Nach der EuroBasket ist vor der NBA-Saison! Wenige Wochen vor dem Start der Regular Season diskutieren Philipp Dornhegge, Florian Regelmann und Haruka Gruber die Auswirkungen der EM auf die anstehende Spielzeit. Zu Gast ist diesmal Jorge Sierra, Chefredakteur von hoopshype.com. Diskutiert werden Dragic' Starpotenzial, Datomes NBA-Aussichten, Pleiß' Zukunft und ein Europa-Vergleich mit Team USA. Dazu die Frage: Ärgern sich die Spurs womöglich über Frankreichs EM-Titel?
These: Pleiß sollte sofort zu den OKC Thunder wechseln.
Florian Regelmann: Wenn er wirkliche NBA-Ambitionen hat, dann ja. Ich verstehe die Strategie insgesamt nicht so ganz. Dass er nicht gleich rübergegangen ist, okay, aber Pleiß wurde 2010 gedraftet und spielt 3 Jahre später immer noch in Europa. Hoffentlich kennt in OKC überhaupt noch jemand seinen Namen... Im Ernst: Es ist ja kein Geheimnis, dass die Thunder großen Bedarf an einem Center-Talent haben. Nur scheint dieses Talent nicht Pleiß, sondern Steven Adams zu heißen. Sonst hätte OKC wohl kaum einen so hohen Draft Pick für ihn verwendet. Der Adams-Pick ist meiner Meinung nach schon ziemlich aussagekräftig und kann Tibor nicht gefallen haben. Zumal man klar sagen muss: Adams hat zwar Upside, aber offensiv ist der noch gar nicht existent. Um es deutlich zu sagen: Adams war in seinem College-Jahr in Pitt offensiv grauenvoll. Keine gute Fußarbeit, keine guten Hände, trifft keine Freiwürfe - da war offensiv nix zu sehen. Wenn ich dann Pleiß in einigen Spielen jetzt wieder bei der EuroBasket sehe, kann ich mich nur wundern, dass er nicht viel mehr aus seinem Talent macht. Scoring, Rebounding, da waren ja richtig gute Spiele dabei. In die NBA gehen, den direkten Kampf bei den Thunder mit Adams aufnehmen, sich durchsetzen. Ich würde mir wünschen, dass er so denkt. Ich glaube auch nicht, dass ihn ein Jahr in Spanien für die NBA noch wirklich so viel weiterbringt. Ich weiß aber vor allem auch nicht, ob er wirklich in die NBA will mit aller Macht, oder ob er auch mit einer netten Karriere in Europa zufrieden ist.
Philipp Dornhegge: Ich war schon auch erstaunt, wie stark sich Pleiß bei der EM präsentiert hat. Die Sache mit der Fingerverletzung, wegen der er dann nicht stopfen wollte und wodurch er, das muss man so klar sagen, das Belgien-Spiel vergeigt hat, war natürlich enttäuschend. Aber mich hat im Hinblick auf eine mögliche NBA-Karriere viel mehr interessiert, wie er sich in der Defense verhält. Klar suchen alle NBA-Franchises Big Men, die finishen können. Aber vor allem bei OKC geht es darum, stark zu verteidigen und Durant und Westbrook offensiv nicht im Weg zu stehen. Und was Pleiß als Defensivanker gezeigt hat, hat mich doch beeindruckt. Er kann immer noch Power zulegen, aber trotzdem war er zweitbester Rebounder des Turniers, das kann man nicht unter den Teppich kehren. Er hat da richtig beherzt zugepackt, das kannte ich in der Konsequenz gar nicht. Er hat Würfe seiner und anderer Gegenspieler mit seiner bloßen Präsenz verändert, er hat kaum eine Rotation verschlafen. Das war schon stark. Und ich kann ihn mir - auf dem größeren Feld, wo er dann mehr Ruhe hat - als sehr passablen Midrange-Shooter vorstellen, der den beiden Superstars Platz für die Penetration verschafft. Das ist ein Vorteil, den er gegenüber Kendrick Perkins, Nick Collison und Steven Adams hätte. Klar kann es sein, dass er insgesamt in der NBA doch nicht so ankommt wie erhofft. Aber ich wüsste genauso wenig wie Flo, warum Pleiß und die Thunder noch ein Jahr warten sollten. Auf mich wirkte er, als wäre er so weit, den Schritt zu wagen. Zurückkehren kann er immer.
