Einstellung zum Leistungssport. Wenn Fehler vernünftig analysiert werden, dann können sie auch abgestellt werden. Die Mavs haben in den letzten Playoffs wieder unbestritten Fehler gemacht, aber ich hoffe immer noch, dass sie ihre Lehren draus gezogen haben und noch ziehen werden. Und wenn sie das machen, können sie die 1. Runde auch locker überstehen. Ich denke da positiv. Vielleicht passiert ja auch noch was an der Trade-Front, Mark Cuban ist ja immer für eine Überraschung gut.

These 2: Fällt einer der 3 Superstars der Heat aus, sind ihre Titelchancen dahin.

These 3: Ein gesunder Blake Griffin ist schon jetzt einer der Top-5-Power-Forwards.

These 4: Die New York Knicks erreichen in dieser Saison die Playoffs.

These 5: Die neue Regelung für Technische Fouls ist richtig und sinnvoll.

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These: Fällt einer der 3 Heat-Superstars aus, ist der Titel weg.

Haruka Gruber: Ja. Das Heat-Management wird zurecht dafür gerühmt, trotz knapper Kassen Rollenspieler verpflichtet zu haben, die nahezu perfekt James, Wade und Bosh ergänzen. Der einzige, aber eben auch womöglich folgenschwere Haken daran: Die Rollenspieler sind allesamt Spezialisten, die einzig und alleine danach ausgesucht worden sind, ob sie etwas beitragen, zu dem die drei Superstars nicht fähig sind. Anthony und Haslem erledigen für Bosh die Drecksarbeit am Brett, Miller, Jones und House wiederum treffen im Gegensatz zu James und Wade hochprozentig von außen. Doch sie sind - böse formuliert - allesamt nur Fachidioten, die eben nur ihre eine Spezialfähigkeit überdurchschnittlich gut beherrschen. Vielleicht könnte der etwas vielseitigere Miller entweder James oder Wade ersetzen, doch er ist erst einmal selbst verletzt. Von daher: Gegen mittelmäßige oder schwache Mannschaften reichen auch mal ein, zwei Superstars. Gegen die Lakers, Celtics und Magic hingegen hätte ein Ausfall fatale Folgen.

Philipp Dornhegge: Zu der These habe ich eine dreigeteilte Meinung. Zum einen hat Miami für mich nur zwei Superstars. Bosh ist ein All-Star, aber sicher kein Superstar. Zu glauben, dass Bosh für LeBron und Wade das gleiche ist, was Gasol für Kobe ist, ist totaler Irrsinn. Zu glauben, dass Bosh in einer kritischen Situation durch einen Rebound, Block oder Traumpass ein Spiel entscheiden kann, oder dass er in den Playoffs mit Post-Moves irgendjemanden schwindlig spielen könnte, halte ich wirklich für Wahnsinn. Deshalb muss man unterscheiden. Wenn Bosh ausfällt, sind die Heat einen Tick schlechter, aber immer noch im Rennen um die Meisterschaft. Wenn Wade ausfällt, hat LeBron die gleiche Situation wie in Cleveland. Dann hat er einen akzeptablen Power Forward und ganz gute Rollenspieler um sich herum, da wird gegen Boston oder Orlando der letzte Tick fehlen. Und wenn LeBron weg ist, ist es ohnehin aus und vorbei.

Florian Regelmann: Was Bosh angeht, kann ich Philipp nur zustimmen. Wenn der wegbricht, ist das bei weitem nicht das gleiche, als wenn einer von den anderen Jungs verletzt ist. Dann haben sie immer noch LeBron und D-Wade. Und jede Mannschaft, die LeBron und D-Wade hat, hat auch eine Chance auf den Titel. Wenn von den beiden einer ausfällt, ist es allerdings sofort vorbei. Egal, wer das ist. Selbst in kompletter Besetzung wird es schwer genug. Auf der Point-Guard- und Center-Position sind sie der Konkurrenz hoffnungslos unterlegen, das wird noch ein Riesenproblem. Außerdem frage ich mich, ob die Chemie noch stimmen wird, wenn die ersten Sachen daneben gehen. Wer bekommt den letzten Schuss? James oder Wade? Es ist für mich immer noch nicht nachvollziehbar und absolut unfassbar, dass ein Superstar vom Kaliber eines LeBron James zum Team eines anderen Superstars geht. Das macht man nicht. Die Miami Heat werden immer Dwyane Wades Team sein, nie LeBron James' Team. Dazu die Art und Weise der Verkündung, LeBron ist auf meiner Beliebtheitsskala weit unter Null gesunken.

