Benutzt. Treffsicher. Eiskalt.

Max Marbeiter
15. April 201514:08
Steph Curry (l.) und Russell Westbrook prägten die NBA-Saison immensgetty
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Ein NBA-Saison bringt unzählige Zahlen und Statistiken. In 82 Spielen sammelt sich schließlich einiges an. Am Ende der Regular Season wirft Beyond the Boxscore einen Blick auf fünf der interessantesten Advanced Stats der Saison. Mit dabei: Russell Westbrook, Steph Curry, James Harden und die Dallas Mavericks.

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Westbrooks Usage Rate

Dass Russell Westbrook in Oklahoma City während Kevin Durants Abstinenz grundsätzlich erste, zweite und dritte Offensivoption ist, besitzt in etwa so viel Newswert wie einst Kareems zigster Skyhook. In dieser Saison trieben es Russ und die Thunder jedoch auf die Spitze. 38,1 Possessions nutzte Westbrook auf 40 Minuten hochgerechnet und führt die Association damit mit weitem Abstand vor Kobe Bryant (Usage Rate: 33,6), dem zweiten großen Alleinunterhalter, an.

Der Wert mutet enorm an - und ist es auch. Zum Vergleich: James Harden, der die Rockets nach gemeinem Empfinden allein trägt, folgt mit 30,5 Possessions erst auf Rang acht, Steph Curry auf Platz zwölf (28,5). Doch es geht noch weiter: Westbrooks Usage Rate ist die höchste der vergangenen zehn Jahre. Mit Kobe erreichte 2005/06 lediglich ein Spieler einen Wert über 35. Es darf also guten Gewissens von Thunder'scher Abhängigkeit von Russ gesprochen werden.

Doch es geht noch mehr. Nur 21,9 Prozent von Westbrooks Possessions enden in einem Assist. Damit pflegen insgesamt 58 Point Guards eine innigere Liebe zur Vorlage auf den Mitspieler als RW0. Nun ließe sich selbstverständlich schnell Kritik äußern. Allerdings ist Basketball nun mal mehr als pure Statistik.

Natürlich könnte Westbrook häufiger den Assist suchen, andererseits steht ihm ohne KD ein maximal solider Supporting Cast zur Seite. OKCs spezielle Situation im Kampf um die Playoffs und Russ' ligaweit vielleicht einzigartiger Ehrgeiz und Siegeswille verleiten den Playmaker deshalb einfach zum Kopf-durch-die-Wand-Ansatz. Zumal sein True Shooting von 53,4 Prozent angesichts der enormen Belastung durchaus solide daherkommt. Ob sich Russ dennoch benutzt fühlt?

Westbrook: Benutzt?

Korver und Curry treffsicher

Statistisches MVP-Rennen und ein Überraschungsgast

Hardens Scoring in Isolation und der Freiwurf-Mythos

Hawks und Mavs: Eiskalte Meister der Crunchtime

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Korver dominiert das True Shooting

Ja, das True Shooting rechnet Dreier und Freiwürfe nach Wertigkeit in die Quote mit ein, sollte Schützen also durchaus zugutekommen. Im direkten Vergleich sehen sie gegen Big Men meist dennoch kein Land. Denn der Dreier kann noch so gut fallen, der Abschluss direkt am Ring fällt dann doch häufiger. Zudem wagt sich das klassische True-Shooting-Monster nur äußerst ungern gen Perimeter, was die Quote wiederum nicht negativ beeinflusst.

So muss man schon ein wenig weiter zurückzublicken, um auf ein Jahr zu stoßen, in dem ein Shooter die Association in Sachen True Shooting anführte. 2006/07 wird man schließlich fündig. Damals legte Brent Barry einen Wert von 66,6 Prozent auf und beschloss die Saison damit knapp vor Steve Nash (65,4 Prozent TS%). Lang ist's her.

Acht Jahre mussten vergehen, ehe die Shooter wieder übernahmen, ehe ein Shooter endlich wieder der statistisch effizienteste Schütze der Liga war. Larry Birds Erben werden einen freundlichen Dank in Richtung Kyle Korver schicken. Der Hawk kratzt nicht nur an einer 90-50-50-Saison, er legt in dieser Spielzeit auch ein True Shooting von unglaublichen 69,9 Prozent auf und steht derzeit damit knapp vor Tyson Chandler (69,4 Prozent TS%).