Haruka Gruber: Es ist eine interessante These, die zum Beispiel im deutschen Lager bei der EM überraschend selten diskutiert wurde, obwohl man sich dem stellen müsste: Ist Pleiß nicht jetzt schon bereit für die NBA? Weil Deutschland zu wenige Spiele bestritten hat, fielen seine 11,0 Rebounds aus der Wertung. Wie Phil sagt, wäre er damit zweitbester Rebounder gewesen. Und dazu 11,6 Punkte sind schon mal ein Wort. Der angesprochene Korbleger macht schon Sorgen. Genauso, wie er danach offenbar teamintern ziemlich hart kritisiert wurde und darauf komplett das Selbstvertrauen verloren hat. Dennoch glaube ich an ihn. Anders als früher zog er sich nach dem Hänger gegen die Ukraine selbst aus dem Loch und war in den letzten beiden Vorrunden-Spielen der beste Deutsche. Ich sehe eine klare Entwicklung bei ihm, daher hätte ich es nicht seltsam gefunden, wenn schon in dieser Saison die NBA ein Thema gewesen wäre. Hinter Kendrick Perkins gibt es nur Nummer-12-Pick Steven Adams, den ich nicht besonders kenne, der aber angeblich auch kein Übertalent ist. Flo, Du kennst ihn offenbar besser, ich vertraue da auf Dein Urteil. Dazu Hasheem Thabeet und eventuell Daniel Orton. Wahrlich keine Konkurrenz. Und selbst Perkins finde ich nicht unangreifbar. Ich verstehe nicht so richtig, warum die Thunder die Amnestie-Regel nicht in Anspruch nehmen und Perkins entlassen. Er bekommt 8 bis 9 Millionen Dollar pro Jahr! Da wäre Pleiß zumindest eine denkenswerte Alternative. Vielleicht kommt er nächsten Sommer, wenn Pleiß bei Laboral Kutxa sogar zum Starter ernannt wurde und ein weiteres Jahr Euroleague-Erfahrung gesammelt hat.
Jorge Sierra: Für mich sind die Center der größte Schwachpunkt bei OKC. Damals sind die Thunder mit dem Perkins-Trade ein ziemlich großes Risiko eingegangen, dafür mussten sie mit Jeff Green einen sehr guten Spieler abgeben. OKC erhoffte sich, mit Perkins eine defensive Verlässlichkeit und einen Anführer zu bekommen. Mittlerweile ist es klar, dass er beides nicht erfüllt. Dass er dennoch nicht entlassen wird? Keine Ahnung. Vielleicht, weil es für das Front Office einem Schuldeingeständnis gleichkommt. Ob Pleiß ihn aber sofort ersetzen könnte, wage ich zu bezweifeln. Dennoch erkenne ich NBA-Potenzial in Pleiß. Er hat Größe und er hat Skills, die die anderen Backups bei den Thunder nicht besitzen. Thabeet ist einfach nur 2,21 Meter groß und blockt pro Spiel 2 Würfe. Das ist die einzige Legitimation, um so viel Geld zu verdienen. Selbst in der Euroleague würde er den offenen Korb nicht treffen. Ihm fehlt das Talent und auch die Basketball-Leidenschaft, um an den Schwächen zu arbeiten. In Daniel Orton sehe ich gar nichts, was ihn für die NBA befähigt. Bleibt Rookie Adams - doch er ist ein Langzeit-Projekt. Wenn Pleiß wirklich bei Laboral Kutxa in der Starting Five steht, sollte er noch ein Jahr in Spanien bleiben und dann alles auf die Karte NBA setzen.
These 1: Pleiß sollte sofort zu den OKC Thunder wechseln
These 2: Dragic wird jetzt auch in der NBA ein Star
These 3: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern
These 4: Ein Euro-All-Star-Team würde Team USA locker schlagen
These 5: Die EuroBasket war für die Spurs eine Katastrophe
These: Dragic wird jetzt auch in der NBA ein Star.
