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Toronto verzweifelt an Uncle Drew

Kyrie Irving stellte die Raptors vor unlösbare Probleme
© getty

Die Cleveland Cavaliers (23-9) haben in einem über drei Viertel sehr sehenswerten Duell die Toronto Raptors (21-15) mit 122:100 geschlagen. Im letzten Viertel ging den müden Kanadiern die Puste aus - Kyrie Irving spielte ganz groß auf.

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Mit 25 Punkten, 8 Assists und 6 Rebounds beendete Kyrie Irving, der bis dato erst fünf Saisonspiele absolviert hatte, die Partie und drehte dabei vor allem im letzten Viertel richtig auf. LeBron James durfte in dieser Phase sogar von der Bank aus zusehen, wie sein Team sich uneinholbar von den Raptors absetzte - der King kam seinerseits auf 20 Punkte und 7 Assists. Die restlichen Starter der Cavaliers kamen ebenfalls auf zweistellige Punktausbeuten, Tristan Thompson lieferte ein Double-Double (14 Punkte, 11 Rebounds) und J.R. Smith lief von draußen heiß (24 Punkte, 8/14 Dreier).

Bei den Raptors wehrten sich Kyle Lowry (23 Punkte, 10 Assists) und DeMar DeRozan (19 Punkte) nach Kräften, sie bekamen allerdings fast ausschließlich durch die Bankspieler Patrick Patterson und Bismack Biyombo (zusammen 25 Punkte) Unterstützung. Im letzten Viertel konnte auch Lowry das Spiel nicht mehr an sich reißen - den Gästen war die Müdigkeit nach der kräftezehrenden Partie in der Vornacht gegen die Bulls merklich anzusehen.

Die Cavs haben ihre Spitzenposition im Osten dadurch festigen können, bevor es nun auf einen Auswärtstrip über sechs Spiele geht. Die Raptors hingegen sind in der dicht bestellten Eastern Conference vorerst auf Rang fünf zurückgefallen.

Die Reaktionen:

David Blatt (Coach Cavs) über Irving: "Er sah heute aus wie der alte Kyrie. Er ist seinem Zeitplan weit voraus. Wir werden trotzdem weiter vorsichtig mit ihm sein, aber er hat unser Vertrauen."

J.R. Smith (Cavs): "Wir haben wahrscheinlich die beste Inside-Outside-Kombination überhaupt mit LeBron und Kevin Inside und Kyrie, Shump und mir draußen. Sie verschaffen uns so viele offene Würfe und wenn wir so treffen wie heute, machen wir ihnen das Leben ebenfalls leichter."

Dwane Casey (Coach Raptors): "Bis wir Defense wieder in unsere Mentalität aufnehmen, werden wir noch einige von diesen Nächten erleben. In den letzten paar Spielen haben wir irgendwie den Fokus auf die Verteidigung verloren. Das müssen wir ändern, sonst werden wir Probleme bekommen. Da ist es mir auch egal, ob das ein Back-to-Back war."

Kyle Lowry (Raptors): "Sie haben einfach sehr gut gespielt. Sie haben 17 Dreier getroffen, bei 51-prozentiger Quote. Sie haben den Ball sehr gut bewegt, so gewinnt man Spiele. Sie haben heute ihren Job gemacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: David Blatt kann aus dem Vollen schöpfen: Es beginnen Irving, Smith, James, Love und Thompson. Bei den Raptors fehlt DeMarre Carroll (Knie) aus, daher startet neben Lowry, DeRozan, Scola und Valanciunas diesmal Johnson.

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4.: Offenes Visier auf beiden Seiten, Smith und Scola treffen die ersten Triples der Partie. DeRozan geht dagegen wie immer in die Zone - schon zum zweiten Mal fast ohne Gegenwehr. 9:9!

8.: Die Cavs sind jetzt deutlich besser in der Partie und legen einen 11:2-Run hin, da auch die Defense immer stärker wird. LeBron findet Smith in der Ecke für den nächsten Dreier - Casey nimmt bereits seine zweite Auszeit. 23:11 Cleveland.

12.: Toronto kämpft sich dank DeRozan und Patterson zurück ins Spiel - der Backup-Forward spaziert durch und drückt den Spalding durch die Reuse. Nach Delly-Ballverlust verkürzt Ross per Breakaway-Dunk auf 5 Zähler Rückstand, dann schmeißt der Australier den Ball schon wieder weg. Biyombo trifft einen Freiwurf - 33:29 Cleveland.

18.: Verkehrte Welt! James will durchziehen und wird von Lowry gerupft - ja, richtig gelesen! Danach zieht Lowry Freiwürfe und verkürzt auf 2 Zähler Rückstand. Im nächsten Angriff trifft LeBron dann doch mal den Jumper, aber Lowry legt sofort nach. 42:40 Cleveland.

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24.: Lowry ist kurzfristig total in the Zone und gleicht das Spiel aus, dann übernimmt DeRozan. Kurz vor der Pause geht LeBron endlich mal zum Korb und legt einen schwierigen Layup rein - 58:56 für die Cavs!

28.: Lowry bleibt stark und trifft schon wieder einen Dreier von weit draußen, Smith kann das aber auch - Earl III. netzt bereits seinen fünften Dreier ein! 67:64 Cleveland.

