SPOX: Woran erinnern Sie sich als Erstes, wenn Sie an Ihr Championship-Jahr mit den Dallas Mavericks denken?
Tyson Chandler: Ich denke an das Alltägliche. Wie konzentriert wir Tag für Tag waren, wie ernst wir alles von Anfang an genommen haben. Wir haben uns ganz zu Beginn das Ziel gesetzt, die Meisterschaft zu holen. Das haben wir von diesem Zeitpunkt an keine Sekunde aus den Augen verloren.
SPOX: Denken Sie mit Wehmut an diese Zeit zurück?
Chandler: Nein, da gibt es keine schlechten Gefühle, wenn man sich mit einer Meisterschaft verabschiedet. Es gibt in unserem Sport zwar Vorgänge, die man nicht versteht, aber das heißt nicht, dass ich in irgendeiner Form sauer auf die Mavericks wäre - und auf meine Ex-Teamkollegen schon gar nicht.
SPOX: Man hört aber schon heraus, dass Sie gerne in Dallas geblieben wären.
Chandler: Natürlich hatte ich dort eine fantastische Zeit, die ich sehr genossen habe. Aber ich glaube daran, dass alles im Leben aus einem bestimmten Grund passiert. Und in diesem Fall musste man nur die Zeichen der Zeit erkennen, und die deuteten darauf hin, dass ich Dallas verlassen würde.
SPOX: Sie haben nur ein Jahr in Dallas gespielt. Was für ein Verhältnis haben Sie in dieser Zeit zu Dirk Nowitzki aufgebaut?
Chandler: Ich liebe Dirk! Er ist einer der besten Spieler in unserem Sport. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Er ist einer der besten Spieler aller Zeiten! Es gibt aber noch etwas viel Wichtigeres: Dirk ist genau der Typ, den du als Teamkollege haben möchtest. Er ist unglaublich selbstlos, bei ihm kommt immer das Team an erster Stelle. Er hat zwar auch ein Ego, sonst wäre er nicht so ein guter Basketballspieler. Aber an seinem Ego ist nichts Negatives. Er denkt immer an seine Teamkollegen und ist ein großartiger Anführer.
SPOX: Haben Sie noch Kontakt?
Chandler: Klar stehen wir noch in Kontakt. Er hat ja vor kurzem erst geheiratet. Wir werden für den Rest unseres Lebens in Kontakt bleiben. Das ist witzig, denn wir haben vorher zehn Jahre unserer Karrieren damit verbracht, uns nicht leiden zu können. Jetzt fühlen wir uns wie Brüder.
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SPOX: Ihr "Bruder" wird nach einer für die Mavs lange verheerenden Free Agency letztlich mit Chris Kaman und Elton Brand den neuen Frontcourt bilden. Eine Erfolg versprechende Kombination?
Chandler: Es ist hart im Westen. Ich habe meine Zweifel, ob sie personell genug getan haben, um die Spitze zu attackieren. Aber sie werden gut genug sein, um zumindest mitzuhalten.
SPOX: Sie wollen mit den New York Knicks nach der enttäuschenden letzten Saison sicher mehr als nur mithalten.
Chandler: Das hoffe ich doch sehr! Wir haben mit unseren Neuzugängen Jason Kidd und Marcus Camby Veteranen im Team, die uns auf dem Feld anführen können. Daraus müssen wir einen Vorteil ziehen. Wenn uns das gelingt, haben wir in der kommenden Saison gute Chancen.
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SPOX: Trotz des Verlusts von Jeremy Lin? Die "Linsanity" um ihn hat New York und die gesamte NBA in der Vorsaison elektrisiert.
Chandler: So eine Geschichte muss du als Basketballer einfach lieben. Da kommt der Kerl vom Ende der Bank und löst so einen Hype aus. Und dann bekommt er in der Free Agency auch noch so viel Aufmerksamkeit und geht nach Houston. Er wird dort sicher gut ins Team passen. Genauso wird aber auch sein Nachfolger Raymond Felton sehr gut in unser Team passen. Er bringt vor allem in der Defense sehr viel Intensität mit. Die hat uns in der vergangenen Saison gefehlt.
SPOX: Erst einmal müssen sich die Knicks in New York durchsetzen. Ihr Dream-Team-Kollege Deron Williams hat nach dem Umzug der Nets nach Brooklyn schon mit dem Trash Talk unter Lokalrivalen begonnen.
Chandler: (lacht) Ach, das sind doch nur Scherze, lockere Sprüche. Das ist absolut nichts Ernstes.
SPOX: Zum Schluss noch eine Frage an einen der besten Verteidiger der NBA...
Chandler: ...An DEN besten Verteidiger der NBA. Es gibt keinen Besseren. (lacht)
SPOX: Okay. Hat denn DER beste Verteidiger der NBA ein eigenes Ranking, welche Gegenspieler am schwersten zu verteidigen sind?
Chandler: Da fällt mir als erstes Tim Duncan ein. Er ist so unglaublich groß und hat tolle Bewegungen im Post drauf. Dann Kevin Garnett, der einfach großartige spielerische Fähigkeiten hat. Und Dirk Nowitzki. Sein Fadeaway-Jumpshot ist so gut wie nicht zu verteidigen.
Der Spielplan der neuen NBA-Saison