Christian Schwarzer: Ich sehe es auch so, dass LeBron da in gewisser Weise einen Ehrenkodex gebrochen hat. Deshalb sind ehemalige Superstars ja auch so verwundert über ihn. Ob er mit Miami den Titel holt, wird meiner Meinung nach auch weniger von Ausfällen abhängen. Wir sind uns einig, dass Bosh kein Superstar ist, sondern ein All-Star, der Basketball arbeitet und den anderen Jungs den Rücken freihalten muss. Wenn zwei Jungs ausfallen, vor allem LeBron und Wade, wird es sicher ganz schwer, aber wenn nur einer ausfällt, sind meiner Meinung nach noch genug Spieler da, die das kompensieren können. Auch wenn es mit dem Handball nicht perfekt zu vergleichen ist: Wir haben früher auch Ausfälle von Stefan Kretzschmar, Daniel Stephan oder Markus Baur verkraftet, obwohl das in dem Sinne unsere Superstars waren. Die Heat werden nicht gleich zusammenbrechen, wenn da einer mal weg ist. Für mich ist es auch viel interessanter, wie sie sich als Team finden. Das könnte in der Tat ein Problem werden. Gute Einzelspieler machen noch keine gute Mannschaft, das ist einfach so. Wer bekommt wann wie viele Bälle? Ich schätze die Jungs zwar nicht so ein, dass es da Probleme mit ihren Egos geben wird, sie haben sich ja extra für den Erfolg zusammen getan. Aber leicht wird es nicht sein, dass sie eine echte Einheit werden.

These 1: 50 Siege und 1. Playoff-Runde - den Mavs geht's wie immer.

These 3: Ein gesunder Blake Griffin ist schon jetzt einer der Top-5-Power-Forwards.

These 4: Die New York Knicks erreichen in dieser Saison die Playoffs.

These 5: Die neue Regelung für Technische Fouls ist richtig und sinnvoll.

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These: Ein gesunder Blake Griffin ist einer der Top-5-Power-Forwards.

Philipp Dornhegge: Es gibt keinen Zweifel, dass Griffin ein super Spieler ist, aber außer in der Preseason, die im Prinzip keine Bedeutung hat, hat er noch nichts gezeigt. Er hat sein Talent angedeutet, mehr nicht. Im Vergleich zu einem Nowitzki oder Duncan, auch einem West, muss er sich erst noch behaupten. Und dank des Spielplans hat er auch sofort die Chance dazu. In den ersten neun Spielen trifft er gleich auf die ganzen Top-Power-Forwards im Westen. Da bin ich mal gespannt, wie er sich schlägt. Aktuell sehe ich ihn maximal in den Top 10. Ich bin mir aber recht sicher, dass er sofort als Starter im All-Star-Team stehen wird. Mit seiner Spielweise hat er da keine Konkurrenz, da Dirk für die Amerikaner nicht interessant genug und Duncan zu alt ist. Wer soll ihn da gefährden?

Christian Schwarzer: Das mag sein. Das ist ja immer das Problem bei Publikumsabstimmungen. Ich hoffe, dass Griffin fit bleibt und die Clippers endlich mal besser macht. Das würde mich auch sehr für Chris Kaman freuen, den ich bei den Olympischen Spielen kennengelernt habe. Das ist ein sehr guter Typ, mit dem man viel Spaß haben kann. Es würde mir gefallen, wenn die Clippers eine bessere Rolle spielen könnten. Ich mag auch Baron Davis. Was Griffin angeht: Das Potenzial zum Superstar hat er, auch wenn eine schwere Knieverletzung am Anfang einer Karriere schon bedenklich ist. In den Top 5 sehe ich ihn aber noch nicht, das muss er erst noch zeigen. Ich tue mich grundsätzlich schwer damit, dass Jungs so schnell hochgejubelt werden. Die müssen erst mal beweisen, dass sie so gut sind, wie sie es andeuten. Er hat das Potenzial, aber dass er sofort da oben reinschießt, glaube ich nicht.

