Ausgangslage:
Die Hawks (12-6) haben einen optimalen Start in die Saison erwischt, zwar hatte Atlanta auch das einfachste Auftaktprogramm, aber die Spiele müssen trotzdem erst einmal gewonnen werden. Seit fünf Spielen sind die Hawks ungeschlagen und nach großen Problemen am Anfang der Saison funktioniert nun auch die Defensive immer besser.
Am Freitag hielten sie die Brooklyn Nets bei 37,5 Prozent aus dem Feld und forcierten in den letzten drei Spielen im Schnitt 20,3 Turnover. "Ich glaube, wenn wir so aktiv sind und mit dieser Einstellung in der Defensive zu Werke gehen, dann hilft das allen", erklärte Coach Mike Budenholzer nach der Nets-Partie. Ein Upgrade ist auch bitter nötig. Immerhin lassen die Hawks im Schnitt 100,2 Punkte zu. Gut, dass die Offensive zu den besten der Liga (103,9 Punkte, Platz 8) gehört.
Zudem kann Coach Bud aus dem Vollen schöpfen. Der ganze Kader steht zur Verfügung. Bei der durchaus gegebenen Tiefe im Roster ist das sicher kein Nachteil. Gerade Dennis Schröder verbessert sich nahezu von Spiel zu Spiel. Der Deutsche hat sich im zweiten Jahr zu einem wichtigen Rollenspieler in der Rotation der Hawks entwickelt. Das Zusammenspiel mit Jeff Teague funktioniert exzellent. "Er versucht wirklich, seinen Mitspielern die richtigen Anspiele zu servieren", lobt auch Budenholzer den Nationalspieler.
Dennis Schröder im Interview: "Mit Dirk zusammen Großes erreichen"
Lob konnte sich sein Gegenüber dagegen zuletzt sparen. Nach einem völlig verkorksten Saisonstart starteten die Nuggets (9-10) eine fulminante Aufholjagd, um dann gegen die Washington Wizards in alte Muster zurückzufallen. "Das ist lachhaft. Ich habe an das Ende vom Statszettel geschaut und sie hatten sechs oder acht verschiedene Season-Highs gegen uns", schimpfte Brian Shaw. Mit 119:89 gab es auf die Mütze, seine Nuggets trafen dabei nur 37,8 Prozent aus dem Feld.
Dennoch ist der Trend positiv. Sieben der letzten zehn Partien hat Denver gewonnen. Da kommt es gänzlich ungelegen, dass sich aktuell wieder die Ausfälle häufen. Schon in der Vorsaison waren die Nuggets stark verletzungsgebeutelt. JaVale McGee fehlte zuletzt fünf Spiele aufgrund einer Verletzung am Bein und ist auch gegen die Hawks fraglich. Nate Robinson wird wohl mit einer Rückenverletzung ausfallen. Danilo Gallinari ist ebenfalls fraglich. Der Italiener plagt sich mit Grippe-Symptomen herum. Randy Foye fehlt ohnehin.
Danilo Gallinari: Von der Karriereleiter gefallen
Die Stars der Teams:
Einen richtigen Star im Team sucht man vergebens. Coach Budenholzer hat seiner Truppe den Teamgedanken impliziert und viel von der Kultur der San Antonio Spurs mit nach Georgia gebracht. Atlanta spielt sehr uneigennützig, sucht immer den Extrapass. Die Starrolle war eigentlich mal Al Horford zugdacht, aber der Big Man braucht nach seiner schweren Brustmuskelverletzung noch Zeit, um wieder auf das alte Niveau zu kommen. Und so wird noch am ehesten Jeff Teague dieser Rolle gerecht. Der Point Guard bewegt sich aktuell auf Career-High-Werten in Sachen Scoring (17,8) und Assists (7,1, Career High 7,2).
Die Nuggets kommen ähnlich ausgeglichen daher. Doch Denvers Star definiert sich nicht so sehr über Stats. Kenneth Faried ist der Mann fürs Spektakel, für krachende Dunks und atemberaubende Hustle-Plays. So spielte sich der Forward in die Herzen der Fans und wurde auch bei der WM in Spanien zum Publikumsliebling.
Nuggets-Legende Alex English im Porträt: Just Smooth
Das Schlüsselduell:
Paul Millsap hat seinem Spiel im Laufe der Jahre einen durchaus potenten Drei-Punkte-Wurf hinzugefügt. Immerhin 33 Prozent trifft der Power Forward vom Perimeter. Genug, um ihn nicht sorglos an der Dreierlinie stehen lassen zu können. Das wird auch Kenneth Faried wissen, auch wenn es ihm nicht gefallen wird. Der athletische Forward ist eher in Korbnähe zuhause und hat große Probleme bei der Help-Defense.
