Kurt Rambis gewann als Spieler vier Meisterschaften mit den Los Angeles Lakers, auch als Assistent von Phil Jackson holte er Titel. Zuletzt war er zwei Jahre lang Head Coach der Minnesota Timberwolves, aktuell arbeitet Rambis als "ESPN"-Experte. In der Triangle Offense diskutiert die NBA-Legende mit Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge über ein mögliches Steve-Nash-Problem bei den Lakers, die Dallas Mavericks und den besten Backcourt der NBA.
These: Steve Nash ist die Lakers-Schwachstelle
Kurt Rambis: Steve Nash ist nicht die Schwachstelle der Lakers, außer wir wollen über die Defense reden. Er ist aufgrund seines Alters und der fehlenden Beweglichkeit kein sehr guter On-Ball-Defender. Auf der Guard-Position gibt es da ganz andere Verteidiger, das ist klar. Wobei man ihm zugutehalten muss, dass er ein durchaus intelligenter Off-Ball-Defender ist. Entscheidend ist, was er offensiv für die Lakers bewirken kann. Er hat mit Bryant, Howard und Gasol so viele Waffen um sich herum, dass er sehr kreativ werden kann. Er kann sein Pick-and-Roll-Spiel aufziehen, er kann den Mid-Range-Shot nehmen, er kann Dreier schießen. Nash kann eine Waffe werden, aber alles muss aus dem Pick-and-Roll heraus entstehen. Er muss in einem System spielen, das ihm hilft, Würfe zu kreieren. Bis jetzt machen es die Lakers einfach nicht richtig. Die neue Princeton-Offense hin oder her, die Lakers müssen Nash die Möglichkeit geben, Pick-and-Roll zu spielen und daraus Entscheidungen zu treffen. Im Moment machen sie es nur ab und zu, die Folge sind viele Turnover. Ein weiterer Schlüssel ist die Defense. Wenn ihre Defense gut ist, können sie Fastbreak-Basketball spielen. Und wir wissen alle, wie gut Nash in Transition ist. Sie müssen ihre Defense in Ordnung bringen, das ist bei den Lakers die Nummer-eins-Aufgabe.
Florian Regelmann: Absolut nein. Nash ist sicher kein Top-5-Point-Guard mehr in der NBA. Über Nashs Defense müssen wir auch nicht sprechen. Das ist aber alles nicht entscheidend. Nashs Schwächen in der Defense werden alleine schon deshalb locker kompensiert, da Howard auf der Fünf defensiv so ein massives Upgrade gegenüber Bynum ist. Außerdem haben die Lakers ständig mit sehr durchschnittlichem Point-Guard-Play Championships gewonnen, da ist jetzt mit Sicherheit ein Steve Nash nicht die Schwachstelle. Wenn jemand die Schwachstelle ist, dann ist es der Coach. Mike Brown muss Nash Nash sein lassen. Er braucht den Ball in seinen Händen und muss Pick-and-Roll spielen, ganz einfach. Ein Weg wäre vielleicht auch, dass Brown eine Rotation findet, um Nash und Bryant zeitweise zu trennen. Wenn Nash dann draußen ist, kann Kobe wie gewohnt den Ball dominieren und seine Isolation Plays laufen. Im ganzen Nash-Theater darf man aber einen kritischen Punkt nicht vergessen: die Bank. Die Lakers-Bank war in der letzten Saison die schlechteste der NBA. Und trotz Jamison oder Meeks ist sie bis jetzt schon wieder so mies. Das gilt es zu beobachten. Es ist auf jeden Fall top für die Lakers, dass sich OKC durch den Harden-Trade so massiv geschwächt hat und anscheinend nicht Meister werden will.
