Der Gipfel als Ziel

Jan Dafeld
31. Oktober 201416:01
Die Clippers spielen das zweite Jahr unter Doc Rivers (2.v.l.)getty
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In den vergangenen Jahren war für die Los Angeles Clippers in den Playoffs immer frühzeitig Schluss. Mit Neuzugang Spencer Hawes und einem fitten JJ Redick soll in dieser Saison der Einzug in die Conference Finals gelingen. Am Sonntag geht es gegen die Sacramento Kings (ab 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE), die mit DeMarcus Cousins und Rudy Gay einiges aufzubieten haben. Starpower und Highlights des Teams aus L.A. suchen ihresgleichen, die Defense darf jedoch nicht zu kurz kommen. SPOX stellt den Kader der Clippers vor.

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Point Guard:Chris Paul ist der beste Point Guard der Liga. Diese Meinung dürfte mittlerweile der Großteil der NBA-Experten und -Fans vertreten. In den vergangenen sieben Jahren war der 29-Jährige stets All-Star. Seit er die Fäden im Spiel der Clippers zieht, wurde er zudem immer ins All-NBA First Team sowie das All-Defensive First Team gewählt.

Pauls Kombination aus Passing- und Ballhandling-Skills sucht seinesgleichen. In vier der vergangenen fünf Jahre führte er die Liga in der Assist per Turnover Ratio an und zauberte im letzten Jahr mit 4,57 Vorlagen pro Ballverlust den besten Wert seit sechs Jahren aufs Parkett. Zudem grüßte der Clippers-Guard auch in puncto Secondary Assists und durch Assists kreierte Punkte von der Spitze des jeweiligen Tableaus.

Doch es sind nicht nur seine Vorlagen, die Paul zu einem der besten Basketballer der Welt machen. Der Playmaker gehört zu den besten Verteidigern aller Point Guards und legte in den vergangenen vier Jahren ligaweit die meisten Steals auf.

Zudem kann CP3 ebenso selbst als fähiger Scorer in Erscheinung treten. Nur fünf Point Guards punkteten im vergangenen Jahr mehr Paul. Egal, ob aggressive Drives in die Zone, Pull-Up-Jumper aus der Mitteldistanz oder auch Würfe von ganz außen - der Wake-Forest-Absolvent ist von überall auf dem Feld gefährlich und somit derzeit wohl auch der einzige Point Guard, der über das gesamte Paket an Skills in höchster Qualität verfügt.

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Wie praktisch vor jeder Saison steht hinter der Gesundheit Pauls allerdings ein Fragezeichen. In der vergangenen Spielzeit verpasste CP3 20 Spiele, 2012/2013 waren es 12. Ein gesunder Paul wird für die Clippers in der Playoff-Zeit essenziell sein, doch auch während der Regular Season könnte ein Ausfall ihres Leaders das Team schwächen. Im letzten Jahr vertrat Backup Darren Collison Paul in dessen Abwesenheit mehr als solide und verhinderte - mit Hilfe eines eines umso stärker spielenden Blake Griffin - dass die Bilanz des Teams stark unter dem Ausfall ihres Floor General litt.

In dieser Saison wird Collison diese Rolle jedoch nicht mehr einnehmen können. Der ehemalige Maverick schnürt im kommenden Jahr die Sneaker für den Division-Rivalen aus Sacramento. Der neue Mann hinter Paul heißt nun Jordan Farmar. Der 27-Jährige stößt von den Lakers zum Team von Doc Rivers und zeigte dort mit 10 Punkten und knapp 5 Assists pro Spiel eine solide letzte Saison.

Farmar besitzt nicht die Explosivität von Collison und wird dem Team in der Defensive ebenso wenig helfen können wie der letztjährige Back-up, mit seinem sicheren Händchen von außen gibt er dem Team jedoch durchaus neue Optionen in der Offensive und könnte somit auch neben Paul koexistieren.

Für Sorgenfalten sorgt jedoch auch in Farmars Fall seine Krankenakte. Mit zwei Sehnenverletzungen verpasste der Point Guard in der Vorsaison 41 Saisonspiele und auch in der Vorbereitung mit den Clippers zwangen ihn Rückenprobleme zu einigen Pausen. Einen dritten Point Guard hat Los Angeles aktuell nicht im Kader. Im Verletzungsfall von Paul oder Farmar müsste wohl Shooting Guard Jamal Crawford auf der Eins aushelfen.

