NBA

Die Methode Bryant

Von Max Marbeiter
Noch ein ungewohnter Anblick: Brandon Roy im Trikot der T-Wolves
© spox
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Das bis dahin makellose Image erhält erste Risse. Dann kam der 23. April 2011 und Spiel 4 der ersten Playoff-Runde gegen die Dallas Mavericks. Ein Spiel, das Portland gegen Ende des dritten Viertels eigentlich bereits verloren hatte.

23 Punkte beträgt der Rückstand, als Roy das Feld betritt. Eine knappe Viertelstunde später gleicht er nach bis dahin zwölf Punkten im Schlussabschnitt per Dreier inklusive Bonusfreiwurf aus. Der Held ist zurück. Der Rose Garden steht Kopf. Doch Roy ist noch nicht fertig, sichert mit seinem finalen Floater über Shawn Marion den Sieg der Blazers und gleicht die Serie damit aus. Insgesamt 24 Punkte, 18 davon im letzten Viertel, streut er dem späteren Champion dabei ein.

Nun hofften viele, endlich wieder dauerhaft den alten Roy zu Gesicht zu bekommen. Doch Portland verliert die nächsten beiden Spiele, scheidet aus. Es folgen der Lockout, das erste Training, die bekannten Probleme.

"Je mehr ich mich auf diese große Comeback-Saison vorbereiten wollte, desto schlimmer wurden meine Knie", erklärte Roy nach seinem Rücktritt. "Als das Trainingscamp dann losging, hörte ich ein Knacken, irgendetwas im Knie setzte mir richtig zu und ich bekam immer mehr das Gefühl, als müsste ich mich erneut operieren lassen."

Zweiter Anlauf in Minnesota

Ein Risiko, das der Swingman offenbar nicht mehr eingehen wollte. Er trat zurück, nur um bereits im Juni sein Comeback bekanntzugeben. Trotz zahlreicher Interessenten entschied sich Roy letztlich für die Timberwolves, deren jungem Team er mit seiner Erfahrung nun zur ersten Playoff-Teilnahme seit 2004 verhelfen soll.

Doch genügt ein knappes Jahr Pause, um derart marode Knie wieder für den NBA-Alltag fitzubekommen? Halten sie der Belastung des Profisports überhaupt noch stand? Endgültig lassen sich derartige Fragen wohl erst im Laufe der Saison beantworten. Bislang allerdings deutet einiges darauf hin, dass Roy tatsächlich eine zweite Chance in der besten Basketballliga der Welt erhalten könnte.

"Die Knie fühlen sich großartig an. Wir sind zuletzt ordentlich rangegangen, haben drei Stunden am Tag trainiert", sagt er. "Die größte Frage für mich war, wie die Knie reagieren würden. Und nach all den Trainingseinheiten fühle ich mich genauso gut wie zuvor."

Der Plan: Dosierter Einsatz

Die Preseason-Spiele ließen zwar Raum für Verbesserungen, gaben alles in allem aber kaum Anlass, an der Leistungsfähigkeit Roys zu zweifeln. 10 Punkte, gut zwei Rebounds sowie Assists streute er in 21 Minuten pro Partie ein.

Doch Preseason ist nicht Regular Season, das weiß auch Roy. "Eine NBA-Saison ist lang und mein Körper ist nicht der, der er einmal war", so der 28-Jährige gegenüber "NBA.TV". "Momentan fühle ich mich großartig. Coach Rick Adelman und ich werden uns vor der Saison zusammensetzen und im Laufe des Jahres abstimmen, wie ich mich fühle und wie am meisten aus mir herauszuholen ist."

Eigentlich erwarten Roy in Minnesota dazu die optimalen Voraussetzungen: Die Offense der Timberwolves ist auf Kevin Love ausgerichtet. Mit den russischen Neuzugängen Andrei Kirilenko und Alexey Shved sowie Derrick Williams und Nikola Pekovic steht zumindest auf dem Papier potente Entlastung bereit. Zudem wird Ricky Rubio das Spiel nach seinem Kreuzbandriss ab Dezember oder Januar wieder lenken.

Die Realität: Mehr Minuten nach Loves Verletzung?

In der Theorie wird Roy also nicht gezwungen sein, wie damals bei den Blazers, teils die Verantwortung für den Spielaufbau, vor allem aber die gesamte Scoring-Last des Teams zu tragen. Er könnte seine Stärken dosiert einbringen, wann immer es nötig sein sollte, eine Pause erhalten, um in den entscheidenden Phasen wieder voll da zu sein.

Allerdings fällt nach Rubio nun auch Kevin Love mindestens für den ersten Monat der neuen Saison aus. Roy könnte also erneut in den Mittelpunkt rücken, eventuell mehr Spielzeit erhalten, als ursprünglich geplant. Wie sein Körper darauf reagieren wird, weiß niemand. Es wird eine spannende Spielzeit in Minneapolis. Eines ist jedoch sicher: Diesmal ist Brandon Roy gekommen, um zu bleiben.

Der Spielplan der NBA-Saison 2012/13 im Überblick

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