NBA

Bulls-Frontcourt dominiert Miami

Von Ole Frerks
Carlos Boozer (l.) wurde mit 27 Punkten Topscorer der Partie
© getty

Ohne Dwyane Wade haben sich die Miami Heat (14-5) bei den Chicago Bulls (8-9) eine deutliche Niederlage abgeholt. Beim 107:87 (BOXSCORE) für Chicago fand der Meister kein Mittel gegen den starken Bulls-Frontcourt und wurde beim Rebound dominiert. Chris Bosh zeigte erneut eine schwache Partie.

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Der Gastgeber zeigte heute eine extrem ausgewogene Leistung und trumpfte sowohl in der Zone als auch von der Dreierlinie (10/19 3FG) auf. Carlos Boozer (10/17 FG) wurde mit 27 Punkten zum Topscorer der Partie und sammelte zudem 9 Rebounds. Luol Deng überzeugte mit 20 Punkten, 5 Rebounds, 5 Assists und starker Defense gegen LeBron James.

Joakim Noah zeigte mit 17 Punkten und 15 Rebounds ebenfalls eine seiner besten Partien in dieser Saison, Kirk Hinrich steuerte 13 Punkte und 7 Assists dazu. Sixth Man Taj Gibson zeigte die nächste starke Partie mit 19 Punkten (8/12 FG) und 6 Rebounds.

Bei den Heat war LeBron James mit 21 Punkten bester Scorer, allerdings schoss er relativ schwache 7 von 17 aus dem Feld. Von der Bank punkteten Michael Beasley (15 Punkte, 7 Rebounds) und Norris Cole (12 Punkte, 6 Assists) zweistellig. Chris Bosh enttäuschte mit 10 Punkten und nur 2 Rebounds.

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Bulls beginnen heute wie schon zuletzt mit Kirk Hinrich und Rookie Tony Snell im Backcourt, der Frontcourt besteht wie üblich aus Luol Deng, Carlos Boozer und Joakim Noah. Bei Miami setzt Dwyane Wade erneut aus, heute steht Ray Allen für ihn in der Starting Five. Sonst gibt es keine Überraschungen: Mario Chalmers, LeBron James, Shane Battier und Chris Bosh in der Mitte beim Meister.

7.: Unterhaltsamer Beginn hier. Beide Teams bewegen den Ball vorne gut, sodass auch gegen die jeweils defensivstarken Gegner noch vernünftige Wurfchancen kreiert werden können. Bisheriger MVP? Kirk Hinrich! Zwei Dreier zu Beginn, jetzt der nächste Jumper - 14:11 für Chicago.

12.: Boozer genießt es offenbar, dass die Heat keinen echten Lowpost-Spieler haben, um ihn zu verteidigen. Der Forward hat hier bisher kein Problem zu scoren und nach einem herrlichen Spinmove plus Leger bereits 10 Punkte auf dem Konto. Am Ende des Viertels verfehlt LeBron einen himmelweit offenen Dreier aus der Ecke, während Deng es auf der anderen Seite besser macht. 29:20, Bulls!

15.: Für die Bulls läuft hier bisher alles richtig. Fast jeder Rebound landet in ihren Händen (17:5), womit allerdings auch zu rechnen war. Eher unerwartet kommt folgendes: Die Bulls sind heiß von außen. Wie heiß? "5-von-5"-heiß! Deng trifft soeben zur 36:25-Führung, Auszeit Miami.

21.: Wunderbar anzuschauen, wie die Bulls vorne den Ball bewegen! Gerade bedient Dunleavy Noah per Bodenpass, der wird beim Dunkversuch gefoult und versenkt beide Freiwürfe. 50:32 Chicago, was ist denn hier los?

29.: Geht das hier immer so weiter? Zu Anfang des dritten Viertels machen Boozer und Hinrich ebenso weiter und sorgen für einen 20-Punkte-Vorsprung für Chicago. Dann geraten Norris Cole und Heinrich aneinander, nach einigen Minuten Unterbrechung steht die Entscheidung: Flagrant 1 gegen den Heatle, Technical gegen Hinrich, Freiwürfe Chi-Town. 67:45!

33.: Lebenszeichen von Miami, beziehungsweise Chris Bosh und Shane Battier. Der 10:2-Run der Heat setzt sich aus zwei Dreiern Battiers sowie Hookshot und Leger von Bosh zusammen. Dann vergibt Bosh jedoch zwei Freiwürfe, der Rückstand ist immer noch beachtlich. Dennoch kann Chicago mit den letzten Minuten nicht zufrieden sein. 78:59.

