Vorab: Die Amnesty-Klausel von 2011 beinhaltet zwei entscheidende Details.
1. Anders als 2005 wird bei der Entlassung eines Spielers dessen Gehalt nicht nur für die Luxury Tax irrelevant, es wird auch vom Gehalt des Teams abgezogen. Das heißt es zählt nicht im Bezug auf den Salary Cap und gestattet so dem jeweiligen Team, sich anderweitig zu verstärken.
2. Ein Spieler, der freigestellt wird, wird nicht zum Free Agent und kann sich selbst nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Nein, dieser Spieler wird bei einer Auktion "versteigert". Jedes Team, das Platz unter dem Salary Cap hat, kann für diesen Spieler bieten - das höchste Gebot gewinnt! Dieser Prozess hilft Teams mit relativ kleinem Markt, weil sich ein solcher Spieler nicht gegen diese Teams entscheiden kann, wenn sie gewinnen. Und er verhindert somit, dass alle aussortierten Spieler zu den Titelaspiranten strömen und dort für kleines Geld einer Meisterschaft hinterherjagen.
Apropos Geld: Das Geld, das ein Spieler bei seinem alten Klub verdient hätte, bekommt er trotzdem. Wurde ein Spieler für einen Betrag X versteigert, muss der Ex-Klub für die Differenz zum ursprünglichen Gehalt aufkommen. Aber noch mal: Dieses Geld zählt nicht gegen den Salary Cap.
Und jetzt ein Blick auf die bekanntesten Kandidaten:
Baron Davis (PG; 14 Mio. Dollar Jahresgehalt; Cleveland Cavaliers)
Auf den ersten Blick scheint die Sache klar. Cleveland ist im Rebuild und versucht die Franchise in eine positive Post-LeBron-Ära zu führen. Die Cavs haben mit Kyrie Irving ein Point Guard-Talent als Zukunft der Franchise gedraftet. Außerdem steht mit Ramon Sessions ein zweiter Aufbauspieler im Roster, der immerhin einer der wenigen Lichtblicke der letzten Saison war.
Für einen weiteren Point Guard ist in Cleveland also eigentlich kein Platz mehr. Zumal Davis' Vertrag mit knapp 14 Millionen zu Buche steht und die Cavs in der Free Agency nicht gerade flexibel macht. Doch ganz so einfach ist die Situation nicht.
Als Davis im Februar nach Ohio kam, wurden die Cavaliers besser. Viele befürchteten einen lustlosen Davis, der seine Zeit beim Keller-Team absitzen würde.
Das Gegenteil war jedoch der Fall: Davis identifizierte sich mit der Region und das Team fing sich - schlug immerhin die Lakers, Miami und die Knicks sogar zweimal.
Es ist klar, dass die Cavs auf Irving setzen. Doch der 19-Jährige kam gerade einmal auf elf Einsätze am College und darf als äußerst unerfahren bezeichnet werden - nicht die besten Voraussetzungen, um eine gefallene Franchise anzuführen.
Hier könnte Davis ins Spiel kommen. Der alternde Aufbauspieler hat bereits sein Interesse bekundet, als Irvings Mentor zu fungieren. Die Cavs stehen also vor einer schweren Entscheidung: Mentor für Irving oder 14 Millionen mehr Cap-Space?
Prognose: Die Cavaliers cutten Davis und setzten voll auf die Jugend. Im schlimmsten Fall folgt eine weitere schwache Saison mit einem weiteren hohen Pick im starken Draft 2012.
Rashard Lewis (SF; 21 Mio.; Washington Wizards)
Warum Lewis auf dieser Liste steht? Weil er im Schnitt elf Punkte und fünf Rebounds bringt und dafür 22 Millionen Dollar verdient. Mehr Gründe sollten die Wizards eigentlich nicht brauchen, um Lewis zu cutten. Dem ist scheinbar aber nicht so.
Medienberichten zufolge planen die Wizards weiter mit ihm. "Es wird nicht passieren", ließ Lewis' Agent, angesprochen auf einen möglichen Rauswurf seines Klienten, verlauten. "Ich habe Mittwoch mit den Wizards gesprochen und sie sehen ihn als wichtigen Baustein für die Zukunft."
Blockbuster-Trades? Lakers wollen Chris Paul UND Dwight Howard holen
Wem diese Sätze bekannt vorkommen, der liegt nicht falsch. Genau so hörte sich die Begründung der Orlando Magic an, als sie Lewis den vielleicht schlechtesten Vertrag in der NBA-Geschichte gaben: 118 Millionen Dollar für 6 Jahre - nur dass Lewis damals das fehlende Puzzlestück zu einem Contender war.
Prognose: Lewis bleibt in Washington und verdient sich weiter dumm und dämlich, ohne das Geld annähernd wert zu sein. Die Wizards werden sich spätestens an der Trade-Deadline ärgern, wenn Lewis mal wieder nichts bringt und ihn kein anderes Team haben will.
Travis Outlaw (SF; 7 Mio.; New Jersey Nets)
Die New Jersey Nets planen für die Zukunft der Franchise zwei entscheidende Schritte, die unmittelbar zusammenhängen: Zum einen soll Superstar Deron Williams verlängern und außerdem mit Dwight Howard ein weiterer kommen. Williams wird allerdings nur bleiben, wenn der zweite Punkt Realität wird.
Um Howard zu bekommen, sollen Brook Lopez und ein paar Picks nach Florida verschifft werden. Fraglich, ob die Magic anbeißen.Nun gibt es drei Möglichkeiten: Man holt andere Spieler, man verbessert das Angebot für Howard oder man schafft Platz im Gehaltsgefüge, um Howard im nächsten Jahr als Free Agent holen zu können.
Oder man macht alle drei Sachen. Und für alle drei wäre der Rauswurf eines Spielers wichtig: Travis Outlaw. Der Small Forward verdient in den nächsten vier Jahren jeweils sieben Millionen Dollar und rechtfertigt dies kein Stück - 9,2 Punkte pro Spiel bei 37,5 Prozent aus dem Feld.
Es ist generell ein Rätsel, wie die Nets Outlaw jemals diesen Vertrag geben konnten, doch es wäre noch verwunderlicher, wenn sie die aktuelle Möglichkeit nicht nutzen, um ihn wieder loszuwerden. Man hätte in der Folge massenhaft Cap-Space zur Verfügung und könnte namhafte Free Agents umgarnen.
Prognose: Die Nets werden Outlaw cutten - wenn sie dürfen. Er bringt dem Team nichts und wird ebenfalls keine Rolle in einem Trade-Szenario für Howard spielen. Die sieben Millionen kann New Jersey anderweitig gut gebrauchen. Allerdings hat sich Outlaw im Sommer die Hand gebrochen. Die Nets prüfen derzeit, inwieweit das eine Entlassung verhindern könnte.
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