Und da es in den Top 5 allein unter Großen ein wenig einsam werden würde, bekommt Korver schnell schießende Unterstützung. Denn Steph Currys herausragende Saison schlägt sich selbstverständlich auch im True Shooting nieder. Splash Brother Nummer eins traf kürzlich im Training nicht nur 77 Dreier in Serie, er liegt mit 63,9 Prozent TS% ligaweit zudem auf Rang vier und komplettiert damit das beste Shooter-Ergebnis seit langem.

Westbrook: Benutzt?

Korver und Curry treffsicher

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Statistisches MVP-Rennen und ein Überraschungsgast

Es bleibt dabei. Jeder hat seinen Favoriten, jeder hat gute Argumente, den anderen aus dem Rennen nehmen vermag jedoch niemand. Jamal Crawford regte sogar an, Steph Curry und James Harden deshalb zu Co-MVPs zu machen. So eng ist das Rennen in diesem Jahr. Denn auch statistisch liegen die beiden in einigen Kategorien unglaublich nah beieinander.

Nehmen wir nur das WAR, die Wins above Replacement. Die sollen statistisch beschreiben, wie viele Siege ein einzelner Spieler seinem Team zusätzlich bringt. Grundlage ist das Real-Plus-Minus, das wiederum den Impact eines Spielers in Zahlen ausdrücken soll. Das RPM bezieht sich wiederum auf das Net Rating sowie Teamkollegen, Gegenspieler und andere Faktoren. Klingt kompliziert. Am Ende ist es nur ein weitere Schritt Richtung lückenloser Analyse. Ob er nötig ist, sei dahingestellt.

Eine gewisse Aussagekraft lässt sich jedoch nicht leugnen. Immerhin bilden die Herren Curry und Harden sowohl in Sachen WAR als beim RPM die Spitze der Liga. Während Houstons Shooting Guard mit Hang zu exzessiver Gesichtsbehaarung den Rockets minimal mehr Siege einbringt (19,54 WAR) als Curry (18,89 WAR), führt Golden States Point Guard die Association in Sachen Real-plus-Minus an (8,87).

Dort schiebt sich allerdings Kawhi Leonard (8,35 RPM) zwischen die beiden MVP-Kandidaten. Hardens RPM von 8,3 ist allerdings immer noch locker gut für Rang drei. Es folgen LeBron James, (7,66 RPM), Anthony Davis (7,52), Chris Paul (7,43) und Russell Westbrook (6,58). Die absolute Elite also. Natürlich. Schließlich geht es darum, wer seinem Team statistisch am intensivsten weiterhilft.

Demnach zählt seit dieser Saison auch einer zur Elite, den wohl die wenigsten dort vermutet hätten. Khris Middleton, richtig, KHRIS MIDDLETON reiht sich hinter Westbrook mit dem achtbesten RPM der gesamten NBA ein (6,47) und bringt den Bucks zudem 12,54 zusätzliche Siege (Rang neun) - und damit mehr als Damian Lillard, LaMarcus Aldridge den Blazers oder John Wall den Wizards. Das macht Middleton sicherlich nicht zum besseren Spieler, interessant ist ein solcher Wert aber dennoch.

Westbrook: Benutzt?

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Hardens Scoring in Isolation und der Freiwurf-Mythos

Säße man in einer Quizshow, deren Fragen an Schwierigkeit zunehmen, je weiter man kommt, käme folgende wohl relativ zeitig. Wer nimmt wohl die meisten Würfe in Isolation? A: James Harden. B: Hard Jameson. C: Der bärtige Junge von nebenan. D: Kwame Brown.

Gut, billig. Zu eindeutig ist die Antwort. Zu klar das Ergebnis. James Harden drückte in dieser Saison insgesamt 447 Mal in Isolation, also ohne Mithilfe eines Teamkollegen, ab. LeBron folgt mit 360 Versuchen auf Rang zwei, Tyreke Evans als Dritter deutlich abgeschlagen dahinter (260).