Sierra: Ich glaube nicht, dass Goran Dragic jemals ein NBA-Star wird. Er ist schon jetzt ein guter NBA-Profi - aber ein Star? Nein. Er ist mir zu eindimensional: Ein Scorer, der eigentlich als Shooting Guard spielen müsste, aber die Größe eines Point Guards hat. Und die Situation nächste Saison in Phoenix wird ihm nicht entgegenkommen. Letztes Jahr hatte er die Hauptrolle inne, doch jetzt wurde von den Clippers mit Eric Bledsoe jemand verpflichtet, der der gleiche Spielertypus ist. Und die Vergangenheit zeigt, dass in der NBA zwei Combo-Guards nie gemeinsam aufblühen können. Damals in den 70er Jahren bei den Knicks mit Earl Monroe und Walt Frazier war eine Ausnahme. Deswegen glaube ich nicht, dass Dragic ein besonders gutes Jahr spielt. Vielmehr erwarte ich, dass er im Laufe der Saison weggetradet wird, weil er nach dem Bledsoe-Wechel überflüssig ist.
Gruber: Das ist mir zu drastisch, Jorge. Dragic hat mir im EM-Viertelfinale auch nicht gefallen, als er krass überdreht hat im Wunsch, der Held für Slowenien zu sein. Das war way too much! Aber: Ansonsten war die EM von ihm nicht so, als ob es Phoenix Sorgen machen müsste. Im Gegenteil: Ich fand Dragic nicht herausragend, aber insgesamt hat er überzeugt. Zumal er sich direkt nach der Frankreich-Niederlage sehr reflektiert und selbstkritisch gezeigt hat. Das gefiel mir. Bei der EM hat Dragic nach der guten Saison in Phoenix den nächsten Schritt getan. Warum soll die Entwicklung jetzt stoppen? Wenn er auf die 14,7 Punkten und 7,4 Assists aus dem Vorjahr ein bisschen was draufpackt, kann er im Bereich von 18/9 landen. Und damit wäre er zumindest ein All-Star-Kandidat. Zumal ich nicht weiß, ob Bledsoe wirklich so stark ist. Er ist vielleicht talentiert - aber in seinen ersten 3 NBA-Saisons kam mir da zu wenig. Da hat Dragic schon etwas bewiesen.
Sierra: Dem Zahlen-Argument von Dir folge ich nur bedingt. Auch wenn Dragic All-Star-Stats auflegen würde, wäre er für mich kein Star. Monta Ellis kann jedes Jahr 25 Punkte erzielen, dennoch macht es aus ihm keinen guten Spieler, der die richtigen Spielzüge ansagt. Deswegen sehe ich Dragic als einen klassischen Combo-Guard - und in der Rolle bringt Bledsoe mehr Potenzial mit. Er ist athletischer und vor allem ist er vier Jahre jünger. Ich glaube, dass wir das Beste von Bledsoe noch sehen werden. Bei den Clippers wurde er von Chris Paul ausgebremst. In Phoenix könnte er explodieren.
Dornhegge: Also Moment mal: Dragic soll kein Spielmacher sein? Diese Meinung ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Er ist nicht auf Steve Nashs Level, hat aber viel von ihm gelernt und ist absolut einer, der das Spiel seiner Mannschaft lenken kann - und der das schon seit geraumer Zeit tut. Slowenien hatte in diesem Jahr Chris Thomas als Assistant Coach auf der Bank, der sonst bei den Warriors als Scout beschäftigt ist. Er kannte Dragic also vorher schon gut, hat kürzlich aber gemeint: "Mir war nicht klar, was er für ein großartiger Leader ist. Unsere Jungs schauen wirklich zu ihm auf." Wie Thomas bemerkt, mag viel damit zusammenhängen, dass er für sein Land vor heimischer Kulisse gespielt hat. Wie auch immer hat er gezeigt, dass er ein Anführer sein kann - und genau das brauchen die Suns im kommenden Jahr. In Phoenix gibt es schlicht niemanden, der strategisch das kann, was Dragic kann. Auch ein Eric Bledsoe ist spielgestalterisch weit davon entfernt. Insofern sollte Dragic der unumstrittene Leader auf dem Court sein. Bei so einem schlechten Team wird es natürlich schwer, sich national oder gar international groß ins Rampenlicht zu spielen. Aber vielleicht spielt Phoenix mit Coach Hornacek ja auch weit über seinen Verhältnissen: Und dann steht für mich außer Frage, dass der Erfolg vor allem mit Dragic in Verbindung gebracht würde. Offenbar will Hornacek wieder Tempobasketball spielen lassen wie zu Nash-Zeiten und wie Dragic das aus Slowenien kennt. Das würde ihm gut tun - und könnte ihn aus meiner Sicht absolut zum Star machen.
