NBA

Parker mit dem Buzzer! Spurs schlagen Thunder

Von Martin Gödderz
Tony Parker sorgte für den Sieg seiner San Antonio Spurs über die Thunder
© Getty

In einer Neuauflage der Western Conference Finals schlagen die San Antonio Spurs in eigener Halle die Oklahoma City Thunder in deren erstem Spiel nach dem James-Harden-Trade mit 86:84. Matchwinner ist Tony Parker, der in den letzten 30 Sekunden erst einen schwierigen Dreier trifft und dann das Spiel mit dem Buzzer entscheidet. Kevin Durant erreicht derweil einen Meilenstein - so früh wie nur ein Spieler vor ihm.

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Neben Matchwinner Tony Parker, der mit 14 Punkten und 11 Assists ein Double-Double ablieferte, überzeugten bei den Spurs vor allen Dingen Tim Duncan (20 Punkte, 8 Rebounds, 3 Blocks) sowie Danny Green (13 Punkte, 3/6 3er, 5 Rebounds). Mit Boris Diaw (10 Punkte, 7 Rebounds) und Stephen Jackson (11 Punkte) erreichten zwei weitere Spieler zweistellige Punktzahlen.

Bei den Thunder lieferte Neuzugang Kevin Martin ein gutes Debüt ab und kam am Ende auf 15 Punkte (3/6 3er) und fünf Assists. Der überragende Mann war aber Kevin Durant, der 23 Punkte und 14 Rebounds beisteuerte. Damit erreichte er als zweitjüngster Spieler nach LeBron James die 10.000-Punkte-Marke in seiner Karriere.

Die Reaktionen:

Russell Westbrook (Oklahoma City Thunder) über seine Verteidigung bei Parkers Buzzer-Beater: "Ich habe ihn verloren. Es ist meine Schuld. Ich nehme das auf mich."

Tony Parker (San Antonio Spurs) über seinen Buzzer-Beater: "Coach Pops hat den Screen für mich spielen lassen. Ich war ganz frei und dann habe ich den Schuss eben reingemacht."

...über das Spiel und die Schlussphase: "Wir wussten, dass OKC ein gutes Team ist und haben versucht, so lange im Spiel zu bleiben wie möglich. Aber wir haben eben auch physisch gespielt und am Ende dann den Wurf bekommen."

...über Kevin Martin: "Er ist ein sehr guter Spieler, aber er braucht erst einmal Zeit. Er ist gerade erst dabei, seine Rolle im Team zu finden."

Gregg Popovich (Trainer San Antonio Spurs): "Unsere Defense gegen OKC war exzellent. Die Kommunikation, die Agilität, die Aktivität. Vor allen Dingen haben wir aber gut auf den Ball aufgepasst."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Keine Überraschungen in den jeweiligen Startformationen. Die Spurs treten mit der gleichen Starting Five an wie beim gestrigen Sieg gegen die New Orleans Hornets. Parker, Green, Leonard, Diaw und Duncan beginnen. Die Thunder schicken mit Westbrook, Sefolosha, Durant, Ibaka und Perkins die gewohnte erste Fünf aufs Feld. Neuzugang Kevin Martin kommt also von der Bank.

6.: Monster-Block von Duncan! Durant setzt im vollen Lauf zum Dunking an, doch Duncan kommt von hinten und schlägt ihm den Ball aus der Hand. Ansonsten noch eine etwas zerfahrene Partie. Die Thunder bereits mit vier Ballverlusten, zudem haben beide Teams ihren offensiven Rhythmus noch nicht gefunden (Thunder: 36 % FG, Spurs: 32 %). 11:8 Spurs.

21.: Martin stealt den Pass von Leonard. Im Fastbreak vergibt er allerdings den Layup mit Kontakt. Im Gegenzug lassen die Spurs den Ball gut in den eigenen Reihen laufen und verlassen sich dann auf die individuelle Klasse Duncans. Spin-Move, butterweicher Fade-Away und die Kugel zappelt im Netz. 38:36 Spurs.

24.: Gegen Ende der ersten Hälfte dreht Duncan noch einmal so richtig auf. Erst holt er sich einen wichtigen Rebound und findet mit einem Touchdown-Pass über das ganze Feld Kawhi Leonard, der alleine vorm gegnerischen Korb leichtes Spiel hat. Im Anschluss stopft er den Ball spektakulär über Ibaka hinweg in den Korb. Die Spurs können sich ein wenig absetzen und gehen mit 45:40 in die Pause.

29.: Die Thunder kommen gut aus der Kabine. Zunächst punktet Westbrook dynamisch per Layup, dann findet Duncan Sefolosha in der Ecke. Der verwandelt den offenen Dreier zum 46:45. Doch die Spurs antworten prompt. Der starke Green versenkt erst den Dreier auf der Gegenseite und macht kurze Zeit später auch einen langen Zweier. Nach erfolgreichem Layup von Diaw nimmt Scott Brooks das Timeout. 55:49 Spurs.

36.: Eric Maynor mit dem Buzzer-Beater von weit hinter der Mittellinie!!! Wahnsinn! Die Thunder kämpfen sich tatsächlich wieder ins Spiel zurück. Nach zwischenzeitlichem 10-Punkte-Rückstand gleicht Maynor mit dem Buzzer zum 66:66 aus. Da erwartet uns ein ganz heißes letztes Viertel.