Haruka Gruber: Ich sehe das ein wenig anders. Es kann gut sein, dass Nash zur Schwachstelle wird. Die Lakers werden sich bald fangen und sich in der Tabelle hocharbeiten, dafür sind sie schlichtweg zu gut besetzt. Aber: Es wird schwierig, die eingespielten Spurs und vielleicht auch die jüngeren und athletischen Thunder einzuholen. Und das hat viel mit Nash zu tun. Wenn mit Dallas' Darren Collison schon ein guter, aber nicht herausragender NBA-Point-Guard ihn in der Defense entblößt, kann man abschätzen, was ein Russell Westbrook oder Tony Parker mit ihm veranstalten wird, wenn Nash nach seiner Verletzung zurückkehrt. Zumal Nash kaum Hilfe von den Mitspielern erhalten wird: Kobe Bryant muss die Scoring-Last tragen und ist damit schon komplett ausgelastet und Metta World Peace als einziger Athlet auf der Eins bis Drei muss sich vor allem um den besten gegnerischen Scorer auf den Flügeln kümmern. Noch viel mehr als Nashs Probleme in der Verteidigung verwundert aber, wie schwer er sich im Angriff tut. Er wird sicherlich vorher mit Mike Brown darüber gesprochen haben, dass der Coach eine Princeton-Offense spielen lässt, in der der Ball viel durchrotiert wird. So hält Nash den Ball viel seltener in der Hand, was vor allem für einen so dominanten Spielmacher wie ihn total ungewohnt sein dürfte. Nash ist so spielintelligent, dass er sich im Laufe der Saison daran gewöhnen wird. Aber für die Championship wird das nicht reichen, womöglich nicht einmal für die Conference Finals.
Philipp Dornhegge: Ich bin da viel mehr bei Kurt und Florian und sehe vor allem zwei Probleme: Zum einen die vom Kollegen Regelmann angesprochene Bank, die im Vergleich zur ersten Fünf doch recht wenig Qualität hat. Vor allem aber stört mich das von allen angesprochene Spielsystem der Lakers. Mike Brown hat in diesem Sommer die Princeton-Offense in Absprache mit Kobe installiert, das heißt ein System, dass auf viel Bewegung ohne Ball und viel Passspiel aufbaut. Nash hat aber seine ganze Karriere über Angriffe mit dem Ball in seiner Hand initiiert, ist einer der besten Pick'n'Roll-Spieler und hätte mit Gasol und Howard optimale Mitspieler dafür. Das ist aus meiner Sicht eine komplett bescheuerte Idee. Offenbar hat Nash von Brown zwar das Okay, jederzeit nach eigenem Ermessen aus der Princeton auszubrechen und Pick'n'Roll zu spielen, aber das muss sich natürlich alles erst einspielen. Wenn es denn in Zukunft mit Nash auf dem Feld weniger Princeton und mehr Pick'n'Roll gibt, bin ich wiederum gespannt, wie sich Kobe als Spot-Up-Shooter schlägt und wie vor allem sein Ego damit klar kommt. Was unweigerlich zu einem dritten Problem führt: Coach Brown. Ich denke schon, dass er sein Handwerk versteht, bezweifle aber, dass er der richtige ist, um all die starken Charaktere über einen längeren Zeitraum bei Laune zu halten. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn die Lakers irgendwann die Reißleine ziehen und Phil Jackson aus dem Hut zaubern. Wo es eine Meisterschaft zu gewinnen gibt, ist der Zen-Meister nicht weit.