Regelmann: Ich gehe noch ein Stück weiter und sage: Dragic war schon im letzten Jahr in der zweiten Saisonhälfte allein von seinen Zahlen (16,1 Punkte, 9,5 Assists) her ein Star. Aber er wird in der nächsten Saison noch ein größerer Star, völlig klar. Er war in der zweiten Saisonhälfte einer der Top-10-Point-Guards der NBA, und wenn er so weitermacht, wird er vielleicht schon diese Saison beim All-Star-Game dabei sein. Er hat schon immer großes Potenzial gehabt als großer und athletischer Scoring-Guard, aber er hat sich auch gerade im Decision-Making und in der Regieführung extrem verbessert, das zeigt schon die Tatsache, dass er nach dem All-Star-Break in der letzten Saison 15 Spiele mit mindestens 10 Assists verbuchte. Dass auch schlechte Spiele dabei waren oder die Dreierquote so mies war, lag vor allem daran, dass einfach viel zu viel Last auf ihm lag in der letzten Saison in Phoenix, ähnlich wie in der Nationalmannschaft. Jetzt hat er mit Jeff Hornacek einen Trainer, der ihn noch mal weiterbringen wird und mit Eric Bledsoe einen Mitspieler, mit dem er super zusammenpasst. Die beiden werden eher zusammenspielen, als dass sie sich gegenseitig ausschließen. Defensiv wird das sicher Schwierigkeiten mit sich bringen, wenn beide zusammen auf dem Feld stehen, aber das Positive überwiegt klar. Sie können sich das Ballhandling teilen und mit den beiden Transition-Monstern werden die Suns einen unfassbar schnellen Basketball spielen, das steht mal fest. Es ist sehr interessant, dass Hornacek schon gesagt hat, dass er will, dass Dragic noch eine größere Shooter-Mentalität entwickelt und noch aggressiver wird. Es zeigt auch, wie sehr er auf ihn setzen wird. Dragic wird außerdem auch sehr von der EM-Erfahrung profitieren. Was da auf ihn eingeprasselt ist, war ja der Wahnsinn. Er wurde wie ein Rockstar gefeiert, es wurden nur Heldentaten erwartet. Damit ist er echt gut umgegangen als Leader. Dragic ist ein tougher Junge. Ich erwarte wie Phil eine große Saison von ihm.
Dornhegge: Ich bin übrigens der Meinung, dass jede Kritik an seinem Spiel bei der EM völlig überzogen war. Unser Kommentator Frank Buschmann ist ja beim Spiel gegen Frankreich auch diese Schiene gefahren, dass Dragic überdreht hätte. Er wollte es vielleicht etwas zu sehr, aber abgesehen von seinem Bruder Zoran hatte er in dieser Partie praktisch keine Hilfe. 6/16 aus dem Feld und 4 Turnover sind nicht berauschend, aber auch kein Grund, draufzuhauen. Und er hatte am Ende immer noch 18 Punkte und 6 Assists, hat dazu unzählige Fouls gezogen. Parker hatte jetzt im Finale 6/17 Field Goals, 2 Ballverluste und 3 Assists - aber eben viel mehr Hilfe. Und schon ist die Wahrnehmung eine ganz andere.
These 1: Pleiß sollte sofort zu den OKC Thunder wechseln
These 2: Dragic wird jetzt auch in der NBA ein Star
These 3: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern
These 4: Ein Euro-All-Star-Team würde Team USA locker schlagen
These 5: Die EuroBasket war für die Spurs eine Katastrophe
These: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern.
