NBA

Per Mix-Tape zum Franchise Player

Von Jan Dafeld
Tony Parker und Rajon Rondo waren beide keinem Team einen Lottery-Pick wert
© getty

Trotz zahlreicher Analysen und Scouting-Berichte überraschen Jahr für Jahr neue Spieler in der NBA, die während des Drafts noch nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. SPOX wirft einen Blick zurück, stellt jeweils den besten Spieler aller Draft-Positionen vor und erklärt die Gründe für die Entscheidung der General Manager. Diesmal: Die Picks 30 bis 16.

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Pick 30: Gilbert Arenas (2001)

Weitere Kandidaten: David Lee, Chuck Noble, Jimmy Butler

Die Karriere: 2x All-Star, 1x All-NBA Third Team

Die Draft-Situation: Mit gerade mal 19 Jahren galt Gilbert Arenas 2001 nach zwei Jahren am College von Arizona zwar als großes Talent, aber auch als riskanter Draft-Pick, der auf dem nächsten Level wohl etwas Eingewöhnungszeit benötigen dürfte. Dass Arenas zudem angeblich die Knicks als Team klar bevorzugen würde, half nicht unbedingt dabei, sein Ansehen bei NBA-Teams zu erhöhen. New York zeigte zwar Interesse am Point Guard, verzichtete letztendlich jedoch darauf sich einen höheren Pick zu sichern. So landete Arenas bei den Warriors, die Knicks hielten nur die Picks 38 und 42.

Die anderen Picks: Eine aus heutiger Sicht bittere Entscheidung trafen 2001 die Utah Jazz. An Position 24 rechneten viele Experten mit der Auswahl von Gerald Wallace. Da die Jazz aber der Meinung waren mit Andrei Kirilenko bereits ihren Small Forward der Zukunft gefunden zu haben, verzichtete man auf den späteren All-Star. Stattdessen hoffte Utah auf einen jungen Point Guard, der im Schatten von John Stockton zu dessen Nachfolger reifen könnte. Auf dieser Kandidaten-Liste standen angeblich vier Namen ganz oben: Jamaal Tinsley, Tony Parker, Gilbert Arenas und Raul Lopez. In Salt Lake City entschied man sich das Risiko einzugehen und auf einen Spieler auf Übersee zu setzen. Parker musste sich allerdings noch eine Viertelstunde gedulden, die Jazz entschieden sich für Lopez.

Pick 29: Dennis Johnson (1976)

Weitere Kandidaten: Eddie Johnson, Phil Smith, Toni Kukoc, PJ Brown, Josh Howard

Die Karriere: 3x Champion, 1x Finals MVP, 5x All-Star, 1x All-NBA First Team, 6x All-Defensive First Team

Die Draft-Situation: Dennis Johnson führte die Los Angeles Seahawks zu einem College Junior State Titel und überzeugte auch in seinem einzigen College-Jahr an der Universität von Pepperdine mit ansprechenden Leistungen. Die größten Zweifel über seinen Nutzen in einem NBA-Team rief nicht sein Talent, sondern sein Charakter hervor. Der junge Combo-Guard galt als Unruhestifter, selbst mit seinem Entdecker und Ziehvater Jim White überwarf sich Johnson am Junior College mehrfach und wurde in nur zwei Jahren gleich dreimal aus der Mannschaft geworfen. Nach dem Draft erklärte der damals 21-Jährige selbst, dass er nicht fest davon ausgegangen war, überhaupt gedraftet zu werden.

Die anderen Picks: Für die Sonics zahlte sich ihr Mut zum Risiko aus und entschädigte die Franchise aus Seattle für weniger kluge Entscheidungen zuvor. Während Johnson noch in Seattle zum All-Star reifte, enttäuschten die Picks 11 und 19 auf ganzer Linie. Swingman Bob Wilkerson verließ die SuperSonics nach nur einem Jahr in Richtung Denver, Center Bayard Forrest streifte sich sogar kein einziges Mal das Trikot in grün und gelb über.

Pick 28: Tony Parker (2001)

Weitere Kandidaten: Dan Roundfield

Die Karriere: 4x Champion, 1x Finals MVP, 6x All-Star, 3x All-NBA Second Team

Die Draft-Situation: Im Alter von 18 Jahren spielte sich Tony Parker erstmals wirklich in die Notizbücher vieler NBA-Scouts. Beim Nike Hoop Summit überzeugte der Franzose gegen High-School-Stars wie Zach Randolph und beendete die Partie gegen die US-amerikanischen All-Stars mit 20 Punkten und 7 Assists. Nachdem Parker sich allerdings trotz zahlreicher Angebote von gefragten Colleges gegen ein Engagement an einer US-Schule entschied, verschwand der gebürtige Belgier wieder ein wenig aus dem Blickfeld. Selbst die Spurs stuften den Point Guard nach dem ersten Workout als zu schwach für die NBA ein. Erst nachdem Head Coach Gregg Popovich ein weiteres Mix-Tape aus Frankreich zu sehen bekam, lud er Parker erneut ein und ließ sich offensichtlich eines Besseren belehren.

Die anderen Picks: Die Vancouver Grizzlies hatten 2001 die Chance auf das wohl beste europäische Duo der NBA-Geschichte, doch verpassten sie haarscharf. Im Gegenzug für Shareef Abdur-Rahim sicherten sich die Kanadier zuerst Pau Gasol, der mit dem dritten Pick des Drafts ausgewählt wurde. Mit ihrem zweiten First Round Pick an 27. Stelle entschieden sich die Grizzlies zudem als erstes Team des Jahres für einen Point Guard - aus heutiger Sicht aber für den falschen. Vancouver sicherte sich die Rechte an Jamaal Tinsley, fünf Minuten später schlugen die Spurs bei Parker zu.

Pick 27: Dennis Rodman (1986)

Weitere Kandidaten: John Block, Arron Afflalo

Die Karriere: 5x Champion, 2x All-Star, 2x All-NBA Third Team, 2x Defensive Player of the Year, 7x All-Defensive First Team, 7x Rebounding Champion

Die Draft-Situation: Aufgrund schulischer Probleme war Dennis Rodman gezwungen die Southeastern Oklahoma State University zu besuchen, ein NAIA-Mitglied. In seinen drei Jahren am College wurde Rodman drei Mal zum All-American gewählt und führte die Liga zweimal beim Rebounding an. Im Schatten des großen Bruders NCAA blieben Rodmans Leistungen aber dennoch relativ unbeachtet. Ins Visier der NBA schaffte es der Defensivspezialist erst beim Portsmouth Invitational Tournament. Rodman wurde Turnier-MVP und kletterte in den Pre-Draft-Rankings nach oben. Während einige Teams dennoch vor Rodmans Charakter und Spielweise zurückschreckten, ließen sich die Detroit Pistons davon nicht beeindrucken. The Worm schien von Beginn an perfekt zu den Bad Boys zu passen.

Die anderen Picks: Mit John Salley an Position elf sicherte sich Detroit neben Rodman einen weiteren Spieler, der in den folgenden Jahren Teil des erfolgreichsten Pistons-Teams der NBA-Geschichte sein sollte. Den Cleveland Cavaliers gelang im Draft 1986 dagegen ihr Neustart nach den desaströsen Jahren unter Ted Stepien (siehe Pick 25).

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