40.: Bisher ist es Miami nicht gelungen, den Rückstand zu verkürzen, offenbar glauben die Heat jetzt selbst nicht mehr so richtig daran. Bosh und James haben bereits auf der Bank Platz genommen. Noah legt vorne einen weiteren Offensiv-Rebound rein. 93:74...

45.: Die Entscheidung? Die Bulls hatten ein paar schlechte Angriffe hintereinander, Miami kam etwas näher heran und James machte sich bereit, nochmal einzuchecken. Dann aber trifft Deng den nächsten Dreier - mitten ins Herz. 98:81!

Chicago Bulls - Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Carlos Boozer, Taj Gibson, Luol Deng und Joakim Noah. Der Frontcourt der Bulls hatte mit den nicht so großen Jungs der Heat relativ leichtes Spiel und nutzte seine Vorteile extrem clever aus.

Während Noah sich vor allem auf Rebounds und Ballverteilung vom Highpost konzentrierte, übernahmen Boozer und Gibson das Scoren in der Zone.

Deng machte von allem etwas und streute vier Dreier ein, darunter auch den vorentscheidenden kurz vor Schluss. Zudem entnervte er James in der Defense genug, um ihn zu frustrieren.

Der Flop des Spiels: Chris Bosh. Wie schon im vorangegangenen Spiel gegen Detroit ließ sich der Big Man der Heat von der Konkurrenz überpowern und zeigte nahezu überhaupt kein Interesse daran, der physischen Spielweise seiner Gegner etwas entgegenzusetzen.

Als 2,11-Meter-Mann in 26 Minuten nur 2 Rebounds zu holen, ist gewissermaßen ein Kunststück, zeugt aber vor allem von Passivität. Zudem trat er vorne abgesehen von einer kurzen Phase im dritten Viertel so gut wie überhaupt nicht in Erscheinung.

Das fiel auf:

  • Es ist bekannt, dass Miami zu den schlechteren Rebounding Teams der Liga gehört und Chicago zu den besten. Eine dermaßen deutliche Dominanz darf eigentlich trotzdem nicht sein. Allein in der ersten Halbzeit holte Joakim Noah (10) mehr Rebounds als Miami insgesamt (8), am Ende lag die Differenz zwischen beiden Teams bei 49:27. Es war nur ein Spiel früh in der regulären Saison, im Hinblick auf die Playoffs sollten die Heat trotzdem alarmiert sein. In einer Serie gegen beispielsweise Indiana wird es schließlich auch nicht viel leichter, an Rebounds zu kommen.
  • Die Lowpost-Defense der Heat hatte über weite Strecken den Namen nicht verdient. Carlos Boozer, Noah und Taj Gibson konnten phasenweise machen, was sie wollten, ohne dabei ernsthaft behelligt zu werden. Ohne Chris Andersen, der aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte, suchte Erik Spoelstra vergeblich nach einer Lösung für das Problem.
  • Die Bulls finden langsam wieder zurück zu dem Spielstil, der sie schon in der vergangenen Spielzeit ohne Derrick Rose zu einem erfolgreichen Team gemacht hat. Die Defense ist ohnehin stark, aber gegen Miami zeigte sich auch wieder das harmonische, uneigennützige Passspiel, das die Offense im letzten Jahr ausgezeichnet hatte. So gingen den insgesamt 37 Field Goals 24 Mal ein Assist voraus - ein Spitzenwert.
  • In Abwesenheit von Dwyane Wade war LeBron James mal wieder fast komplett auf sich alleine gestellt. Die Hereinnahme von Ray Allen in die Starting Five zahlte sich auch nicht wirklich aus. Die Verteilung der Heat-Punkte nach 27 Minuten spricht Bände: 19 Punkte James, 26 von allen anderen Spielern kombiniert. Danach hatte James dann offensichtlich auch resigniert.
  • Wie schon bei der Niederlage gegen Detroit suchten die Heat ihr Heil viel zu häufig aus der Distanz, ohne dabei überzeugende Quoten zu schießen - Miami traf insgesamt 6 von 22 vom Perimeter. Abgesehen von James und Norris Cole, der von der Bank kommend teilweise mutige Cuts zum Korb zeigte, schloss kaum mal jemand in der Zone ab.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick