NBA

Triumphzug mit Klotz am Bein

Anthony Davis lautet bis 2021 die Antwort auf die Frage nach dem besten Spieler in New Orleans
© getty

Eigentlich hätten die New Orleans Pelicans Narrenfreiheit genießen sollen, nachdem sie Anthony Davis von seiner Vertragsverlängerung überzeugt hatten. Diese nahmen sie sich mit einigen der folgenden Moves selbst wieder. Dennoch dürfte das Team unter Alvin Gentry Fortschritte machen.

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"AD, bald sind wir zusammen hier!"

Die Worte, die Alvin Gentry im Zuge der Warriors-Meisterfeier siegestrunken Richtung Anthony Davis schickte, gingen rapide um die Welt - auch deshalb, weil sein "Ex-Boss" Steve Kerr prompt den Irritierten spielte. Schließlich hatte Gentrys Zeit als Assistant Coach in Golden State erst Minuten zuvor geendet, als die Warriors den vierten Sieg der Serie gegen die Cavaliers eingefahren hatten.

Bereits vorher war bekannt geworden, dass Gentry ab der kommenden Saison das Erbe des entlassenen Monty Williams als Head Coach bei den Pelicans antreten würde, nun konnte er seine Freude darüber auch offen zeigen. "AD, bald sind wir zusammen hier!" Soll heißen: Wir wollen so schnell wie möglich um die Meisterschaft mitspielen.

Diese Worte mögen ein wenig realitätsfremd sein - die Pelicans kamen zuletzt mit Ach und Krach in die Playoffs und wurden in der ersten Runde von Gentrys altem Team gesweept -, sie hatten aber ihre Wirkung.

Denn Anthony Davis saß vorm Fernseher und hörte zu: "Er hat das nicht einfach nur so gesagt. Er meinte es wirklich. Er hätte einfach feiern können, stattdessen dachte er schon in diesem Moment an die nächste Saison mit uns. Das hat mich beeindruckt", blickte Davis zurück.

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Ein Homerun zum Auftakt

Der Rahmen, in dem Davis zurückblickte, ist in diesem Fall relevant. Er sprach diese Worte nämlich auf einer Pressekonferenz, bei der er seine Vertragsverlängerung in New Orleans bestätigte. Für fünf Jahre und 145 Millionen Dollar, der höchste Vertrag der NBA-Geschichte. Und gleichzeitig fast schon ein Schnäppchen für die Pelicans.

Zur Brillanz des gerade mal 22-jährigen Davis ist eigentlich schon genug gesagt, weshalb folgendes Statement reicht: Die allermeisten Experten der Basketballwelt gehen davon aus, dass "The Brow" in den nächsten zwei oder drei Jahren zum besten Spieler der Liga aufsteigen und diese Position danach für eine Weile auch nicht mehr abgeben wird. Es gibt ganz offiziell kein Limit mehr für das, was er in der Liga erreichen kann.

Dieser Spieler steht nun bis 2021 in New Orleans unter Vertrag, da die Franchise die frühestmögliche Gelegenheit nutzte, um ihm ein neues Arbeitspapier zu unterbreiten. Keine Fragezeichen, keine Hängepartien, keine Zweifel: "Ich fühle mich einfach wohl hier. Ich mag unser Team und die Richtung, in die wir uns bewegen. Ich habe viel Vertrauen in unsere Organisation", sagte Davis.

Und Schnitt. Schon zum Zeitpunkt der Einigung - noch vor dem 1. Juli, als sonst noch überhaupt nichts passiert war - war folgendes klar: Diese Offseason kann für die Pelicans nur als Erfolg gewertet werden. Davis garantiert der Franchise über Jahre Relevanz und eine echte Chance auf Contender-Status, solange man ihm einen kompetenten Supporting Cast zur Verfügung stellt.

Davis: "Das macht uns furchteinflößend"

Und hier scheiden sich die Geister. Denn allzu viel wurde am Kader nicht verändert - bis auf Alonzo Gee und Kendrick Perkins' Mumie wurden keine Neuzugänge begrüßt, nachdem Jason Terry sich gegen die Pelicans entschied. Stattdessen ging man den Weg der Kontinuität. Wohl mit dem Gedanken im Hintergrund, dass die vielen Verletzungen der letzten Jahre verhindert hatten, dass die aktuelle Truppe ihr wahres Potenzial abrufen konnte.