Schaffen es die Hawks, ihn und auch Timofey Mozgov aus der Zone zu locken, gibt das Platz für die Drives von Teague und Schröder. Die Nuggets lassen ohnehin die siebtmeisten Punkte in der Liga zu, sind schwach im Dreier verteidigen und die Help-Defense ist auch bei den anderen Big Men bisher im Grunde nicht existent. Gerade gegen die offensivstarken Hawks wird dies aber von immenser Bedeutung sein. Die Blazers haben im November vorgemacht, wie man die Nuggets mit Ball-Movement von der Dreierlinie zerlegt.
Geschichte:
Beide Teams standen sich bekanntlich noch nie in den Playoffs gegenüber und auch sonst gibt es kein signifikantes Aufeinandertreffen in den letzte Jahren. Aber ein Spieler hinterließ in beiden Franchises seine Duftmarke: Dikembe Mutombo! Der Kongolese wurde 1991 an vierter Stelle von den Nuggets gedraftet und entwickelte sich schnell zu einem der besten Defensiv-Spieler in der Geschichte.
Legendenserie: Dikembe Mutombo - Not in my house!
1995 wurde er erstmals zum besten Verteidiger der Liga gewählt, ein Jahr später folgte der Wechsel aus der Mile High City nach Atlanta. Bei den Hawks heimste er drei weitere Auszeichnungen ein. Sein verneinender Finger nach jedem Block wurde ligaweit zum Markenzeichen. Nach 18 Jahren in der Liga beendete er 2009 in Diensten der Houston Rockets seine Karriere. Heute ist er wieder als Repräsentant der Hawks unterwegs.
Rookies:
Hawks-Rookie Adreian Payne gehört zu einer mittlerweile seltenen Spezies. Der Stretch-4 hat die kompletten vier Jahre am College absolviert und kam entsprechend gereift in die NBA. Payne ist mit seinen 23 Jahren beispielsweise zweieinhalb Jahre älter als Schröder. Allerdings konnte der Forward sein Können bislang noch nicht unter Beweis stellen. Eine Fußverletzung stoppte ihn, jetzt muss er sich erst einmal einen Platz in der Rotation erkämpfen.
Auch Gary Harris war zu Saisonstart verletzt, sorgte dann in seinem ersten Spiel gegen die Pacers gleich mal für ein Highlight und Aufsehen in der Social-Media-Welt. Harris legte einen spektakulären Dunk hin, nur die stolze Mama auf der Tribüne hatte ihn verpasst und wartete danach nervös rudernd auf die Wiederholung auf dem Videowürfel. Der Ausschnitt geisterte danach tagelang durchs Netz. Erick Green wartet noch auf diese Aufmerksamkeit. Der Guard kam von Montepaschi Siena nach Denver, durfte aber erst drei Spiele ran.
Stimmen:
DeMarre Carroll (Hawks) über die Defensive: "Ich glaube, wir haben mehr Wert auf die Defensive gelegt. So lange wir das in jedem Spiel machen, wird es für uns funktionieren."
Mike Budenholzer (Coach Hawks) über Dennis Schröders Wert: "Ich lege großen Wert aufs Shooting und wenn jemand das kann, ist es besser, aber ich glaube, so wie wir spielen, mit einem Point Guard, der die Defense durcheinanderbringen kann und dann die Spot-Up-Shooter sucht, kann es sehr gut funktionieren."
...über Schröders Entwicklung: "Alle Spieler schmollen ein bisschen und sind frustriert, wenn sie nicht spielen. Junge Spieler können das meistens nicht so gut verstecken, aber wenn in dieser Saison jemand Dennis gesagt hat, dass er schmollt, hat er sich gleich hinterfragt und sich gesagt, dass er das ändern muss."
Ty Lawson (Nuggets) über die Pleite gegen die Wizards: "Von diesen Spielen gibt es vielleicht vier oder fünf. Ich glaube, zwei von denen haben wir jetzt schon genommen. Man muss solche Spiele schlucken und sich dann wieder auf das nächste konzentrieren."
Prognose:
Der Trend spricht klar für Atlanta. Seit fünf Spielen ungeschlagen, dazu spielen die Hawks in der heimischen Philipps Arena. Dort gewann Atlanta fünf der letzten sechs Aufeinandertreffen zwischen beiden Teams. Wie groß dieser Heimvorteil wirklich ist, sieht man erst, wenn man sich die Bilanz in der Mile High City anschaut. Dort gingen die letzten sieben Spiele an die Nuggets.
Zudem liegt Atlantas Spiel den Nuggets einfach nicht. Denvers Aufstellungssorgen machen die Situation nicht besser. Atlanta setzt sich durch und baut die eigene Serie aus.