Er hat den Basketball über Jahre dominiert und war der erste echte Star der NBA. George Mikan zeigte, dass große Menschen Basketball spielen können und ebnete so den Weg für Spieler wie Kareem Abdul-Jabbar und Shaquille O'Neal, trotzdem hatte er immer wieder mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Heute wäre er 95 Jahre alt geworden.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Juni 2015.
Die Center-Position ist eine der wichtigsten im Basketball, bei vielen der besten Teams aller Zeiten war sie sogar die wichtigste. Die zentrale. Der Center muss in der Defense den Ring beschützen, Rebounds holen und in der Offense für leichte Punkte in Korbnähe sorgen.
Sie brachte viele große Spieler hervor: Zwei Jahrzehnte lang zerbrachen sich Coaches ohne Erfolg den Kopf, wie Kareem Abdul-Jabbar vom Punkten abzuhalten ist. Von Hakeem Olajuwons Fußarbeit haben wohl noch immer einige Gegner Knoten in den Beinen und Shaquille O'Neal ließ so manchen gestandenen NBA-Profi wie einen Schuljungen aussehen. Doch die Karrieren dieser sowohl sinnbildlich als auch körperlich großen Spieler wären ohne George Mikan vielleicht niemals so verlaufen.
Dass er das Spiel für alle Zeiten verändern sollte, hätte in seiner Jugend wohl niemand von gedacht. Der in Illinois geborene Mikan war ein schlaksiger Junge mit dicker Brille, der aufgrund seiner Erscheinung häufig gehänselt wurde. Er ging sogar leicht gebückt, um kleiner auszusehen und weniger aufzufallen.
George Mikan: Zu groß für Basketball
Aber vor allem galt er als zu groß, um Basketball zu spielen. Eigentlich absurd. Heutzutage gilt Größe nahezu als Grundvoraussetzung, um erfolgreich Basketball zu spielen - die meisten aktuellen NBA-Center sind noch größer als der 2,08-Meter-Mann. Doch damals bestand der Glaube, dass den Langen die nötige Mobilität fehle.
Auch während seiner Highschoolzeit zeichnete sich sein späterer Erfolg nicht ab. Von seinen Teamkollegen musste sich Mikan sogar Witze über seine Größe gefallen lassen, was ihm sehr zu schaffen machte. Ursprünglich wollte er sogar Pfarrer werden, entschied sich dann aber doch dazu, Basketball zu spielen.
Nun hatte Coach George Keogan, der Trainer seines Wunschcolleges Notre Dame, allerdings kein Interesse an dem Riesen mit kroatischen Wurzeln und bezeichnete ihn als "hoffnungslos und unbeholfen". Mikan musste auf seine zweite Wahl, die DePaul University, zurückgreifen. Was zuerst eine große Enttäuschung war, sollte sich am Ende allerdings als glückliche Fügung des Schicksals herausstellen.
In Illinois traf Mikan nämlich auf seinen größten Förderer, den Rookie-Coach Ray Meyer. Dieser erkannte das Potential und formte ihn in wochenlangem Einzeltraining zu einem beweglicheren und härteren Spieler. Auch sein späteres Markenzeichen trainierte sich Mikan in dieser Zeit an - den Hookshot. Über 20 Jahre vor Kareem war er der erste Center, dessen Hakenwurf die Gegner zur Verzweiflung brachte.
gettyDominant trotz Regeländerungen
Mikan war am College von seinen Gegenspielern nicht zu verteidigen, noch schlimmer war jedoch seine Defense. Er selbst sagte später: "Wir haben eine Zonenverteidigung gespielt, bei der ich den Korb bewacht habe. Wenn der Gegner geworfen hat, bin ich einfach hoch gesprungen und habe den Ball über dem Korb weggeschlagen."
Damals gab es noch keine Regel, die das Goaltending unterband, da niemand glaubte, dass irgendein Mensch dazu überhaupt in der Lage sei. Bis Mikan kam. Noch während seiner Zeit am College wurde das Goaltending verboten.
An Mikans Erfolg änderte allerdings auch die neue Regel nichts. In seinen letzten beiden Jahren am College dominierte er weiter und erzielte im Schnitt über 23 Punkte pro Spiel. 1946 unterschrieb er bei den Chicago American Gears in der National Basketball League, einer Konkurrenzliga der NBA, seinen ersten Profivertrag.
Seiner Größe kombiniert mit dem Hookshot und seiner harten Spielweise, die dazu führte, dass er und seine Gegenspieler sich regelmäßig kleinere Verletzungen zuzogen, wusste auch auf Profiniveau niemand etwas entgegenzusetzen. Bereits in Mikans erster Saison als Profi führte er die Liga in Sachen Scoring an und wurde Champion.
Nach diesem sehr erfolgreichen Jahr seines Teams beschloss Owner Maurice White, seine eigene Liga zu gründen. Die Gears traten aus der NBL aus und gründeten die "Professional Basketball League of America", deren Zugpferd Mikan werden sollte. Die Liga löste sich jedoch nach nur einem Monat wieder auf und Mikan nutzte die Möglichkeit, zu den Minneapolis Lakers zu wechseln.