Dornhegge: Die Gründe, warum Luigi Datome scheitern könnte, liegen ja auf der Hand: Er ist kein Superathlet, hat immer wieder kleine Verletzungen, ist kein überragender Verteidiger und nicht übermäßig kräftig. Zäh vielleicht, aber nicht kräftig. Dieser ganze, den Körper betreffende, Komplex ist aber der entscheidende Unterschied zwischen Europa und NBA. Natürlich ist es möglich, dass Datome mit den physischen Anforderungen nicht klar kommt. Vielleicht bricht er unter der Last der langen NBA-Saison zusammen, vielleicht wird er nur rumgeschubst, vielleicht wird er in der Defense permanent bloßgestellt. Der Talentepool auf der Small-Forward-Position ist nun wahrlich nicht zu verachten. LeBron, Durant, George, Deng, Pierce und und und: Das werden Abend für Abend echte Herausforderungen. Natürlich spricht für den Italiener, dass die Pistons kaum andere echte Small Forwards und kaum Shooter haben und dass er einen der zuckersüßesten Distanzwürfe der Welt hat, ganz klar. Und die Einstellung, Erfahrung und Führungsqualitäten bringt er mit, um sich durchzusetzen. Die Frage ist, wie sehr Cheeks die zu erwartenden Probleme hinten in Kauf nimmt, um vorne variabel zu sein. Will der Coach Datome nur sporadisch bringen, muss man wiederum abwarten, wie der italienische MVP mit wenig Spielzeit umgeht. Es gibt da schon ein paar Fragezeichen. Aus meiner Sicht ist es alles andere als garantiert, dass Datome einschlägt.
Sierra: Ich habe ihn bei der EM sehr oft gesehen und bin sehr positiv überrascht. Ich wusste nicht, dass er ein so guter Shooter ist und mit so viel Energie spielt. Das wird ihm helfen. Dazu seine gute Größe und ich halte ihn für athletischer als Phil. Kurzum: Ich mag ihn sehr! Außerdem ist er ein toller Typ, der direkt sagt, dass er keine Probleme hätte, ein Rollenspieler in der NBA zu sein. Mit so einer Einstellung schafft man es in die NBA. Ich sehe für ihn die Nische als Wurf-Spezialisten, den viele Klubs brauchen. Und selbst wenn der Wurf nicht fällt, hat er andere Qualitäten wie das Rebounding, um noch von Wert zu sein. Vielleicht kann er eine Karriere hinlegen wie Jorge Garbajosa. Ich weiß nur nicht, wie gut er zu den Pistons passen wird. Da gibt es doch einige Fragezeichen im Frontcourt. Josh Smith hat einen großen Vertrag bekommen und wird spielen müssen, dazu gibt es Leute wie Greg Monroe und Andre Drummond. Wenn allerdings Smith als Power Forward beginnt, könnte für Datome sogar eine Starter-Rolle drin sein.
Regelmann: Ich bin an dieser Stelle gerne mal wieder mutig und tippe gar auf Datome als Rookie of the Year in der nächsten Saison. Das Zeug dazu hat er auf alle Fälle! Er war MVP in Italien, ist etwas älter und erfahrener als die anderen Rookies und so richtig überragend kommt die Rookie Class ja nun nicht daher. Also warum nicht Datome als Rookie of the Year? Wir müssen nicht groß darüber reden, dass er ein bärenstarker Shooter ist. Catch and Shoot, aus dem Pick and Roll, Step-Back-Jumper - er hat das gesamte Repertoire. Vom Shooting her sind Vergleiche mit Danilo Gallinari durchaus angebracht, es gibt in Italien sogar Stimmen, die sagen, dass Datome ein noch besserer Shooter ist als Gallinari. Er kann dazu auch am Korb abschließen, ist nebenbei ein ziemlich guter Passgeber und strahlt auf mich auch eine gewisse Toughness aus. Und er kommt in Detroit in eine für ihn gute Situation, er wird sich sofort gegen die Kyle Singlers dieser Welt durchsetzen und Minuten bekommen. Für mich ein absoluter Steal für die Pistons. Wenn wir schon bei interessanten Italienern sind, muss ich an dieser Stelle aber auch noch mal sagen, dass nach dieser EM jedes Team Ale Gentile ganz dick im Notizblock stehen haben muss für den Draft.
