Die NBA-Saison findet also doch statt. Als alle Experten und Fans die Spielzeit schon so gut wie abgehakt hatten, setzten sich die Vertreter von Spielern und Teambesitzern noch mal zusammen und handelten einen neuen Tarifvertrag aus, mit dem beide Seiten angesichts der schwierigen Umstände leben können. Für die Mannschaften wird es jetzt allerdings eng, sich rechtzeitig für die neue Spielzeit in Form zu bringen.
Weniger als ein Monat bleibt, um die Kader zu füllen und die richtige Abstimmung zu finden. Vertragslose Superstars fehlen zwar in diesem Jahr, dennoch sind einige begehrte Spieler noch ohne Verein.
Und jede Menge Rollenspieler sowieso, weshalb die sehr kurze Free-Agent-Phase (ab 9. Dezember) wild wird. SPOX hat alle vereinslosen Spieler zusammengestellt, in Gruppen unterteilt und gibt Einschätzungen zu den wichtigsten Personalien ab.
Zur Info: In den Klammern steht der letzte Verein des jeweiligen Spielers, mit einem Stern sind Profis gekennzeichnet, die Restricted Free Agents sind, sprich solche Spieler, bei denen ihr Verein mit jedem Angebot eines Konkurrenten mitziehen kann.
STARS
Tyson Chandler (Dallas): Nach dem Gewinn des Titels könnte man annehmen, dass Chandler Lust hätte, in Dallas zu bleiben. So einfach ist die Situation aber nicht. Die Mavericks haben eine fast hoffnungslos aufgeblähte Payroll, eine Vertragsverlängerung für den Center wird zu einer Mammutaufgabe.
Chandler ist im besten Basketballer-Alter, würde aber wohl trotzdem einige Millionen Dollar liegen lassen müssen, wenn er die Mavs einem Konkurrenten vorziehen würde.
Der vermutlich einzige Weg, um ihm doch ein lukratives Angebot machen zu können: die Amnesty-Regelung, nach der die Mavs einen Spieler ohne Grund rauswerfen könnten, um ihn von der Gehaltsliste zu streichen. Heißester Kandidat ist dafür Brendan Haywood - der allerdings auch seinen Teil zum Titelgewinn beigetragen hat.
Nicht genug Geld einsparen würde Dallas übrigens, wenn es Rudy Fernandez abgeben würde. Der Spanier will nächste Woche nach Texas reisen, um seinen Klub zu informieren, dass er weiter bei Real Madrid spielen will.
Die Königlichen bezahlen Fernandez ca. 2,1 Millionen Euro pro Jahr (Dallas 1,4 Mio. Euro), zudem ist er in seiner Heimat ein Star und nicht einer von vielen Rollenspielern. Real hofft, dass sich die Mavs mit einer Entschädigungszahlung von etwa 600.000 Euro zufrieden geben.
Nene (Denver): Kein Team ist dermaßen vom Lockout betroffen wie Denver. Die Nuggets planten schon während der letzten Spielzeit den Umbruch im Sommer, der wurde aber durch eben jenen Lockout ausgebremst.
Jetzt ist nur noch wenig Zeit, zudem haben sich mit Kenyon Martin, J.R. Smith und Wilson Chandler drei wichtige Spieler für den Rest der Saison in China verpflichtet. Denver hat derzeit nur eine Handvoll hochwertiger Spieler unter Vertrag.
Kein Wunder, dass Nene deshalb den Markt sondieren will. Der Center hat sich in den letzten Jahren prächtig entwickelt und dürfte zahlreiche Angebote anderer Klubs bekommen. Man muss schon ein Fantast sein, wenn man glaubt, dass der Brasilianer nicht eines davon annehmen wird.
Marc Gasol* (Memphis): Chandler und Nene sind die begehrtesten vereinslosen Center des Sommers, der beste aber ist Gasol. Dass der "kleine" Bruder von Pau trotzdem nicht so heiß umworben werden wird wie die Kollegen, ist der simplen Tatsache geschuldet, dass er ein Restricted Free Agent ist.