Haruka Gruber: Niemals gehört er zu den Top Five. Eine simple Einordnung in drei Kategorien genügt. Zur A-Kategorie gehören Nowitzki, Bosh, Stoudemire, Duncan und vielleicht Garnett. In die B-Kategorie zählen Power Forwards, die stabil um die 20/10 liefern können: Boozer, Lee, Randolph, Jamison, Millsap, West, Aldridge, Harrington. Und dann gibt's die C-Kategorie mit Spielern wie Lewis, Odom, Smith, Love, Scola, Murphy und Green. Wenn sich Griffin auf Anhieb irgendwo zwischen der B- und C-Kategorie einordnen kann, wäe es angesichts der großen Konkurrenz schon ein Erfolg, die A-Kategorie ist aber unantastbar, selbst für ein Talent wie Griffin.

Florian Regelmann: Also wir sind uns ja einig, dass er sich erst beweisen muss. Das ist ja gar nicht die Frage. Aber ich bin deutlich mehr überzeugt von ihm als Haruka. Für mich gehört er sofort in die hintere A-Kategorie. Spätestens Ende des Jahres wird das jeder so sehen - und in einigen Jahren wird er sowieso die Nummer eins sein. Aktuell gehört der ganze Hype irgendwie John Wall, aber wenn ich die Wahl zwischen Griffin und Wall hätte, würde ich immer Griffin nehmen.

Philipp Dornhegge: Da muss ich eine Lanze für Wall brechen. Ich würde jederzeit Wall nehmen. Er wird schätzungsweise um die 16 Punkte und 8 Assists liefern, was für einen Rookie-Point-Guard überragend ist, und vor allem macht er alle Spieler um sich herum eine Klasse besser. Ich glaube nicht, dass Griffin so einen großen Einfluss auf das Team haben wird, auch wenn er riesige Stats auflegt.

Florian Regelmann: Einspruch. Erstens sind gute Point Guards zwar rar gesät, aber Big Men, die in die Liga kommen und sofort 20 Punkte und 10 Rebounds liefern, gibt es noch viel weniger. Griffin ist außerdem kein normaler Basketball-Spieler, er ist eine Bestie. Es gibt ganz wenige Sportler, die einen von der Couch reißen, wenn man sie im TV sieht. Griffin schafft das bei mir, das schafft sonst fast nur Roger Federer. Und mit dieser spektakulären Spielweise wird er seine Mannschaft meiner Meinung nach absolut mitreißen und jeden Mitspieler anstecken.

These 1: 50 Siege und 1. Playoff-Runde - den Mavs geht's wie immer.

These 2: Fällt einer der 3 Superstars der Heat aus, sind ihre Titelchancen dahin.

These 4: Die New York Knicks erreichen in dieser Saison die Playoffs.

These 5: Die neue Regelung für Technische Fouls ist richtig und sinnvoll.

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These: Die New York Knicks erreichen in dieser Saison die Playoffs.

Florian Regelmann: Eindeutiges Ja. Auch wenn die Knicks im Sommer nicht wie erhofft LeBron bekommen haben, ist die Mannschaft so stark wie lange nicht mehr. Amare Stoudemire passt perfekt ins System von Mike D'Antoni. Dazu bin ich ein großer Fan von Raymond Felton. Der Junge passt ebenfalls perfekt ins System und hat das Zeug zu einem richtig guten NBA-Point-Guard, er ist hundert Klassen besser als Chris Duhon. Ich bin auch sehr überzeugt von der Entwicklung von Danilo Gallinari - und ich finde, dass die Knicks aus dem David-Lee-Sign-and-Trade ein Top-Geschäft gemacht haben. Es ist zwar bitter, dass der Publikumsliebling weg ist, aber dafür haben sie mit Anthony Randolph einen Mann gekriegt, der das Zeug zu einem der besten Sixth Men der Liga hat. Auch Azubuike ist ein guter Spieler, wenn er wieder fit ist. Es gibt nur eine Sache, die die Knicks jetzt nicht machen dürfen: Die Geduld verlieren und zu viel (Gallinari) abgeben, um Carmelo Anthony zu holen. Melo will sowieso nach New York, nur nach New York, die Nuggets sind in keiner Position, um von den Knicks zu viel verlangen zu können. Ich sehe die Knicks zwischen Rang 5 und 8 im Osten.

