Die NBA-Saison 2013/2014 geht los! Zusammen mit "ESPN"-Analyst und Ex-NBA-Profi Jalen Rose sprechen Philipp Dornhegge, Florian Regelmann und Haruka Gruber über eine Monstersaison von Dirk Nowitzki, Derrick Rose' MVP-Chancen, die Rookies und Miamis Aussichten auf den Threepeat. All das in der aktuellen Triangle Offense.
These: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen.
Jalen Rose: Bill Simmons und ich haben während unserer Preview-Serie viel über Dirk Nowitzki geredet und sind uns einig, dass er eine Monster-Saison haben wird. Viele scheinen im letzten Jahr vergessen zu haben, wie unglaublich gut er ist. Wenn ich mich an 2011 erinnere, als er Brandon Roy und LaMarcus Aldridge, Kobe Bryant und Pau Gasol, Russell Westbrook und Kevin Durant und schließlich LeBron James und Dwyane Wade auf dem Weg zum Titel überrollt hat... Er ist einfach unfassbar gut. Aber um für eins der All-NBA Teams in Frage zu kommen, muss seine Mannschaft eine gute Bilanz aufweisen und irgendwie relevant sein. Ich sehe die Mavs aber nicht in den Top 6 oder 7. Und deshalb habe ich meine Zweifel, ob in den All-NBA Teams Platz für ihn sein wird.
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Florian Regelmann: Ich bin wie Jalen davon überzeugt, dass wir vor einem großen Comeback-Jahr des Herrn Nowitzki stehen. Dirk hat schon letzte Saison in der zweiten Saisonhälfte wieder gute Zahlen aufgelegt - und jetzt erwarte ich Stats in den Regionen der Championship-Saison (23 PPG, 7 RPG). Wenn die Mavs im hammerharten Westen eine Chance auf die Playoffs haben wollen, dann geht das nur, wenn Dirk sie auf seinen Schultern trägt. Machen wir uns nichts vor: Defensiv wird Dallas an vielen Abenden hundsmiserabel sein, außer Marion und Dalembert gibt's kaum kompetente Verteidiger im Kader, es muss übers Scoring gehen. Und da gibt's durchaus Grund zur Hoffnung - Nowitzki im Pick'n'Roll mit Ellis und Calderon, da sollten sie kaum zu stoppen sein. Ganz klar ist aber auch, dass die Offense wieder viel mehr über Nowitzki laufen muss. In der letzten Saison war er nicht mal in den Top 40 in Sachen Usage Percentage, das muss sich drastisch ändern. Oder kurz: Wenn Monta-Ball dazu führt, dass Ellis mehr Würfe nimmt als Nowitzki, läuft irgendwas falsch. Und wenn ich jetzt höre, dass Ellis schon sagt, er würde zu viel passen...
Philipp Dornhegge: Mein Verstand sagt, dass die Dallas Mavericks nur geringe Chancen auf die Playoffs haben. Aber ich weiß eben auch, was Rick Carlisle im letzten Jahr aus einer sehr viel schlechteren Mannschaft herausgeholt hat. Es ist irgendwie schwer zu greifen, warum und inwiefern er so ein grandioser Coach ist. Aber er gehört definitiv zu den besten der Liga. Es muss ihn deshalb unglaublich frustriert haben - teilweise wurde man ja sogar live Zeuge davon -, dass er einen Kader hatte, der so gar nicht zusammen passen wollte und wo einzelne Charaktere geradezu beratungsresitent wirkten. Und wenn Carlisle mit dieser Truppe und einem weit weniger fitten Dirk 41 Spiele gewinnen konnte, warum sollen dann dieses Jahr nicht auch 46 oder 47 Siege drin sein? Die Lakers, Portland oder Minnesota werden defensiv wohl auch nicht auf elitärem Niveau sein. Und wenn eine Mannschaft weit über den Erwartungen spielt, dann wird man Gründe suchen. Und die können in Dallas' Fall nur Carlisle und Nowitzki heißen. Damit würde Dirk absolut zum Kandidaten für ein All-NBA Team, der Respekt der Trainer und Journalisten ist ja ohnehin schon fast grenzenlos. Ich will gar nicht verhehlen, dass ich Nowitzki für eine Weile schon abgeschrieben hatte und davon ausgegangen war, dass seine Karriere langsam dem Ende entgegen geht. Aber nach allem, was er in den letzten Wochen gesagt und auf dem Court gezeigt hat, nachdem er so enthusiastisch wie lange nicht mehr wirkt und unglaublich Lust auf Basketball zu haben scheint, revidiere ich meine Meinung gern. Er scheint eine noch stärkere Tendenz zum Jumper zu haben als je zuvor. Aber bitte: Wenn jemand einen der besten Würfe der NBA-Geschichte hat, fällt es schwer, ihm das zum Vorwurf zu machen.