Seite 1: Point Guards

Seite 2: Shooting Guards

Seite 3: Small Forwards

Seite 4: Power Forwards

Seite 5: Center und Fazit

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Shooting Guard: Gerade mal 35 Spiele. Mehr Einsätze waren für JJ Redick in seiner Premierensaison bei den Clippers nicht möglich. Verschiedene Verletzungen stoppten den ehemaligen Blue Devil immer wieder und verhinderten, dass der Shooting Guard jemals wirklich ins System von Rivers integriert werden konnte. Dies soll in der kommenden Saison nun nachgeholt werden.

Die Preseason verlief bislang vielversprechend und auch Redick zeigte sich erleichtet: "Ich glaube, ich habe letztes Jahr eineinhalb Preseason Spiele absolviert und drei Wochen Training verpasst. Es wirkte einfach so, als könnte ich nie richtig gesund werden", so der 30-Jährige, "ich bin froh, dass ich dieses Mal unverletzt durch die Vorbereitung gekommen bin.

Auch den Clippers dürfte so mancher Stein vom Herzen gefallen sein, schließlich nimmt der Scharfschütze im offensiven System eine durchaus wichtige Funktion ein. Der Coach nutzt Redick gern in einer ähnlichen Rolle, die Ray Allen in Rivers' Zeit mit den Celtics einnahm. So werden zahlreiche Screens abseits des Balles für Redick gestellt, zudem wird dieser vor allem im ersten Viertel immer wieder als Option im Angriff gesucht. Kein Clipper erzielte in der vergangenen Saison im Schnitt mehr Punkte im ersten Spielabschnitt.

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Darüber hinaus ist der frisch gebackene Vater mehr als einfach nur ein Dreierschütze. Redick gilt als Spezialist von Downtown (40 Prozent über die vergangenen fünf Jahre), ist jedoch zusätzlich ein fähiger Cutter und Passer und - auch wenn ihm gegen Gegenspieler wie Joe Johnson oder Andre Iguodala etwas Masse fehlt - ein überdurchschnittlich guter Team Defender.

Das kann Jamal Crawford nicht von sich behaupten. Der 34-Jährige hat seine Rolle als sechster Mann unter anderem aufgrund seiner schwachen Defense inne. So kommt Crawford meist dann aufs Feld, wenn er die Defense eines ungefährlicheren Flügelspielers des gegnerischen Teams übernehmen und sich somit auf das konzentrieren kann, was er ohnehin am besten kann: Scoring. Auf 36 Minuten gerechnet legt der zweimalige Sixth Man of the Year während seiner Zeit in Los Angeles starke 21 Punkte auf. Damit liegt er auf einem Level mit All-Stars wie DeMar DeRozan, Kyrie Irving und Damian Lillard.

Aus diesem Grund sind die Dienste Crawfords für Rivers auch in diesem Jahr nahezu unverzichtbar. Crawfords ist im Eins-gegen-eins einer des besten der Liga, sodass die Clippers es sich teilweise leisten können ihren Superstars Paul und Blake Griffin gleichzeitig Pausen zu gewähren, ohne die Offense dadurch signifikant zu schwächen.

Redick und Crawford sind die wohl besten Swingmen im System der Clippers und werden daher wohl auch häufiger zusammen mit einem Point Guard ein eher kleines Lineup bilden. Für die jungen Backups Jared Cunningham und Rookie C.J. Wilcox bleiben daher trotz des Abgangs von Willie Green in den meisten Fällen wohl nur Minuten in der Garbage Time.

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Small Forward: Nach streng abgegrenzter Positionsbetrachtung sind die Clippers auf der Drei am schwächsten besetzt, darüber müssen keine langen Diskussionen geführt werden.

Mit Matt Barnes startet auf dieser Position der einzige Spieler, der im vergangenen Jahr nicht zweistellig punkten konnte und weniger als 28 Minuten pro Spiel auf dem Parkett stand. Den 34-Jährigen dürften diese Statistiken allerdings eher wenig interessieren.