Haruka Gruber: Anders formuliert: Wenn die Knicks die Playoffs verpassen, wäre es eine große Enttäuschung. Miami, Boston und Orlando sind weit enteilt, dahinter ist jedoch alles offen, auch wenn Milwaukee, Chicago und Atlanta über die besseren Namen verfügen. New York fehlt von Stoudemire abgesehen Star-Appeal, doch die Mannschaft wurde sinnvoll zusammengestellt, um D'Antoni's Tempo-Basketball umzusetzen. Der eigentlich zu kleine Turiaf vereint Dynamik und Zähigkeit, Stoudemire/Randolph sind das athletischste Power-Forward-Duo der NBA und Gallinari ist ein fast sicherer Tipp fürs All-Star-Game. Die Guard-Rotation mit Felton, Azubuike, Mason und Douglas klingt nicht spektakulär, ist aber grundsolide und wird im Break nur schwer zu stoppen sein.

Christian Schwarzer: Ich sehe es ähnlich. D'Antoni hat mit Amare seinen Wunschspieler bekommen, um den er ein Team aufbauen kann. Ein Point Guard ist im System von D'Antoni sehr wichtig und ich glaube wie Florian auch, dass Felton großes Potenzial hat. Ich hatte ihn schon mal in einem NBA-Managerspiel in meinem Team, er hat immer Höhen und Tiefen, er ist natürlich auch kein Steve Nash, aber er hat die Anlagen, das Knicks-Spiel sehr gut zu leiten. Dazu kommt ein Gallinari, der noch kein Star ist, aber auf dem besten Wege dazu. So ein junger Dirk Nowitzki. Turiaf ist ein Warrior, den jedes Team gut gebrauchen kann. Das passt alles ganz gut. Ich glaube, dass die Knicks eine homogene Truppe zusammen haben, die im Osten gute Playoff-Chancen hat. Auch wenn es nicht einfach werden wird, gerade im Osten ist immer viel möglich. Ich würde mir wünschen, dass sie es schaffen, weil mir die spektakuläre Spielweise von D'Antoni sehr gut gefällt.

Philipp Dornhegge: Da muss ich sofort widersprechen. Ich finde den D'Antoni-Basketball unerträglich. Ich finde es fürchterlich, wenn eine Mannschaft in der Defense nur rumsteht und darauf wartet, bis die gegnerische Mannschaft geworfen hat, damit sie wieder den Ball bekommt. Und dann hofft, dass man irgendwie 140:138 gewinnt. Nein, ich will Pistons-Basketball wie in den 80ern und 90ern sehen, ich will 85:79-Ergebnisse.

Christian Schwarzer: Du findest D'Antoni-Basketball unerträglich? Na ja, so sind die Geschmäcker verschieden. Die Pistons sind ein Team, das ich zum Beispiel überhaupt nicht leiden kann. Das hängt damit zusammen, was damals in der Hochzeit zwischen Detroit und Chicago passiert ist. Die Pistons könnte man von mir aus auch aus der NBA streichen.

Philipp Dornhegge: Da kommen wir wohl nicht zusammen. Aber zurück zu den Knicks. Ich sehe im Osten sechs Mannschaften, die auf jeden Fall die Playoffs erreichen werden. Miami, Boston und Orlando sowieso und dazu Atlanta, Chicago und Milwaukee. Danach kommen sechs Teams, zu denen auch die Knicks gehören. Da ist aber Washington aktuell eher mein Favorit, in die Playoffs zurückzukehren. Die Knicks sind auf einem Level mit den Sixers und Bobcats. Auch die Nets haben Chancen. Ich bin deutlich weniger von Felton begeistert als die Runde hier. Und ich bin auch überhaupt nicht davon überzeugt, dass Amare so ein super Spieler ist. Er legt tolle Stats auf, aber ich sehe nicht, dass er eine Mannschaft wesentlich besser macht. Wenn D'Antoni nicht ein bisschen Defense spielen lässt, wird das erst mal nichts mit den Playoffs. Wenn New York aber Melo holt, dann vergesst bitte sofort, was ich gerade gesagt habe.