Was auch immer ein Verein dem Spanier anbietet, die Grizzlies werden mitgehen. Zu wichtig war Gasol im letzten Jahr in den Playoffs, zu gut passt er mit Zach Randolph zusammen. Es wäre töricht, eines der besten Big-Man-Duos der Liga auseinander zu reißen.
David West (New Orleans): Der All-Star der Hornets hat ein hartes Jahr hinter sich. West gilt ohnehin als verletzungsanfällig, im letzten Jahr riss er sich sogar das Kreuzband. Trotzdem wird er die kommende Free-Agent-Phase zu nutzen wissen.
Der 31-Jährige hat die Option auf ein weiteres Jahr in New Orleans nicht gezogen und ist nun Free Agent, die Klubs werden beim besten vertragslosen Power Forward in diesem Herbst Schlange stehen.
Denn West ist zwar einer, der zweifellos von der Klasse eines Chris Paul profitiert hat, auf der anderen Seite aber in der Lage ist, sich seinen Wurf selbst zu kreieren, ordentlich reboundet und gut aus der Mitteldistanz wirft.
Ein Hoffnungsschimmer für die Hornets-Fans: West schloss nicht aus, unter Umständen doch eine Vertragsverlängerung unterzeichnen zu wollen. Viel wird davon abhängen, welche Signale Chris Paul sendet, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft.
Thaddeus Young* (Philadelphia): Ein stets unterschätzer Spieler, der in Philadelphia zwar oft nur von der Bank kommt, aber trotzdem eine der wichtigsten Rollen im Team einnimmt. Seine Energie, seine Athletik und sein klar verbessertes Lowpost-Spiel sind für die Sixers Gold wert.
Zudem wird seine Wurfauswahl immer solider. Andere Vereine könnten sich um den 23-Jährigen, der bereits in seine fünfte NBA-Saison geht, bemühen - im Endeffekt haben die Sixers aber das letzte Wort.
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STARTING FIVE
Jeff Green* (Boston): Konnte in seiner ersten halben Saison in Boston nicht überzeugen, seine grundsätzlichen Fähigkeiten sind aber unumstritten. Sollte Green kein exorbitant hohes Angebot bekommen, werden die Celtics wohl mitziehen und ihn halten.
Jamal Crawford (Atlanta): Ein Scorer vor dem Herrn, defensiv aber eine Belastung. Passte in Atlanta eigentlich als Energizer und Playmaker von der Bank perfekt ins System, er würde sich aber mit Gehaltseinbußen zufrieden geben müssen. Atlantas Vorteil: Auch die anderen Teams werden Crawford unter dem neuen CBA wohl nicht mehr das Geld hinterher werfen.
spoxCaron Butler (Dallas): Wie für Chandler gilt auch für Butler: Der Titelgewinn spricht für eine Vertragsverlängerung. Butler verpasste zwar die Playoffs aufgrund einer Verletzung, fühlt sich beim Team aber unheimlich wohl. Die Frage ist deshalb eher: Will Dallas den Small Forward halten? Und wenn ja, zu welchem Preis?
Rodney Stuckey*, Tayshaun Prince (beide Detroit): Vermutlich wird Stuckey bleiben (dürfen), allerdings wird auch er keinen Mammutvertrag bekommen. Galt er jahrelang als der nächste Star-Point-Guard der Pistons, ist inzwischen Ernüchterung eingekehrt. Tracy McGrady war letztes Jahr als Ballverteiler brauchbarer. Und mit Rookie Brandon Knight steht ein echter Point Guard in den Startlöchern.
Prince galt schon im letzten Jahr als potenzieller Abgang, wann immer es um Trades ging. Der erfahrene Small Forward ist unrestricted und wird wohl langsam keine Lust mehr auf Neuaufbau haben. Könnte bei einem Contender als Edelverteidiger und Teilzeit-Scorer eine gute Rolle spielen.
