"Ich habe aufgeschlagen wie Isner"

Florian Regelmann
30. März 201516:22
Gordon Hayward wurde 2010 an 9. Stelle von den Utah Jazz gedraftetgetty
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Gordon Hayward hat sich in seinem fünften Jahr in der NBA als Star etabliert. Der 25-jährige Small Forward der Utah Jazz liegt in den Top-20 im Scoring (19,6 PPG) und ist der Franchise Player eines aufstrebenden Teams. Im SPOX-Interview spricht Hayward über seinen bemerkenswerten Weg in die NBA, seine Tennis-Künste und das Leben in Utah.

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SPOX: Gordon, haben Sie heute eigentlich schon ein paar Videospiele gezockt?

Gordon Hayward: (lacht) Nein, heute noch nicht. Aber es stimmt, ich liebe Computerspiele. Ich spiele vor allem sehr viel League of Legends. Es ist abseits des Basketballcourts ein super Weg für mich, um zu relaxen und Spaß zu haben. Mir gefällt vor allem der Wettbewerb. Ob das beim Basketball ist ober bei einem Computerspiel, ich bin ein Typ, der immer gewinnen will und jemanden braucht, den er schlagen kann.

SPOX: Sie spielen aktuell Ihre beste Saison in der NBA und haben Ihren Punkteschnitt jetzt auf fast 20 pro Spiel hochgeschraubt. Nicht schlecht für jemanden, der mal fast aufgehört hätte mit Basketball, oder?

Hayward: Das kann man so sagen. Ich habe in der High School auch sehr intensiv Tennis gespielt. So wie auch meine Zwillingsschwester Heather. Wir sind eine total sportverrückte Familie, ich war bei jedem Match meiner Schwester, sie war bei jedem Match von mir. Jedenfalls war ich als Freshman gerade mal 1,80 Meter groß, ich war ein Zwerg. Ich hätte wirklich fast Basketball aufgegeben und mich ganz auf Tennis konzentriert, weil ich dachte, dass das bei meiner Größe einfach nichts wird. Ich war ein guter Basketballer, aber ich war nicht dominant.

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SPOX: Angeblich haben Sie auch Duelle gegen Ihren Vater verloren.

Hayward: (lacht) Als ich noch kleiner war als er und wir Eins-gegen-Eins spielten, hat er immer seine Alte-Männer-Tricks ausgepackt. Er hat aufgepostet und seinen dämlichen Hook Shot über mich geworfen. Den kannst du natürlich nicht verteidigen. Naja, zum Glück habe ich mit dem Basketball weitergemacht. Denn dann habe ich doch noch einen enormen Wachsstumsschub bekommen und war zwei Jahre, nachdem ich fast alles hingeschmissen hätte, plötzlich über 2 Meter groß. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte. Vielleicht wäre ich dann Tennisprofi geworden.

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SPOX: Federer vs. Hayward - klingt doch gut.

Hayward: Absolut, es hätte was gehabt. Aber ich muss schon sagen, dass Basketball immer meine Nummer eins war, deshalb bin ich froh, dass ich dabei geblieben bin. Aber ich liebe auch Tennis. Roger Federer ist mein absoluter Lieblingsspieler. Er ist jetzt ein bisschen in die Jahre gekommen, aber das ändert ja nichts daran, dass er wohl der Größte aller Zeiten ist. Wie er in seiner Blütezeit spielte, mit welcher Leichtigkeit, war genial. Ich verfolge auch weiterhin alle Grand Slams und schaue so viele Matches, wie es nur geht.

SPOX: Was war Gordon Hayward denn für eine Art Tennisspieler?

Hayward: Da ich dann so enorm gewachsen bin, habe ich mich zu einem Typ wie John Isner entwickelt und von der Anlage her so Slam-Dunk-mäßig von ganz weit oben aufgeschlagen wie er. Ich war ein Serve-and-Volley-Spieler, der immer ans Netz gestürmt ist und der schwer zu passieren war.

SPOX: Sie sind in der Folge an die Butler University gegangen und hatten sofort ein richtig gutes Freshman-Jahr. Danach trumpften Sie bei der U-19-WM in Neuseeland auch groß auf. War das ein ganz entscheidender Moment für Sie?

Hayward: Auf jeden Fall. Mein Head Coach am College, Brad Stevens, war der Erste, der mir sagte, dass ich es in die NBA schaffen kann. Er hat sehr viel für mich getan. Die Goldmedaille mit der U19 hat mir nochmal einen Push gegeben, so dass ich ein tolles Sophomore-Jahr am College hinlegen konnte. Wir sind mit den Bulldogs ja bis ins Championship Game gekommen.

SPOX: Butler vs. Duke. 59:61. Letzte Sekunde. Half Court Shot. Wie erinnern Sie sich an die Szene?

