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NBA - Michael Jordans Ex-Teamkollege Ron Harper im Interview: "Unser Bulls-Team hätte in jeder Ära funktioniert!"

Gemeinsam mit Michael Jordan gewann Ron Harper (l.) bei den Bulls drei Meisterschaften
© getty
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Ist das Ihrer Meinung nach vergleichbar mit den Warriors? Sie waren zwar der amtierende Champion, trotzdem wurde von allen Seiten immer wieder von Glück gesprochen. In der Saison 2015/16 haben sie nochmal einen Sprung gemacht.

Harper: Das kann schon sein. Dieses ganze Gerede hat sogar mich gestört, also kann ich mir vorstellen, dass es die Warriors umso mehr genervt hat. Sie haben den Ring geholt, damit sollte eigentlich alles klar sein und das sollte auch jeder so anerkennen, irgendwie ist das aber nicht passiert. Mal sehen, ob sie den Repeat schaffen können (Golden State verlor am Ende der Saison in sieben Spielen in den Finals gegen die Cavaliers, Anm. d. Red.).

In der Saison 2015/16 war von einigen früheren Bulls-Spielern und auch von Coach Phil Jackson zu hören, dass sie den Warriors die Daumen drücken und auf Sieg Nummer 73 hoffen. Spielt die Verbindung zu Steve Kerr da eine Rolle?

Harper: Nein, der Grund ist ganz einfach: Es ist uns egal. Wir sind davon ausgegangen, dass der Rekord irgendwann fallen würde. So ist das mit Rekorden einfach, das hat Steve ja selbst gesagt. Uns ging es nie um solche Rekorde, sondern um Meisterschaften und da muss sich keiner von uns verstecken. MJ hat sechs Ringe, Scottie auch. Ich habe fünf. Das war alles, was uns jemals interessiert hat. Hardware. Wenn wir '98 nicht auseinander gegangen wären, hätten es auch noch einige mehr werden können.

Gemeinsam mit Michael Jordan gewann Ron Harper (l.) bei den Bulls drei Meisterschaften
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Gemeinsam mit Michael Jordan gewann Ron Harper (l.) bei den Bulls drei Meisterschaften

Lakers vs. Warriors? "Shaq würde ihren Spielstil zerstören"

Immerhin ging es für Sie damals ja erfolgreich weiter - nach einem Jahr ohne Titel holten Sie direkt zwei weitere mit den Lakers.

Harper: Das stimmt, und das war meiner Meinung nach auch ein Team, über das im historischen Vergleich zu selten gesprochen wird. Ich meine, 2001 haben wir in den Playoffs genau ein einziges Spiel verloren. Und da wir über die Warriors sprechen: Shaq würde ihren Spielstil komplett zerstören. Und das in Kombination mit Kobe? Keine Chance!

Als Golden State im letzten Saisonspiel den Siegerekord gebrochen hat, hat Kobe Bryant gleichzeitig das letzte Spiel seiner Karriere absolviert. Wie haben Sie die Abschiedstour Ihres alten Kollegen erlebt?

Harper: Ich habe mich für ihn gefreut. Er schien mir im Reinen zu sein mit seiner Entscheidung, die Schuhe an den Nagel zu hängen. Man muss eben irgendwann auf seinen Körper hören. Es schien mir, als wäre er in der Lage, das Ganze mehr zu genießen und sich langsam zurückzulehnen. Der Junge hatte jedes Recht dazu, stolz auf sich zu sein. Was für eine Karriere.

Ron Harper über Bulls-Ära: "So schlimm war MJ gar nicht"

Mit ihm ging der vielleicht letzte Basketball-"Psychopath", wie er es selbst nannte. Auch Jordan galt als jemand, der für seine Mitspieler häufig nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse war. Steve Kerr wurde sogar mal von ihm geschlagen. War MJ wirklich so ein Rüpel?

Harper: Ich kenne natürlich die Stories, aber in meiner Zeit in Chicago habe ich ihn ganz anders erlebt. Er war ja auch schon gereift und hatte viel erlebt, Erfolge wie auch Misserfolge. So schlimm war MJ gar nicht. Die Nummer mit Steve habe ich mitbekommen, aber man muss auch erwähnen, dass Steve ja ebenfalls einen Punch gelandet hat (lacht). Im Ernst: MJ hat viel von seinen Mitspielern erwartet, weil er selbst so einen exzellenten Standard vorgelebt hat. Er kam jeden Tag zur Arbeit und investierte alles, was er hatte, und genau das sollten wir auch tun. Das war in unserer Gruppe aber auch kein Problem. Wir alle hatten diesen Drive, diesen Fokus. Wir haben uns gegenseitig sehr gepusht. Häufig waren unsere Trainingseinheiten härter als die richtigen Spiele, weil wir einfach alle diese Mentalität verinnerlicht hatten.

Und so stellt man dann Rekorde auf ... Hatten Sie damals dennoch auch Spiele, in denen das Team eigentlich nicht perfekt drauf war, aber irgendwie doch einen Weg fand, um zu gewinnen? Die Warriors hatten dies beispielsweise in ihrer 73-Siege-Saison ...

Harper: Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Überhaupt nicht. Wir haben damals extrem viele Blowouts eingefahren. In der ganzen Saison gab es vielleicht zehn wirklich knappe Spiele. Ich kann respektieren, dass sie auch so viele Siege geholt haben. Aber ganz ehrlich: Wir haben uns dabei nicht schwer getan (lacht).

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