Rose: Du hast schon Recht, Philipp: Die Mavs haben einen der besten Trainer der Liga. Aber sie haben auch Probleme. Shawn Marion ist im letzten Vertragsjahr und könnte getradet werden, aber was bekommt man für ihn? Wer spielt neben Dirk und Samuel Dalembert wichtige Minuten unter dem Korb? Da sind andere Mannschaften einfach weiter. Sorry, ich kann Eure Begeisterung nicht ganz teilen.
Haruka Gruber: Ganz ehrlich, so sehr ich es mir wünschen würde, ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Auch wenn Dirk im Werbespot für die neue Saison einiges verspricht, glaube ich nicht, dass er noch mal All-Star-Niveau erreichen wird. Denn mal ehrlich: Obwohl er vergangene Saison nie ganz fit war, hat er dennoch mehr als beachtliche Quoten aufgelegt (47,1 Prozent FG, 41,4 Prozent 3-FG). Da müsste schon eine Leistungs-Explosion kommen, um noch mal an die Performance von 2011 anzuknüpfen. Allerdings war er damals fit wie nie und hat sich durch seine Athletik viele offene Würfe erarbeitet. Mit 35 kann Dirk auch nicht mehr so zum Korb zu ziehen wie noch in der Meistersaison. Außerdem: Dass Shooter auch gut ohne Athletik leben können, halte ich für ein Gerücht. Warum sollte also etwas falsch laufen, wenn Monta Ellis mehr Würfe nimmt als Dirk? Will man die Offense nicht über ihn laufen lassen, hätte man ihn doch gar nicht erst holen müssen. Ellis kann die 1a-Option geben und Dirk als 1b-Lösung Entlastung verschaffen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er auch die richtige Balance findet. Mit Calderon als Ballverteiler sollte das aber möglich sein. Dirk wird sicher eine gute Saison spielen. Aber All-NBA Team? Ich denke, 17 bis 20 Punkte und 8 Rebounds sind drin, mehr leider nicht mehr.
These 1: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen
These 2: Oladipo wird locker Rookie of the Year
These 3: Oden und Beasley werden noch wichtig für Miami
These 4: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt
These 5: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt
These: Oladipo wird locker Rookie of the Year.
Florian Regelmann: Spätestens nach der Verletzung von Trey Burke kann ich mir nicht vorstellen, wie Oladipo den Rookie of the Year Award nicht gewinnen soll. Ben McLemore wird Phasen haben, in denen er unglaublich aufspielt und vor allem scort, aber er ist bei weitem noch nicht so reif wie Oladipo. Was mir bei Oladipo am meisten imponiert: Auf dem Platz, neben dem Platz in Interviews, Körpersprache - egal, was er macht, nichts erinnert an einen Rookie. Oladipo ist ja nicht nur extrem athletisch, er ist ein extrem intelligenter Spieler und ein herausragender Defender. Er kann ein Spiel auf so viele verschiedene Weisen beeinflussen, Scoring, Playmaking, Rebounding, Defending, das macht ihn so besonders. Oladipo wird wahrscheinlich nicht der Rookie-Topscorer werden - 15 Punkte und 5 Assists scheinen realistisch -, aber es wird keinen Rookie geben, der Abend für Abend seinem Team so viel hilft wie er den Magic. Und auch wenn man mit Vergleichen aufpassen sollte, Oladipo sieht wirklich aus wie ein junger D-Wade, das ist einfach so. Wen ich, wenn wir bei den Rookies sind, aber unbedingt noch erwähnen muss, ist Steven Adams. Ich habe sein College-Jahr bei Pittsburgh intensiv verfolgt, da war er noch ein sehr roher Diamant. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell in der NBA einschlagen wird, aber jetzt bin ich sehr beeindruckt. Adams hat sich brutal weiterentwickelt im Sommer, man kann Sam Presti mal wieder nur gratulieren, das sieht nach einem grandiosen Pick aus. Und die Thunder-Fans haben eh die Schnauze voll von Kendrick Perkins, Adams könnte im Laufe der Saison eine ziemlich große Nummer werden.
