NBA

Veteran aus dem aufgeblähten Kader

David Lee wurde 2005 an 30. Stelle von den New York Knicks gedraftet
© getty

Direkt nach der Trade-Deadline haben die Dallas Mavericks noch einmal reagiert und David Lee unter Vertrag genommen. Der Forward ist nach einem holprigen Intermezzo in Boston körperlich wieder voll im Saft und scheint wie gemacht für Dallas. Dort hofft man auf seine gewohnten Stärken - mit einem kleinen Extra für Dirk.

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Die letzten Tage und Stunden vor der Trade-Deadline in der NBA sind immer ein wahlloses Durcheinander von Gerüchten, Namen und zahlreichen Spielereien, wie man Team X besser machen könnte. Dabei geht es für die Franchises entweder darum, eine gewichtige Rolle in den Playoffs spielen zu können oder die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die gesponnenen Szenarien werden schließlich bis zur letzten Minute immer kurioser.

Nur bei den Mavericks waren selbst lose Gerüchte in diesem Jahr Mangelware. Kaum ein Name tauchte auf und wenn, dann war er so meist gleich wieder verflogen oder wurde noch zig anderen Teams angedichtet. Umso überraschender war es schließlich, als Medienberichte plötzlich verlauten ließen, dass David Lee die Texaner als sein Ziel nach seinem Buyout auserkoren hätte.

Mit Feierkilos zum Fehlstart

Zuvor saß der Power Forward auf einem dicken Vertrag (15 Millionen Euro über 1 Jahr) und wurde als logisches Asset für einen großen Celtics-Deal gehandelt. Dementsprechend häufig fiel sein Name in den Tagen zuvor. Denn obwohl sich der zweimalige All-Star im Sommer noch bewusst für Boston entschieden hatte, wollte es in Massachusetts nicht so recht klappen für Lee.

So war schon der Start wenig vielversprechend: Der langjährige Warrior hatte sich nach der Championship ordentlich Feierkilos angefressen und wurde die Pfunde auch bis zum Jahreswechsel einfach nicht los. Seine Beweglichkeit und Mobilität litten enorm, bis Lee von Celtics-Coach Brad Stevens aus der Rotation gestrichen wurde.

Zurück zur Bestform

Schon zuvor war er entbehrlich geworden, da er nicht so richtig in das neue Celtics-Schema passen wollte, das sich unter Stevens herauskristallisiert hatte: Schnelle, athletische Spieler, gepaart mit giftiger Defense. Nicht gerade die Attribute, die man mit dem 32-Jährigen in Verbindung setzt. Lee spielte folglich am Anforderungsprofil vorbei.

Dagegen stand für ihn nach dem Fall aus der Rotation ein knüppelharter Fitness- und Diätplan auf dem Programm - Zeit hatte er schließlich genug: "Die Fitness-Coaches haben mich sechs Wochen lang gequält, um mich konsequent in Bestform zu bringen", beschreibt Lee die letzten Wochen bei den Männern in Grün.

So machte Boston den abwanderungswilligen Forward noch mal richtig fit, was Stevens im nachhinein aber nicht ärgert: "Er hat sich immer tadellos verhalten und den Jüngeren mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Er ist ein guter Junge und wir wünschen ihm nur das Beste."

Warum Dallas?

Wie viel Gewicht er inzwischen verloren hat, will er nicht verraten, aber alleine ein Blick in sein Gesicht reicht, um zu erkennen, dass einige Kilos bei Lee purzelten. Mit neuer Spritzigkeit machte er sich schließlich auf Teamsuche, nachdem die Celtics keinen Trade gestemmt bekamen und ihren Forward durch einen Buyout aus dem Arbeitsverhältnis entließen.

Es wurden tatsächlich die Mavericks und sofort stand eine Frage im Raum: warum? "Zunächst einmal das Offensichtlichste. Sie sind eine erstklassige Organisation, die ich seit Jahren für ihre gute Arbeit schätze. Doch besonders schätze ich die großartige Teamchemie. Ich bin schon lange in der Liga und habe eine Championship geholt. Daher war es mir wichtig, dass die Stimmung passt, das Miteinander funktioniert. Das sieht man auch auf dem Court", sprach Lee zur Begrüßung.

Genau darin liegt auch der Schlüssel für die Mavericks. Abgesehen davon, dass Rick Carlisle mal wieder einen Veteranen an die Hand bekommt, der ein breitgefächertes Spielverständnis mitbringt, fügt sich Lee mit seinen Qualitäten perfekt in das Mavs-System ein.