These 2: Dallas ist doch besser als erwartet
These 3: Rajon Rondo ist LeBrons größter MVP-Konkurrent
These 4: Die Nets haben den besten Backcourt der NBA
These 5: Neben Kyrie Irving wird Klay Thompson zum größten Star des Drafts 2011
These: Dallas ist doch besser als erwartet
Philipp Dornhegge: Ich war ja nie der Meinung, dass Dallas eine schlechte Mannschaft hat. Es stand und steht für mich außer Frage, dass die Truppe um Längen besser ist als in der Vorsaison. Collison und Mayo haben riesiges Potenzial - und Carlisle ist einer der besten Coaches, wenn es darum geht, das Optimale aus einem Spieler herauszuholen (Odom mal außen vor gelassen). Die Mannschaft ist jung, schnell und sehr athletisch. Im Frontcourt gibt es viel Tiefe mit Kaman, Wright, Brand und natürlich Nowitzki. Curry hat mir ganz gut gefallen, ich glaube er war auf einem guten Weg. Schade, dass er jetzt für Troy Murphy weichen musste. Dallas hat einen Kader, der schnell spielen kann und wird, gleichzeitig aber auch einen Taktikfuchs an der Linie und eben Kaman und Nowitzki, die in der Set Offense vieles möglich machen. Potenzielle Schwächen in der Defense wird das Team wie in den letzten Jahren im Verbund kaschieren. Der einzige Grund, der mir einfällt, warum Dallas die Playoffs verpassen könnte, ist die Fitness von Kaman und Nowitzki. Gerade Kaman hat in den letzten Jahren eigentlich immer irgendein Wehwehchen geplagt, Nowitzkis Knie ist auch so eine Sache. Wenn beide fit sind, traue ich Dallas einiges zu. Nicht die Finals, dafür sind die Lakers, Spurs und OKC zu stark. Aber wesentlich schlechter als die Clippers und Grizzlies schätze ich die Mavs nicht ein.
Haruka Gruber: Ohne die ersten Spielen überbewerten zu wollen: Ja, Dallas ist besser als erwartet. Alleine der gute Saisonstart trotz Dirk Nowitzkis Ausfall ist ein Beleg dafür. In den letzten beiden Jahren lautete die Bilanz der Mavs ohne Dirk 5-8, obwohl sie vermeintlich bessere Einzelspieler hatten. Chris Kaman sah viel fitter aus als befürchtet und Backup Brandan Wright kann zwar immer noch nicht rebounden, aber trifft sehr effizient. Sollte Elton Brand seinen Wurf einigermaßen in den Griff bekommen, steht Dallas am Korb mehr als solide da. Und auch der Flügel performt über den Erwartungen dank Vince Carter und Jae Crowder. Carter hat mehr Drive und wirkt athletischer als in der Vorsaison, Crowder wiederum könnte endlich wieder zu einem Draft-Steal der Mavs werden. Wenn Dirk und damit 20 bis 25 Punkte und 7 bis 9 Rebounds pro Spiel zurückkommen, ist Dallas zwar immer noch kein Titelfavorit, aber immerhin eine gefährliche Nummer im Westen. Die einzige große Sorge ist der Backcourt: Darren Collison ist ein Upgrade zum Jason Kidd der Vorsaison und O.J. Mayo verbessert sich stetig. Aber es fehlt ein dritter Guard, der von der Bank kommt und das Spiel organisieren kann. Roddy Beaubois' Körper ist offenbar zu anfällig für die NBA-Belastung. Und Dominique Jone sowie Jared Cunningham gehören eher in die D-League und sind definitiv zu schlecht als Premium-Backups eines Playoff-Teams. Dallas wäre gut beraten, über Vertragslose wie Shaun Livingston und Earl Boykins nachzudenken.
Kurt Rambis: Seien wir ehrlich: Die ersten vier Plätze im Westen sind doch im Prinzip an die Thunder, Lakers, Spurs und Clippers vergeben. Wenn es richtig, richtig, richtig gut läuft für die Mavs, könnte ich mir vorstellen, dass sie auf Platz fünf landen. Realistisch gesehen wird es wohl eher auf Rang sechs bis acht hinauslaufen. Eins ist klar: Sie haben zwar sehr viele neue Spieler, aber es sind gute Spieler. Ich mag Kaman, er ist ein guter Center, gerade mit dem Rücken zum Korb. Ich mag auch Mayo, weil er so ein guter Scorer ist. Das Talent ist da. Die Frage ist, wie schnell sie lernen, in Defense und Offense zusammenzuspielen. Ein Punkt, den wir beachten sollten: Dallas hat sehr viele Spieler mit Einjahresverträgen. Das ist nicht ungefährlich. Einerseits werden diese Jungs natürlich motiviert sein, aber andererseits ist die Frage, ob sie nicht versuchen werden, sich selbst ins Schaufenster zu stellen und sich über die Mannschaft weniger Gedanken machen. Aber ich sehe Dallas als Playoff-Team, danach hängt alles an den Matchups, aber als No. 7 oder 8 Seed wird es dann zweifellos schwierig.