Philipp Dornhegge: Weißt Du, wen ich in der Summer League sehr intensiv verfolgt habe, Flo? Trey Burke. Und mir ist es völlig schleierhaft, wie man in ihm den potenziellen Nummer-Eins-Herausforderer für Oladipo sehen kann. Er ist nervenstark und sehr intelligent, keine Frage. Aber er war körperlich auch völlig überfordert, wusste mit seiner durchschnittlichen Geschwindigkeit überhaupt nichts anzufangen, hat keine Lücken gefunden und miserabel geworfen, weil er keine offenen Würfe für sich kreieren konnte. Ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass er es in der NBA packt, aber es wird die eine oder andere Spielzeit dauern. Da bin ich bei einem Michael Carter-Williams schon optimistischer, der die Preseason sehr effektiv genutzt hat, um seine Probleme mit der Ballkontrolle aus der Summer League abzustellen, seinen Wurf zu stabilisieren und sein ganzes Spiel einfach zu halten. Er verteidigt schon sehr ordentlich und hat sich beim Spielaufbau sehr auf Evan Turner verlassen. Das muss aber nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil: Carter-Williams ist in der NBA angekommen, ist nach Aussagen der Mitspieler auch im Locker Room zunehmend als lautstarker Leader aufgetreten. Er ist kein echter Herausforderer von Oladipo, aber weiter als Burke.
Jalen Rose: Zurück zu Oladipo: Was mich an dem Jungen begeistert sind Einsatz, ständige Bewegung, Intensität und Lust auf Defense. Obwohl er offensiv noch Schwächen hat, wird es ihm nicht so weh tun, wenn er mal ein paar Dreier nicht trifft. Denn die genannten Qualitäten werden trotzdem dafür sorgen, dass er voll im Spiel ist und sich nie hängen lässt. Mit einem Steal, einem Block und einem Breakaway-Layup kann er sich jederzeit rehabilitieren, dadurch werden seine Minuten und seine Produktion konstant sein. Insofern sage ich: Ja, er wird sich bei der Wahl zum Rookie of the Year deutlich durchsetzen.
spoxHaruka Gruber: Oladipo ist sicher der große Favorit, aber ich kann eure Begeisterung nicht ganz teilen. Seine Leistungen in der Preseason waren eher durchwachsen. Speziell die Quoten müssen deutlich besser werden (36,4 Prozent FG in den letzten fünf Spielen). Auch die übrigen Kandidaten wie Ben McLemore oder Anthony Bennett kämpfen mit Problemen und Inkonstanz. C.J. McCollum, Trey Burke und Otto Porter sind erst mal verletzt, Cody Zeller nur solide. Deshalb werfe ich jetzt einfach Dennis Schröder in den Ring. Mit seinem Spiel stellt er als einer der wenigen etwas Besonderes dar. Sein großer Vorteil: Aus Braunschweiger Zeiten kennt er die Mechanismen des Profi-Basketballs. Auch die Situation in Atlanta passt eigentlich optimal. Die Hawks achten penibelst darauf, dass er sich ausschließlich auf das Sportliche konzentriert. PR-Exzesse lassen sie gar nicht erst aufkommen. Im Vergleich zu den anderen spielt Schröder für ein solides Playoff-Team, das zudem einige Veteranen im Roster hat. Ego-Touren kann und muss er sich da gar nicht erlauben. Außerdem hat Coach Mike Budenholzer schon gesagt, dass er Schröder und Teague teilweise auch zusammen spielen lassen will. Da wird bei der kleinen Guard-Rotation der Hawks sicherlich einiges an Spielzeit abfallen. Auch die Story eines europäischen Point Guards, der die NBA erobert, gibt einiges her. Wieso Du Steven Adams als Geheimtipp siehst, kann ich nicht ganz nachvollziehen, Flo. Klar hat er in der Preseason gut gereboundet, aber ich erinnere Dich noch mal an die letzte Triangle. Da hast Du ihm quasi jegliches Offensivtalent abgesprochen. Und jetzt soll er sich so verbessert haben? Gutes Rebounding allein reicht für mich nicht zum Rookie of the Year. Deshalb bleibe ich dabei: Dennis Schröder hat durchaus Chancen.
