NBA

Das Ende der Halloween-Serie

Von Florian Regelmann
Elton Brand und die Dallas Mavericks verloren bei Al Jeffersons Utah Jazz
© Getty

Einen Tag nach ihrem 99:91-Auftaktsieg bei den L.A. Lakers kassieren die Dallas Mavericks (1-1) bei den Utah Jazz (1-0) eine klare 94:113-Niederlage. Es ist die erste Mavs-Niederlage an Halloween nach acht Siegen in Serie. Dallas geht in Halbzeit zwei unter, ein Albtraum-Viertel sorgt für die Entscheidung.

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Point Guard Darren Collison war mit 17 Punkten (6/12 FG) und 7 Assists noch der beste Maverick, Brandan Wright steuerte 15 Punkte (7/8 FG) bei. O.J. Mayo und Vince Carter erzielten jeweils 12 Zähler.

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Topscorer der Jazz waren Mo Williams (dazu 6 Assists, 2 Steals, 2 Blocks) und Marvin Williams mit jeweils 21 Punkten. Paul Millsap (13 Punkte, 15 Rebounds) und Al Jefferson (12 Punkte, 14 Rebounds) legten beide Double-Doubles auf. Auch Randy Foye (13) und Gordon Hayward (11) punkteten zweistellig.

Die Reaktionen:

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks): "Wenn du ein Viertel mit 24 Punkten Unterschied verlierst, ist das eine ganz schöne Abreibung. Wir hatten ihrer Aggressivität im dritten Viertel nichts entgegenzusetzen. Das hat den Unterschied gemacht. Utah ist wahrscheinlich das am schwierigsten zu spielende Team an den Boards, weil sie so viele Big Men haben, die mit so viel Energie spielen. Millsap hatte sechs Offensiv-Rebounds in den ersten fünf Minuten und viel besser wurde es danach für uns auch nicht. Es ist zu einem ziemlich lausigen Abend für uns geworden, aber sie hatten viel damit zu tun."

O.J. Mayo (Dallas): "Die Jazz waren physisch und mental das toughere Team. Wenn du nach Utah kommst, dann weißt du, dass sie das ganze Spiel lang hart spielen werden. Das war schon immer so."

Mo Williams (Utah): "Es hat Spaß gemacht. 2003 war ich so nervös vor meinem ersten Spiel hier. Ich konnte nicht schlafen vorher. Jetzt ist es das Gegenteil. Ich fühle mich zuhause, es ist eine sehr komfortable Situation für mich. Alles ist gut."

Enes Kanter (Utah): "In der zweiten Halbzeit wollten wir das Spiel einfach unbedingt gewinnen. Wir sind rausgegangen, um zu fighten, fighten, fighten."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Keine Überraschungen. Utah mit seiner Wunsch-Starting-Five: Mo Williams, Hayward, Marvin Williams, Millsap und Jefferson. Dallas wieder ohne Dirk Nowitzki (Knie-OP)/Chris Kaman (Wade) und mit der gleichen ersten Fünf wie zum Auftakt: Collison, Mayo, Marion, Brand, Wright.

7.: Die Mavs starten offensiv perfekt und treffen ihre ersten fünf Würfe. Collison knüpft nahtlos an seine Leistung aus dem Lakers-Spiel an und steht schon wieder bei 8 Punkten. Millsap bereits mit 6 (!) Offensiv-Rebounds für die Jazz, die noch zu viele Outside-Jumper nehmen. Insgesamt ein brutales Tempo im Spiel. 15:10 Mavs.

12.: Utah bringt sein Backup-Frontcourt-Duo Favors/Kanter ins Spiel und es zeigt sofort Wirkung. Kanter erst mit dem kurzen Jumper, dann mit dem starken Move am Korb. Die Mavs halten aber dagegen. Beaubois klaut Tinsley den Ball und vollendet ein Dreipunktspiel, Marion trifft einen Dreier aus der Ecke. 26:25 Dallas. Topscorer der Partie: Marvin Williams (10).

18.: Die Jazz drücken bei jeder Gelegenheit aufs Tempo. Diesmal ist es Hayward, der auf dem rechten Flügel energisch zum Korb zieht und abschließt, plus Foul von Collison. Überragender Mann im zweiten Viertel ist Mo Williams (10). 44:38 Jazz.

24.: Utah dominiert zwar an den Brettern, aber Dallas führt nach 37 Punkten im 2. Viertel trotzdem mit 63:55. Der Schlüssel: Dreier. Die Mavs schießen 62,5 Prozent (10/16) von Downtown. Alleine in den letzten 90 Sekunden vor der Pause ist Rookie Crowder zweimal aus der Distanz erfolgreich - und praktisch mit dem Buzzer haut Mayo noch seinen dritten Dreier des Spiels rein. Utah gestattet Dallas aber auch viel zu viele offene Würfe.

26.: Keine 90 Sekunden gespielt im dritten Viertel und Carlisle fordert schon die Auszeit. Hayward mit dem Jumper, dann Millsap mit dem Layup - die Jazz sind nach einem 6:0-Run wieder auf 61:63 dran.

33.: Utah in der zweiten Halbzeit mit einer viel intensiveren Defense - und Defense führt zu Offense. Erst Mo Williams mit Back-to-Back-Dreiern, dann trifft Marvin Williams aus der Ecke. Und die Jazz rennen die Mavs jetzt in Grund und Boden. Kanter scort, jetzt noch mal Marvin Williams im Fastbreak. Utah mit einem 34:13-Lauf im dritten Viertel. 89:76 Jazz. Carlisle nimmt ein Timeout nach dem anderen, es bringt aber nichts.