Hayward: Jedes Kind träumt davon, im Title Game den letzten Wurf zu nehmen und zu treffen. Ich hätte mir gewünscht, ihn zu machen, es war knapp, aber leider wollte er nicht fallen. Und leider ist der Wurf, den ich kurz davor hatte von der Baseline und der sich richtig gut anfühlte, auch nicht reingegangen. Aber was will man machen? Ich hatte nichtsdestotrotz eine unglaublich schöne Zeit am College.

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SPOX: Danach war die Frage: Noch am College bleiben oder für den Draft anmelden. Wie wurde die Entscheidung getroffen?

Hayward: Wir hatten lange Diskussionen im Familienkreis. Mein Vater ist von Beruf Ingenieur. Er ist ein Mensch, der unglaublich akribisch ist. Er hat Fragebogen angefertigt und wirklich bis ins letzte Detail alles beleuchtet, über was man sich bei so einem großen Schritt Gedanken machen kann. Es war super für mich. So hat er mir geholfen, dass wir den richten Agenten für mich finden und am Ende war klar: Ich mache es und melde mich an. Diesen ganzen Prozess bis zum Draft-Tag mitzumachen, hat einerseits Spaß gemacht, aber es war auch ein extremer Stress. Du machst dir die ganze Zeit Gedanken, wann du gepickt wirst und in welcher Stadt du landest.

SPOX: Und dann haben die Indiana Pacers, das Team aus Ihrer Heimat, den zehnten Pick und Sie werden einen Platz früher von den Utah Jazz gezogen. Ganz ehrlich, wie groß war die Enttäuschung?

Hayward: Natürlich wäre es cool für mich gewesen, das Pacers-Trikot überzustreifen. Es ist nun mal meine Heimat. Aber in erster Linie war ich glücklich, überhaupt ausgewählt zu werden und eine Chance zu bekommen, in der NBA zu spielen. Es ist großartig, für die Jazz aufzulaufen. Es ist eine tolle Franchise.

SPOX: Utah ist aber nicht gerade das beliebteste Ziel für Free Agents, weil Salt Lake City als eher unsexy gilt. Enes Kanter hat sich jetzt nach seinem Trade auch eher abwertend geäußert über die Franchise. Wie ist das Leben in Utah?

Hayward: Salt Lake City ist eine wunderschöne Stadt. Du hast die Berge vor der Haustür, man kann hier sehr gut leben. Zumal es eine so großartige Basketball-Stadt ist mit sehr netten Menschen. Jeder ist Jazz-Fan, jeder läuft in Trikots von uns herum, jeder liebt das Team und unterstützt uns. Es gibt ja auch kein Football-Team oder dergleichen, es gibt nur Basketball, nur die Jazz. Das macht es so besonders.

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SPOX: Auch wenn es für die Playoffs in dieser Saison noch nicht reichen wird, ist ein Aufwärtstrend deutlich erkennbar. Seit dem All-Star-Break läuft es besonders gut. Für die nächsten Jahre haben viele Utah auf der Rechnung. Wie weit ist das Team weg, um wieder weiter oben anzugreifen?

Hayward: Ich glaube, es fehlt nicht mehr viel. Die Western Conference ist, wie wir alle wissen, voll von großartigen Teams. Da ist es nicht so leicht, nach vorne zu kommen. Aber wir sind auf dem richtigen Weg, das sieht man. Wir haben einen guten Kern an jungen Spielern zusammen. Wir haben angefangen, uns hier was richtig Gutes aufzubauen. SPOX

SPOX: Sie gehen dabei als Franchise Player vorneweg. Hätten Sie das für möglich gehalten, dass Sie es nicht nur in die Liga schaffen, sondern ein Star werden?

Hayward: Es ist Wahnsinn, wenn ich so darüber nachdenke. Ich weiß noch genau, wie ich der kleine Junge war, der diesen großen Traum hatte. Und jetzt bin ich hier. Das ist schon ziemlich cool. (lacht) Dirk Nowitzki war übrigens immer ein Vorbild für mich, zu dem ich aufgeschaut habe, als ich aufgewachsen bin. Dirk ist eine Legende und ohne Frage einer der besten Power Forwards aller Zeiten. Es ist beeindruckend, seit wie vielen Jahren er auf diesem Niveau spielt. Als Shooter kannst du so viel von ihm lernen, gerade was die perfekte Flugkurve angeht. Bei ihm sieht jeder Wurf, aber auch wirklich jeder, immer gleich aus. Das zeigt, wie viel Arbeit er da reingesteckt hat.

SPOX: Nowitzki war in dieser Saison zum 13. Mal beim All-Star-Game dabei, Sie warten noch auf eine Teilnahme. Was sind Ihre nächsten persönlichen Ziele?

Hayward: Es ist definitiv ein Ziel von mir, ein All-Star zu werden. Dafür muss ich den Jazz aber erst mal helfen, ein Siegerteam zu werden. Sobald wir in Utah mehr Erfolg haben, werden die persönlichen Auszeichnungen ganz automatisch folgen.

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