Regelmann: Erstens habe ich selbst gesagt, dass mich Adams' Entwicklung positiv überrascht, gerade offensiv, und zweitens meinte ich damit nicht, dass er ein ernsthafter Rookie-of-the-Year-Kandidat ist. Aber wenn wir uns in fünf Jahren fragen, wer die besten Spieler dieser Draft Class sind, ist es realistisch, dass Adams' Name fällt.
Dornhegge: Wenn ich da noch mal einhaken darf: Es gibt aber noch andere Spieler, die konstant Minuten sehen werden, allen voran Cody Zeller und Kelly Olynyk. Und dann könnte einer wie Kentavious Caldwell-Pope noch auf den Plan treten, der die Chance, hat, sich bei einem Playoff-Team sehr bald zum Starter zu mausern. Ich finde es daher auch etwas voreilig, Oladipo jetzt schon zum kommenden Rookie of the Year zu machen.
Rose: Aber man muss abwarten, ob Olynyks Produktivität auch auf dem NBA-Level gleich bleibt. Ich habe ihn auf dem College begleitet, als ich fürs Fernsehen einige Spiele kommentiert habe. Ich mag ihn, aber ich bin noch nicht sicher, ob er als Power Forward in der Lage sein wird, seinen Wurf so konstant zu treffen, wenn er eng verteidigt wird und auch zum Korb ziehen kann. Ich weiß nicht, ob er schon in der ersten Saison im defensiven Low Post seinen Mann stehen kann. Oladipo ist da schon weiter, insofern hat er klare Vorteile. Und zu KCP: Die Wahl der Pistons hat mich nicht überrascht. Ich komme aus Detroit und bin Fan des Teams, und ich bin sehr zufrieden mit Kentavious Caldwell-Pope. Er ist ein Spieler, der die Bedürfnisse des Teams erfüllt. Er ist ein ebenso guter Verteidiger wie Offensivspieler, er hat einen guten Wurf. Mit Stuckeys Verletzung hat er die Chance, sehr bald zu starten. Und wenn er dann auf seiner Position Abend für Abend gegen James Harden, Dwyane Wade und Co. spielt, kann er sich schnell einen Namen machen. Er hat die physischen Voraussetzungen, um seinen Mann zu stehen. Aber um für den Award in Frage zu kommen, muss er Zahlen abliefern. Und das wird verdammt schwer, wenn man die fünfte Option im Angriff ist.
These 1: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen
These 2: Oladipo wird locker Rookie of the Year
These 3: Oden und Beasley werden noch wichtig für Miami
These 4: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt
These 5: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt
These: Oden und Beasley werden noch wichtig für Miami.
