NBA

"Aufgeben war nie eine Option"

Von Max Marbeiter und Marc-Oliver Robbers
Alonzo Mourning (r.) gewann 2006 mit den Miami Heat die Meisterschaft
© getty

Olympia-Sieger. NBA-Champion. Hall-of-Famer. Alonzo Mourning hat in seiner Karriere alles erreicht - trotz schwerer Nierenkrankheit. Im Interview spricht Mourning über zu überwindende Hindernisse, seine Rolle als Laureus-Botschafter, Miamis Titelchancen nach LeBron James' Weggang und den basketballerischen Wandel in der NBA.

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SPOX: Alonzo Mourning, Sie sind eine der größten Legenden der Miami Heat. Wie sehr haben sie die Erfolge der vergangenen Jahre genossen?

Alonzo Mourning: Es war eine unglaubliche Zeit. Wenn ich zurückschaue, mit all den Unwägbarkeiten in meinem Leben, habe ich schon eine Menge erreicht. Wenn wir auf die kommende Saison schauen, erwarte ich ein sehr unterhaltsames und spannendes Jahr für uns. Wir haben einige eingreifende Veränderungen in unserem Team gehabt und jetzt geht es darum, dass diese Jungs schnell zueinander finden, damit wir im kommenden Juni im NBA-Finale stehen und erfolgreich sein können.

SPOX: Was genau ist Ihre Rolle bei den Heat?

Mourning: Mein Titel ist Vize-Präsident für Spielerentwicklung. Ich arbeite sehr eng mit den Spielern zusammen, zwar nicht an der Seitenlinie, aber ich versuche, den Jungs zu helfen, bessere Profis zu werden. Dabei geht es nicht so sehr um Sachen auf dem Platz, sondern vielmehr um Dinge abseits des Courts. Man ist nun einmal nicht sein ganzes Leben lang Basketballprofi. Es gibt noch eine andere Seite im Leben und auch da braucht man die richtige Balance und muss sich steigern. Gerade die jungen Spieler brauchen da Unterstützung.

SPOX: Mit dem Abgang von LeBron James und auch den Veränderungen im Trainerteam (Ron Rothstein wird nicht mehr auf der Bank sitzen, Anm. d. Red.), glauben Sie, dass es ein großer Einschnitt für die Fans sein wird?

Mourning: Es ist nun mal so: Wenn dich der beste Spieler der Welt verlässt, ändert sich einfach alles. Wir mussten einige Anpassungen vornehmen und haben einige Spieler geholt, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie sehr effektiv für uns sein können und direkt einen Einfluss haben werden. Wir sind also sehr zufrieden mit unserem Personal. Wir mussten jetzt in eine andere Richtung gehen. Dazu sind wir dankbar, dass wir mit Chris Bosh verlängern konnten und auch Dwyane Wade zurückkommt. Wir haben jetzt einen sehr guten Kern um die beiden herum platziert. Ich gehe daher davon aus, dass wir wieder ein Contender sein und uns im Osten durchsetzen werden, aber da spielen natürlich eine Menge Faktoren eine Rolle. Als erstes müssen wir gesund sein und vor allem bleiben. Und zweitens müssen wir uns erst finden und lernen, wie wir zusammen am besten spielen.

SPOX: Hatten Sie zeitweise das Gefühl, dass die Heat in der Öffentlichkeit etwas zu schlecht wegkamen, nachdem sich LeBron, Wade und Bosh in Miami vereint hatten?

Mourning: Jeder hat seine eigene Meinung, aber wir haben das getan, was als Organisation möglich war, um das bestmögliche Produkt auf den Platz zu bringen. Leider ist es uns nicht möglich, die Dynastie in der Form weiterzuführen, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir sehr glücklich mit unseren Zugängen sind. Auch wenn wir jetzt nicht mehr den besten Spieler der Welt in unseren Reihen haben, sind wir dennoch ein sehr wettbewerbsfähiges und diszipliniertes Team. Eigentlich können uns nur Verletzungen aufhalten, deswegen müssen wir dafür sorgen, dass unsere Jungs gesund bleiben.

SPOX: Was sagen Sie zu den Spurs? Sind sie wirklich das beste Team? Ist ein erneutes Finale Spurs gegen Heat realistisch?

Mourning: Ja, ich denke, es wird wieder Spurs gegen Heat sein. Ich glaube, die Spurs haben bewiesen, dass sie das beste Team der Welt sind. Bis jemand sie entthront, werden sie das auch bleiben. Aber wir haben jetzt wieder ein Team, das die Möglichkeiten besitzt, einige außergewöhnliche Dinge zu tun und ich freue mich schon total auf unsere Saison.

