These: Melo ist der überschätzteste Basketballer auf dem Planeten.
Phife Dawg: Wer das behauptet, macht sich völlig lächerlich! Natürlich muss man sich zunächst genau vor Augen führen, wer Carmelo Anthony ist: Als er aus dem College von Syracuse kam, hatte er bereits den Ruf eines Scorers. Er war nie ein starker Verteidiger. Genauso wenig übrigens wie Spieler wie Ray Allen oder Paul Pierce. Die Celtics kaschieren die Schwächen einzelner Spieler mit ihrer überragenden Team Defense. So etwas gibt es bei den Knicks nicht, deshalb gibt es immer wieder Szenen, in denen Melo schlecht aussieht. Das Problem in New York ist jedoch nicht Melo, sondern Coach Mike D'Antoni und sein System, das überhaupt nicht zu den Spielern passt. Anthony ist ein Spieler, der das langsame Spiel bevorzugt, für den man Isolations spielen muss. Und nicht permanentes Run'N'Gun. Denn eines müssen wir ja mal festhalten: In der NBA gibt es niemanden, der ihn im Eins-gegen-Eins aufhalten kann.
Philipp Dornhegge: Wir müssen aber festhalten, dass sich Anthony selbst wohl eher mit LeBron James und Dwyane Wade auf einer Stufe sieht als mit Allen und Pierce. Und die beiden sind eben darüber hinaus, dass sie überragende One-On-One-Spieler sind, auch noch mannschaftsdienlich und starke Verteidiger. Insofern denke ich, dass er sich selbst überschätzt, allerdings sehr viel besser ist, als er derzeit von vielen gemacht wird. Zum Beispiel glaube ich, dass ich niemandem den Ball lieber überlassen würde, um in letzter Sekunde einen Wurf zum Sieg zu versenken. In punkto Clutchness kann er es locker mit Kobe und Dirk aufnehmen und ist sicher höher einzuschätzen als Wade oder James. Dazu kommt, dass er ein starker Rebounder ist und durchaus verteidigen kann, wenn er denn will. Das Problem ist, und da kommen wir zu dem, was Phife gerade sagte, dass sein Trainer unfähig ist. Er setzt seine Spieler nicht nur in der Offense falsch ein, sondern hat es bereits in Phoenix nie geschafft, auch nur halbwegs anständige Verteidigungsstrategien zu entwickeln und von seinen Spielern in der Hinsicht höchste Leidenschaft einzufordern. Ich glaube, dass den Knicks ein Mann wie Scott Skiles richtig gut tun würde.
Phife: An den hatte ich noch gar nicht gedacht. Guter Mann, ich hätte auch sehr gern Mark Jackson gesehen, der mich 1986 zum Knicks-Fan gemacht hat und der zufällig aus meiner Nachbarschaft kommt. Leider ist er jetzt in Golden State, was wir der völlig unfähigen Vereinsführung der Knicks zu verdanken haben. Jetzt bleibt mir nur das Hoffen auf Phil Jackson. Mit D'Antoni habe ich schon vor Jahren abgeschlossen, er ist der überschätzteste Trainer der Liga. Eine totale Pfeife! Und wenn wir doch unbedingt auf einem Spieler rumhacken wollen, dann doch wohl auf Amare Stoudemire!
Haruka Gruber: Stoudemire wollte ich gerade auch nennen. Wahnsinn, wie Chris Bosh oder Melo immer gedisst werden. Manchmal natürlich zu Recht, aber für mich ist Stoudemire im Vergleich zu den beiden nicht mehr als gehobener Durchschnitt. Auch wenn sein Spitzname STAT für Standing Tall and Talented steht - es passt zu seinem Spiel. Er liefert Stats und Zahlen - aber sonst? Vielleicht liegt es an seiner schweren Knieoperation, dass er milder beurteilt wird als ein Melo. Doch am Ende gehört Stoudemirte mehr in die Kategorie Carlos Boozer als in die Kategorie Superstar. Melo hingegen bringt schon alles mit und hat phasenweise gezeigt, dass er ein echter Superstar sein kann. Nur: Er ist zu oft Opfer der Umstände. Vielleicht ist er selbst schuld, vielleicht hatte er auch Pech. Wie auch immer: Ich bin sicher, dass Melo den Sprung von der B- und die A-Klasse schaffen kann, wenn er die richtigen Mitspieler hat. Wenn er einen wie Kidd an der Seite hätte, der ihm den Ball zu seinen liebsten Spots serviert, ein Shooting-Big-Man wie Nowitzki ihm Platz verschafft und der Rest Isolation spielt, weiß ich nicht, wer Melo stoppen könnte.
Florian Regelmann: Ich sehe aktuell einen ganz anderen Spieler, der für meinen Geschmack etwas überschätzt und doch etwas zur arg gehyped wird. Blake Griffin. Ganz ehrlich: Der ist super-spektakulär, ohne Frage, aber der hat in der Starting Five des All-Star-Teams der Western Conference absolut nichts zu suchen. LaMarcus Aldridge? Kevin Love? Hallo? Zu Melo: Anthonys Zahlen sind mies, aber erstens quält er sich durch zig Verletzungen und fällt ja aktuell jetzt auch aus. Und zweitens würde sich jeder Superstar schwer tun, in einem Team zu spielen, das ohne Guards daher kommt. Okay, jetzt ist plötzlich Jeremy Lin aus dem Nichts aufgetaucht, eine schöne Story, Linsanity und so, aber was bei den Knicks an Guards herumgelaufen ist in dieser Saison, ist schon erschreckend. Für alle, die hier auf Mike D'Antoni draufhauen, möchte ich sagen: Es ist ja gar nicht mehr so, dass die Knicks so abgrundtief schlecht sind in der Defense. Was die abgegebenen Punkte angeht, rangieren sie im Mittelfeld. Der Tyson-Chandler-Faktor. Ich hasse Teams, die keine Defense spielen, aber bei den Knicks liegt es in dieser Saison an der Offense. Sie sollten Amare, der einfach nicht mit Melo zusammenpasst, traden und einen guten Point Guard dafür holen.
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