NBA

"Dirk ist ein Idol für mich"

Von Interview: Thorsten Schmidt
Jose Calderon (r.) und die Dallas Mavericks kämpfen weiterhin um die Playoffs
© getty

Der Spanier Jose Calderon ist bei den Dallas Mavericks der Aufbauspieler und tritt an der Seite von Dirk Nowitzki am Montag gegen die Brooklyn Nets an (0.30 im LIVE-STREAM FOR FREE). Der 32-Jährige spricht im Interview mit SPOX über Meisterschaftsträume, fehlendes Benzin und einen ganz besonderen Rekord von der Freiwurflinie. Dazu blickt Calderon auf die Heim-WM voraus.

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SPOX: Herr Calderon, ein Spanier an der Seite eines Deutschen in der NBA. Da fragt man sich: Kann das auf Dauer gut gehen?

Jose Calderon: (lacht) Sehr gut sogar. Dirk und ich verstehen uns super. Im Vergleich zu all den Amerikanern gibt es nämlich etwas, was uns besonders zusammenhält.

SPOX: Was?

Calderon: Fußball! Während sich die Teamkollegen über Football oder Baseball unterhalten, quatschen wir über Fußball. Das haben wir Europäer einfach viel mehr im Blut.

SPOX: Haben Sie einen Lieblingsklub?

Calderon: Na klar: Real Madrid. Zuletzt gab es sogar ein deutsch-spanisches Duell. Im Achtelfinale der Champions League traf Real ja auf den FC Schalke 04. Da gab es natürlich wieder ein paar Sticheleien zwischen Dirk und mir.

SPOX: Und wie es ist, gemeinsam mit Nowitzki auf dem Spielfeld zu stehen?

Calderon: Wenn du Dirk an deiner Seite hast, profitierst du als Mitspieler enorm davon. Durch seine Größe und seinen gefährlichen Dreier ist er für gegnerische Mannschaften enorm schwer zu verteidigen. Er zieht häufig die großen Jungs des Gegners aus der Zone heraus. Für uns Teamkollegen bedeutet das viel mehr Freiraum. Oft setzen die Gegner auch gleich zwei Bewacher auf ihn an. Dadurch bekommt man selbst in der Offensive deutlich mehr Optionen. Es ist viel besser, wenn Dirk mit dir spielt als gegen dich.

SPOX: Wie profitiert Nowitzki von Ihnen?

Calderon: Ich bin ein uneigennütziger Aufbauspieler. Ich liebe es, andere Leute in Szene zu setzen. Ein Assist bedeutet mir mehr, als selbst zu scoren. Davon kann Dirk profitieren.

SPOX: Trotz Ihrer guten Abstimmung und den mitunter starken Leistungen der Mavs insgesamt bleibt die Tabellensituation knifflig...

Calderon: Das stimmt. Die Western Conference ist hart, richtig hart sogar. Es gibt wahnsinnig viele Mannschaften, die sich um die Playoffs streiten. Ganz besonders eng ist es bei den Rängen sieben und acht - vier oder fünf Mannschaften kämpfen darum!

Schaue alle Spiele der Mavericks im spannenden Kampf um die Playoffs

SPOX: Können Sie trotzdem mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein?

Calderon: Wir wussten von Beginn an, dass es eine Weile dauert, bis alle Neuzugänge das System hier verinnerlichen. Vor der Saison kamen ja neun neue Leute, das ist eine ganze Menge Holz. Es gibt zwar noch viele Dinge, die wir verbessern können. Aber wir sind auf einem guten Weg. Wir spielen guten Basketball.

SPOX: Und trotzdem verlieren Sie zu viele Spiele...

Calderon: Ja, leider. Unser Hauptproblem ist: Obwohl wir häufig in Führung lagen, haben wir einige ärgerliche Spiele in der Schlussphase noch verloren.

SPOX: Warum ist dies so?

Calderon: Am Ende vieler Spiele fehlt uns das Benzin. Da sind wir häufig körperlich platt. Man muss ja bedenken, dass wir nicht mehr die jüngste Mannschaft haben. Viele von uns sind schon mehr als 30 Jahre alt - nicht nur Dirk, sondern auch Vince Carter, Shawn Marion, Samuel Dalembert oder auch ich selbst. Ich wäre sehr froh, Kniegelenke wie vor zehn Jahren zu haben. Aber das ist vorbei. Trotzdem müssen wir versuchen, die Spiele besser zu beenden und die Führungen nach Hause zu bringen. Vor allem, je näher die Playoffs rücken. Sonst wird es schwierig.

SPOX: Was bedeutet das für die nächsten Wochen, wenn es vorrangig gegen West-Gegner geht?

Calderon: Wir brauchen dringend einen Run. Jeder einzelne Sieg zählt jetzt doppelt.

SPOX: Immerhin können Sie in Ruhe arbeiten. Während alle über die Heat, die Thunder oder die Clippers diskutieren, ist das Interesse an den Mavericks eher gering. Stört Sie das?

Calderon: Das ist mir eigentlich egal. Aber klar ist: Wir sind eine bessere Mannschaft, als es viele von uns momentan denken. Wir werden unterschätzt. Wie schon gesagt: Wir spielen guten Basketball, müssen aber mit unseren Führungen besser umgehen. Wenn uns das in den vergangenen Wochen besser gelungen wäre, hätten wir jetzt schon fast die Playoffs sicher. Aber sobald man dann in den Playoffs steht, ändert sich alles. In einer Sieben-Spiele-Serie ist alles möglich.

SPOX: Das heißt, Sie machen es wie 2011? Die Mavericks gehen als Außenseiter in die Playoffs und werden dann wieder Meister?

Calderon: Das wäre vielleicht ein bisschen weit gedacht. (lacht) Aber es gibt schon gewisse Parallelen zu 2011.

SPOX: Die wären?

Calderon: Die Mannschaft ist nicht mehr die jüngste, dafür ist sie aber enorm hungrig. Dazu gehöre auch ich. Obwohl ich schon seit 2005 in der NBA spiele, bin ich erst zweimal in den Playoffs gewesen - und dann auch immer gleich rausgeflogen. Ich möchte meine Bilanz unbedingt verbessern.

Seite 1: Die Meisterschaftsträume und fehlendes Benzin

Seite 2: Ganz besondere Rekorde und die Heim-WM

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