Mike Dunleavy (Indiana): Verletzungen haben Dunleavy in den letzten Jahren immer wieder zurückgeworfen, dennoch bleibt er ein brandgefährlicher Shooter. Bei den Pacers ist er eine feste Größe, das Team entwickelt sich in die richtige Richtung: Warum sollte er wechseln wollen?
DeAndre Jordan* (L.A. Clippers): An der Seite von Blake Griffin - und mit zunehmend Spielzeit - hat Jordan im letzten Jahr einen gewaltigen Sprung gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er ist ein Athlet, wie es ihn auch in der NBA nicht oft gibt. Seine Rebound- und Shotblock-Qualitäten können jedem Team helfen, in Korbnähe ist er ein guter Finisher.
Zwar ist sein Wurf instabil, dennoch haben einige Teams, darunter die Houston Rockets, Interesse an dem Center. Aber: Die Clippers könnten mit jedem Angebot mitgehen. Sollte dies nicht zu hoch für den sparsamen Besitzer Donald Sterling ausfallen, wird Jordan wohl ein Clipper bleiben.
Michael Redd (Milwaukee): Nach vielen Verletzungen ist sein Stern in Milwaukee gesunken, aber einem Contender wird er als Shooter und, wenn die alte Bissigkeit noch da ist, in der Defense helfen können. Miami soll sehr interessiert sein, anderswo könnte er aber vielleicht mehr Geld bekommen.
Jason Richardson (Orlando): Nach wie vor ein explosiver Scorer, auf den Orlando eigentlich kaum verzichten kann. Es gibt keine Anzeichen, dass Richardson Orlando verlassen will oder soll.
Spencer Hawes* (Philadelphia): Klassischer Center mit gutem Wurf, der in Philadelphia das Halfcourt-Spiel verbessert hat - und deshalb wohl gehalten wird. Hawes, Young, Iguodala sind Kern der Mannschaft, die sich unter Coach Doug Collins weiter entwickeln soll.
Grant Hill (Phoenix): Der zum Edelverteidiger und super-zuverlässigen Scorer mutierten Hill fühlt sich in Phoenix zwar wohl, mit seinen 38 Jahren passt er aber eigentlich nicht in die Umbruchpläne der Suns. Hill selbst könnte im Herbst seiner Karriere noch mal bei einem Klub anheuern wollen, der um den Titel mitspielt. Natürlich hat Miami Interesse, aber auch Boston wäre wie gemacht für ihn.
Greg Oden* (Portland): Die Blazers hatten dem ehemaligen Nummer-Eins-Pick schon vor dem Lockout ein 8,8-Millionen-Dollar-Angebot gemacht, deshalb wird Oden in Portland bleiben. "Das glaube ich definitiv", sagt auch sein Agent Mike Conley Sr. Mal sehen, ob seine von Verletzungen gekennzeichnete Karriere doch noch eine positive Wendung nimmt.
Samuel Dalembert, Marcus Thornton* (beide Sacramento): Thornton zu halten hat für die Kings in der kommenden Free-Agent-Periode oberste Priorität, der Scorer wird bleiben.
Weniger klar ist das bei Dalembert. Auch der Haitianer soll möglichst bleiben, Sacramento macht das aber abhängig von den Gehaltsvorstellungen des Centers. Houston wäre ein möglicher Abnehmer, die Rockets hatten schon letzte Saison angefragt.
Andrei Kirilenko (Utah): Zehn Jahre war Kirilenko eines der Gesichter der Jazz. Jetzt, nach einigen Monaten bei ZSKA Moskau, könnte der Russe eine Luftveränderung anstreben. Utah will seinen Small Forward gerne halten, auch die Nets buhlen um den Allrounder. Aber Kirilenko selbst hätte offenbar große Lust, in L.A. zu leben - und für die Clippers oder Lakers zu spielen. Bis er einen neuen Vertrag unterschrieben hat, will er in Russland bleiben.
