NBA

Zwischen Hölle und Himmel

LeBron James präsentiert sich aktuell in überragender Form
© getty

Die Atlanta Hawks zitterten um DeMarre Carroll und können leise aufatmen. Damit sind die Probleme gegen die Cleveland Cavaliers aber längst nicht überwunden. Es bleiben Zweifel an Carrolls Gesundheit, ein LeBron James in Überform, Kyle Korvers Wurfkrise und auch Dennis Schröder steht in der Kritik.

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Der Schock war greifbar nach Spiel 1. Zu böse sah die Verletzung von DeMarre Carroll aus, zu klein war die Hoffnung, dass er in dieser Saison noch mal auf dem Feld stehen könnte.

Beim Drive zum Korb hatte sich Carroll das linke Knie überdehnt. Schmerzverzerrt krümmte er sich anschließend auf dem Boden. In die Kabine ging es nur mit fremder Hilfe. "Kreuzbandriss" war das böse Wort, das einem beim Anblick der Szene als Erstes in den Sinn kam.

Erleichterung bei den Hawks

Folglich ging es in den Postgame-Interviews einzig darum, wie man LeBron James jetzt verteidigen kann und wer es übernehmen muss. "Baze muss jetzt über sich hinauswachsen. Er muss die Minuten dann spielen", sagte Dennis Schröder über Kent Bazemore. "Wir wissen, dass wir ein paar Veränderungen machen müssen und Coach Bud ist ein großartiger Trainer", sagte ebendieser Baze.

Dass Carroll noch mal in die Serie eingreifen könnte, schien da eigentlich ausgeschlossen. Nicht mal 24 Stunden später haben sich die dicken Wolken über den Hawks etwas verzogen. Die MRT-Untersuchung bei Carroll hat keine Schäden im Knie ergeben.

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Es bleibt bei der ersten Diagnose "Verstauchung des Kniegelenks". Es bleibt die Hoffnung, dass der Forward noch mal wieder eingreifen kann. "Manchmal geht man vom Schlimmsten aus, aber jetzt hat es sich wieder zum Positiven gewendet. Wir werden ihn in den nächsten 24 Stunden beobachten und hoffen das Beste. Er ist natürlich sehr wichtig für uns", gab sich Coach Mike Budenholzer erleichtert.

Für Spiel 2 wird Carroll nun als "Questionable" gelistet. Aber seien wir mal ehrlich, selbst wenn der Forward zur Verfügung stehen sollte, darf niemand davon ausgehen, dass er in der Lage sein wird, sein bestes Spiel abzuliefern, geschweige denn LeBron im Zaum zu halten.

Wer verteidigt LeBron?

Ein Normalsterblicher fällt mit der Verletzung sicher zwei Wochen aus. Nun wissen wir, dass NBA-Profis keine Normalsterblichen sind und Dwight Howard erst in der vergangenen Nacht bewiesen hat, dass man trotz Knieverstauchung 40 Minuten Playoff-Basketball spielen kann, dennoch wird vor allem Carroll nichts riskieren wollen. Stichwort Free Agency im Sommer.

Dennis Schröder: "Würde auch LeBron verteidigen"

Und so muss Atlanta ohnehin einen Plan B in der Tasche haben. Und das gilt in erster Linie für die Defensive. Zwar ist der Junkyard Dog mit 16,2 Punkten der Topscorer der Hawks in der Postseason, aber das offensive System ist potent genug, um das aufzufangen.

Vielmehr ist es die Flügelverteidigung, die Atlanta ohne Carroll (und auch ohne Thabo Sefolosha) abgehen würde. Und da sprechen wir - wie bereits erwähnt - in erster Linie von der Verteidigung gegen James. Carroll hielt LeBron in der Regular Season schließlich bei 3 von 15 Würfen aus dem Feld, wenn er ihn direkt verteidigte.

Viel wird davon abhängen, mit welcher Aufstellung Cleveland zu Werke gehen wird. Läuft der Superstar als Small Forward auf, dürfte Bazemore der erste Kandidat sein, der sich versuchen darf. Zwar ist dieser kleiner und schmächtiger als James, aber das sind nun mal die meisten Verteidiger. Bazemore ist giftig, ein Kämpfer, der sich immer für sein Team aufopfert.

