NBA

Howard schwach, Bryant schwach

Von Philipp Dornhegge
Lakers-Star Dwight Howard verlor das Center-Duell mit Chicagos Joakim Noah
© Getty

Die L.A. Lakers (17-24) haben zum ersten Mal seit 2005 sechs Auswärtspleiten in Folge kassiert. Bei den Chicago Bulls (24-16) kassierte die Startruppe eine 83:95-Pleite und enttäuschte vor allem in der Schlussphase.

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Dwight Howard war nach seiner Herausstellung gegen Toronto zwar diesmal bis zum Ende mit dabei, hatte aber Foulprobleme und erzielte in 30 Minuten nur magere 8 Punkte, dazu kamen 9 Rebounds.

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Superstar Kobe Bryant warf erneut schwach und war mit 16 Punkten nur zweitbester Werfer hinter Steve Nash (18).

Pau Gasol wurde von Coach Mike D'Antoni zum Bankspieler degradiert, war mit einem Double-Double (15 Punkte, 12 Rebounds) aber solide.

Topscorer der Partie war Chicagos Kirk Hinrich (22), Joakim Noah kam bei nur 6 Punkten auf 13 Rebounds und 6 Blocks. Carlos Boozer (14), Rip Hamilton (13) und Jimmy Butler (10) punkteten zweistellig, Marco Belinelli (15) und Nate Robinson (11) brachten den nötigen Punch von der Bank.

Die Reaktionen:

Mike D'Antoni (Trainer Lakers) vor dem Spiel über Gasols Degradierung: "Das ist nichts gegen ihn, es ist einfach besser für uns. Wir müssen Small Ball spielen. Die Dinge ändern sich eben, wir wollen mal sehen, wie es funktioniert."

Kobe Bryant (Lakers)...

... über seine Leistung: "Die meisten meiner Würfe waren schwer. Einerseits Respekt an den jungen Kerl, Butler hat mich gut verteidigt. Andererseits gebe ich mir und uns die Schuld. Wir mussten ständig mit ablaufender Uhr weit vom Korb entfernt irgendwas auf die Beine stellen."

... über die Leistung der Lakers: "Wir müssen uns die Dinge genau ansehen. Wahrscheinlich müssen wir noch mehr über den Low Post kommen, langsamer spielen. Das ist meine erste Intuition. Ich muss mir die Aufzeichnungen ansehen, aber irgendwas müssen wir ändern. Das ist einfach peinlich. Peinlicher als peinlich. Ich kenne die Geschichte der NBA. In dem Kontext, in dieser Arena, der Arena von MJ, Pippen und Phil Jackson so eine Leistung zu zeigen, ist einfach nicht akzeptabel."

Pau Gasol (Lakers)...

... über seine Degradierung: "Ich bin nicht begeistert. Das hatte ich nicht erwartet."

... über seine Zukunft bei den Lakers: "Ich habe keine Ahnung. Ich kann mir nicht über etwas Gedanken machen, worauf ich keinen Einfluss habe. Ich bleibe positiv und werde mein Bestes geben. Als Team haben wir im Moment größere Sorgen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Bulls verzichten erneut unfreiwillig auf Deng (Adduktoren), dafür startet neben Hinrich, Hamilton, Boozer und Noah zum zweiten Mal der junge Butler.

Die Lakers drehen mal wieder an ihrer Starting Five. Gasol fliegt raus, dafür startet Clark gemeinsam mit Nash, Bryant, World Peace und Howard.

3.: Geht das hier schon wieder so los wie gegen die Raptors? Hamilton versenkt den Jumper, die Lakers liegen schon wieder mit 2:8 zurück.

7.: Aha, da kommen also die Lakers. Nash mit richtig gutem Start in die Partie, hier versenkt er einen Jumper für seine Punkte 7 und 8. Und zum zweiten Mal nacheinander kam der Assist von Bryant. 17:15 Bulls.

12.: Die Bulls haben in der Defense die Schrauben angezogen, L.A. hat in den letzten vier Minuten nur einen Freiwurf getroffen. Robinson erhöht per Dreier auf 27:18, immerhin kann Bryant kurz vor Viertelende noch mal verkürzen.

16.: Robinson mit seinem zweiten Dreier in Folge, das United Center tobt. 35:24, die Bulls führen zweistellig.

22.: Jetzt also doch. Die Lakers sind mit all ihrem Talent natürlich immer in der Lage, einen Run hinzulegen, nach einer kurzen Durststrecke der Bulls sind sie plötzlich dran. Back-to-Back-Jumper von Bryant, dann noch ein Treffer von Clark nach Nash-Assist, und schon steht es nur noch 42:40 Bulls.

24.: Chicago hat sich wieder gefangen und die Halbzeit sehr ordentlich zu Ende gebracht. Zwei Turnover der Lakers in den letzten zwei Minuten spielen den Bulls dabei in die Karten, die Gäste machen in den letzten zweieinhalb Minuten keinen Punkt mehr. 47:40, erneut laufen Kobe und Co. einem Rückstand hinterher.