Barnes ist kein Scorer und obwohl er durchaus für Spacing sorgen soll (4,5 Dreier pro Spiel) fällt sein Wurf von Downtown nur durchschnittlich (34 Prozent). Für das Scoring sind in Los Angeles andere zuständig, neben seinen Würfen beschränkt sich die Rolle des Forwards in der Offensive größtenteils auf Baseline-Cuts.

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Dennoch nimmt der Kalifornier eine wichtige Position bei den Clippers ein und wurde daher im vergangenen Sommer auch nicht mit Geld aus der Portokasse zum Bleiben bewegt. Barnes ist der Glue Guy des Teams, bringt überdurchschnittliches Rebounding auf dem Flügel und die wohl beste Perimeter-Defense neben Paul mit sich. Gegen kräftige Scorer auf dem Flügel wie zum Beispiel Carmelo Anthony dürfte die Nummer 22 daher auch in dieser Spielzeit einige Minuten sehen.

Die direkte Backup-Rolle im Team ist umkämpft und könnte, je nachdem wie oft Rivers mit drei nominellen Guards spielen lässt, sehr klein ausfallen. Derzeit scheint Chris Douglas-Roberts die besten Karten im Kampf um Minuten auf dem Flügel zu haben. Der 27-Jährige überzeugte in Charlotte in der vergangenen Saison mit einem neu entdeckten Dreier im Repertoire und könnte eine ähnliche Three-and-D-Rolle nun auch bei den Clippers einnehmen. Ganz so viel Eingewöhnungszeit wie der enttäuschende Jared Dudley im letzten Jahr wird man CDR allerdings wohl nicht zugestehen. Mit Sophomore Reggie Bullock und Veteran Hedo Turkoglu steht die Konkurrenz schon bereit.

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Power Forward: Mit rund 24 Punkten, 9,5 Rebounds und 4 Assists pro Spiel hat Blake Griffin in der vergangenen Saison den letzten Schritt auf dem Weg zu einem absoluten Superstar in der NBA absolviert und gilt - je nachdem welcher Experte nun gerade als letztes zu Wort gekommen ist - auch als bester Power Forward der Welt.

Die Stärken des 25-Jährigen dürften mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Neben seiner übermenschlichen Athletik und den vielleicht besten Finishing-Qualitäten direkt am Ring, stellte Griffin während Pauls Abstinenz in der vergangenen Saison allerdings auch seine herausragenden Ballhandling- und Passing-Skills unter Beweis und will im Sommer weiter an seinem Midrange-Jumper gearbeitet haben.

Bereits in der Preseason war zu erkennen, dass der viermalige All-Star sich eine wesentlich schnellere Release antrainiert hat. Inwieweit diese jedoch auch sofort zum gewünschten Erfolg führt, wird sich in der Saison zeigen. Nach seinem vielversprechenden Start in die Preseason, in dem er seine ersten sechs Jump Shots - darunter ein Dreier - allesamt versenkte, näherten sich Griffins Statistiken außerhalb der Zone in den nachfolgenden Spielen doch wieder seinen Normalwerten an.

Preview Pacific Division: Endlich ins gelobte Land?

Das große Fragezeichen im Spiel des ehemaligen Rookie of the Year ist und bleibt die Defense. Griffin hat die Anlagen, um auch am anderen Ende des Feldes einen dominanten Spieler darzustellen: Überragende Athletik, um in der Zone für Rim Protection zu sorgen, die Schnelligkeit und Beweglichkeit, um auch kleinere Gegenspieler effektiv verteidigen zu können, sowie ein punktgenaues Timing.

Dennoch beendete der Forward die vergangene Saison erneut mit gerade einmal 0,6 Blocks pro Spiel und zeigte seine teilweise vorhandenen defensiven Skills nur zwischendurch. "Er hat die Qualitäten, um ein All-Defensive Player zu sein und ich glaube, das wird er sich nun auch zu Herzen nehmen", zeigte sich Rivers vor der Saison optimistisch. Zum aktuellen Zeitpunkt sicher ein gewagter Standpunkt des Coaches, der in der Vorsaison allerdings auch schon bei DeAndre Jordan Wunder bewirken konnte.

