NBA

"Weiter, immer weiter"

Von David Digili
Kevin Garnett und Carmelo Anthony bekamen sich im Spiel im Januar in die Haare
© getty

Die Boston Celtics gegen die New York Knicks. Der ewige Klassiker eröffnet heute Abend die nächste Runde - in den Playoffs warten Leidenschaft und Emotion pur. Blogger David Digili gibt eine Analyse der Lage bei den beiden ewigen Rivalen im Osten.

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Die NBA-Geschichtsbücher sind voll von großen Spielern, Ikonen, Legenden, die die traditionsreichen Farben der Boston Celtics und der New York Knicks getragen haben. Ein Name größer als der andere. Spieler sind gekommen und gegangen. Haben legendäre Partien erlebt und entschieden. Hitzige Atmosphären, Herzschlag-Finals. Über 65 Jahre NBA-Geschichte in zwei Teams zusammengefasst. Die Rivalität ist geblieben.

"Etwas Besonderes, die Celtics zu schlagen"

Und doch, bevor die Knicks und die Celtics heute Abend im direkten Duell in die erste Playoff-Runde starten, sind die Vorzeichen ungewohnt anders. Nicht der Rekordmeister aus Neu England ist in der Favoritenrolle, sondern der Erzfeind vom Big Apple.

"Mal ganz ehrlich: Jeder weiß doch, dass es für uns etwas ganz Besonderes ist, die Celtics zu schlagen", sagt Knicks-Star Carmelo Anthony und bringt das Verhältnis zwischen beiden Teams auf den Punkt.

Ereignisreich war diese Spielzeit. Es gab Comebacks, wie das von Bostons Jeff Green (nach Herz-OP) oder von Knicks-Forward Rasheed Wallace (aus dem Basketball-Rentner-Dasein). Es gab schwere Nackenschläge, wie die schwere Verletzung von Celtics-Gehirn Rajon Rondo. Und es gab Saisonziele, die nun heißen könnten: "Bis zum letzten Moment kämpfen" für die gebeutelte Mannschaft von Coach Doc Rivers oder "Jetzt oder nie" für die betagten Haudegen von Mike Woodson.

Kein normales Spiel

Eine Saison also, die für beide Mannschaften in vielerlei Hinsicht so unterschiedlich war umd doch so ähnlich, findet nun in der ersten Runde der Postseason ihren Höhepunkt.

Nach vier Regular-Season-Spielen 2012/13 steht es 3:1 für die Knicks - ein normales Spiel war es bei keiner Begegnung.

Die verbalen Scharmützel zwischen Carmelo Anthony und Kevin Garnett, ein auf "KG", nun, "wartender" "Melo" vor dem Celtics-Mannschaftsbus am Madison Square Garden? "Sie wollten uns aus dem Konzept bringen - und es hat geklappt damals", bekennt Knicks-Guard Jason Kidd zur 96:102-Niederlage im ersten Matchup dieses Jahres. "Dasselbe werden sie auch jetzt probieren. Aber dieses Mal werden sie damit scheitern. Wir kennen ihre Mittel."

Teamgeist und Selbstvertrauen

Die Spieler in Orange-Blau strotzen vor Selbstbewusstsein - aus gutem Grund: Die Mannschaft wirkt gefestigt, jeder Spieler hat Vertrauen in seine Fähigkeiten.

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Dass selbst Rollenspieler wie Chris Copeland, Steve Novak oder James White in lichten Momenten wie potentielle All-Stars auftrumpfen, ist ein Testament an das "Wir"-Gefühl im Team. Lohn: Die beste Saisonbilanz (54:28 Siege) seit 1996/97 (57:25)!

Anders als damals aber soll nicht im Conference-Halbfinale Schluss sein (ironischerweise 3:4 gegen Miami mit Alonzo Mourning und Tim Hardaway) - wenn nicht ausgerechnet Boston schon den ganz frühen Spielverderber spielt.

Celtics mit Energieleistung

"Ihr von den Medien seid es doch, die uns zum Underdog abstempeln" beschwert sich Celtics-Coach Rivers. "Wir aber fühlen uns ganz anders." Auch Forward Green stimmt ein: "Es ist uns völlig egal, was andere von uns denken. Wir wissen, was wir können - und wir wissen, dass wir uns vor keinem Team verstecken müssen."

Erst der Kreuzbandriss bei Rondo. Dann die Rücken-OP bei Forward Jared Sullinger. Gekrönt vom Saison-Aus für Energizer Leandro Barbosa, der ebenfalls einen Kreuzbandriss erlitt. Trotzdem kämpften, schnauften, schleppten sich die Celtics bis in die Playoffs. Ohne ihren Lenker und Denker. Ohne zwei der wichtigsten Ergänzungen von der Bank. Mit harter Arbeit und Antrieb ihrer Altstars Garnett und Paul Pierce.

Dazu sind auch im traditionsreichen Boston Spieler über sich hinausgewachsen. Der anfangs verletzte Avery Bradley oder auch Neuzugang Jordan Crawford brachten Frische ins Team, nahmen "KG" und "The Truth" etwas Last von den Schultern.

Hilfe von Außen

Für die Playoffs zieht Rivers ein besonderes Ass aus dem Ärmel: Trainer von anderen Mannschaften! Ja, richtig gehört: Der 51-Jährige spricht mit gegnerischen oder früheren NBA-Coaches über Taktiken, spezielle Offense und Defense, die sie gegen die Celtics gespielt haben. Will so Schwächen beheben und Stärken noch besser ausnutzen.

"Es ist sehr hilfreich, sich mit Trainern von Teams auszutauschen, die es nicht in die Playoffs geschafft haben oder derzeit keinen Posten haben", erklärt Rivers. "Die haben nichts zu verlieren, und wenn man sich kennt, kommt man schnell und gerne ins Gespräch. Natürlich erzählt mir keiner seine geheimen Tricks, aber sie helfen alle gern, sind offen und teilen ihre Gedanken."

Akribische, harte Arbeit, wie die der Celtics-Spieler auf dem Court. Da passt es, wie Rivers die Energieleistung seiner (Fast-) Rumpftruppe zusammenfasst (und dabei doch sehr Kahnesk klingt): "Wir reißen uns einfach zusammen und machen weiter. Immer weiter."

Auch in der langen Geschichte der Celtics-Knicks-Duelle geht es ab heute Abend weiter. Wer schreibt das nächste Kapitel?

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