36.: Stück für Stück arbeiten sich die Lakers im dritten Viertel wieder heran, und nach zwei Jamison-Freiwürfen erzielt Bryant tatsächlich die erste Führung der Gäste! 69:67, da geht heute was.

41.: Das könnte hier richtig spannend werden! Howard wird gefoult und trifft tatsächlich beide Freiwürfe. 75:75, dennoch: ganz schwacher Auftritt des Centers.

46.: Das riecht gewaltig nach Vorentscheidung! Erst holt Noah einen Offensivrebound und setzt Belinelli in Szene, dann fängt er Bryants Pass ab - und wieder ist Belinelli da! Der Italiener jagt seinen zweiten Dreier durch die Reuse, 89:79 Bulls. Clark war da in der Defense kräftig eingeschlafen.

Der Star des Spiels: Kirk Hinrich. Der Backup von Derrick Rose, der schon die ganze Saison startet, hat auch in dieser Spielzeit enorme Probleme mit seinem Wurf. Technisch absolut sauber trifft Hinrich trotzdem nur 35 Prozent seiner Würfe. Gegen die Lakers war das alles kein Thema.

Beflügelt von der schwachen Defense von Nash nagelte der Routinier einen Jumper nach dem anderen rein, traf am Ende 9 von 11 Würfen. Dazu kam er mit einem Turnover aus, dirigierte gekonnt das Spiel seines Teams (8 Assists) und griff sich 7 Rebounds. Eine vorzügliche Leistung. Auch ganz stark: Joakim Noah (6 Blocks).

Der Flop des Spiels: Kobe Bryant und Dwight Howard. Nach seiner Disqualifikation gegen Toronto wurde vom Center eine entsprechende Antwort erwartet. Es kam aber so gut wie nichts. Howard nahm nur fünf Würfe und war völlig passiv, an der Linie traf er wie gewohnt nur 50 Prozent (4 von 8). Dafür leistete er sich vier Turnover und fünf Fouls. Ein absolut miserabler Auftritt.

Derweil ging Bryant ins andere Extrem. Der Superstar hatte angesichts der schwachen Leistung seines Kollegen offenbar das Gefühl, umso mehr machen zu müssen, wurde von Butler aber exzellent verteidigt und traf nur 7 seiner 22 Würfe. Wie gegen Toronto blieb er also unter 33 Prozent Trefferquote - ebenfalls hundsmiserabel. Besonders in der Crunchtime erwies Bryant seiner Mannschaft mit erzwungenen Würfen einen Bärendienst.

Analyse: Nach der Blamage in Toronto hatten die L.A. Lakers Wut im Bauch und ordentlich was zu beweisen. Mike D'Antoni war höchst unzufrieden besonders mit dem Start gegen die Raptors, und drehte folgerichtig an seiner Startaufstellung. Dass ausgerechnet Pau Gasol Opfer der Überlegungen des Coaches wurde, war abzusehen, angesichts der Leistung in Kanada aber nicht nachvollziehbar.

Trotzdem hatte sich Earl Clark seinen Start verdient, gegen Chicago zeigte er erneut eine sehr anständige Leistung. Nahezu unsichtbar war dagegen Dwight Howard. Gegen Toronto noch disqualifiziert, nahm er gegen Chicago nur fünf Würfe und erzielte mickrige acht Punkte.

Die Bulls hatten sich derweil in den vergangenen Wochen vor allem auf Carlos Boozer verlassen können, der mit grandiosen Leistungen und reihenweise Double-Doubles an seine Zeit in Utah erinnerte. Gegen die Lakers hatte er aber Probleme mit der Größe des Gegners, traf schwach und griff kaum einen Rebound ab.

Überhaupt war die Defense der Gäste kaum vergleichbar mit dem miserablen Auftritt in Toronto, zumindest war sie gut genug, um die offensiv doch immer wieder nur durchschnittlichen Bulls vor Probleme zu stellen.

Ohne Derrick Rose (Kreuzbandriss) und Luol Deng fehlen Chicago die hochklassigen Scorer, es entwickelte sich deshalb über die gesamte Spielzeit eine enge und intensive Partie.

Erst in der Schlussphase brach der Gast komplett ein. Dwight Howard war weiterhin unsichtbar, Bryant wollte es erzwingen.

Die Bulls spielten dagegen sehr abgeklärt ihren Stiefel runter, ließen ihre Defense die Offense ankurbeln und zeigten sich sehr opportunistisch mit ihren Wurfchancen. Kirk Hinrich zeigte zum Beispiel seine vielleicht beste Saisonleistung.

Der Point Guard gewann das Duell mit dem legendären Steve Nash deutlich, auch wenn der zumindest gut warf. Hinrich führte Regie, Belinelli machte in der Crunchtime mit zwei Dreiern in Folge endgültig den Sack zu.

Für die Lakers war dies nach Miami und Toronto die dritte Niederlage in Folge, in Memphis droht bei den starken Grizzlies am Mittwoch die nächste Pleite. Chicago hat derweil einen Lauf und kämpft nach dem achten Sieg aus den letzten elf Spielen um einen der vorderen Plätze im Osten.

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