Ausgangslage:
Die Raptors stehen auf einem Playoff-Platz. Zwar nur für den Moment. Überraschend ist es dennoch. Konstant tritt Toronto allerdings nicht auf. Auf ein gutes Spiel folgt schon mal ein Katastrophen-Auftritt wie am Freitag gegen Chicago, als man absolut chancenlos war - und das trotz DeMar DeRozans Galavorstellung (37 Punkte, 13/22 FG, 4/6 3FG).
Raptors: Schießen, bis das Licht ausgeht
Untypisch waren dabei die Probleme in der Defense. Eigentlich zählte die in den ersten Wochen nämlich zu den besseren der Liga. Offensiv hängt es ohnehin. DeRozan und Rudy Gay verpassen Torontos Angriffen durch ihre Abschlusswut eine Statik, die Coach Dwane Casey noch nicht beseitigen konnte. So dürfte der Playoff-Platz kaum zu halten sein, sobald sich die noch schwächelnden Nets und Pistons gefangen haben.
Auch Portland ist, Stand jetzt, in der Postseason dabei. Geschieht nichts Unvorhergesehenes, dürften die Blazers, im Gegensatz zu den Raptors, auch nach 82 Spielen unter den besten acht Teams im Westen zu finden sein. Hauptverantwortlich dafür ist die gute Arbeit während der Offseason. GM Neil Olshey hat sich Portlands großem Faustpfand, der schwachen Bank, angenommen und sie mit Mo Williams, Earl Watson und Dorrell Wright verstärkt. Die erste Fünf wurde um Robin Lopez erweitert.
Die zählt ohnehin zu den beeindruckenderen der Liga. Mit Damian Lillard, Nicolas Batum und LaMarcus Aldridge besitzt Portland gleich drei mehr als überdurchschnittliche Spieler. Dennoch dürfte Rang zwei im Westen nicht zu halten sein. Playofftauglich sind die Blazers jedoch allemal.
Star des Teams:
Jonas Valanciunas: Franchise Player? Die Frage ist bei den Raptors nicht so einfach zu beantworten. DeMar DeRozan war die Rolle einmal zugedacht, auch Rudy Gay galt nach seinem Wechsel aus Memphis als potentieller Kandidat. Inzwischen hat sich das Front Office aber offenkundig auf Jonas Valanciunas festgelegt. Der Litauer soll das neue Gesicht der Franchise werden und gilt als einziger Raptor als unantastbar.
Einzig auf dem Court ist das noch nicht angekommen. Dort dominieren DeRozan und Gay - meist ineffizient - Torontos Spiel, Valanciunas spielt offensiv - noch - eine untergeordnete Rolle. Gegen Chicago bekam er lediglich 5 Würfe, traf 2. Dabei wollte Coach Dwane Casey seine Offense eigentlich vermehrt auf den Litauer ausrichten.
Der tritt aber noch nicht mit der Dominanz auf, die seine Erscheinung vermuten ließe. 8,5 Punkte und 7,6 Rebounds sind definitiv ausbaufähig. Talent und Potential des kräftigen Big Man sind dennoch unbestritten, weshalb er die Raptors auch früher oder später übernehmen soll beziehungsweise wird.
LaMarcus Aldridge: In Portland sind die Verhältnisse dagegen bereits geklärt - trotz Damian Lillards herausragender Rookie-Saison. Seit sieben Jahren spielt LaMarcus Aldridge nun bei den Blazers. Sieben Jahre, in denen er sich zu einem der konstantesten Power Forwards der NBA und gleichzeitig zu Portlands Franchise Player entwickelt hat.
Aldridge: Glücklich - für den Moment
Zwar gab es ob der schwachen Blazers-Leistungen der vergangenen Jahre zuletzt immer wieder Trade-Gerüchte, die Neuzugänge haben Aldridge jedoch von einem Verbleib überzeugt. So spielt er bislang die vielleicht beste Saison seiner Karriere, legt mehr Punkte (21,9) und Rebounds (9,1) auf als je zuvor.
In neun Saisonspielen scheiterte Aldridge erst zwei Mal an der 20-Punkte-Hürde. Seine Vielseitigkeit macht den Vierer zu einer steten Gefahr für den Gegner. Den Mid-Range Jumper trifft er verlässlich, auch am Brett weiß er zu punkten.