Philipp Dornhegge: Wichtig wären Sie für mich, wenn Sie in den Playoffs entscheidende Rollen spielen könnten. Dazu müsste Miami aber wieder sehr weit kommen. Und da bin ich skeptisch im Moment. LeBron James ist alles zuzutrauen, ganz klar. Aber man vergisst viel zu leicht, wie unglaublich tough es ist, drei Mal in Folge Meister zu werden. Das beansprucht den Körper ungemein, die meisten Heat-Spieler haben bereits drei Jahre in Folge 100 Spiele und mehr gemacht. Die Stars haben dazu auch noch die Olympischen Spiele 2012 mitgenommen. Und der Geist muss sich über diesen Zeitraum auch immer wieder erholen, immer wieder voll da sein, dem Körper immer wieder die richtigen Signale geben. Es ist doch kein Zufall, dass es so wenige Teams gibt, die den Threepeat geschafft haben. Und die Konkurrenz im Osten ist in der Spitze dieses Jahr einfach brutal, das muss man so sagen. Chicago, Indiana und Brooklyn sind Teams, die nicht nur für den Titel in Frage kommen, sondern exakt die Qualitäten mitbringen, mit denen man ausgerechnet den Heat richtig weh tun kann. Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass Miami nicht über die zweite Playoff-Runde hinauskommt. Damit wäre die Saison eine Enttäuschung, und Odens und Beasley Beiträge würde schnell vergessen werden. So sehr ich beiden wünsche, dass sie noch ein paar erfolgreiche Jahre in der Liga habe.
Florian Regelmann: Ich zäume das Pferd mal von der anderen Seite auf: Der Schlüssel für einen Threepeat der Heat heißt: Bank. Ohne Ray Allen und einen der größten Clutch Shots aller Zeiten hätte Miami nicht Meister werden können. Auch nicht ohne Chris Andersen. Und auch nicht ohne Mike Miller, der nach Memphis abgewandert ist. Heißt: Beasley und/oder Oden müssen Miami was geben, sonst wird es nicht reichen. Hinter Oden steht mir einfach ein zu großes Fragezeichen, aber dass die Geschichte mit Beasley aufgehen kann, glaube ich absolut. Übrigens schon irgendwie krass, dass es vor 5 Jahren riesige Diskussionen gab, wer denn der No. 1 Overall Pick sein muss - Beasley oder Derrick Rose... Beasleys NBA-Karriere war bis jetzt natürlich enttäuschend, aber das "Gute" für Miami: Das lag nicht wie bei Oden an Verletzungen, sondern das lag daran, dass bei Beasley in der Birne einiges schief lief. Ein Locker Room mit LeBron, Wade, Allen, Battier oder Neu-Assistant Howard wird Beasley in die Spur kriegen, da bin ich sicher. Aber selbst mit einem guten Beasley sind die Heat in dieser Saison nicht mein Championship-Tipp. Philipp hat die Konkurrenten angesprochen, die das Zeug haben, in die Finals zu kommen. Und wenn ich mich festlegen muss, setze ich im Osten auf die alten Nets. Für Brooklyn gilt das gleiche wie für Miami, auch hier wird die Bank-Prodution eine entscheidende Rolle spielen. Und hier wird Kirilenko für mich der größere X-Faktor sein für die Nets als Beasley für die Heat. Außerdem was das Pierce-Foul an James für mich der Moment der Preseason. Stichwort: Message.
Haruka Gruber: Bei Greg Oden kommt es ganz darauf an, wie man "wichtig" definiert. Kann er in einem wichtigen Playoff-Spiel in zehn Minuten 5 Rebounds und 2 Blocks auflegen? Mit Sicherheit. Aber kann er auch auf Dauer größeren Einfluss auf das Spiel der Heat nehmen? Da habe ich meine Zweifel. Ich denke, Oden wird keinen großen Impact haben. Michael Beasley ist eine komplett andere Geschichte. Für mich ist er vielleicht sogar das spannendste Projekt der gesamten Liga. Kann er die soliden Preseason-Leistungen bestätigen, wird sich Beasley die Scoring-Last im Front Court mit Chris Bosh teilen. Auch LeBron kann profitieren. Theoretisch ergänzt er sich gut Beasley, dessen reines Talent noch dazu ja unbestritten ist. Im Optimalfall ist er für mich genau die Unterstützung, die LeBron braucht. Dann hätten sich die Heat enorm weiterentwickelt und wären unschlagbar. Auch Brooklyn, Chicago oder Indiana hätten keine Chance. Die Nets könnten die Athletik nicht matchen, die Bulls müssen sich erst wieder einspielen und hoffen, dass sich niemand verletzt, den Pacers fehlt ein Schuss individuelles Talent. Irgendwie erinnern mich die Heat mittlerweile ein wenig an San Antonio. Letztes Jahr wurde mit Chris Andersen ein angeblicher Problemfall geholt, jetzt Beasley. Bei den Spurs hat es ja mit Boris Diaw oder Stephen Jackson auch schon mal funktioniert.