Nick Young* (Washington): Hatte seine Coming-Out-Party im letzten Jahr, als er aufgrund des dünnen Wizards-Kaders viel werfen durfte. Allerdings hat Young nicht viel mehr als das geliefert, lukrative Angebote wird er also nicht bekommen. Außer von seinem Klub: Washington will den 26-jährigen Shooting Guard unbedingt halten.
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ROLLENSPIELER
Center: Nenad Krstic (Boston), Joel Przybilla (Charlotte), Kurt Thomas (Chicago), Chuck Hayes (Houston), Jeff Foster (Indiana), Kyrylo Fesenko (Utah), Jason Smith (New Orleans)
Power Forward: Glen Davis (Boston), Dante Cunningham* (Charlotte), Yi Jianlian (Washington), Josh McRoberts (Indiana), Luc Richard Mbah a Moute* (Milwaukee), Kris Humphries (New Jersey), Aaron Gray, Carl Landry (beide New Orleans), Reggie Evans (Toronto),
Small Forward: Jonas Jerebko* (Detroit), Reggie Williams*, Al Thornton, Vladimir Radmanovic (alle Golden State), Shane Battier (Memphis), James Jones (Miami), Julian Wright (Toronto), Maurice Evans, Josh Howard (beide Washington)
Shooting Guard: Anthony Parker (Cleveland), DeShawn Stevenson (Dallas), Arron Afflalo* (Denver), Tracy McGrady (Detroit), Shannon Brown (L.A. Lakers), Marco Belinelli* (New Orleans), Daequan Cook* (Oklahoma City)
Point Guard: J.J. Barea (Dallas), Mario Chalmers* (Miami), Ronnie Price, Earl Watson (beide Utah)
ERGÄNZUNGSSPIELER
Hilton Armstrong, Jason Collins, Etan Thomas, Damien Wilkins (alle Atlanta), Carlos Arroyo, Troy Murphy, Sasha Pavlovic, Delonte West (alle Boston), Kwame Brown, Dominic McGuire (beide Charlotte), Rasual Butler (Chicago), Brian Cardinal, Peja Stojakovic (alle Dallas), Gary Forbes*, Melvin Ely (beide Denver), DaJuan Summers, Chris Wilcox (beide Detroit), Solomon Jones, T.J. Ford (beide Indiana), Jamario Moon, Craig Smith (beide L.A. Clippers), Theo Ratliff, Joe Smith (beide L.A. Lakers), Leon Powe, Hamed Haddadi* (Memphis), Mike Bibby, Erick Dampier, Juwan Howard, Jamaal Magloire (alle Miami), Earl Boykins (Milwaukee), Sebastian Telfair (Minnesota), Ben Uzoh, Brandan Wright (beide New Jersey), Marcus Banks, D.J. Mbenga, Willie Green (alle New Orleans), Anthony Carter, Derrick Brown*, Shelden Williams, Jared Jeffries, Roger Mason, Shawne Williams (alle New York), Earl Clark, Malik Allen (beide Orlando), Tony Battie, Antonio Daniels, Jason Kapono (alle Philadelphia), Patrick Mills* (Portland), Marquis Daniels, Darnell Jackson (beide Sacramento), Steve Novak (San Antonio), Alexis Ajinca (Toronto), Francisco Elson (Utah), Othyus Jeffers*, Larry Owens*, Hamady Ndiaye* (alle Washington)
IM AUSLAND GEBUNDENE SPIELER
Josh Powell (Atlanta), Von Wafer (Boston), Garrett Temple (beide Charlotte), Brian Scalabrine (Chicago), Wilson Chandler*, Kenyon Martin, J.R. Smith (alle Denver), Acie Law (Golden State), Chris Douglas-Roberts (Milwaukee), Dan Gadzuric, Mario West, Sasha Vujacic (alle New Jersey), Darius Songaila (Philadelphia), Aaron Brooks* (Phoenix), Pooh Jeter (Sacramento), Chris Quinn (San Antonio), Joey Dorsey, Sonny Weems* (beide Toronto), Mustafa Shakur (Washington)
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