Florian Regelmann: Ich habe vor Saisonstart erwartet, dass sie hart um die Playoffs fighten müssen und sie sogar verpassen könnten, wenn es ganz schlecht läuft. Daran hat sich nichts geändert. Mayo hat gegen schlechte Gegner ein paar tolle Spiele gemacht, davor war er aber zum Start zweimal lausig. Also: Ruhe bewahren. Die Mavs werden auch nicht die ganze Saison lang über 50 Prozent von der Dreierlinie schießen. Es stimmt natürlich, dass sie die Playoffs drin haben, aber was bringt es denn? Haben sie eine realistische Chance, die erste Runde im Westen zu überstehen? Nein, haben sie nicht. Es ist nett für die Mavs, dass sie es geschafft haben, sich eine Übergangs-Mannschaft zusammenzustückeln, die dank Carlisles Coaching-Fähigkeiten besser aussieht als gedacht. Es bleibt aber grundsätzlich dabei, dass Dallas das Meister-Team hätte halten müssen, Nowitzkis letzte Prime-Jahre verschwendet und dass es dafür keine Entschuldigung gibt. Einziger Grund für Begeisterung: Darren Collison. Der Trade mit den Pacers war wahrscheinlich einer der wahnsinnigsten der jüngsten Vergangenheit. Sie haben nichts (Sorry, Ian Mahinmi) abgegeben und im Austausch jemanden bekommen, der das Potenzial zum vielleicht besten Point Guard der Franchise-Geschichte hat. Ich bin sehr gespannt auf die Nowitzki-Collison-Combo. Ernsthaft: Collison is the real deal.
These 1: Steve Nash ist die Lakers-Schwachstelle
These 3: Rajon Rondo ist LeBrons größter MVP-Konkurrent
These 4: Die Nets haben den besten Backcourt der NBA
These 5: Neben Kyrie Irving wird Klay Thompson zum größten Star des Drafts 2011
These: Rajon Rondo ist LeBrons größter MVP-Konkurrent
Haruka Gruber: Angesichts seines Selbstvertrauens sieht sich Rondo selbst vermutlich als MVP. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass er bei der Wahl genug Journalisten von sich überzeugen wird, dafür sind die Zweifel zu groß. Rondo bringt ein Skill-Set mit, das ihn zu einem einzigartigen Point Guard in der NBA macht. Aber: So abgedroschen es klingt, ist sein Spiel wegen des verbesserten, aber immer noch unbeständigen Wurfs einfach nicht komplett genug. Deswegen muss man sich eine entscheidende Frage stellen: Kann jemand zum MVP werden, wenn er nicht einmal auf seiner Position der klar Beste ist? Chris Paul, Russell Westbrook, Deron Williams, Tony Parker - sie alle sind auf einem ähnlichen Level wie Rondo. Eine zweite Frage: Sind die Boston Celtics als Team nicht zu weit entfernt von der NBA-Elite, als ob Rondo ein echter Rivale sein kann für LeBron? Der einzige Konkurrent ist Kevin Durant - und der spielt zu seinem Leidwesen auf der gleichen Position wie LeBron.