40.: Jackson mit dem Dreier ins Gesicht von Kevin Durant! Da scheinen die Thunder wieder richtig drin zu sein und produzieren gleich zwei ganz böse Turnovers. Das nutzen die Spurs eiskalt aus. Jacksons Dreier bedeutet die Führung zum 73:69.

42.: Es wird Zeit für Kevin Durant. Mit einer feinen Körpertäuschung geht er an Leonard vorbei und versenkt per Layup. 77:73 Spurs. Es war aber nicht irgendein Korb. Durant erzielt die Punkte 10.000 und 10.001 seiner Karriere. Nur LeBron James war jünger, als er diese Marke erreicht hat.

48.: Irre! Irre!!! Die Spurs sind 30 Sekunden vor dem Ende drei Punkte zurück, verlieren den Ball praktisch schon, aber Diaw hechtet nach dem ins Aus springenden Ball, kriegt ihn noch irgendwie zu Parker, der im Lauf aus der Ecke den Dreier versenkt. 84:84. Im nächsten Angriff stealt Leonard Durant den Ball. Die Spurs nehmen ein Timeout mit sechs Sekunden auf der Uhr. Der Einwurf kommt auf Danny Green. Der rutscht fast aus, rappelt sich aber wieder auf und spielt zu Parker, der Westbrook weit enteilt ist. Mit dem Buzzer nimmt er den langen Zweier und... trifft! Die Spurs siegen mit 86:84!

Der Star des Spiels: Tim Duncan. Der mittlerweile 36-Jährige wirkte an manchen Stellen, als sei er in die Zeitmaschine gestiegen und 10 Jahre zurückgereist. Gerade in der ersten Halbzeit sorgte er mit einem starken Block und einem spektakulären Dunk für die Highlights. Doch auch ansonsten dominierte Duncan die Zone. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass die Spurs die Thunder in Korbnähe ausscorten. Seine Statline ist für sein Alter beachtlich: 20 Punkte, 8 Rebounds, 3 Blocks. Phänomenal auch sein Zweifach-Screen vor Parkers Buzzer-Beater, als er zunächst Perkins fernhält, gleichzeitig aber auch Ibaka beim Block-Versuch entscheidend stört und so Parker alle Freiräume gibt.

Der Flop des Spiels: Russell Westbrook. Werden schon jetzt die Stimmen laut, die einen Trade des Point Guards lieber gesehen hätten als den von Harden? Während Harden an neuer Arbeitsstelle gleich eine überragende Performance ablieferte, trat bei Westbrook das wohl bekannte Problem auf. Viel zu häufig wollte der 23-Jährige mal wieder mit dem Kopf durch die Wand und sah besser postierte Mitspieler nicht. Seine Wurfauswahl war katastrophal. Westbrook versenkte lediglich 6 seiner 21 Wurfversuche, leistete sich zudem sechs Turnover und war bei Parkers Buzzer-Beater meilenweit vom Spurs-Guard entfernt. Man spürte förmlich, wie die ruhige Hand Hardens fehlte, die Westbrook von der Bank kommend entlastete. Auch schwach: Serge Ibaka.

Die Analyse: Über das gesamte Spiel lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch. Zu keinem Zeitpunkt war eine Mannschaft mehr als 10 Punkte in Vorsprung, 15mal wechselte alleine die Führung. Insbesondere die Thunder hatten aber über die gesamte Spielzeit große Probleme, ihren Rhythmus in der Offensive zu finden und trafen letztendlich gerade einmal 37 Prozent ihrer Würfe.

Während die Spurs nach schwachem Beginn insbesondere in Person von Tim Duncan ins Spiel fanden und im zweiten Viertel 50 Prozent ihrer Würfe verwandelten, trafen die Thunder gerade einmal 26 Prozent ihrer Versuche. Das Ball-Movement funktionierte kaum, es fehlte die ordnende Hand, vor allem weil Westbrook einen gebrauchten Tag erwischte.

Neben der schwachen Wurfquote kosteten den Thunder aber zwei Dinge den Sieg: Punkte in der Zone und Turnovers. In der Offensive dominierten Duncan und Diaw ihre Widersacher im Frontcourt. Die Spurs erzielten mehr als die Hälfte ihrer Punkte in der Zone. Während die Thunder gerade einmal 24 Punkte im ringnahen Bereich machten, erzielten die Spurs hier 44 Punkte. Auch im Fastbreak schloss San Antonio wesentlich erfolgreicher ab, was an den teils haarsträubenden Thunder-Turnovers lag. Oklahoma City schenkte den Ball zu leicht her. Das ist ein altbekanntes Problem.

Insgesamt schien die Balance bei San Antonio, das wieder ohne den am Rücken verletzten Manu Ginobili auskommen musste, schon besser zu stimmen. Inside-Out-Game und Ball-Movement funktionierten bereits gut, die Thunder dagegen wirkten häufig ideenlos. Dass die Thunder das Spiel überhaupt über den ganzen Zeitraum so offen gestalten konnten lag daran, dass man unter des Gegners Brettern sehr gut arbeitete (12 Offensive-Rebounds) und den Dreier effektiv einnetzte (41 Prozent). Gerade Kevin Martin zeigte in der Offensive bereits seine Qualitäten, obwohl er in einigen Situationen sogar zu uneigennützig aggierte. Am Neuzugang lag es aber ganz sicher nicht, dass die Thunder mit einer Niederlage in die Saison starteten.

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