These 1: 50 Siege und 1. Playoff-Runde - den Mavs geht's wie immer.

These 2: Fällt einer der 3 Superstars der Heat aus, sind ihre Titelchancen dahin.

These 3: Ein gesunder Blake Griffin ist schon jetzt einer der Top-5-Power-Forwards.

These 5: Die neue Regelung für Technische Fouls ist richtig und sinnvoll.

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These: Die neue Regelung für Technische Fouls ist sinnvoll.

Florian Regelmann: Also diese Regelung ist ja schon jetzt der Witz der Saison. Man kann sich nur an den Kopf fassen. Beim Preseason-Spiel zwischen den Celtics und Knicks gab es in 16 Sekunden vier technische Fouls! Geht's noch? Und es ist nicht nur so, dass Emotionen dazu gehören. Es ist zum einen so, dass es dem Produkt massiv schadet. Die Fans, die teure Tickets gekauft haben, werden sich freuen, wenn ihre Stars nach sechs Minuten im ersten Viertel in der Kabine sitzen, weil sie falsch geatmet haben. Und zum anderen ist es so, dass es einen Grund gibt, warum sich die Spieler häufig beschweren. Ja beschweren müssen. Weil die Schiedsrichter-Leistungen in der NBA nämlich nicht selten eine einzige Katastrophe sind. Aber da zieht der Herr Stern natürlich keine Konsequenzen. Das ist mal wieder so ein Thema, bei dem ich platzen könnte.

Haruka Gruber: Ich sehe es genauso. Warum sollte es sinnvoll sein? Eine völlig abstruse Regelung von der NBA, um den Sport noch steriler zu machen, als er jetzt schon ist. Das Wehklagen und Reklamieren von Kobe oder Melo mag nervig sein - aber es gehört genauso zum Basketball wie jede andere Gefühlsregung, so theatralisch es teilweise wirkt. Die Regular Season ist für die meisten jetzt schon zu langweilig, durch die neue Regelung werden die Spiele noch langweiliger. Und was passiert, wenn in einer wichtigen Playoff-Serie ein Team ähnlich benachteiligt wird wie die Mavs in den Finals 2006? Sollen die Spieler kurz auf die Lippe beißen und androiden-gleich sich der Niederlage fügen? Will das jemand sehen?

Philipp Dornhegge: Also ich nicht. Natürlich muss es eine Regelung geben, um das exzessive Beschweren zu reglementieren, aber die gab es ja schon. Es gab ja schon eine Regelung für technische Fouls für Spieler, die sich zu sehr beschwert haben. Wie ich vorhin gesagt habe: Ich stehe auf Pistons-Basketball und will nicht, dass Spieler, die sich mal wegschubsen, sofort technische Fouls kassieren. Das finde ich total albern. Und vor allem sehe ich in den Playoffs eine Katastrophe auf uns zukommen. Wir wissen alle, wie es läuft: Stars werden anders behandelt als Rollenspieler. Und wenn dann ein Überraschungsteam, sagen wir die Nets, auf die Heat trifft und sich ein Rollenspieler mit LeBron anlegt, dann fliegt der Rollenspieler raus und LeBron spielt weiter. Genau so wird es kommen.

Christian Schwarzer: Das ist dann aber kein Problem der Regel. Das ist dann ein Problem der Schiedsrichter. Es kann natürlich nicht sein, dass da mit zweierlei Maß gemessen wird. Das muss David Stern dann auch so ansprechen.

Philipp Dornhegge: Ich halte aber auch die Regelung an sich für problematisch. Wenn jemand etwas in seiner Muttersprache murmelt und er bekommt ein Technisches, weil der Ref nicht versteht, was er gesagt hat, dann geht das gar nicht. Ich will nicht, dass da nur noch so sterile Typen rumlaufen. Ich würde viel lieber eine andere Regel anregen. Ich würde mir wünschen, dass das Flopping viel härter bestraft wird. Leute wie Varejao oder Ginobili fliegen durch die Halle, wenn sie nur angepustet werden. Und wenn sie Glück haben, kriegt ihr Gegenspieler noch ein Offensiv-Foul. Das hat mit Basketball überhaupt nichts zu tun, dagegen müsste viel eher etwas unternommen werden.