Philipp Dornhegge: Ähm, James Harden?!? Nein, Spaß beiseite: So großartig Harden für Houston in die Saison gestartet ist, ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Rolle als Franchise Player aus dem Nichts voll erfüllt und dieses Niveau über eine Saison hält. Und vor allem setzt die Vergabe des MVP-Titels immer voraus, dass der jeweilige Kandidat bei einem absoluten Spitzenteam spielt. Dazu gehört Houston sicher nicht. Boston aus meiner Sicht schon. Deshalb kommt Rondo durchaus in Frage. Er ist der Leader der Celtics, ein überragender Passgeber und auf seiner Position der absolut beste Verteidiger und Rebounder. Dazu ist sein Wurf zwar nicht stabil, dennoch gibt es Spiele, in denen er nach Belieben auf anderem Wege punktet. Es klingt zunächst mal gewagt, Rondo und LeBron James in einem Atemzug zu nennen. Aber wenn die von vielen Experten erwartet Leistungsexplosion inklusive persönlicher Reife von Rondo kommt, und wenn - wie ich erwarte - Miami in der Regular Season ein bisschen auf Sparflamme fährt, dann ist Rondo tatsächlich ein heißer Kandidat. Dass James der beste Spieler der Welt ist, steht außer Frage. Aber die MVP-Trophäe geht nicht an den Besten. Durant ist für mich noch zu wenig dominant in der Defensive, als dass ich ihm die MVP-Trophäe geben würde. Dann schon eher Chris Paul, von dem man dieses Jahr noch mehr erwarten darf als letzte Saison und der den Rhythmus eines Spiels diktieren kann wie kein Zweiter.
Kurt Rambis: Rondo ist sicherlich eine Option als MVP-Konkurrent für James, aber der größte Herausforderer ist dann doch Kevin Durant. Oder vielleicht hat Philipp Recht und es wird James Harden, wenn er in Houston so weitermacht... (lacht) Der Harden-Trade hat mich wirklich schockiert. Kevin Martin ist nicht mal in der Nähe des Levels, auf dem Harden spielt. Martin passt auch von seiner Spielweise nicht in das System der Thunder. Ohne Harden fehlt OKC ein Ballhandler, der in der Offense Entscheidungen treffen und Pick-and-Roll spielen kann. Martin ist kein Mann fürs Pick-and-Roll. Der Trade wird den Thunder wehtun. Auch deshalb sehe ich eigentlich gar keinen ernstzunehmenden Gegner für James im MVP-Rennen. Jeder erwartet, dass James in dieser Saison noch besser wird. Miami hat Lewis und Allen dazubekommen, die Heat sind dadurch noch mal so viel besser geworden. Schwer vorstellbar, wie da jemand James als MVP stürzen soll.
Florian Regelmann: Ich kann es mir schon vorstellen, Kurt. Das Langweilige in der NBA ist ja, dass praktisch jede Saison die gleichen fünf, sechs Spieler als MVP infrage kommen. Ganz anders als in der MLB zum Beispiel, wo es jedes Jahr ganz anders aussehen kann. Weil es so "langweilig" ist und weil LeBron drei der letzten vier gewonnen hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass viele Voter weg von LeBron gehen, wenn es eine wirkliche andere Option gibt. Und die könnte eben Rondo heißen. Das Vorbild kann dabei nur Nash sein für ihn. Er kann genauso wie Nash ein Spiel dominieren, ohne dabei zu scoren. Und er kann genauso MVP-Saisons hinlegen wie Nash es bei den Suns vorgemacht hat. Dazu kommt, dass die Celtics noch nie so gemacht waren für Rondos Spiel wie jetzt. Jetzt heißt es wirklich: run, run, run. Und er muss nicht mehr warten, bis Ray Allen irgendwann mal um irgendeinen Screen herumgelaufen kommt. Es ist ganz klar Rondos Team. Man kann auch sehen, dass sein Schuss ein wenig besser geworden ist, so ein bisschen wie bei Jason Kidd in dessen Karriere. Einzige Sorge, die ich habe, sind die Freiwürfe. Er muss wenigstens an die 70 Prozent von der Linie schießen, sonst zieht das seine Stats für mich doch zu sehr runter.
Haruka Gruber: Unabhängig von den Stats: Ist Rondo überhaupt sympathisch genug? Die Journalisten stimmen auch nach persönlichem Empfinden ab - und Rondo wird sich mit seinem Ray-Allen-Bashing oder dem Posieren für Fotos mit Anti-LeBron-T-Shirts keine Freunde gemacht haben.
