NBA

"Es wäre ein Alptraum für die Europäer"

Von Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge
Die EuroBasket 2013 in Slowenien hat viele Erkenntnisse gebracht - und Fragen aufgeworfen
© getty
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These: Datome wird bei den Detroit Pistons scheitern.

Dornhegge: Die Gründe, warum Luigi Datome scheitern könnte, liegen ja auf der Hand: Er ist kein Superathlet, hat immer wieder kleine Verletzungen, ist kein überragender Verteidiger und nicht übermäßig kräftig. Zäh vielleicht, aber nicht kräftig. Dieser ganze, den Körper betreffende, Komplex ist aber der entscheidende Unterschied zwischen Europa und NBA. Natürlich ist es möglich, dass Datome mit den physischen Anforderungen nicht klar kommt. Vielleicht bricht er unter der Last der langen NBA-Saison zusammen, vielleicht wird er nur rumgeschubst, vielleicht wird er in der Defense permanent bloßgestellt. Der Talentepool auf der Small-Forward-Position ist nun wahrlich nicht zu verachten. LeBron, Durant, George, Deng, Pierce und und und: Das werden Abend für Abend echte Herausforderungen. Natürlich spricht für den Italiener, dass die Pistons kaum andere echte Small Forwards und kaum Shooter haben und dass er einen der zuckersüßesten Distanzwürfe der Welt hat, ganz klar. Und die Einstellung, Erfahrung und Führungsqualitäten bringt er mit, um sich durchzusetzen. Die Frage ist, wie sehr Cheeks die zu erwartenden Probleme hinten in Kauf nimmt, um vorne variabel zu sein. Will der Coach Datome nur sporadisch bringen, muss man wiederum abwarten, wie der italienische MVP mit wenig Spielzeit umgeht. Es gibt da schon ein paar Fragezeichen. Aus meiner Sicht ist es alles andere als garantiert, dass Datome einschlägt.

Sierra: Ich habe ihn bei der EM sehr oft gesehen und bin sehr positiv überrascht. Ich wusste nicht, dass er ein so guter Shooter ist und mit so viel Energie spielt. Das wird ihm helfen. Dazu seine gute Größe und ich halte ihn für athletischer als Phil. Kurzum: Ich mag ihn sehr! Außerdem ist er ein toller Typ, der direkt sagt, dass er keine Probleme hätte, ein Rollenspieler in der NBA zu sein. Mit so einer Einstellung schafft man es in die NBA. Ich sehe für ihn die Nische als Wurf-Spezialisten, den viele Klubs brauchen. Und selbst wenn der Wurf nicht fällt, hat er andere Qualitäten wie das Rebounding, um noch von Wert zu sein. Vielleicht kann er eine Karriere hinlegen wie Jorge Garbajosa. Ich weiß nur nicht, wie gut er zu den Pistons passen wird. Da gibt es doch einige Fragezeichen im Frontcourt. Josh Smith hat einen großen Vertrag bekommen und wird spielen müssen, dazu gibt es Leute wie Greg Monroe und Andre Drummond. Wenn allerdings Smith als Power Forward beginnt, könnte für Datome sogar eine Starter-Rolle drin sein.

Regelmann: Ich bin an dieser Stelle gerne mal wieder mutig und tippe gar auf Datome als Rookie of the Year in der nächsten Saison. Das Zeug dazu hat er auf alle Fälle! Er war MVP in Italien, ist etwas älter und erfahrener als die anderen Rookies und so richtig überragend kommt die Rookie Class ja nun nicht daher. Also warum nicht Datome als Rookie of the Year? Wir müssen nicht groß darüber reden, dass er ein bärenstarker Shooter ist. Catch and Shoot, aus dem Pick and Roll, Step-Back-Jumper - er hat das gesamte Repertoire. Vom Shooting her sind Vergleiche mit Danilo Gallinari durchaus angebracht, es gibt in Italien sogar Stimmen, die sagen, dass Datome ein noch besserer Shooter ist als Gallinari. Er kann dazu auch am Korb abschließen, ist nebenbei ein ziemlich guter Passgeber und strahlt auf mich auch eine gewisse Toughness aus. Und er kommt in Detroit in eine für ihn gute Situation, er wird sich sofort gegen die Kyle Singlers dieser Welt durchsetzen und Minuten bekommen. Für mich ein absoluter Steal für die Pistons. Wenn wir schon bei interessanten Italienern sind, muss ich an dieser Stelle aber auch noch mal sagen, dass nach dieser EM jedes Team Ale Gentile ganz dick im Notizblock stehen haben muss für den Draft.

Gruber: Ich mag Datome auch, er hat Kult-Potenzial. Ich sehe es nicht so schwarz wie Phil, bin aber doch skeptischer als Ihr. Er passt mit seiner Flexibilität gut in den FIBA-Basketball, allerdings könnte er in der NBA zum Tweener verkommen. Mit seinen 2,03 Metern und den dünnen Ärmchen ist er zu klein und zu schmächtig als Power Forward. Und bei aller Athletik: Wenn er als Small Forward spielt, ist er in der Defense nicht schnell genug. Es muss nicht gleich LeBron James sein, aber selbst gegen einen soliden NBA-Flügel wird Datome Probleme haben, ihn in der Verteidigung vor sich zu halten. Und die Situation in Detroit ist wirklich schwierig zu durchschauen: Hinter den gesetzten drei aus Smith, Monroe und Drummond gibt es mit Datome, Kyle Singler und Jonas Jerebko drei Spielertypen, die sich ähneln und die auf einem ähnlichen Niveau sind. Nur mit dem Unterschied, dass Singler und Jerebko das NBA-Leben schon kennen. Wenn es gut läuft, schafft es Datome in die Rotation. Nicht umsonst kam Pistons-Präsident Joe Dumars extra nach Slowenien, um ihn zu beobachten. Wenn es jedoch schlecht läuft, könnte er schnell ganz raus sein.

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