Natürlich war die sensationelle Niederlage gegen Alba Berlin kein Weltuntergang. Mit zwei Pleiten aus zwei Spielen wollten die Spurs die Global Games 2014 sicherlich dennoch nicht beenden. Dass Gregg Popovich durchrotierte, seinen Reservisten viel Spielzeit und Rookie Kyle Anderson sein Starting-Five-Debüt gewährte, darf also als Zeichen des Vertrauens verstanden werden.
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Vertrauen, das das Team zurückzahlte. Zwar leisteten sich die Spurs auch diesmal einige unnötige Ballverluste (19 Turnover), alles in allem wirkte die Offense allerdings wesentlich stabiler als noch in Berlin. Dazu kann man sich in San Antonio einfach auf Tony Parker und Tim Duncan verlassen. Die beiden Veteranen führten das Team und waren da, als sie am meisten gebraucht worden.
Mitte des dritten Viertels startete Fener einen kleinen Run, der den Türken sogar die zwischenzeitliche Führung bescherte. Parker zeigte sich jedoch wenig beeindruckt und ließ die Spurs wieder etwas davonziehen. Im letzten Viertel brachte der Champ das Spiel dann fast souverän über die Bühne. Topscorer der Partie war Feners Andrew Goudelock. Tim Duncan kam für San Antonio auf 30 Punkte, Tony Parker legte 22 Zähler auf und servierte 7 Assists.
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Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Fenerbahce beginnt ohne Bogdan Bogdanovic, dafür mit Euroleague-Champion Ricky Hickman, Andrew Goudelock, Jan Vesely, Emir Preldzic und Oguz Savas. Gregg Popovich rotiert ordentlich und gewährt Rookie Kyle Anderson sein Debüt in der Starting Five des Champions. Auch Austin Daye und Marco Belinelli starten ein wenig überraschend. Mit Tony Parker und Tim Duncan war dagegen zu rechnen.
4.: Schöner Move von Goudelock. Der Guard stoppt ab, nimmt den Pull-up Jumper - Nothing but Net. Parker schmeißt den Ball im Gegenzug beinahe weg, vergibt dann den Bankshot, doch Duncan versenkt den Tipin - 6:6!
9.: Es braucht nicht immer unzählige Pässe. Parker spielt auf Diaw, Duncan rollt Richtung Korb, bekommt den Ball und schließt mit einem - überraschend - krachenden Dunk ab. Nachdem Preldzic den Baseline-Jumper versenkt, lenkt "The Big Fundamental" das Dreipunktspiel nach - 18:13 Spurs!
14.: Nach Bogdanovic' Turnover spielt Diaw den Ball etwas zu tief in den Post. Ayers bekommt keine Kontrolle und am Ende verlieren auch die Spurs den Spalding. Nach Feners nächstem Ballverlust steckt Anderson schön auf Ayers durch. Slam Dunk - 32:21 Spurs!
19.: Das funktioniert auch nach einem langen Sommer. Parker und Duncan spielen das Pick-and-Roll, das selbstverständlich mit zwei Punkten für die Spurs endet. Hickman antwortet mit dem langen Jumper - 37:26 Spurs!
22.: Das sieht man doch gerne. Nach einem Backscreen von Duncan cuttet JaMychal Green Richtung Korb und bekommt von Parker umgehend den Lob serviert. Alley-Oop - 43:35 Spurs!
24.: Da beenden die Spurs ein perfekt ausgeführtes Play Sekunden vor der Halbzeit mit einem Dreier von Bonner und was macht Oguz? Der Türke trifft den Halfcourt-Buzzerbeater - 47:40 Spurs!
27.: Auch Fener hat das Highlight-Play im Repertoire. Preldzic spielt den Ball Richtung Korb, wo Vesely bereits in der Luft steht und den Alley-Oop trotz Foul vollendet. Auch der Bonusfreiwurf sitzt. Kurz darauf hämmert der Tscheche den Ball in Transition erneut durch die Reuse - 53:47 Spurs!
30.: Die Fans werden plötzlich laut, und schon trifft Goudelock den Dreier. Parker hat allerdings schon zu viel gesehen, um sich großartig beeindrucken zu lassen. Der Franzose zieht Richtung Freiwurflinie, stoppt, popt und trifft den Jumper - 61:54 Spurs!
33.: Andrew Goudelock is on FIRE! Der Guard trifft zwei Dreier in Folge und bringt Fener auf einen Punkt heran. Nachdem Savas die Türken kurz darauf sogar in Führung bringt, übernimmt Monsieur Parker. Erst trifft der Franzose den Jumper, dann zieht er zum Korb, vollendet akrobatisch und versenkt auch noch den Bonsufreiwurf - 68:64 Spurs!
38.: Fener ist dran, doch Ginobili behält die Ruhe. Auf einen Fake folgt der Drive inklusive erfolgreichem Layup - 77:72 Spurs!