spoxGruber: Ich mag Datome auch, er hat Kult-Potenzial. Ich sehe es nicht so schwarz wie Phil, bin aber doch skeptischer als Ihr. Er passt mit seiner Flexibilität gut in den FIBA-Basketball, allerdings könnte er in der NBA zum Tweener verkommen. Mit seinen 2,03 Metern und den dünnen Ärmchen ist er zu klein und zu schmächtig als Power Forward. Und bei aller Athletik: Wenn er als Small Forward spielt, ist er in der Defense nicht schnell genug. Es muss nicht gleich LeBron James sein, aber selbst gegen einen soliden NBA-Flügel wird Datome Probleme haben, ihn in der Verteidigung vor sich zu halten. Und die Situation in Detroit ist wirklich schwierig zu durchschauen: Hinter den gesetzten drei aus Smith, Monroe und Drummond gibt es mit Datome, Kyle Singler und Jonas Jerebko drei Spielertypen, die sich ähneln und die auf einem ähnlichen Niveau sind. Nur mit dem Unterschied, dass Singler und Jerebko das NBA-Leben schon kennen. Wenn es gut läuft, schafft es Datome in die Rotation. Nicht umsonst kam Pistons-Präsident Joe Dumars extra nach Slowenien, um ihn zu beobachten. Wenn es jedoch schlecht läuft, könnte er schnell ganz raus sein.
These 1: Pleiß sollte sofort zu den OKC Thunder wechseln
These 2: Dragic wird jetzt auch in der NBA ein Star
These 3: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern
These 4: Ein Euro-All-Star-Team würde Team USA locker schlagen
These 5: Die EuroBasket war für die Spurs eine Katastrophe
These: Ein Euro-All-Star-Team würde Team USA schlagen.
Regelmann: Ein All-Euro-Team von dieser EuroBasket hätte gegen Team USA null Chance. Null. Die EM hatte überragende Momente, Spanien-Frankreich könnte man sich ständig noch mal anschauen und die Leistung der Franzosen im Finale war großartig, aber insgesamt fand ich das Niveau doch recht überschaubar. Es haben einfach zu viele Stars gefehlt. Die Frage ist, was passieren würde, wenn wir generell ein Euro-All-Star-Team aufstellen und gegen die USA auflaufen lassen würden, nach FIBA-Regeln versteht sich. Ich denke da spontan an eine erste Fünf mit Parker, Navarro, Gallinari, Nowitzki und Marc Gasol. Von der Bank vielleicht Dragic, Rubio, Deng, Pau Gasol und Ibaka oder Pekovic oder so ähnlich. Und DIESER Truppe würde ich es dann absolut zutrauen, die USA in einem Spiel zu besiegen, in einer Serie nicht, aber in einem Spiel absolut. Wir müssen ja nur dran denken, wie gut die Spanier zum Beispiel im Olympia-Finale ausgesehen haben.
Sierra: Egal ob FIBA- oder NBA-Regeln: Es würde ein Alptraum für die Europäer werden. Dazu sind die US-Profis einfach zu gut. Wenn sie gewollt hätten, wären sie bei den Olympischen Spielen in London noch dominanter gewesen. Dabei hatten sie keinen Dwight Howard und auch keinen anderen echten Center dabei. Es würde Europa sicherlich helfen, wenn nach FIBA-Regeln gespielt werden würde und Dirk und Pau dabei sein könnten. Aber am Ende würde es keinen Unterschied machen. Was man bedenken muss: Dirk und Pau sind auch nicht mehr die Jüngsten. Team USA hingegen würde mit LeBron, Dwight Howard, Chris Paul und allen anderen Superstars auflaufen, die in der Blüte der Karriere sind.
Gruber: Wenn man nur die Spieler von der EuroBasket 2013 nehmen könnte, hätte Europa keine Chance - egal unter welchen Regeln. Aber mit den Besten der Besten und unter FIBA-Regeln? Wenn ich wetten müsste, würde ich immer noch auf Team USA setzen. Aber ganz so klar fände ich es nicht. Eine Rotation aus Marc Gasol, Dirk Nowitzki, Pau Gasol, Serge Ibaka, Nicolas Batum und Anrei Kirilenko im Frontcourt, dazu Tony Parker, Vassilis Spanoulis, Juan Carlos Navarro und Ricky Rubio im Backcourt: Das hätte schon was. Unter NBA-Regeln wären die Amerikaner immer noch in 90 von 100 Fällen siegreich, aber unter FIBA-Regeln wäre es deutlich ausgeglichener. Wenn die US-Boys mal gesehen hätten, was sich für schlägerei-ähnliche Szenen bei der EM abgespielt haben, würde es ihnen angst und bange werden.