Dort angekommen, machte er dort weiter, wo er er bei den Gears aufgehört hatte. Mikan dominierte das Spiel. In seiner ersten und einzigen NBL-Saison mit den Lakers verteidigte er sowohl die Meisterschaft als auch den Scoring-Titel. Vor seiner zweiten Saison im Trikot der Lakers wechselten diese in die BAA, aus der 1949 die NBA hervorging.
Schnell wurde auch in der neuen Liga klar, dass große Menschen durchaus Basketball spielen können. Von seinen sechs Saisons in der BAA/NBA konnte Mikan fünf gewinnen. Das einzige Mal, dass er die Saison mit einer Niederlage beendete, war im Jahr 1951, als er sich in den Playoffs verletzte.
Regeländerungen en Masse
Immer wieder wurde auf, aber auch neben dem Court, alles versucht, ihn Mikan stoppen. Es wurde befürchtet, seine unglaubliche Dominanz könne das Publikum langweilen. Es blieb zumeist bei Versuchen. Egal ob das Vergrößern der Zone von Seiten der NBA (die sogenannte "Mikan Rule") oder die Taktik der Fort Wayne Pistons, die das damalige Fehlen einer Shotclock auszunutzen, um den Ball möglichst lange selbst zu halten und Mikan so vom Scoren abzuhalten.
Besagtes Spiel endete 19-18 für die Pistons. Doch nichts stoppte Mikan auf Dauer. Seine Spielweise war simpel, aber trotzdem von niemandem zu verteidigen: Mikan postete nahe des Korbes auf. Sobald er den Ball dort bekam, waren es im Grunde zwei sichere Punkte für sein Team. Sogar diverse Knochenbrüche hielten ihn nicht vom Spielen ab, in den 1951er Western Division Finals etwa machte er mit einem gebrochenen Bein noch über 20 Punkte pro Partie.
Folgerichtig wurde "Mr. Basketball" zum besten Spieler der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts gewählt und war 1959 der erste, der in die Hall of Fame aufgenommen wurde. Ed Macauley, der einst mit der Aufgabe betraut wurde, Mikan zu verteidigen und dabei einen Zahn verlor, kommentierte lapidar: "Seine Ellenbogen hätten in die Hall of Fame gehört."
Eine andere Zeit
Mikan beendete seine Ausnahmekarriere bereits 1954 mit gerade einmal 29 Jahren, nach 520 Spielen, in denen er durchschnittlich 22,6 Punkte erziehlte. Auf seine Beweggründe angesprochen, erklärte er: "Ich habe mich entschieden, bei meiner Familie sein zu wollen, ich denke, es ist Zeit für ein Leben abseits vom Basketball."
Mikan trat also ab, der Big-Man-Boom war nun aber eingeleitet. Zwei Jahre nach Mikans Rücktritt sollte mit Bill Russell der nächste Dominator folgen. Mikan scheiterte später mit einem Comebackversuch und versuchte sich auch erfolglos als Trainer. Er blieb dem Basketball in anderer Funktion erhalten und wurde der erste Commisioner der NBA-Konkurrenzliga ABA. Später hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass die Minnesota Timberwolves eine NBA-Franchise wurden.
Immer wieder Geldprobleme
Während seine Gegenspieler meist kein Problem für ihn waren, war es das Geld dafür umso mehr. Als Profi verdiente er nur 12.000 Dollar im Jahr und wurde sogar losgeschickt, um auf der Straße sein nächstes Spiel zu bewerben. Bei den Summen, die inzwischen selbst mittelmäßige NBA-Spieler bekommen, ist das nur schwer vorstellbar.
Mikan hatte aber nach seiner aktiven Zeit tatsächlich Probleme, seine Frau und seine sechs Kinder zu ernähren und versuchte vergeblich, ein politisches Amt zu ergreifen, da diese gut bezahlt waren.
Mikan ließ sich nicht beirren und fasste schließlich als Anwalt Fuß. Er befreite sich aus den finanziellen Schwierigkeiten, bis er in fortgeschrittenem Alter an Diabetes erkrankte. Er kämpfte in der Folge, dass der Pensionsanspruch für NBA-Spieler ausgeweitet wurde und hatte schließlich Erfolg.
Tod einer Legende
Am 1. Juni 2005 verstarb Mikan im Alter von 81 Jahren an den Folgen seiner Diabetes. Wenn man auf ihn und sein Leben zurückblickt, blickt man auf das Leben eines Mannes zurück, der sich auf und neben dem Platz durch alle Widrigkeiten durchgekämpft hat, und so den Weg für viele Generationen an talentierten Centern ebnete.
So sagte Wilt Chamberlain einst: "Er hat gezeigt, das große Menschen keine Freaks sind und mehr können als geradeaus laufen und Kaugummi kauen." Shaq bot sogar an, die Beerdigung zu zahlen und fügte hinzu: "Ohne Mikan wäre ich heute nicht hier".