These 1: Steve Nash ist die Lakers-Schwachstelle
These 2: Dallas ist doch besser als erwartet
These 4: Die Nets haben den besten Backcourt der NBA
These 5: Neben Kyrie Irving wird Klay Thompson zum größten Star des Drafts 2011
These: Die Nets haben den besten Backcourt der NBA
Florian Regelmann: Wenn es um den in Defense und Offense physischsten Backcourt geht, würde ich ja sagen. Aber Williams/Johnson ist auf keinen Fall der beste Backcourt der Liga. Vielleicht der beste im Osten, wobei ich als Coach im Zweifel lieber Bostons Duo mit Rajon Rondo und Avery Bradley auf dem Court haben würde. Für mich kommt der beste Backcourt der NBA aus L.A. - aber er heißt nicht Nash/Bryant. Sobald Chauncey Billups wieder fit ist, geht meiner Meinung nach nichts über den Backcourt der Clippers. Chris Paul ist der beste Point Guard der Welt. Punkt. Und den besten Point Guard auf dem Planeten zu haben, ist der wichtigste Bestandteil eines Top-Backcourts. Dann noch Mr. Big Shot dazu - mehr Leadership und Toughness wird man nicht finden. Dazu kommt, dass die Clippers mit Jamal Crawford und Eric Bledsoe auch noch den tiefsten Backcourt der NBA haben. Paul/Billups sind für mich klar die Eins, dahinter würde ich Tony Parker und Manu Ginobili einreihen, auch wenn Ginobili nicht startet.
Haruka Gruber: Deron Williams' Knöchel muss spätestens nach der Saison operiert werden und Joe Johnson gehört zu den am meisten überbezahlte NBA-Spielern - dennoch: Ja, die These stimmt. Das Lakers-Duo Kobe Bryant/Steve Nash sind der spektakulärste Backcourt der NBA, aber genau wie Houstons James Harden/Jeremy Lin ist die Combo recht eindimensional: Sie definieren sich fast ausschließlich über die Offense. OKC mit Russell Westbrook und Thabo Sefolosha, San Antonio mit Tony Parker und Danny Green sowie Boston mit Rajon Rondo und Avery Bradley setzen in der Starting Five jeweils auf einen überragenden Spielmacher und einen soliden Shooting Guard, der vor allem die Defense stärken soll. Und das ist der Unterschied zu Brooklyn: Williams und Johnson können auf All-Star-Niveau scoren sowie den Ball passen und gleichzeitig sehr ordentlich verteidigen. Und wegen der Bank: Es fehlt zwar ein echter Sixth Man, über den San Antonio mit Manu Ginobili, die L.A. Clippers mit Jamal Crawford und OKC mit Kevin Martin verfügt. Aber C.J. Watson und MarShon Brooks sind als Backups zumindest respektabel. Diese Ausgewogenheit macht den Nets-Backcourt so stark.
spoxPhilipp Dornhegge: Nehmen wir die Ersatz-Guards dazu, muss ich Haruka zustimmen: Watson und Brooks sind für mich nicht respektabel, sondern als Backups richtig, richtig stark. Ohne die Reservisten aber sträubt sich in meinem Körper alles dagegen, einen Backcourt bestehend aus Iso-Joe und dem immer wieder verletzten Stinkstiefel Williams als besten der Liga zu bezeichnen. Beide sind All-Stars, die wichtige Würfe treffen können. Aber mir gefällt die Spielweise weder des einen noch des anderen. Würde ich mir eine Truppe zusammenstellen können, ich würde ohne mit der Wimper zu zucken mit Nash und Kobe in die Schlacht ziehen, mit Lin und Harden als zweiter Option. Offensiv hat man mit den beiden so viele Möglichkeiten: Kobe kann zum Korb ziehen und aus der Mitteldistanz werfen, ist dazu der beste Lowpost-Spieler auf seiner Position. Nash spielt das Pick'n'Roll überragend, beide treffen hochprozentig Dreier. Und vor allem wissen beide, wie man gewinnt. Sie wissen einfach, was in gewissen Situationen zu tun ist. Das sehe ich bei Williams und Johnson nur bedingt. Ich habe beide sehr oft gesehen und habe nach wie vor den Eindruck, dass ihre Entscheidungen auf dem Platz nicht immer einwandfrei sind. Ich kündige übrigens schon mal an: Stimmen wir in vier oder fünf Jahren erneut ab, kommt das beste Backcourt-Duo aus Cleveland.