LeBron ärgert sich über sich selbst

Stoppen wird er ihn sicher nicht. Er bekommt es schließlich mit dem besten Basketballer der Gegenwart zu tun, der gerade mal wieder einen Rekord nach dem anderen in den Playoffs pulverisiert. In Spiel 1 legte er das 52. 30/5/5-Spiel in seiner Playoff-Karriere hin und zog damit an Michael Jordan vorbei.

Gleichzeitig war es sein 73. Spiel mit mindestens 30 Punkten in der Postseason. Hier haben nur noch Jordan (109), Kobe Bryant (88), Kareem Abdul-Jabbar (75) und Jerry West (74) mehr vorzuweisen.

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Er wäre aber nicht LeBron, wenn er nicht immer noch Grund zur Verbesserung sehen würde. Sein eigenes ISO-Spiel war dem Superstar ein Dorn im Auge. Immerhin ging 75 Prozent seiner Punkte kein Assist voraus. Seine 18 Isolation Plays waren der Topwert in den bisherigen Playoffs. "Wir müssen weiter unser Spiel spielen. Das fängt bei mir an. Ich übernehme die Verantwortung dafür. Ich habe im vierten Viertel viel zu viel Isolation gespielt", sagte James.

Eine Folge der Switches der Hawks. Nachdem Carroll vom Feld musste, agierte Paul Millsap gegen LeBron. Und das veranlasste James dazu, sein zuvor erfolgreiches Postspiel (64,5 Prozent seiner Punkte macht er am Brett) aufzugeben und vermehrt am Perimeter zu agieren. "Ich habe ihnen mit meinem Schwachsinn erlaubt, ins Spiel zurückzukommen", ärgerte sich James gegenüber Fox Sports Ohio.

Wie fit ist Irving?

Das könnte der Schlüssel für Spiel 2 sein. Atlanta muss versuchen, James an der Dreierlinie zu binden. Am Brett lässt er sich nur schwer kontrollieren, auch nicht vom Power Forward Millsap.

Wichtig wird dabei auch sein, in welchem Zustand Kyrie Irving sich befindet, nachdem seine Knieprobleme in Spiel 1 wieder schlimmer wurden und LeBron so häufig den Ballvortrag übernehmen musste. Zwar geht Irving davon aus, wieder dabei zu sein, aber inwieweit er eine Hilfe sein kann, wird sich erst im Spiel herausstellen. LeBron könnte hier wichtige Körner lassen. Bereits in der ersten Partie übten die Hawks früh Druck auf ihn aus.

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Der Erfolg war mäßig, der Weg dennoch richtig. J.R. Smith wird den sich bietenden Platz schließlich nicht immer mit 8 Dreiern bestrafen. "Er hat einige schwierige Dreier gemacht. Er ist ein guter Spieler. Er hat Würfe getroffen, obwohl die Leute an ihm dran waren - trotz Händen im Gesicht", musste Jeff Teague anerkennen.

Korvers Probleme halten an

Dabei hatte der Point Guard selbst durchaus lichte Momente. 17 Punkte fabrizierte er in der ersten Hälfte. An diese Leistung gilt es anzuknüpfen. Gleichzeitig ist er dafür verantwortlich, Kyle Korver endlich wieder in die gefürchtete Wurfmaschine zu verwandeln, die in der Regular Season knapp 50 Prozent der Perimeterwürfe durch die Reuse jagte.

Steht Korver zusammen mit Teague auf dem Platz, trifft er zumindest 39 Prozent seiner Dreier. Ohne den Spielmacher sind es nur 25,9 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Chemie mit Schröder ausbaufähig ist. Rechnet man die gemeinsame Spielzeit der beiden auf 36 Minuten hoch - und ESPN hat dies getan - fallen Korvers Werte (7,7 Punkte, 27,3 Prozent FG%, 26,7 3FG%.) eklatant ab. In 149 Minuten gemeinsamer Playoff-Zeit ging nur vier Körben des Scharfschützen ein Assist vom Deutschen voraus.

Es wäre aber zu leicht, Korvers Wurfkrise allein der Unerfahrenheit Schröders in die Schuhe zu schieben. Wo soll diese auch herkommen? Ein All-Star muss in der Lage sein, sich selbst aus der Situation befreien. Für Atlanta kann es nur "Learning by Doing" heißen. Auf höchster Ebene. Den Playoffs. Das gilt für Schröder und das gilt für die Verteidigung von LeBron.

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