SPOX: Herr Kaman, wie würden Sie den bisherigen Saisonverlauf der Los Angeles Lakers beschreiben?
Chris Kaman: Wir haben sicherlich eine sehr schwere Saison hinter und auch noch vor uns. Die vielen Verletzungen beziehungsweise Ausfälle waren natürlich nicht hilfreich. Wir können momentan nichts anderes tun, als einerseits darauf zu hoffen, dass unsere Verletzten möglichst schnell wieder zurückkehren, damit wir personell mehr Möglichkeiten haben und andererseits in jedem Match weiter hart zu kämpfen. Insgesamt gesehen ist unser Roster sicherlich stärker, als es unser bisheriger Season-Record und die Platzierung aussagen.
SPOX: Und wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Kaman: Naja, ich habe bislang eigentlich nicht die Chancen bekommen, die mich mir gewünscht hätte, um zu zeigen, was ich kann beziehungsweise, dass ich durchaus in der Lage wäre, dem Team zu helfen. Aber leider ist das in unserem Job manchmal der Fall. Mir bleibt daher nichts anderes übrig, als mich für die Momente bereit zu halten, wenn der Trainer meine Nummer ruft und mich auf den Court schickt.
SPOX: Vor dem Gastspiel bei den Miami Heat sind Sie bislang in lediglich 23 Partien mit durchschnittlich 16,7 Minuten zum Einsatz gekommen. Man kann also sicherlich sagen, dass Sie sich, als Sie in der letztjährigen Off-Season bei den Lakers ihren Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben haben, definitiv mehr ausgerechnet haben...
Kaman: Ja, auf alle Fälle. Ich war damals schon der Meinung, dass meine Spielweise zu der der Los Angeles Lakers passt und daher auch ein Platz für mich in der Mannschaft wäre. Aber am Ende sind das dann doch Dinge, die man selbst als Spieler nicht unter Kontrolle hat. Die Entscheidung darüber, ob du zum Einsatz kommst oder nicht, trifft ausschließlich der Trainer. Und wenn er sich eben entscheidet, mit anderen Line-ups beziehungsweise kleineren und schnelleren Leuten zu spielen, dann musst du das hinnehmen. Egal, ob dir das passt oder nicht.
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SPOX: Würden Sie - Stand heute - so weit gehen und sagen, dass Ihr Wechsel zu den Lakers ein Fehler war?
Kaman: Nein, das würde ich so nicht behaupten. Jeder Vereinswechsel, den du vornimmst, bringt dich immer in eine andere Position. Oftmals zahlt sich ein solcher Schritt aus - hin und wieder, wie es in dieser Spielzeit für mich der Fall ist, eben leider nicht. Aber auch wenn es bislang ein schwieriges und hartes Jahr ist, würde ich jetzt im Nachhinein niemals sagen, dass ich mich anders hätte entscheiden sollen.
SPOX: Ihr Vertrag bei den Lakers läuft bekanntlich am Saisonende aus! Haben Sie sich innerlich schon entschieden, dieses Kapitel danach zu beenden?
Kaman: Auch das nicht. Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Es wird sich zeigen, welche Pläne die Organisation hat und welche Entscheidungen sie trifft. Bis dahin werde ich mein Bestes geben und auch weiterhin versuchen, mich dem Trainer anzubieten. Mehr kann ich augenblicklich nicht machen.
SPOX: Haben Sie mit Ihrem Cheftrainer Mike D'Antoni schon einmal das Gespräch über Ihre unbefriedigende Situation gesucht?
Kaman: Nein, bislang noch nicht. Ich bin aber auch nicht der Typ, der wegen solchen Sachen zum Coach geht, um mit ihm darüber zu sprechen. Er wird seine Gründe dafür haben. Und wenn er eben der Meinung ist, dass es für das Team so besser und erfolgreicher sei, dann muss ich das schlichtweg akzeptieren.
SPOX: Die Spielweise und Systeme, die Mike D'Antoni sowohl seinen ehemaligen Teams als auch jetzt den Lakers vorgibt, gelten - gelinde ausgedrückt - nicht gerade als "Center-freundlich". In wieweit spielt dies bezüglich Ihrer persönlichen Situation auch eine Rolle?
Kaman: Das ist mit Sicherheit auch ein entscheidender Grund. Wir haben momentan mit Pau Gasol eigentlich nur einen Spieler, der immer wieder auf die Center-Position rückt, dort auch das Post-up sehr gut beherrscht und einsetzt. Ansonsten verfügt unser Kader aber hauptsächlich über schnelle und laufstarke Akteure, die vor allem über ihren Schuss kommen. Von dem her ist die Position des Centers in unserem System nicht gerade eine einfache Aufgabe.
SPOX: Stichwort Center: Kobe Bryant hat erst kürzlich in einem Interview erklärt, dass er den sogenannten "Old-School Basketball" in der NBA, bei dem die "Big Men" noch eine richtig dominante Rolle in ihren Teams eingenommen haben, vermisse. Der "Small Ball", der mittlerweile immer häufiger praktiziert wird, würde ihn dagegen langweilen. Stimmen Sie dieser Aussage Ihres Mannschaftskollegen zu?
Kaman: Ja, absolut! Ich persönlich bin mit dem "Old School Basketball" groß geworden und habe damit auch die meiste Zeit in der NBA verbracht. Ehrlich gesagt ist es für mich nicht gerade einfach, mich auf diese neuen Gegebenheiten, die seit den letzten Jahren vornehmlich von den Mannschaften praktiziert werden, ein- beziehungsweise umzustellen. Das ganze Spiel ist dadurch wesentlich schneller geworden, was es natürlich für einen großen Mann nicht gerade einfacher macht.
SPOX: Sind Sie der Meinung, dass der "Small Ball" auch künftig, sprich in den nächsten Jahren, in der NBA die dominierende Spielweise ist oder wird es möglicherweise wieder eine vermehrte Rückkehr zum "Old School Basketball" geben?
Kaman: Ich persönlich bin davon überzeugt, dass sich der "Small Ball" zwar vielleicht noch ein paar Jahre in der Liga halten wird, doch die Teams früher oder später wieder auf den "Old School Basketball" zurückgehen werden. Der entscheidende Grund dafür ist die mittlerweile hohe Anzahl an verletzten Spielern. Sie müssen doch nur aktuell in die Liga schauen, wieviele Top-Akteure derzeit längerfristig außer Gefecht sind. Bei insgesamt 82 Regular-Season-Games ist die physische Belastung bei dieser sehr intensiven und auf Schnelligkeit und Athletik ausgelegten Spielweise schlichtweg immens. Die logische Konsequenz ist, dass die Zahl der schweren Verletzungen leider immer weiter ansteigt.
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