Kurt Rambis: Kyrie Irving und Dion Waiters, das ist eine interessante Prognose, Philipp. Es ist auf jeden Fall eine extrem schwierige Thematik. Joe Johnson ist kein Nummer-eins-Go-to-Guy, kein absoluter Superstar, aber an der Seite von Deron Williams ist er genau der richtige Spieler. Williams kann ihn mit Pässen füttern, das wird in Brooklyn gut funktionieren. Der Nets-Backcourt gehört bestimmt zu den besseren in der NBA, aber als besten würde ich ihn nicht einstufen. Ich weiß, dass es technisch gesehen kein Backcourt ist, weil Mario Chalmers auf der Eins spielt, aber warum sollen wir das ausklammern. Im Prinzip sind LeBron James und Dwyane Wade der beste Backcourt in der Liga. Auch wenn LeBron nicht als Point Guard gelabelt ist, spielt er doch eigentlich die Spielmacher-Rolle und hat ständig den Ball in seinen Händen. Und wenn wir die These frei interpretieren und es so gelten lassen, gibt es wohl kaum zwei Meinungen, dass ein James-Wade-Duo über allem steht.
These 1: Steve Nash ist die Lakers-Schwachstelle
These 2: Dallas ist doch besser als erwartet
These 3: Rajon Rondo ist LeBrons größter MVP-Konkurrent
These 5: Neben Kyrie Irving wird Klay Thompson zum größten Star des Drafts 2011
These: Neben Kyrie Irving wird Klay Thompson zum größten Star des Drafts 2011
Florian Regelmann: Ich bin ein Fan von Golden States gesamtem Backcourt mit Curry und Thompson, aber der größte Star nach Irving wird in meinen Augen einmal Kemba Walker. Ich weiß, wie katastrophal sein Rookie-Jahr mit seiner 36,6-Prozent-Field-Goal-Quote war, aber teilweise war das nur die Folge der Umstände. Walker musste gezwungenermaßen ständig Plays für sich kreieren und Notwürfe loslassen, weil er so grauenvolle Optionen um sich herum hatte. Walker hat einen brutal schnellen ersten Schritt und er hat das Zeug, zu einem explosiven Scorer in der NBA zu werden. Das Selbstvertrauen dazu hat er. Und er ist vor allem auch ein unterschätzter Verteidiger und für seine Größe fast schon unfassbar guter Rebounder. Klar, sein Schuss von draußen muss dringend zuverlässiger werden, sein Playmaking muss besser werden, aber das Potenzial ist insgesamt riesig. Wie er 2011 Uconn zur NCAA Championship führte, hat mich extrem beeindruckt. Neben Walker würde ich auch Enes Kanter noch nicht abschreiben, auch er ist ein Breakout-Kandidat. Einer der besten Picks im 2011er Draft war auch der letzte... No. 60 Overall: Isaiah Thomas. Ein absoluter Steal für die Kings.
Kurt Rambis: Ich würde Florian zustimmen, was Walker angeht. Er und Thompson haben die beste Chance, wirklich bedeutende NBA-Stars zu werden. Ich liebe Thompsons Wurf. Wie schnell er in eine Shooting-Position kommt und abdrückt, wie er immer in Balance ist - das ist seine große Stärke. Er muss aber jetzt noch lernen, wie er aus dem Dribbling seinen eigenen Wurf kreieren kann. Egal, ob er dann zum Korb zieht oder den Pull-up-Jumper nimmt. Im Moment macht er das ganz okay, aber okay reicht nicht. Er muss wirklich gut darin werden. Wenn er nur ein statischer Jumpshooter bleibt, wird er es schwer haben, einmal zur absoluten Elite zu gehören. Andere Namen, die mir einfallen, sind Kawhi Leonard, Kenneth Faried oder Chandler Parsons. Das sind alles Spieler, die mir gefallen, sie gehören aber eher in die Rollenspieler-Kategorie. Auf dem Level von Kyrie Irving sehe ich ehrlich gesagt niemanden. Irving ist so unglaublich reif für sein Alter, so souverän. Wenn man dann noch seine Shotmaking-Skills dazu nimmt, sieht man einen sehr speziellen Spieler. Wenn ich jemandem eine ähnliche Karriere zutraue, dann niemandem aus dem 2011er-Jahrgang, sondern eher jemanden aus dem letzten Draft: Damian Lillard. Er und Irving sind sich ziemlich ähnlich.
