"Spielen nicht um die Nummer 1"

Tobias Rochau
20. Oktober 201418:06
Dirk Nowitzki (l.) geht in seine 17. Saison mit den Dallas Mavericksgetty
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Runderneuert gehen die Dallas Mavericks in die neue Saison, mit Tyson Chandler kommt ein alter Bekannter zurück nach Texas. Dirk Nowitzki freut sich auf das große Potential, sieht seine Mavs aber nicht an der Spitze im Westen. Im SPOX-Interview spricht er zudem über Veränderungen im Spiel, Dennis Schröders Entwicklung und LeBrons Wechsel in dessen Heimat Cleveland.

SPOX

SPOX: Herr Nowitzki, der Film-Trubel ist vorbei. Wie froh sind Sie, dass nun wieder der Basketball im Vordergrund steht?

Dirk Nowitzki: Es war schon viel los. Seit Anfang Juli waren wir in Europa unterwegs, natürlich auch viel in Deutschland. Die ganze Film-Promotion war schon anstrengend. Ich habe viele Interviews gegeben, war in diversen Talkshows wie "Stern TV", aber es hat Spaß gemacht. Es war mal etwas Neues. Aber noch mal würde ich das Ganze nicht machen. Das war schon eine Menge Arbeit. Ich hoffe einfach, dass man doch einen ganz guten Einblick in mein Leben, meine Freunde, meine Familie und meine Karriere bekommt. Ich habe mich ja auch überraschen lassen und den Film bei der Premiere zum ersten Mal gesehen. Dass dann auch noch Monta (Ellis, Anm. d. Red.), Brian Cardinal, Donnie (Nelson, Anm. d. Red.) und Coach Carlisle dabei waren, hat mir sehr viel bedeutet. Mit dem Ergebnis war ich dann auch wirklich zufrieden, jetzt hat es mir aber gereicht.

SPOX: Also war Vorfreude auf Dallas durchaus vorhanden?

Nowitzki: Definitiv. Auf Dallas, auf die Routine für die neue Saison. Direkt nach der Premiere bin ich mit dem Mavericks-Flieger von Köln nach Dallas geflogen. Wir haben uns wieder gut eingelebt, ich bin über den Jetlag hinweg und freue mich jetzt auf die neue Saison mit einer echt guten Truppe.

Dirk Nowitzki im Interview: "Bin ein bisschen wie Thomas Müller"

SPOX: Sie sprechen das neue Team an: Die Mavs wirken auf den ersten Blick unfassbar tief. Jede Position ist doppelt mit Veteranen besetzt.

Nowitzki: Ich denke, wir werden eine richtig gute Mannschaft haben. Es wird für den Coach allerdings auch nicht einfach, alle glücklich zu machen und für jeden einen Platz in der Rotation zu finden. Wir haben mittlerweile einfach viele gute Spieler. Aber es ist eine lange Saison und wir werden jeden brauchen. Im Aufbau sind wir dreifach mit erfahrenen Spielern besetzt, auf den anderen Positionen doppelt. Wenn wir verletzungsfrei bleiben und die Chemie stimmt, haben wir ein richtig gutes Team.

SPOX: Auf welchen neuen Mitspieler freuen Sie sich am meisten?

Nowitzki: Natürlich freue ich mich auf Tyson (Chandler, Anm. d. Red.) und auch auf Chandler Parsons riesig. Tyson kennen wir ja schon und er wird sich wieder super einfügen. Parsons habe ich über die vergangenen Jahre beobachtet und freue mich deshalb riesig auf ihn. Er hat in Houston bewiesen, wie vielseitig er für seine Größe ist. Er spielt gute Pässe, bewegt sich ohne Ball sehr effektiv. Auch der Dreier wird immer besser. Gerade seine Vielseitigkeit wird uns ungemein helfen. Wenn ich auf der Bank bin, wird er manchmal wohl sogar auf der Vier spielen. Monta dürfen wir natürlich ebenfalls nicht vergessen. Er hat vergangenes Jahr eine überragende Saison gespielt und kann sogar noch stärker werden.

SPOX: Inwieweit verändert sich Ihr Spiel durch Tyson Chandlers Rückkehr? Auch für Sie im Speziellen?

Nowitzki: Das muss sich natürlich zeigen. Es ist schon eine ganze Weile her, dass Tyson bei uns war, aber er wird sich schnell wieder einfinden. Natürlich sind inzwischen ein paar andere Spieler um ihn herum als damals im Meisterjahr, aber Tyson ist einer, der es dir relativ leicht macht, sich an ihn und seine Spielweise zu gewöhnen. Dank ihm steigert sich unsere Präsenz in der Defense. Zudem kann er uns durch seine Dynamik und Energie pushen.

SPOX: Werden die Mavs ihre Spielweise aufgrund der vielen Neuzugänge ändern? Wenn ja, wie?

Nowitzki: Natürlich wird sich etwas ändern, aber das sind wir inzwischen ja gewohnt. Coach Carlisle wird aus der Preseason die richtigen Schlüsse ziehen und uns so einstellen, dass wir eine erfolgreiche Saison spielen können.