Seine hohe Spielintelligenz, die Passqualitäten und seine teamorientierte Denke lassen sich bereits bei den meisten Jungs auf dem Mavs-Spielbogen finden. Gleichzeitig eint den Neuankömmling mit seinen Kollegen eine gemeinsame Schwäche: die Defense.

Hoffnung trotz Defensiv-Schwächen

Die letzten Wochen präsentierten mal wieder die Anfälligkeit der Mavericks am hinteren Ende des Courts und auch Lee wird dieses Problem nicht beheben können. Er ist mit Sicherheit kein Totalausfall in der Verteidigung, was ihm schon wieder einige Medien andichten wollten, knallharte Lockdown-Defense wird das American Airlines Center aber ebenso wenig erleben.

Dennoch setzt man bei den Mavs große Hoffnung in Lee: "Er kann beide großen Positionen spielen, ist ein Veteran mit hoher Qualität, der in einem aufgeblähten Boston-Kader jüngeren Spielern weichen musste. Wir glauben aber daran, dass er uns helfen kann", freute sich Carlisle nach der Verpflichtung.

In Dallas wird über das Thema individuelle Defense ohnehin etwas anders gedacht als bei den meisten NBA-Teams. Genauso wie in der Offense verteilt sich die Last bewusst auf alle Schultern, in einem ausgeglichenen System, das die Stärken des Einzelnen perfekt zur Geltung bringen und gleichzeitig dessen Schwächen kaschieren soll. Dabei muss jeder Spieler in der Lage sein, zu passen, zu punkten und sich effektiv auf dem Parkett zu bewegen.

Das kann Lee! Egal, ob in einem Small-Ball-System mit drei kleinen Guards oder mit Dirk Nowitzki auf der Vier - durch seine starke Übersicht eignet er sich perfekt für lange Passstafetten, schnelle Inside-Out-Plays oder um Cutter zu finden. Zu seinen starken Screens gesellt sich außerdem eine überdurchschnittliche Reboundarbeit.

Nowitzki freut sich

Das freut besonders Nowitzki: "Jeder weiß, dass wir nicht gerade das beste Team unter den Brettern sind, aber genau darin sehe ich auch seine Qualitäten. Dazu kann er sich schnell abrollen, gut unter dem Korb punkten und wird sicher viel als Center spielen. Schließlich ist das inzwischen nicht mehr unüblich in der Liga, einen 2,06 Meter großen Spieler auf der Fünf zu haben, wenn er die entsprechenden Stärken mitbringt."

Aber auch der Deutsche wird dank Lee seine Verschnaufpausen bekommen. Zwar ist Lee nicht als Distanzspezialist bekannt, verfügt jedoch über einen starken Wurf aus der Mitteldistanz und kann Nowitzki so hin und wieder zu kleinen Erholungspausen verhelfen.

Flexibel und energiegeladen

Seine Flexibilität wusste Lee bereit in den ersten Spielen gekonnt einzusetzen und auch die Zahlen lesen sich vielversprechend: Alleine gegen die Nuggets verbuchte er in 25 Minuten ein starkes Double-Double (14 Punkte, 14 Rebounds, 7 Off-Rebounds) und sprang ein, als Zaza Pachulia nicht den besten Abend erlebte.

"Man kann seine Einstellung, seine Energie und besonders seine Fähigkeiten einfach nur mögen", freute sich Carlisle über den erfolgreichen Start in Dallas. So scheint die Idee der Mavericks tatsächlich aufzugehen. Anstatt einen Spieler zu verpflichten, der dem Matchplan eine völlig neue Dimension schenkt, setzt man in Texas auf Altbewährtes, das die Stärken weiter hervorhebt.

"Ich glaube, dass wir ein gute Gruppe für ihn sind und er uns ebenso gut tut - ohne das große Probleme auftauchen. Das bringt beiden Parteien Kontinuität und macht uns umso stärker", hofft Mitspieler Chandler Parsons.

Lee scheint das System zu komplementieren. Es ist keine große Eingewöhnungsphase oder eine Taktikjustierung von Seiten des Teams nötig. Und doch bekommt der Forward eine Schonfrist. "Du kannst so viel mit einem Trainer arbeiten oder Fisch und Proteine essen, wie du willst, aber ein NBA-Spiel zu bestreiten, dich reinzuhauen, auf und ab zu laufen und unzählige Male zu springen, ist noch mal eine ganz andere Hausnummer", erklärte Carlisle. Und so überraschen Lees dürftige 14 Minuten Einsatzzeit gegen Orlando nicht. Sie sind der Anfang eines Weges - des altbekannten Mavs-Weges.

David Lee im Steckbrief

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