Christian Schwarzer: Generell stimme ich Euch ja zu. Der Sport lebt von seinen Emotionen. Wenn man das alles raus nimmt, ist es nicht mehr das gleiche Spiel. Spitzensportler müssen ihre Emotionen ausleben können, sonst können sie keine Spitzenleistungen mehr bringen. Dazu kommt, dass der Puls hoch ist, da muss auch mal erlaubt sein, eine Geste zu machen oder etwas zu sagen. Insofern ist die Regelung natürlich viel zu drastisch. Aber ich sehe es mit zwei Augen und glaube auch, dass sich Sportler auf das Wesentliche zu konzentrieren haben. Wenn im Fußball zum Beispiel irgendwo ein Freistoß ist und einer wirft den Ball irgendwo hin, dann würde ich den Jungs für so einen Mist sofort die Gelbe Karte geben, damit die endlich mal lernen, was es bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Oder wenn sich ein Rasheed Wallace einen Spaß daraus macht, technische Fouls zu kassieren. Das muss gemaßregelt werden. Auch weil die Jungs eine Vorbildfunktion haben. Es sitzen viele junge Fans in der Halle und wenn die sehen, wie die Spieler auf dem Platz rumhampeln, dann meinen die, das nachmachen zu müssen. Ich bin da für einen gesunden Mittelweg.

Haruka Gruber: Der Hintergrund ist denke ich, dass die NBA um ihre Absatzmöglichkeiten bangt und sich einer noch größeren Publikumsschicht öffnen will. Deswegen will die Liga makellose Vorbilder. Oder makellose Roboter, die immer funktionieren. Der vor einigen Jahren eingeführte Dresscode war bereits albern, die neue Regelung ist die Fortsetzung dessen. Doch zum Basketball gehört eben auch das Dreckige. Lieber ein Rasheed Wallace als zehn Kyle Korvers.

Florian Regelmann: Stopp, da muss ich jetzt auch noch mal einschreiten. Den Dresscode kann man überhaupt nicht mit dieser Regelung vergleichen. Der Dresscode ist nicht nur sinnvoll, er geht mir sogar noch nicht weit genug. Wenn ich Stan Van Gundy in seinem Turtleneck unter dem Anzug sehe, dann ist das für mich aus modischen Gesichtspunkten absolut unerträglich. Es gehört sich einfach, dass sich Coaches und Spieler entsprechend kleiden, wenn sie beim Spiel sind. Und das bedeutet zum Beispiel, dass man unter dem Anzug ein Hemd oder mindestens ein Polo anzieht. Ende.

Philipp Dornhegge: Die NBA ist ein Business, und entsprechend sollten die Spieler ihr Produkt vertreten. Ich kann der Hip-Hop-Kultur durchaus etwas abgewinnen, aber ein verletzter Allen Iverson in Giganto-Hosen, XXXL-Pulli und Schmuck im Flavor-Flav-Style ist völlig unangebracht. Würde ich mir im Übrigen auch für die Fußball-Bundesliga wünschen. Jeder wird mir wohl zustimmen, dass ein Thomas Schaaf im feinen Zwirn - siehe Champions League - sehr viel mehr hermacht als in seinem ollen Trainingsanzug. Es ist durchaus nicht alles Unfug, was die NBA an Regelungen einführt. Auch die Rookie-Schulung zur Pflicht zu machen, war zum Beispiel eine sehr gute Idee.

These 1: 50 Siege und 1. Playoff-Runde - den Mavs geht's wie immer.

These 2: Fällt einer der 3 Superstars der Heat aus, sind ihre Titelchancen dahin.

These 3: Ein gesunder Blake Griffin ist schon jetzt einer der Top-5-Power-Forwards.

These 4: Die New York Knicks erreichen in dieser Saison die Playoffs.

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