Schlüsselduell:
Im Air Canada Center treffen sich zwei der besten Rebound-Teams der Liga. Entsprechend fällt der Fokus auf das Duell unter den Körben. Die Raptors müssen irgendwie versuchen, LaMarcus Aldridge in den Griff zu bekommen. Nur sind daran zuletzt auch andere Teams gescheitert.
Mit seinen 27 Punkten und 12 Rebounds legte der Vierer gegen Boston bereits sein viertes Double Double in Folge auf. Ob Amir Johnson der Richtige ist, um die Serie zu stoppen? Der Forward spielt bislang eine durchaus solide Saison (10,2 Punkte, 7 Rebounds), wird Aldridge aber wohl nur gemeinsam mit Jonas Valanciunas halbwegs stoppen können.
Torontos Big Men müssen versuchen, Aldridge, Zone und Bretter zu kontrollieren. Keine einfache Aufgabe. Zumal die Blazers ihrem Franchise Player mit Robin Lopez einen weiteren potenten Rebounder an die Seite gestellt haben. Welches Duo auch immer das Duell unter den Körben für sich entscheidet, verschafft seinem Team einen gehörigen Vorteil.
Geschichte:
Lange zählte Toronto zu den Lieblingszielen der Blazers. Ging es über die Landesgrenze, kehrten sie meist mit einem "W" im Gepäck zurück. Ingesamt verloren die Raptors acht Mal in Serie gegen Portland, vier Mal davon zu Hause.
Offenbar hatte sich da eine ganze Menge Wut angestaut, die sich am 2. Januar dann entlud. Mit 102:79 schoss Toronto die Blazers aus dem Air Canada Center. Selbst für den Fall, dass es diesmal nicht ganz so perfekt läuft, kann das Spiel dennoch als Blaupause dienen.
Denn hatte LaMarcus Aldridge in den sechs Spielen zuvor gegen die Kanadier 26,3 Punkte und 12,8 Rebounds aufgelegt, so hielten ihn die Raptors im Januar bei lediglich 14 und 10.
Rookies:
2011 meldete sich Dwight Buycks zum Draft an, gepickt wurde er jedoch nicht. Über die D-League, Frankreich und das Summer-League-Team der Thunder landete der Point Guard vor der Saison schließlich bei den Raptors. Dort hält sich sein Impact allerdings noch in Grenzen. In durchschnittlich 12,2 Minuten legt Buycks 2,8 Punkte, 1,8 Rebounds und 0,5 Assists auf.
C.J. McCollum war in Portland da schon eine wesentlich größere Rolle zugedacht worden - speziell nach seinen guten Leistungen während der Summer League. Allerdings brach sich der Combo-Guard noch vor Saisonbeginn den Fuß und muss seither zusehen.
Die Stimmen:
Terry Stotts (Coach Portland Trail Blazers): "In der Offensive bewegen wir den Ball gut. Mir gefällt es, wie wir als Team zusammenspielen."
LaMarcus Aldridge (Portland Trail Blazers): "Unser Inside-Out-Spiel ist schon das ganze Jahr über hervorragend. Es geht einfach darum, zu gewinnen. Es ist eines dieser Jahre, in denen du weißt, dass du ein gutes Team hast, und in dem ich weiß, dass ich sehr hart gearbeitet habe."
Dwane Casey (Coach Toronto Raptors) über die Pleite gegen Chicago: "Da gibt es nichts schönzureden. Das waren nicht wir. Wir hatten immer mal wieder solche Phasen, aber noch kein ganzes Spiel über. Das ist aber einer der Aspekte an der NBA. Die Saison ist lang. Ein Marathon. Es geht darum, wie du nach solchen Spielen zurückkommst."
Prognose:
Die Voraussetzungen scheinen klar zu sein. Portland spielt derzeit die beste Saison seit langem, Toronto ist mal wieder eher Durchschnitt. Bringen die Blazers nur annähernd ihre Leistung, wird aus der Theorie schnell Praxis werden. Denn mit Aldridge, Nicolas Batum, Damian Lillard und Wes Matthews bringen sie zu viel Fire-Power mit, als dass die Raptors ernsthaft dagegenhalten könnten.
Dazu geben 5 Siege in Folge Selbstvertrauen. Toronto sucht dagegen immer noch nach der richtigen Balance in der Offense und ist zu sehr von seinen Streaky Shootern Gay und DeRozan abhängig. Passiert nichts Außergewöhnliches, sollten die Blazers Kanada wieder als Sieger verlassen.