spoxJalen Rose: Genau, Haruka. Schreibt mir nicht die Heat ab! Es werden Momente kommen, wo Oden ein wichtiger Block gelingt, wo ihm LeBron den Ball zum Dunk oder Alley-Oop durchsteckt. Sie werden Chest-Bumps verteilen, sie werden feiern und der Gegner wird demoralisiert sein. Damit rechne ich fest. Auch Beasley wird von der Bank kommen und mal zehn Punkte in einem Viertel einstreuen. In dieser Rolle geht er auf. Der Schlüssel für Miamis Threepeat ist aber, ob die Bankspieler solche Dinge konstant bringen können. Und die ehemaligen Nummer-Eins- und Nummer-Zwei-Picks müssen das erst noch beweisen. In der Preseaon hatten sie dazu wenig Gelegenheit. Ich kenne natürlich die von Philipp erwähnten Zahlen und Statistiken, was die Aussichten auf eine dritte Meisterschaft in Folge angeht. Und da ist bestimmt viel Wahres dran. Aber: Miami hat immer noch LeBron James. Und so lange ich nicht mit meinen eigenen Augen sehe, wie LeBron in den Playoffs mit gesenktem Kopf und Tränen in den Augen in der Kabine verschwindet, werde ich nicht gegen die Heat wetten.
These 1: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen
These 2: Oladipo wird locker Rookie of the Year
These 3: Oden und Beasley werden noch wichtig für Miami
These 4: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt
These 5: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt
These: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt.
Haruka Gruber: Man stelle sich vor, Derrick Rose kommt nach 1,5 Jahren Pause und beißender Kritik zurück und wird direkt wieder zum besten Spieler der Liga gewählt. Mehr Feel-Good-Story geht nicht. Bestätigt er den starken Eindruck der Preseason ist er für mich deshalb MVP-Favorit Nummer eins. Denn ganz ehrlich, viele werden zögern, LeBron bereits jetzt in den 5+ Club zu heben.
Florian Regelmann: Das Erste, was mir an dieser Stelle einfällt, ist das geniale Sports Illustrated Cover, auf dem Kevin Durant erklärt, wie sehr er es satt hat, sein ganzes Leben lang immer Zweiter zu werden und dass damit jetzt Schluss ist. Ich sehe für die nächste Saison nur einen MVP - und der heißt Durant. Dass Westbrook erst mal ausfällt, ist zwar übel für OKC, aber für Durants MVP-Case spielt es ihm natürlich perfekt in die Karten. Ohne Westbrook und ohne den gewechselten Martin haben die Thunder neben Durant nur noch Ibaka, der letzte Saison zweistellig gepunktet hat. Völlig klar, dass noch mehr Verantwortung und Last auf Durant liegen wird. Wenn es Durant schafft, die Thunder quasi im Alleingang an der Spitze der Western Conference zu halten, er dabei neben seinen ständigen 30-Point-Nights auch weitere Karriere-Bestmarken in punkto Assists aufstellt, führt eigentlich kein Weg an ihm vorbei. Dazu kommt, dass die Voter wissen, dass Durants außerirdische letzte Saison von LeBron überschattet wurde und er jetzt mal einen MVP Award verdient hat - und dass sie mit James ein bisschen vorsichtig sein werden. Da bin ich ganz bei Hari. Drei in Folge hat schließlich nicht mal Jordan gewonnen, im 5+ Club sind bis jetzt auch nur MJ, Russell und Kareem - da wird es im Zweifel jetzt auch bei einigen Votern mal eine Neigung weg von LeBron geben.