Das ist sicherlich nicht falsch. Allein in der letzten Saison verpassten Davis, Eric Gordon, Ryan Anderson und Jrue Holiday zusammen 98 Spiele, nicht ein einziger Spieler stand in allen 82 Spielen zur Verfügung. Diese Mannschaft hat angesichts ihrer Jugend auf jeden Fall noch Luft nach oben, wenn der Kern endlich mal fit(ter) bleibt.

"Wir wissen, dass einige von uns in den letzten Jahren dauernd verletzt waren. Und deswegen wissen wir auch, dass wir uns deutlich verbessern können. Das macht uns für andere Teams furchteinflößend", frohlockte auch Davis.

Keine Pace, keine Defense

Wie gesagt: Es gibt gute Gründe für diese Ansicht. Auch der Wechsel auf dem Trainerstuhl könnte New Orleans deutlich nach vorne bringen. Gentry gilt als ausgewiesener Offensiv-Guru und führte 2010 die Suns in die Western Conference Finals, mit Darren Erman wurde zudem einer der wohl besten Defensiv-Coaches aus Boston geholt.

Williams hatte die Pelicans/Hornets in den letzten vier Jahren zwar beständig besser gemacht und zuletzt erstmals seit dem Abgang von Chris Paul 2011 die Playoffs erreicht, dennoch gab es Kritikpunkte. Nur acht Teams verteidigten zuletzt schlechter, die Offense wirkte häufig eindimensional, nur drei Teams spielten langsamer (PACE: 93,7).

Gerade den letzten Punkt wird Gentry ändern, der seine Teams sehr gerne laufen lässt. "Es fühlt sich fast so an, als würden wir ganz von vorn anfangen", sagte Gordon kürzlich. "Ich denke aber, dass uns sein Stil liegen wird, weil wir dafür gebaut sind, sehr schnell zu spielen. Ich denke, das nutzt unsere Fähigkeiten gut aus. Es sollte ein extrem spaßiges Jahr werden."

Diesen letzten Absatz bitte noch einmal lesen und dann folgende Frage beantworten: Wie passt Omer Asik in diese Gleichung?

Das große Rätsel Asik

Zur Erinnerung: Es war Gentrys altes Team, das Asik in der ersten Playoffrunde mit seinen kleinen und schnellen Lineups dermaßen überforderte, dass man den türkischen Center eigentlich nicht mehr spielen lassen konnte. Sein Plus/Minus-Wert aus der Serie gegen Golden State war mit -36 eigentlich aussagekräftig genug: Eher langsame, kaum athletische Big Men ohne Offensivskills haben im modernen NBA-Spiel eigentlich keinen Platz mehr.

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Und was machten die Pelicans? Die unterbreiteten dem 29-Jährigen einen neuen Fünfjahresvertrag über 58 Millionen Dollar. Mittlerweile ist zwar bekannt, dass davon "nur" 44 Millionen garantiert sind und im fünften Jahr eine "Early Termination Option" besteht, dennoch ist die Summe enorm - zumal kurz davor auch Asiks Backup Alexis Ajinca mit knapp 20 Millionen über 4 Jahre ausgestattet wurde.

Warum Asik einen solchen Vertrag bekam, ist eine gute Frage. Er wird kaum der Starting Center sein, mit dem New Orleans irgendwann den Traum vom Titel erfüllen kann. Selbst mit ihm und Davis waren die Pelicans weder beim Rebounding noch in der Defense besonders gut.

Zudem nimmt er ihnen einen Teil ihrer Flexibilität auf dem Markt, auch wenn der Salary Cap bekanntlich deutlich ansteigen wird. Insbesondere die lange Laufzeit könnte sich als Fehler erweisen, wenn man in den nächsten Jahren auf den kleineren Positionen nachbessern muss.

Immer mit der Ruhe

Das alles soll natürlich nicht bedeuten, dass New Orleans in einer schlechten Lage wäre. Den wichtigsten Mann hat man langfristig gebunden, das Team hat Raum, um intern zu wachsen, im nächsten Sommer werden angesichts der auslaufenden Verträge von Gordon und Anderson auch einige finanzielle Ressourcen frei.

Bekanntlich lässt sich der eine oder andere Free Agent auch leichter locken, wenn bereits ein MVP-Kandidat Teil des werbenden Teams ist. Die Lage ist rosig, und enorm ist der Zeitdruck angesichts von Davis' Alter auch nicht.

Allerdings hätte man schon diesen Sommer besser nutzen können, trotz der Punktlandung zum Start. Denn eins scheint zum jetzigen Zeitpunkt klar: Es wird noch eine Weile dauern, bis Gentrys berühmte Ankündigung an Davis sich bewahrheitet.

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