Dornhegge: Meine Lieblingsthese, einfach weil hier auch bei unseren Usern zwei Lager aufeinander prallen und viel diskutiert werden dürfte. Zwei Dinge setze ich jetzt einfach mal voraus: 1. LeBron James und Kobe Bryant machen nicht mehr mit. 2. Team Europa hätte genug Zeit, sich einzuspielen. Mein Lineup sähe dann für Europa so aus: Parker, Dragic, Rubio / Belinelli, Fernandez / Batum, Gentile / Diaw, Datome / Gasol, Valanciunas, Vucevic. Wichtig ist, dass das alles Jungs sind, die schießen und auf dem kleineren FIBA-Feld verteidigen können. Ich hab natürlich Rodriguez, Spanoulis oder Krstic ins Auge gefasst, aber für diese spezielle Aufgabe wären sie wohl nicht so geeignet. Aus meiner Sicht ist das so ziemlich das Beste, was man nach der EuroBasket gegen die Amerikaner aufbieten könnte, und die Truppe wäre nicht chancenlos. Ganz bestimmt nicht. Wenn der Ball läuft, jeder auf dem Court Gefahr ausstrahlt und die individuelle Klasse nicht so entscheidend ist... Klar können die Amerikaner mit ihrer Athletik überragend verteidigen, sind ihrerseits in der Offense nur schwer zu stoppen - besonders wenn Durant und Anthony aus neun Metern Dreier reinnageln. Aber mir kann keiner erzählen, dass es nicht ein interessantes Spiel würde. Logischerweise wäre es noch interessanter, hätten die Euros auch noch Pau, Dirk und womöglich Joakim Noah dabei.
These 1: Pleiß sollte sofort zu den OKC Thunder wechseln
These 2: Dragic wird jetzt auch in der NBA ein Star
These 3: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern
These 4: Ein Euro-All-Star-Team würde Team USA locker schlagen
These 5: Die EuroBasket war für die Spurs eine Katastrophe
These: Die EuroBasket war für die Spurs eine "Katastrophe".
Regelmann: Wenn ich mich in Gregg Popovich und R.C. Buford hineinversetze, kann ich natürlich verstehen, dass sie es mit einer gewissen Sorge sehen, wenn Tony Parker bei der EuroBasket so viele Minuten auf dem Court steht. Parker hat jetzt 11 der letzten 12 Monate intensiv auf höchstem Niveau Basketball gespielt, er war in dieser Zeit immer wieder gesundheitlich angeschlagen und hat in Slowenien selbst von einer gewissen Müdigkeit gesprochen. Die Spurs haben in der aktuellen Besetzung eben auch nicht mehr viel Zeit, eine weitere Championship zu gewinnen. Klar, dass man es als Franchise da gerne hätte, wenn der wichtigste Spieler die einzig mögliche längere Periode der Erholung auch nutzen würde. Man darf die Belastung der EuroBasket nicht unterschätzen, aber meiner Meinung nach sollten es die Spurs von einer ganz anderen Seite sehen. Parker liebt es, für sein Land zu spielen. Er ist dieser Goldmedaille hinterhergerannt und hat sich jetzt einen Traum erfüllt. Er wird eine Unmenge an positiver Energie daraus ziehen. Die Finals-Pleite war so übel und kaum zu verkraften, dass San Antonio heilfroh sein kann, wenn ein durch die EM so aufgepumpter Parker zum Training Camp erscheint. Dazu kommt, dass Popovich Parkers Minuten in der Regular Season genau managen wird - und er es auch kann, weil die Spurs so tief besetzt sind. Da sehe ich gar keine Probleme. Die EuroBasket war weit weg von einer Katastrophe für die Spurs, sie könnte sich vielmehr als Segen entpuppen.
Sierra: Wir hatten bei "Hoopshype" vor einigen Wochen einen Artikel über die Spieler, die sich am meisten zu ihrer Nationalmannschaft bekennen. Darunter waren viele Profis der Spurs. Entsprechend können FIBA-Einsätze nicht so hinderlich sein für den Erfolg eines NBA-Teams. Ich bin auch überzeugt davon, dass es für viele Spieler gut ist in der Entwicklung, statt der normalen Vorbereitung ein großes Turnier zu bestreiten, wo sie unter Druck stehen. Solange keine schweren Verletzungen passieren, sehe ich nichts Negatives. Für einen Nando De Colo ist es genau das richtige. Ich fand ihn etwas blass bei der EM, aber diese Erfahrung wird ihm bei den Spurs helfen. Und selbst für einen Tony Parker sehe ich keine Probleme. Er wird in der kommenden Regular Season so geschont werden wie Tim Duncan und das wird vom sehr tiefen Kader aufgefangen. Durch einen De Colo. Oder einen Marco Belinelli, den ich trotz seiner teils wilden Würfe sehr gut finde und der wie Kawhi Leonard, ein Star der Zukunft, den Ball vortragen kann.
