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Poker statt Rente - Die vier Leben des Jerry Buss

Von Liane Killmann
Der Chef in seinem Element: Jerry Buss feiert seinen Stern auf dem Walk of Fame mit den Laker Girls
© Getty
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Um Buss' Beliebtheit in der Branche zu verstehen, muss man einen Blick auf seinen Konterpart werfen: Donald Sterling ist Besitzer des Stadtrivalen L.A. Clippers. Auch er wurde in der Immobilienbranche reich, das ist aber auch schon alles, was ihn mit Buss verbindet.

Sterling wird Fremdenfeindlichkeit nachgesagt und er gilt als geizig. In der Vergangenheit machte er hauptsächlich mit kurzsichtigen Transfers Schlagzeilen. Sterling weigerte sich, teure Stars zu halten, nahm lieber das Geld mit. Zu Beginn des Jahrtausends liefen ihm folgerichtig - sobald ihre Verträge es zuließen - die Leistungsträger davon.

Buss hingegen hat sich nie gescheut, Geld für große Namen in die Hand zu nehmen. Oder in den Verbleib von Leistungsträgern zu investieren. Auch abseits des Sports erweckt der Veteran mit großzügigen Gesten Aufmerksamkeit: 2008 spendierte Buss seiner geliebten University of Southern California mal eben 7,5 Millionen US-Dollar - für zwei Lehrstühle und ein Stipendium.

Das erste Leben

Buss hat eben nicht vergessen, wie er den Aufstieg aus Provinz und Armut in die Welt der Privilegierten geschafft hat. Als Schüler versuchte er durch Nebenjobs seine allein erziehende Mutter zu entlasten. Seinen Abschluss schaffte er mit links.

In der Rekordzeit von weniger als drei Jahren absolvierte er ein naturwissenschaftliches Studium an der University of Wyoming. Schließlich fand er sich nach dem Mastersstudium an der University of Southern California mit einem Doktortitel in physikalischer Chemie wieder. Mit nur 24 Jahren.

Die Luftfahrtindustrie schnappte sich den Absolventen Buss noch auf der Abschlussfeier und machte ihm ein Angebot. Alles schien bereitet für eine Karriere in der Forschung - doch er lehnte dankend ab.

Zweite Karriere: Immobilienhai

Buss wollte weiter Chemie lehren, gleichzeitig aber seiner Frau und den Kindern ein gutes Leben bieten. Er entschied sich für ein zweites Standbein: Gemeinsam mit einem Freund erwarb er 1959 sein erstes Appartment-Gebäude in L.A.

Aus der bescheidenen 1000-Dollar-Investition wurde mit dem Rückenwind des Booms der Sixties ein Imperium. In kürzester Zeit eroberte Buss den südkalifornischen Immobilienmarkt, besaß Hochhäuser, wertvolle Grundstücke und häufte ein hübsches Vermögen an.

Die Lakers in der mySPOX-Analyse

Zwar scheiterte in dieser Zeit seine Ehe. Doch das machte Buss nur kurzzeitig zu schaffen. Inzwischen war er enorm wohlhabend und hatte so viele Kontakte in der Welt der Reichen und Schönen, dass er in null Komma nichts dazugehörte - als reicher Junggeselle.

Im Sommer 1979 fiel der Startschuss für Buss' drittes Leben, den Siegeszug in der NBA: Der Milliardär kaufte auf einen Schlag die Lakers und den NHL-Klub der Stadt, die Kings, für 67,5 Millionen US-Dollar. Bis heute gilt der Deal als größte Transaktion im Profisport. Das Eishockey-Team stieß Buss acht Jahre später wieder ab.

Leben Nr. 4: Poker statt Rente

Im Winter dieses Jahres schockte Buss die Fans mit der Ankündigung, in Sachen Basketball künftig kürzer treten zu wollen. Rente mit 76? Nicht verwerflich, sollte man meinen. Aber die Lakers ohne Jerry? No way! Dabei hat der Patriarch seine Nachfolge gut geregelt, längst haben Sohn Jim und Tochter Jeanie übernommen.

Jim trifft Aussagen des Vaters zufolge als Vize-Manager bereits "80 Prozent aller Entscheidungen, die den Basketball betreffen". Jeanie ist seit 1999 Vizepräsidentin und hat die Finanzen fest im Griff. Nebenbei ist sie seit Jahren mit dem zweifachen Headcoach Phil Jackson liiert und steht mindestens ebenso gern im glamourösen Rampenlicht wie ihr Vater.

Und obwohl Jerry die Finger noch nicht gänzlich vom Basketball lassen kann, konzentriert er sich seit einem halben Jahr mehr auf Poker, seine alte Leidenschaft. "Pro", nennt sich der 76-Jährige seit Februar. "Ob ich davon leben kann, ist fraglich", sagte Buss in einem Interview mit "ESPN" schmunzelnd.

Er wolle dennoch so oft wie möglich an der "World Series of Poker" teilnehmen. Grund sei natürlich nicht das Geld. Sondern: "Der Wettkampf. Ich kann mir nicht viele Gelegenheiten vorstellen, bei denen ich in meinem Alter noch aktiv an einem Wettkampf teilnehmen kann."

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