NBA

Am Ende des Regenbogens

Von Oliver Mehring
Bringt Bryant seine Franchise auf den richtigen Weg?
© getty

Nach wie vor wirft Kobe Bryant seinen gewaltigen Schatten über das Lakers-Team. Dabei hatte er vor Saisonbeginn noch ganz andere Pläne. Besonders fehlt es in Los Angeles an Geduld mit den neuen Aktien. Immerhin versprechen Russel, Randle & Co. eine große Zukunft und warten nur auf die richtige Führung.

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"Ich bin ein Laker for Life!" Mit dieser Aussage nahm Kobe Bryant vor wenigen Tagen allen Gerüchten den Wind aus den Segeln, wonach der fünfmalige NBA-Champion in diesem Leben noch in einer anderen Bettwäsche schlafen würde als 'Purple and Gold'.

Was im ersten Moment wie eine ehrenhafte Aussage eines verdienten Veteranen klang, könnte auch so manchem Lakers-Fan wie eine traurige Drohung vorgekommen sein, verbunden mit der Frage: Wie lange will Kobe denn überhaupt noch spielen?

"Grey Mamba"

Der Saisonstart des einstigen MVP verdeutlicht den Eindruck, dass man in Sachen Spitzname inzwischen wohl viel eher von einer "Grey Mamba" sprechen muss. Klar, die Würfe werden immer noch selbstbewusst erzwungen, aber neuerdings in trauriger Regelmäßigkeit an den Ring gesetzt, dazu traut sich Kobe kaum noch, Richtung Korb zu ziehen und scheint schon fast Angst vor einer direkten Konfrontation zu haben.

Im Grunde alles kein Problem. Auch vormalige Überflieger werden irgendwann wieder zu Menschen und können im Umkehrschluss mit ihrer Zen-Aura eine neue Generation hungriger Parkett-Krieger auf den harten NBA-Alltag vorbereiten - siehe Kevin Garnett. Oder auch Paul Pierce in Washington, bevor er sich für eine weitere Titel-Jagd bei den Clippers entschied. Bei Mr. 81 stellt sich jedoch ein ernsthaftes Problem, das den Shooting Guard begleitet, seit er in die Liga kam: das große Ego.

Zu schön, um wahr zu sein

So wird man das Gefühl nicht los, als ob es Bryant recht schwer fällt, von seiner alten Rolle abzurücken. Auch wenn Kobe seinen Schnitt weiter zurückgeschraubt hat, nimmt er mit 16,2 Versuchen pro Spiel immer noch die meisten Würfe aller Lakers-Spieler, hat aber gleichzeitig die zweitschlechteste Trefferquote vorzuweisen (32 Prozent). Vielleicht auch, weil er jeden zweiten Wurf von hinter der Dreierlinie abfeuert.

Dabei wird der Großverdiener aber nicht etwa mit einem klugen Pass freigespielt, sondern jeder vierte Spielzug läuft bei ihm über ein typisches Isolation-Play, das durch seine entstandene Zurückhaltung beim Drive leicht auszurechnen ist.

So ist die Punkteausbeute von Kobe unter dem Korb im Vergleich zur Saison 2013/2014 um 50 Prozent gefallen. Außerdem sind die Assistquoten von Vino massiv eingebrochen (16 Prozent Assist Percentage - der schlechteste Wert seit 1998). Dabei sollte diese Spielzeit unter einem ganz anderen Stern stehen.

Russell braucht den Ball

Als Rookie D'Angelo Russell im diesjährigen Draft von den Lakers an Nummer zwei gezogen wurde, war man sich an der Westküste sicher, den kommenden Superstar des Traditionsteams gefunden zu haben. Man überging im Draft sogar Jahlil Okafor, um den Guard, in dem die Lakers-Verantwortlichen einen neuen Magic Johnson sahen, für die Franchise zu gewinnen.

Durch das umfangreiche Scouting war dem Team um General Manager Mitch Kupchak sicherlich klar, dass der balldominante Spielmacher so oft wie möglich den Spalding selbst führen muss. Nur so kann er sein starkes Passspiel aufziehen, regelmäßig Gefahr von außen demonstrieren und lernen, wie man auf dem Court ein Profi-Team führt.

Damit schien Altmeister Bryant im Vorfeld kein Problem zu haben: "Wer auch immer diese Herausforderung annehmen und der Anführer werden will - der Weg ist frei", erklärte er noch vor der Saison.

Kein Jugend forscht in LA

Mittlerweile macht der 37-Jährige Bryant aber wenige Anstalten, sein Spiel tatsächlich anzupassen. Er kommt einfach nicht gänzlich los von der Spielweise, die den zweimaligen Olympiasieger groß gemacht hat.

Womöglich fällt die Umstellung auch deshalb so schwer, weil Bryant mit Spielern wie Nick Young oder Lou Williams die orangefarbene Kugel teilen muss. Die etablierten Guards gelten nicht gerade als Freunde der Ballzirkulation und suchen nur allzu gern selbst den Abschluss. Andererseits muss Kobe gerade dann als Leader vorangehen und die richtige Marschroute vorgeben. Das Ego muss ruhen.

Scott hält sich bedeckt

Für Bryants heißgeliebte Franchise ist es umso wichtiger, dass die zukünftigen Säulen des Teams das richtige Fundament erhalten - selbst wenn KB24 wieder seinen Wurf finden sollte, muss er langsam die Zügel freiwillig aus der Hand geben.

Denn Coach Byron Scott schreckt generell davor zurück, mit der langjährigen Gallionsfigur auf Konfrontationskurs zu gehen. Er lässt Bryant einfach gewähren. Dafür knüpft sich Scott lieber seine neuen Schützlinge vor und übt früh in der Saison öffentlich Kritik: "Ich habe den jungen Spielern schon gesagt, dass ich Geduld haben werde, aber nicht lange."

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