Der Nummer-eins-Backup Griffins bleibt auch in dieser Spielzeit Glen Davis. Big Baby wirkte auf dem Feld im letzten Jahr zwar teilweise lustlos und unmotiviert, dennoch nahmen die Clippers den Power Forward erneut unter Vertrag und erhoffen sich vom 28-Jährigen in erster Linie Hustle Plays und harte Screens in der Offensive. Allerdings dürfte auch der zum Team gestoßene Spencer Hawes einige Minuten zusammen mit Jordan auf dem Platz stehen und Davis' Spielzeit somit beschneiden. Ob sich Ekpe Udoh auch nach Davis' Rückkehr seinen Platz in der tiefen Frontcourt-Rotation der Clippers behalten darf, bleibt abzuwarten.

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Center: Die Verpflichtung von Spencer Hawes stellt die größte Veränderung und gleichzeitig die größte Verbesserung im Kader der Clippers dar. Der 26-Jährige zeigte nicht nur eine starke Vorsaison, in der ihm bei den 76ers und den Cavs in rund 30 Minuten Spielzeit 13 Punkte und 8 Rebounds gelangen, sondern dürfte den Zonen-fokussierten Starting Frontcourt als mobiler Big Man mit einer weiten Range (42 Prozent Dreier im Vorjahr) sehr gut ergänzen.

Somit konnte die Position des Backup-Centers nach Jahren, in denen Ryan Hollins und Ronny Turiaf über das Spielfeld stolperten, endlich mit einem überdurchschnittlichen Big Man besetzt werden.

Die meisten Minuten auf der Fünf wird jedoch weiterhin DeAndre Jordan erhalten. Der 26-Jährige stand im vergangenen Jahr wesentlich länger auf dem Feld als je zuvor und dankte es mit 10,4 Punkten, 13,6 Rebounds und 2,5 Blocks pro Partie. Auch in der Preseason wurde Jordans defensiver Einfluss vor allem gegen die Warriors, die auf Center Andrew Bogut verzichten mussten, immer wieder deutlich. Bereits im Vorjahr landete DeAndre 3000 bei der Wahl zum Defensive Player of the Year auf dem dritten Rang, im letzten Jahr seines laufenden Vertrags wird der Center diese Leistungen nun erneut unter Beweis stellen wollen - zumal ihn in diesem Fall tatsächlich ein Maximum Contract winken könnte.

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Die Schwächen in Jordans Spiel bleiben allerdings bestehen. Die Post Moves des Centers können weiter an einer Hand abgezählt werden und seine Freiwürfe fallen immer noch schwächer als die Dreier so mancher Konkurrenten. Im letzten Jahr verzichtete Rivers darauf, Jordan im vierten Viertel auf die Bank zu setzen, um die eigene Defense nicht zu schwächen. Mit Hawes hat der Meistercoach nun eine neue Option zur Verfügung. Man darf gespannt sein, wie er diese nutzen wird.

Fazit: Die wahrscheinlich größte Schwachstelle im Kader der Clippers konnte ausgemerzt werden. Mit der Addition von Spencer Hawes verfügen die Clippers nun auch im Frontcourt über eine valide Option von der Bank. Je nach Gegner und Spielverlauf sind somit extreme Veränderungen im Lineup denkbar. Von drei Guards bis hin zu zwei nominellen Centern auf dem Feld hat Rivers noch mehr Optionen als noch im Vorjahr in der Hinderhand.

Die Offensive wird erneut zur Creme de la Creme der Liga gehören, schließlich schloss man bereits die letzte Saison mit dem effizientesten Angriff der NBA ab (109,4 Punkte pro 100 Possessions). Das Hauptaugenmerk von Rivers dürfte in der diesjährigen Saison somit auf der Defense liegen. Mit Mike Woodson und Frank Lawrence verstärken zwei ausgewiesene Defensivexperten den Trainerstab in Los Angeles und sollen an Rivers' Seite eine ähnliche Rolle einnehmen, die in Celtics-Zeiten der jetzige Bulls-Coach Tom Thibodeau innehatte.

Dass die Clippers erneut um die Krone im Westen kämpfen wollen, ist selbstverständlich. Spätestens nach dem Aus von Kevin Durant muss der Heimvorteil in den Conference Semifinals das Mindestziel des Teams sein. Ein erneutes Ausscheiden in der zweiten Playoff-Runde können sich die Superstars Paul und Griffin kaum noch erlauben. Viele trauen Los Angeles in diesem Jahr bereits den Titel zu - dafür muss vorher allerdings erstmalig der Einzug in die Conference Finals unter Dach und Fach gebracht werden.

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