Gruber: Da muss ich einhaken, Jorge. Bei De Colo mache ich mir wie du keine Sorgen. Aber speziell bei Parker sehe ich es deutlich kritischer für die Spurs. Dirk Nowitzki sollte ein mahnendes Beispiel sein: 2005 gewann er mit Deutschland EM-Silber, spielte dann eine überragende NBA-Saison für Dallas und wurde 2006 MVP. Allerdings war er damals deutlich jünger. Nach der Championship 2011 nahm er an der EM teil und wurde in der Folgesaison nie wieder richtig fit. Okay, Dirk war damals 33, Parker ist jetzt 31. Dennoch ist das Thema Regeneration sehr schwierig. Duncan und Manu Ginobili konnten sich in den letzten Jahren etwas zurücklehnen, weil eben Parker zur ersten Option wurde. Wenn jetzt auch noch Parker häufiger pausieren muss, wer soll die Last tragen? Ein Leonard ist mir zu wenig. Zumal mir die Alternativen für Parker als Backup-Point-Guards fehlen: De Colo hat bei der EM gezeigt, dass er ein Combo-Guard ist und kein klassischer Spielmacher. Von Belinelli bin ich nicht überzeugt, weil er dann doch ein reiner Shooter ist. Ich glaube nicht, dass er Gary Neal vom Scoring abgesehen ersetzen kann. Und Cory Joseph und Patty Mills sind bestenfalls solide. Wenn Gregg Popovich es irgendwie gelingt, Parker nicht zu überlasten und die Spurs dennoch ganz oben zu halten, dann ist er endgültig ein Magier.
Dornhegge: Leute, Ihr macht es Euch viel zu einfach, wenn Ihr Euch nur auf Parker und mit Abstrichen De Colo konzentriert. Das Wort Katastrophe klingt natürlich hart, aber ich glaube schon, dass die Spurs den Saisonstart fast vergessen können. Belinelli hat übrigens selbst auch 11 EM-Partien gespielt und sich schon mal gar nicht mit seiner neuen Heimat beschäftigen können. Der wird eine Weile brauchen, sich zurecht zu finden. Und die EM nach drei fiesen Pleiten zum Ende und der verpassten WM mental zu verdauen, wird auch nicht leicht. Dazu kommen eben die Franzosen: Neben Parker hat auch Boris Diaw extrem viele Minuten gefressen, beide sind sicher müde und auch Nando De Colo dürfte nicht taufrisch sein. Gregg Popovich ist bekanntermaßen ein Coach, der seine Stars bereitwillig schont, und genau das wird er unter Umständen verstärkt machen müssen, damit Parker im Laufe der Saison zu voller Leistungsstärke findet und keine Verletzungen riskiert. Wie gesagt: Katastrophe ist ein starkes Wort, und natürlich sind Pop und Buford so gestrickt, dass sie ihren Spielern - anders als Mark Cuban - nicht die Chance nehmen wollen, für ihr Land zu spielen. Aber diese EM war lang, sie war hart und sie dürfte sehr viel Kraft gekostet haben. Und darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass Cory Joseph mit Kanada in Venezuela WM-Quali gespielt hat, was ganz bestimmt auch kein Spaziergang war. Joseph hat da sehr viele Minuten bekommen. Und Patty Mills hat in Australien WM-Quali gespielt, wenn auch nur zwei Spiele. Es ist deshalb nicht so, dass die Spurs hinter Parker und De Colo noch ein paar bestens erholte Spielmacher in der Hinterhand haben, ganz und gar nicht.
These 1: Pleiß sollte sofort zu den OKC Thunder wechseln
These 2: Dragic wird jetzt auch in der NBA ein Star
These 3: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern
These 4: Ein Euro-All-Star-Team würde Team USA locker schlagen