42.: Diaw legt unter dem Korb eine kleine Pirouette ein und den Ball dennoch in den Korb. Die Spurs scheinen das Spiel in den Griff bekommen zu haben - 85:74 San Antonio!
47.: Pick-and-Roll in Vollendung. Duncan stellt den Block, Ginobili spielt den Pass und der Big Man trifft den Layup. Goudelock legt allerdings vier schnelle Punkte nach. Feners Problem: Parker hat es sich zur Aufgabe gemacht, jeglichen Run der Türken zunichte zu machen. Der Franzose legt ebenfalls vier Punkte drauf - 96:88 Spurs!
Fenerbahce Ülker vs. San Antonio Spurs: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Tony Parker hat den freien Sommer offenbar richtig genossen und - noch wichtiger - wieder richtig Lust auf Basketball. Nachdem der Playmaker bereits in Berlin bester Spur gewesen war, drehte er auch gegen Fener richtig auf. Parker lenkte San Antonios Spiel unaufgeregt, nutzte seine Speed-Vorteile immer wieder effektiv. Im dritten Viertel, als die Halle immer lauter wurde und Fener einen Run startete, drehte der Franzose zudem ordentlich auf und hielt die Türken beinahe eigenhändig auf Distanz. Tim Duncan glänzte ebenfalls. Bei Fener überzeugte speziell Andrew Goudelock.
Der Flop des Spiels: Bogdan Bogdanovic besitzt unglaublich viel Talent. Das haben auch die Suns erkannt, die den Serben an 27. Stelle drafteten. Nun konnte sich die NBA von Bogdanovic' Können überzeugen und wurde auch nicht gänzlich enttäuscht. Richtig schlecht spielte der Serbe nicht, allerdings leistete er sich einige völlig unnötige, einfache Ballverluste (3 Turnover) und nahm offensiv auch sonst nicht den erhofft großen Einfluss (2/8 FG, 5 Punkte).
Das fiel auf:
- Nachdem die Spurs in Berlin noch häufig auf ihre Starter vertraut hatten, rotierte Coach Pop diesmal ordentlich durch und gab dem Nachwuchs eine Chance. Rookie Kyle Anderson durfte sogar starten und zeigte das eine oder andere Mal jenes Spielverständnis, das ihm nach dem Draft bescheinigt worden war. Anderson spielte für einen Frischling untypisch gelassen und hatte einige gelungene Aktionen. Kawhi Leonard und Danny Green erhielten dagegen eine Pause.
- Andrew Goudeluck kennt die NBA. Einst spielte er für einige Wochen bei den Lakers und traf in den Playoffs sogar auf die Spurs. Dass der Guard immer noch mithalten kann, bewies er mitunter eindrucksvoll. Goudelocks Geschwindigkeit stellte die Spurs-Defense immer wieder vor Probleme. War er am Gegner vorbeigezogen, schloss er häufig per Runner ab - und hatte damit durchaus Erfolg. 7 seiner 13 Würfe traf Goudelock in der ersten Hälfte und sammelte so allein während der ersten 24 Minuten 17 Punkte.
- Hatten sich die Spurs in Berlin noch ungewohnt viele Ballverluste geleistet, wirkte die Offense gegen Alba noch weit Weg von jener Perfektion, die San Antonio den fünften Titel beschert hatte, so sah das Gesamtkonstrukt diesmal wesentlich stabiler aus. Das unglaubliche Ballmovement der vergangenen Saison war zwar nicht in gewohnter Häufigkeit zu bewundern, dafür gingen die Spurs sorgsamer - wenn auch nicht sorgsam genug (19 Turnover) - mit dem Ball um und brachten den Spalding zudem immer wieder schnell unter den Korb. Dort vollendeten die Big Man in schöner Regelmäßigkeit (50 Punkte in der Zone).
- Ob Tim Duncan und Tony Parker überhaupt noch eine Vorbereitung benötigen, um effektiv zusammenzuspielen? Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls funktionierte das Duo auch in Istanbul unglaublich gut. Ob nun Pick-and-Roll oder simple Pässe auf einen Richtung Ellbow oder Freiwurflinie rotierenden Duncan - Parker fand seinen Kollegen, der sich meist standesgemäß bedankte (23 Punkte, 9/13 FG, 7 Rebounds).
- Fenerbahce bewegte den Ball mitunter sehr ansehnlich. Ein Extrapass hier, das Zuspiel auf den offenen Mitspieler dort. Die Offense der Türken funktionierte ansehnlich. Das Problem: Schwache Quoten (26,1 Prozent 3FG) machten Feners zuvor so mühevoll herausgespielte Plays gerade in der ersten Hälfte häufig zunichte.
- Die Sicherheit aus der Distanz ist bei den Spurs noch nicht zurück. Das beste Dreierteam der vergangenen Saison offenbarte in Istanbul vom Perimeter noch einige Schwierigkeiten. Die offenen Würfe waren da, allerdings landete der Ball immer wieder vorne auf dem Ring (2/13 3FG). Vielleicht liegt's aber auch einfach am intensiven Preseason-Training von Coach Pop.