Philipp Dornhegge: Um Klay Thomspon ist ja in der letzten Zeit fast schon ein kleiner Hype entstanden. Alle lieben ihn, und das zurecht: Er arbeitet extrem hart an sich und hat einen super-geschmeidigen Schuss, dazu eine überdurchschnittliche Athletik. Die Frage, die ich mir aktuell stelle: Ist Oakland wirklich der Ort, wo er sich optimal entwickeln kann? Traditionell werden Stars anderswo gemacht, und die Warriors haben dieses Jahr einen so tiefen Kader, dass sehr viele Spieler Minuten und Würfe einfordern. Thompson wird bestimmt ein exzellenter Spieler, aber das gilt auch für Kawhi Leonard, Chandler Parsons und Kenneth Faried. Isaiah Thomas, Nikola Vucevic, Iman Shumpert und Marshon Brooks bekommen auch viele Minuten in ihren Teams. Aber Star-Potenzial sehe ich nur bei drei Spielern, u.a. Jonas Valanciunas und Tristan Thompson, die beide natürlich noch sehr roh sind. Wenn ich wetten müsste, würde ich aber auf Brandon Knight setzen, der noch mal ein richtig guter Point Guard werden wird. Er hat schon in seiner Rookie-Saison stark aus der Distanz geworfen, hat dazu eine optimale Größe, lange Arme und ist schnell. Perfekte Voraussetzungen, um ein guter Verteidiger und Rebounder zu werden. Dazu kommt, dass er in Detroit aktuell auf der Eins konkurrenzlos ist und viel Zeit bekommt zu lernen, was es heißt, ein NBA-Team als Spielmacher zu leiten.
Haruka Gruber: Eine schwierige These. Dass Clevelands Nummer-1-Pick Kyrie Irving in zwei, drei Jahren zu den Superstars der NBA gehört, steht wohl außer Frage. Er bringt das Talent und das gewisse Star-Appeal mit, um die Massen zu faszinieren, was die Uncle-Drew-Videos beweisen. Aber dahinter? So richtig schlau wird man nicht aus dem Draft 2011: Derrick Williams - keine Ahnung, was aus dem Nummer-2-Pick wird. Genauso wenig wie von Tristan Thompson, Jan Vesely, Bismarck Biyombo, Brandon Knight, Kemba Walker und Jimmer Fredette, die ebenfalls alle in den Top Ten gezogen wurden. Im besten Fall werden sie zu wertvollen Rollenspielern, mehr vermutlich nicht. Daher bleiben aus den ersten Zehn als mögliche Stars Enes Kanter und Jonas Valanciunas. Wobei sie sich erstmals über eine komplette NBA-Saison behaupten müssen. Daher: Warum eigentlich nicht Nummer-11-Pick Klay Thompson? Der US-Verband hat ihn nicht von ungefähr vor den Olympischen Spielen 2012 in den Perspektivkader nominiert - als Einzigen aus dem Draft-Jahrgang 2011.
These 1: Steve Nash ist die Lakers-Schwachstelle
These 2: Dallas ist doch besser als erwartet
These 3: Rajon Rondo ist LeBrons größter MVP-Konkurrent
These 4: Die Nets haben den besten Backcourt der NBA
NBA: Der Spielplan 2012/13