SPOX: Ihre beiden Ex-Trainer Pat Riley und John Thompson stehen beide für toughen Basketball. Ist das vielleicht der Hauptgrund, weshalb Sie mit beiden so gut auskamen?

Mourning: Das stimmt. Ich glaube, dass beide Trainer gewisse Gemeinsamkeiten haben, wenn es um die Spielweise, die Toughness und das defensive Verständnis des Spiels geht. Genau diese Dinge passten auch gut zu mir und waren sicher der Grund, weshalb meine Karriere so positiv verlaufen ist.

SPOX: Zusammen mit Riley lebten sie eine der größten Rivalitäten der letzten 20 Jahre in der NBA aus - die Heat gegen die New York Knicks. Warum war diese Rivalität so besonders?

Mourning: Es war eine sehr intensive Rivalität, richtig. Während all dieser Jahre waren wir in der Lage, auf einem sehr hohen Niveau zu spielen und aufregenden Basketball zu liefern. Pat Riley hat durch die Spielweise sicher seinen Teil zu dieser Rivalität beigetragen. Diese Härte, diese dreckige Spielweise, die er erst bei den Knicks implementierte und dann später auch bei uns spielen ließ. Es gab also zwei Teams, die sehr ähnlich agierten und das hat diese Spiele immer äußerst umkämpft und eng gemacht, weil niemandem irgendetwas geschenkt wurde. Jedes Mal, wenn wir aufeinandertrafen, war es, als ob die Welt aufhörte, sich zu drehen und jeder uns zusah, wie wir uns mit hoher Intensität bekämpften.

SPOX: Kommen wir noch einmal auf Ihre Karriere zurück. Vor ein paar Wochen sind Sie in die Hall of Fame aufgenommen worden. Wenn Sie zurückschauen, an was erinnern Sie sich besonders gerne?

Mourning: Da gibt es schon einige außergewöhnliche Momente in meiner Karriere, aber der größte war sicher der Titelgewinn mit den Miami Heat 2006. In die Hall of Fame berufen zu werden, ist eine unglaubliche Auszeichnung. Ich bin sehr, sehr dankbar dafür und das zeigt einfach, dass sich harte Arbeit auszahlt. Diese Belohnung, dort aufgenommen zu werden, bleibt für immer. Neben dem Gewinn einer Meisterschaft ist das die ultimative Auszeichnung.

SPOX: Sie haben gegen einige sehr starke Spieler gespielt. Shaquille O'Neal, Kobe Bryant, Michael Jordan und viele mehr. Wer war der Beste, gegen den Sie je gespielt haben?

Mourning: Hakeem Olajuwon und Michael Jordan.

SPOX: Verraten Sie uns warum?

Mourning: Ich denke, über Jordan braucht man nicht mehr viele Worte verlieren. Olajuwon war einfach unfassbar schnell als Spieler. Ich hatte eher das Gefühl, dass er ein Small Forward im Körper eines Centers war. Seine Schnelligkeit, seine Spin-Moves - er war einfach nicht greifbar. Die einzige Möglichkeit, ihn zu verteidigen, bestand darin, schon da zu sein, wenn er den Ball fangen wollte. Wenn er ihn erst einmal in der Hand hatte, war es extrem schwer ihn zu stoppen.

SPOX: Sie selbst waren für einen Center etwas klein und mussten daher immer besonders hart kämpfen.

Mourning: Ich musste mein Spiel an die Gegebenheiten anpassen. Du startest deine Karriere und musst erst mal mit den Talenten, die Gott dir gegeben hat, klar kommen. Im Laufe der Zeit passt du dann dein Spiel an, so dass du deinem Team immer besser helfen kannst. Ich wurde halt nicht mehr größer, also wusste ich, dass ich stärker und schneller werden musste. Ich musste mich mit diesen Jungs, die alle größer waren als ich, messen. Ich musste den Unterschied also auf andere Weise machen. Nur so konnte ich auf der Center-Position erfolgreich sein. Ich habe einige Dinge perfektioniert, die es mir erlaubten, noch erfolgreicher zu sein.

Seite 1: Mourning über die Heat nach LeBron, die Knicks-Rivalität und Jordan

Seite 2: Mourning über die Veränderungen in der NBA und die Laureus-Foundation

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