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SPOX

SPOX: Mit Shawn Marion und Jose Calderon sind zwei erfahrene Kräfte gegangen. Wie können die Mavs dieses Vakuum auf dem Feld und auch im Locker Room auffangen?

Nowtzki: Vince (Carter, Anm. d. Red.) ist ja ebenfalls weg. Er war auch einer, der häufig etwas gesagt hat. Es ist natürlich schade, dass alle drei gegangen sind. Ich persönlich habe mich sehr gut mit ihnen verstanden, zudem haben sie alle eine richtig gute Saison gespielt. Wir halten weiter Kontakt und ich hoffe natürlich, dass sie ihre Karrieren erfolgreich beenden können. Das haben sie einfach verdient. Wir werden sie natürlich schon vermissen, aber so ist es im Sport nun mal. Man kann nicht nur Leute dazu bekommen, man muss auch Leute abgeben. Mit Tyson haben wir nun aber auch wieder einen, der in der Umkleide mal dazwischen hauen kann. Er ist einer, der auf die Leute zugeht. Ich bin da eher ein anderer Typ. Deshalb wird Tyson in dieser Hinsicht sehr wichtig.

SPOX: Wie weit kann es für Sie in dieser Saison gehen? Wer sind die größten Konkurrenten im Westen?

Nowitzki: Gute Frage. Ich denke, die Top 4 bleiben dieselben: OKC, wenn Kevin Durant wieder fit ist, San Antonio, die Clippers und Houston. Dazu kommen Golden State, Memphis und Portland. Ich denke aber, dass wir da durchaus mitspielen können, wenngleich nicht unbedingt um die Nummer eins. Es wird ein schweres Jahr, aber wenn wir verletzungsfrei bleiben, können wir sicherlich etwas erreichen.

SPOX:LeBron James ist nach Cleveland zurückgekehrt. Waren Sie überrascht?

Nowitzki: Nicht so sehr. Es war schon anders als damals, als er zu Miami gewechselt ist und alle schockiert waren. Diesmal ist alles deutlich ruhiger abgelaufen. Mich freut es, dass er nach Cleveland zurückgegangen ist. Der Sportsmarkt dort ist super, die Fans unterstützen ihre Teams fanatisch. Auch für die Region ist es eine gute Sache.

SPOX: Und was ist drin für die Cavs?

Nowitzki:Kyrie Irving ist einer der besten Aufbauspieler der Liga. Jetzt haben sie auch noch Kevin Love geholt und gehören damit auf jeden Fall zu den Favoriten im Osten.

SPOX: Dazu zählen die Hawks nicht zwingend. Dennoch bleibt Dennis Schröders Entwicklung interessant. Nun geht er in seine zweite NBA-Saison. Gelingt ihm der nächste Schritt?

Nowitzki: Es ist normal, dass man im ersten Jahr auch mal eine schwierigere Phase durchmacht. Ich denke, gerade die D-League war für ihn wichtig. Man kann nicht immer nur trainieren, man muss auch spielen. Hätte es die D-League zu meiner Anfangszeit gegeben, hätte ich dort sicherlich ebenfalls ein paar Spiele gemacht. Ich hoffe, dass Dennis nun einen Schritt nach vorne macht. Das war damals mein Ziel: Immer von Sommer zu Sommer besser zu werden und etwas Neues zu machen. Jetzt hat er, wie ich damals, auch für die Nationalmannschaft gespielt. Wenn er dort eine Führungsrolle übernimmt, bringt ihn das vom Kopf und der gesamten Einstellung her weiter. Ich hoffe, die Erfahrungen haben ihm geholfen und er wird eine gute zweite Saison spielen.

SPOX: Hatten Sie während der Offseason Kontakt?

Nowitzki: Ja, hatten wir. Damals in Dallas haben wir Nummern getauscht. Nach den Spielen mit der Nationalmannschaft habe ich ihm deshalb immer gratuliert.

SPOX: Apropos Nationalmannschaft: Haben Sie inzwischen mit Mark Cuban über die EM 2015 gesprochen?

Nowitzki: Es hat sich jetzt nichts geändert. Auch wenn es nur die Vorrunde ist, ist eine Heim-EM eine großartige Sache. Ich kenne die Leute beim Basketball-Bund ja schon seit 20 Jahren und es ist einfach super, dass sie das Turnier nach Deutschland geholt haben. Das wird dem deutschen Basketball sehr gut tun. Natürlich wissen sie aber auch, dass all das nicht bedeutet, dass ich zugesagt habe. Wir müssen hier erstmal die Saison mit hoffentlich über 100 Spielen und einem langen Playoff-Run spielen. Danach können wir uns nächsten Sommer zusammensetzten, wie wir es immer getan haben. Natürlich wäre ich gerne dabei und auch die Olympischen Spiele wären noch mal ein Highlight, aber das werden wir dann kommenden Sommer sehen.

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