41.: Unfassbare Aktion von Favors! Foye verpasst seinen dritten Dreier innerhalb kürzester Zeit, Favors steigt hoch und setzt über zwei Leute hinweg zum krachenden Follow-up-Slam an. Die Refs pfeifen die Aktion weg, dennoch eine irre Szene, die einmal mehr das Potenzial von Favors zeigt. 98:83 Jazz.

46.: Die Garbage Time läuft seit einiger Zeit. Eindeutiges Zeichen: Bei den Mavs darf jetzt auch mal Rookie Cunningham aufs Parkett. Big Al Jefferson noch mal mit dem Jumper für Utah. 110:90 Jazz.

Der Star des Spiels: Mo Williams. Der größte Grund, warum Utah besser geworden ist im Vergleich zur letzten Saison, heißt Mo Williams. Das Upgrade auf der Point-Guard-Position gegenüber Devin Harris ist immens. Mo Williams' Abend begann mit zwei schnellen Fouls schlecht, aber in der Folge machte er ein richtig starkes Spiel. Er war es auch, der mit seiner aggressiven Defense in der zweiten Halbzeit in Leader-Manier die Richtung vorgab. Und er war es auch, der das Momentum im dritten Viertel mit zwei Dreiern in Folge auf die Seite der Jazz brachte. Sein Scoring, sein Speed, seine Playmaking-Skills - Mo Williams zeigte alles, worauf sich die Jazz-Fans freuen können. Es war ein perfektes Homecoming für den Mann, der 2003 von den Jazz gedraftet wurde, den Klub aber ein Jahr später verließ. Auch stark: Marvin Williams. Nach enttäuschenden Jahren in Atlanta könnte der Small Forward in Utah aufblühen, ins Jazz-System scheint er jedenfalls perfekt zu passen.

Der Flop des Spiels: O.J. Mayo. Im zweiten Viertel hatte er eine gute Phase, als er kurzzeitig von draußen heiß lief, aber danach tauchte er komplett ab. 12 Punkte in Halbzeit eins, 0 in Halbzeit zwei. Mayo muss ohne Nowitzki die erste Scoring-Option für die Mavs sein, in den ersten beiden Saisonspielen hat er aber jetzt nur 32 Prozent (7/22) aus dem Feld geschossen. Zu wenig. Aber nicht nur Mayos Quote ging in Utah in den Keller. Auch Elton Brand (2/8), Shawn Marion (2/7), Vince Carter (3/12) und Jae Crowder (3/11) hatten große Probleme mit ihrem Wurf.

Die Analyse: Eine Halbzeit lang sah es tatsächlich so aus, als würden die Mavs das nahezu Unmögliche schaffen können. Innerhalb von 48 Stunden mit zwei Siegen bei den Lakers und Jazz in die Saison starten. Ein Auftaktprogramm mit einer Back-to-Back-Situation bei den Lakers und in Utah wäre selbst mit Nowitzki und Kaman hammerhart gewesen, aber ohne die beiden beide Spiele gewinnen? Es war ein fast schon schockierender Gedanke.

Dank einer Shooting-Demonstration lag Dallas zur Pause vorne (63:55). Dann entschied sich Utah, Defense zu spielen. So einfach könnte man die Geschichte des Spiels zusammenfassen. Jazz-Head-Coach Ty Corbin muss in der Kabine die richtigen Worte gefunden haben, denn die Jazz waren danach in der Defense wie ausgewechselt.

Die Folge: Nach 63 Punkten in Halbzeit eins brachten die Mavs in Halbzeit zwei nur noch 31 Punkte zustande. Utah drehte das Spiel mit einem 18:2-Lauf in einem überaus dominanten dritten Viertel (37:13) und geriet nie mehr ernsthaft in Gefahr. Die Mavs wurden vor allem im gesamten Spiel an den Brettern gekillt (61:40-Rebounds Utah). Die Jazz griffen sich insgesamt 20 Offensiv-Rebounds ab, Millsap sammelte alleine so viele (8) wie die gesamten Mavs.

Die Überlegenheit unter dem Korb führte als Folge auch zu einem klaren Vorteil bei den Points in the Paint (44:30) und bei den Freiwürfen (31/42 zu 19/26). Utah machte außerdem das Spiel immer wieder schnell (27:12-Fastbreak-Punkte). In der zweiten Halbzeit war klar zu erkennen, warum die Jazz in dieser Saison so gefährlich sein können. Im Gegensatz zum Vorjahr haben sie jetzt durch das Williams-Duo oder Randy Foye ein Outside-Shooting, das zuvor praktisch nicht existent war. Enes Kanter, der einen Ellenbogen von Carter ans Kinn bekam und mit drei Stichen genäht werden musste, ist viel athletischer geworden und macht auch einen hervorragenden Eindruck.

Bei den Mavs beeindruckte trotz der Niederlage einmal mehr Wright. Nach den ersten beiden Spielen steht seine Field-Goal-Quote bei 92 Prozent (12/13). Fazit: Dallas ist wieder auf dem Boden der Tatsachen, kann mit dem 1-1-Split zum Start aber im Endeffekt sehr gut leben. Am Samstag ist im ersten Heimspiel gegen Charlotte ein Sieg Pflicht. Danach kommen Portland und Toronto nach Dallas, ein 4-1-Start scheint also absolut realistisch.

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