Philipp Dornhegge: Und das völlig zu Recht. Ich bin ja schon die ganze Offseason der Kapitän im Durant-Bandwagon. Dass er so spielend 30, 40, 50 Punkte auflegen kann wie derzeit kein anderer in der NBA, ist völlig klar. Viele vergessen aber, was für ein starker Rebounder Durant ist, und dass seine Übersicht und sein Passspiel immer besser werden. Falls Sefolosha, Jackson, Lamb und Co. auch nur halbwegs geradeaus werfen, werden die Assist-Zahlen von KD weiter klettern. Schaut man sich nur die Spieler an, ist Durant für mich aktuell Favorit auf den MVP Award. Ich sehe Westbrooks Ausfall allerdings nicht als "Vorteil" für die Kandidatur. Angesichts der gewaltigen Konkurrenz kann ich mir schon vorstellen, dass es die Thunder anfangs schwer haben und eben nicht an der Spitze im Westen stehen. Und für viele MVP-Wähler gilt eben immer noch das Mantra: "Bester Spieler im besten Team". Rose und LeBron sind da in einer komfortableren Position.
Gruber:Durant muss seinen Output ohne Westbrook auch erst mal bestätigen. Er wird sich zukünftig nicht nur aufs Scoren beschränken können, sondern wird auch mehr organisieren und sich selbst Würfe erarbeiten müssen. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass ihm diesmal die Konstanz ein wenig fehlen wird. Die Bulls sind perfekt auf Rose ausgerichtet, sollten sie von Verletzungen verschont bleiben. Allerdings würde ich Melo nicht vergessen. Seine Entwicklung unter Mike Woodson ist phänomenal. Wenn sie weiter geht, wieso sollte der MVP am Ende nicht Carmelo Anthony heißen? Er wurde ja bereits letztes Jahr nicht ganz ernst genommen, landete dann aber auf Rang drei. Am Ende lieben die Amerikaner aber ihre Helden-Geschichten. Deshalb wird der junge aus Chicago auch seinen zweiten MVP-Titel gewinnen, selbst wenn seine Bulls die Regular Season nur als Vierter beenden sollten.
Jalen Rose: Guter Punkt. Aus meiner Sicht werden Miami und Chicago die ersten beiden Plätze im Osten unter sich ausmachen, insofern ist es absolut berechtigt, die Frage nach Roses MVP-Chancen zu stellen. Indiana sehe ich auf Platz 3, die Granger-Thematik macht mich etwas unruhig. Und dahinter landen dann die Nets. Im Osten kommen also nur zwei Spieler in Frage. Wobei das keinerlei Hinweis darauf ist, wie es in den Playoffs aussieht. Die Nets z.B. haben gute Chancen, Miami in einer Best-Of-Seven-Serie zu schlagen. Aber zurück zu Rose: Er ist der einzige Spieler, der außer LeBron James in den letzten fünf Jahren diesen Award gewonnen hat. Ihn und Chris Paul sehe ich gemeinsam auf Platz drei hinter LeBron und Kevin Durant, wenn es um den besten Spieler der Liga geht. Ganz ohne Zweifel wird er im Gespräch sein. Es wird ein sehr enges Rennen um den MVP Award, aber am Ende sehe ich doch wieder den Titelverteidiger vorn.
These 1: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen
These 2: Oladipo wird locker Rookie of the Year
These 3: Oden und Beasley werden noch wichtig für Miami
These 4: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt
These 5: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt
These: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt.
Jalen Rose: Sicher, das oberste Ziel für die Saison ist, beim kommenden Draft in den Top 3 zu landen. Was in den 82 Spielen davor passiert, ist nebensächlich. Ich habe das erwartet und gehe davon aus, dass die Sixers das schlechteste Team der Liga stellen werden.
Florian Regelmann: TANK! TANK! TANK! Seit dem Draft weiß jeder, was die Sixers vorhaben. Jetzt müssen sie es bitte dann auch richtig und schamlos durchziehen. Warum irgendwas riskieren und schauen, wie Noel dem Team helfen kann, wenn es überhaupt nicht das Ziel ist, Spiele zu gewinnen?! Das macht ja keinen Sinn. Die Mannschaft ist aberwitzig schlecht (15 Siege vielleicht?), die beste Position für die Lottery sollte Philly absolut sicher sein. Ich würde sogar noch weitergehen wollen: Warum nicht auch noch Thaddeus Young und Evan Turner im Laufe der Saison traden? Die Situation ist im Moment noch bitter für alle Sixers-Fans, aber die Aussicht, im Idealfall nächste Saison eine Mannschaft um zwei potenzielle Superstars (Andrew Wiggins und Noel) aufbauen zu können, sollte dafür sorgen, dass jeder Fan sich nach dem Motto "Tanken ist geil" über jede einzelne Pleite freut. Und was ja noch dazu kommt: Noel würde die Zeit auch guttun. Allein schon deshalb, weil er sich dann physisch in eine Verfassung bringen kann, um in der NBA zu bestehen. Aktuell würde er von Howard, Hibbert und Co. rein körperlich böse vernichtet werden. An seinem (Freiwurf-)Shooting könnte Noel auch in Ruhe arbeiten. Ich sehe kein einziges Argument, warum Noel in dieser Saison spielen sollte...