Der MVP-Kandidat ist auf sich allein gestellt, heißt es ja immer. Ist er natürlich nicht. Dennoch ist Houstons Offense selbstverständlich sehr stark auf Hardens Künste als Ballhandler, Finisher und Closer ausgerichtet. Natürlich orientieren sich die Rockets an den Stärken ihres Besten. Sie wären dumm, täten sie es nicht.

Natürlich wartet Houston deshalb auch nur, bis Harden an die Linie marschiert, um dort einfache zwei Punkte einzusacken. Der Zweier tut es tatsächlich, doch er steht damit in keinster Weise allein da. In 16,6 Prozent der Fälle endete eine Harden'sche Possession in Isolation an der Linie. Damit liegt der Meister des Freiwurfziehens lediglich auf Rang elf jener Spieler, die in dieser Saison mindestens 100 Würfe in Isolation nahmen.

Gordon Hayward, die Nummer eins, bekommt immerhin in 20,2 Prozent der Fälle den Freebie zugesprochen. Nun nahm Hayward lediglich 156 Würfe, marschierte im Endeffekt also seltener an die Linie als Harden, dennoch zeigt die Statistik durchaus, dass der MVP-Kandidat keinesfalls unverhältnismäßig häufig den Pfiff bekommt. SPOX

Zumal Kevin Durant vergangene Saison ebenfalls nur allzu gern den Freiwurf mitnahm und am Ende zum wertvollsten Spieler der Association gewählt wurde. Angesichts seiner Fußverletzung und des vorzeitigen Saisonaus hat KD in dieser Saison mit dem Award selbstverständlich wenig zu tun, dafür lieferte er eine durchaus beeindruckende Statistik in Isolation.

Durants Effective Field Goal Percentage, also jener Wert, der dem Dreier eine höhere Wertigkeit zukommen lässt als dem Zweier, ist mit 64,1 Prozent die sechsthöchste der gesamten Liga. Und das trotz langer Verletzungspause und damit fehlendem Rhythmus zu Saisonbeginn. Natürlich ist die Sample Size bei lediglich 64 Würfen in Isolation verhältnismäßig klein, wahrscheinlich hätte KD diesen Wert kaum halten können. Beeindruckend ist er dennoch.

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Hawks und Mavs: Eiskalte Meister der Crunchtime

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Hawks und Mavs: Die Meister der Crunchtime

Natürlich ist man zwischen Nordsee und Alpen nun schnell versucht, einen direkten Zusammenhang herzustellen. Immerhin legen ligaweit in der Crunchtime einzig die Hawks ein besseres True Shooting auf (62,6 Prozent) als die Mavs (58,8 Prozent). Ob es am guten Einfluss von Dirk und Dennis liegt? Gut, man möchte nicht gleich übertreiben.

Auffällig ist jedoch, dass beide ihr Shooting steigern, sobald das Spiel in die entscheidende Phase geht. Atlanta um 6,1 Prozent, Dallas immerhin um 3,8. Golden State, auf die gesamte Spielzeit gerechnet die Nummer eins der Association, verschlechtert sich dagegen leicht (57,1 Prozent TS% auf 56,3 Prozent) und rutscht auf Platz fünf ab.

Noch dramatischer südwärts geht es für die Clippers. "Dank" eines Abfalls von 4,8 Prozent steht man in den entscheidenden Minuten anstatt auf Rang zwei nur noch an 15. Stelle. Die Grizzlies bestreiten den umgekehrten Weg und klettern von Platz 18 auf vier (57,7 Prozent Clutch TS%)

Und was sagt uns das nun? Offensichtlich finden ausgerechnet zwei Teams, denen in engen Spielen offensiv eigentlich Probleme vorhergesagt werden, Wege, zu scoren. Die Hawks punkten auch ohne Closer, obwohl in dieser Saison einzig Paul Millsap einmal mehr als 30 Punkte erzielte (!). Memphis trotzt seiner eigentlich schwachen Offense (102,9 OffEff, Rang 13). Natürlich werden Spiele nicht allein deshalb gewonnen, schließlich muss auch gereboundet, verteidigt, die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Auffällig sind die Werte dennoch.

Westbrook: Benutzt?

Korver und Curry treffsicher

Statistisches MVP-Rennen und ein Überraschungsgast

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