32.: Es geht weiter rauf und runter, jeden kurzen Raptors-Run bestraft Smith mit einem Dreier. DeRozan wird von Thompson geblockt, auf der Gegenseite darf der Kanadier nach Foul von Lowry an die Linie und trifft beide. Aber DeRozan lässt nicht locker! Der Jumper sitzt, 76:71 Cleveland.

36.: Zum Schluss des Viertels ist LeBron dann doch mal wieder zur Stelle und zeigt zwei krachende Slams, dann findet er Delly für den kilometerweit offenen Dreier. 13 Sekunden vor dem Ende trifft er einen Dreier und bringt die Cavs mit 12 in Führung, Joseph verfehlt.

42.: So langsam wird es dann doch düster für Toronto - denn Irving ist einfach nicht mehr zu halten. LeBron sitzt, trotzdem haben die Cavs ihre Führung in diesem Viertel auf 19 Punkte ausgebaut - 9 Punkte kamen dabei allein von Uncle Drew. Ob hier noch was geht? Valanciunas vergibt beide Freiwürfe, 106:87 Cleveland. So nicht...

48.: Das hätte James wohl nicht erwartet, aber der King darf sich tatsächlich das komplette letzte Viertel von draußen aus ansehen. Uncle Drew schmeißt die Show, dann beginnt die Garbage Time. Der Sieg fällt dann doch eine ganze Ecke deutlicher aus als nötig, 122:100 für Cleveland-

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Der Star des Spiels: Kyrie Irving. Blatt sprach unlängst davon, sein Point Guard befinde sich nach der Verletzung noch in der "Preseason". Ob es nach dieser Partie wohl dabei bleibt? Irving dominierte phasenweise mit Dribblings, Dreiern und irren Finishes, als wäre er nie weg gewesen. Den spielentscheidenden Run Anfang des vierten Viertels schmiss Uncle Drew fast im Alleingang.

Der Flop des Spiels: Jonas Valanciunas. Über drei Viertel war der Litauer komplett unsichtbar, dabei hätten sich Lowry und DeRozan sicher über etwas Unterstützung gefreut. Im letzten Durchgang dann zumindest noch mit ein paar Zählern, die kamen aber zu spät. Konnte seine Größenvorteile unterm Korb gegen Thompson überhaupt nicht durchsetzen und wurde sogar beim Rebound dominiert.

Das fiel auf:

  • Johnson rückte für Carroll in die Starting Five und machte dadurch ein wenig das Spacing kaputt - schließlich fand sich so außer Lowry und Scola kein ordentlicher Schütze mehr in der Raptors-Fünf. Da die Cavs defensiv zu Beginn aber noch nicht wirklich auf der Höhe waren, war das gar nicht so problematisch: DeRozan kam allein in den ersten fünf Minuten der Partie dreimal ziemlich problemlos zum Layup durch. Als die Gastgeber dann nach und nach aufwachten, wurde es für den Off-Guard schwerer, dennoch fanden Lowry und er regelmäßig Mittel und Wege.
  • Offensiv ging Cleveland derweil für seine Verhältnisse ein sehr hohes Tempo, sehr zur Freude von Smith, der im ersten Viertel mehrmals zum völlig offenen Dreier kam. Ballverluste von Toronto wurden gut genutzt und schnell in Punkte umgewandelt, die hohe Pace war einer der Hauptgründe, warum Cleveland eine dermaßen gute Dreierquote aufs Parkett zauberte (17/33).

  • Der gute Offensiv-Rhythmus von Kyrie erlaubte es Blatt, LeBron etwas mehr Pausen zu geben als gewohnt. Während LeBron und Love häufig gemeinsam auf dem Court standen, absolvierte Irving relativ viele Minuten als einziger Part des Star-Trios. James hingegen hielt sich lange vornehm zurück, obwohl er nicht selten vom viel schmächtigeren DeRozan verteidigt wurde.
  • Leider setzte sich das auch fort, wenn LeBron und Love gemeinsam auf dem Court standen. Immer wieder ging der Ball zur Nummer 0, der sein Matchup gegen Scola ausnutzen sollte, der Argentinier machte seinen Job allerdings sehr gut und hielt Love in Halbzeit eins bei nur 2/7 aus dem Feld. "Leider" aus folgendem Grund: Während bei Love-Postups zu häufig kein Mehrwert zustande kam, brachte gefühlt fast jedes LeBron-Postup aufgrund der Double-Teams einen offenen Dreier, sei es durch direkte Vorlagen oder Hockey-Assists. Gerade gegen das "Small" Lineup der Cavs mit Thompson, James, Smith, Shumpert und entweder Delly oder Irving hatte Toronto nahezu keine Mittel.
  • Andererseits demonstrierte das aber auch den großen Unterschied zwischen beiden Teams. Toronto war offensiv nahezu komplett von seinem Backcourt abhängig, da beispielsweise Valanciunas völlig untertauchte. Patterson, Ross und Joseph brachten etwas Punch von der Bank, ansonsten lief aber jede Aktion über Lowry oder DeRozan. Angesichts des Back-to-Backs für Toronto durchaus beeindruckend, dass sie dazu überhaupt im Stande waren. Die Cavs präsentierten sich hingegen wesentlich variabler, schon zur Pause hatten alle Starter außer Love zweistellig gepunktet.

Der Spielplan im Überblick

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