Haruka Gruber: Das ist für mich absoluter Quatsch. Eine bessere Situation, als nach einer langen Verletzung sein Debüt für ein Team zu geben, das Niederlagen mehr feiert als Siege, gibt es doch gar nicht. Deshalb kann man Noels Situation auch nicht mit der eines Derrick Rose vergleichen. Rose muss sofort produzieren, von Noel wird noch nichts erwartet. Die Sixers wollen tanken, sonst nichts. Nach einem Kreuzbandriss und ohne ein einziges NBA-Spiel würde Noel diesen Plan sicherlich kaum gefährden, auch wenn er einige Minuten bekommt. Jetzt setzt er vielleicht fast zwei Jahre aus. Das kann für einen Rookie körperlich und psychisch gar nicht locker zu verkraften sein. Zumal er, sollte der Draft für Philly wie gewünscht verlaufen, in ein Team kommt, das sofort gewinnen und die Playoffs einziehen soll. Stichwort: Druck. Und dann noch die Transformation vom College zur NBA - ohne Spielpraxis. Für mich gab es schon bessere Ideen.
Philipp Dornhegge: Ich sehe das wie Hari. Im Laufe der Saison wird Noel bestimmt irgendwann fit sein. Und da würde es schon Sinn ergeben, ihn mal in das eine oder andere Spiel reinzuschnuppern. Einfach damit er sein Selbstvertrauen so bald wie möglich zurückbekommt und ein Verständnis mit seinen Mitspielern auf dem Court entwickelt.
Rose: Das ist alles sehr spekulativ. Fakt ist: Er ist derzeit nicht gesund, er ist nicht fit. Sein Knie muss bei hundert Prozent sein, bevor es Sinn macht. Derrick Rose hat alles richtig gemacht, er hat nichts überstürzt und musste erst wieder Vertrauen in seinen Körper gewinnen. Und Flo sagt völlig richtig: Nerlens ist immer noch jung, sein Körper muss sich entwickeln. Aber er wurde ja sowieso nicht geholt, um ein Schrank zu sein. Er soll schnell auf den Beinen sein, Schüsse blocken und Rebounds abgreifen. Er hat mich in den guten Spielen, die er am College hatte, ein bisschen an Jermaine O'Neal erinnert. Ich sehe beste Chancen, dass er ein sehr produktiver Spieler wird. Ein neuer Bill Russell wird er aber wohl nicht.
spoxDornhegge: Okay Jalen, das ist spekulativ. Das gebe ich zu. Dennoch bleibe ich dabei: Wenn er fit ist, soll er spielen. Er ist sowieso weit davon entfernt, ein produktiver NBA-Spieler zu sein. Die Sixers sind mies und würden auch mit ihm mies sein. Außer den Suns sehe ich keine Mannschaft, die ihnen beim schamlosen Tanken das Wasser reichen kann. Ich finde das persönlich ja unsäglich, aber die NBA will es nicht anders. Philly hat beste Chancen auf einen Top-Pick im Draft - ob Noel nun spielt oder nicht?
These 1: Nowitzki wird es in eins der All-NBA Teams schaffen
These 2: Oladipo wird locker Rookie of the Year
These 3: Oden und Beasley werden noch wichtig für Miami
These 4: Rose wird zum zweiten Mal zum MVP gewählt
These 5: Es ist richtig, dass Noel die ganze Saison aussetzt