Ein Käffchen mit dem Voodoo Child

Ole Frerks
01. April 201612:05
Vier Protagonisten der Woche: Boogie, D'Angelo, Jackson und Grumpy Popgetty
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Gregg Popovich hofft auf eine Tasse Kaffee, die New Orleans Pelicans entdecken ihre spirituelle Seite. In Oklahoma City hat man die Trennung von Reggie Jackson noch nicht verarbeitet, die Kings bleiben die Kings. Eine versteckte Kamera in Los Angeles überstrahlt jedoch alles...

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Versteckte Kamera der Woche

Vor wenigen Tagen hätte man die Frage, ob diese Lakers-Saison irgendwie noch mieser verlaufen könnte, vermutlich mit "Nein!" beantwortet. Vor wenigen Tagen wäre man falsch gelegen. Allerdings muss man fairerweise auch sagen, dass man dieses bizarre "Versteckte Kamera"-Fiasko auch mit der komödiantischen Kreativität eines Louis C.K. nicht hätte vorhersehen können.

Was ist passiert? D'Angelo Russell, Rookie und (eigentlich) künftiger Franchise Player der Lakers, filmte sich und Nick Young bei einem Gespräch über die sexuellen (Fremd-)Eroberungen des vor Swag nur so strotzenden Letztgenannten heimlich. Swaggy P ist seit dem vergangenen Juni mit der australischen Rapperin Iggy Azalea verlobt... und kommt aus der ganzen Geschichte trotzdem deutlich besser raus als sein junger Mitspieler.

Das Video tauchte zur Verwunderung Russells bei Twitter auf und machte im Anschluss umgehend die Runde, weshalb der No.2-Pick nun überall als "Ratte" und "Verräter" beschimpft wird - auch von den eigenen Fans, die ihn am Mittwoch nach Kräften ausbuhten. "Ich kann mein Gesicht derzeit nirgendwo zeigen, ohne dass mich Leute hassen", klagte Russell im Anschluss und beteuerte, dass ihm die ganze Angelegenheit unheimlich Leid tue.

Nun bleibt natürlich die Frage, wie es in Hollywood weitergehen wird. Die Saison ist - zur Freude aller Beteiligten - bald überstanden, danach gibt es vorerst ohnehin nur Fragezeichen. Bezüglich Coach Byron Scott, bezüglich der Free Agency und nun auch Russell: Hat der Youngster seinen Ruf so sehr beschädigt, dass niemand mehr mit ihm spielen will? Schon in den letzten Spielen schien es, als hätte D-Lo starken Mundgeruch - seine Mitspieler blickten nie in seine Richtung.

ESPN-Analyst und Ex-Spieler Antonio Davis beteuerte, die Lakers sollten Russell traden, der frühere NFL-Spieler Jeff Saturday sprach gar davon, im Football hätte es danach "mit Sicherheit eine physische Auseinandersetzung gegeben". Man kann es auch übertreiben, aber gut: Die Omerta ist eben die Omerta. "Snitches get Stitches" (cc Stephen Jackson) und so.

Gut für Russell, dass er mit Kobe Bryant einen Veteranen hat, der auch mal als "Snitch" galt und sich doch ganz gut davon erholt hat (einfach mal "Kobe Shaq women" durch die Suchmaschine jagen). Sein weises Statement: "Ich kann ihm nur meine beste Yoda-Imitation anbieten. Eines Tages vorübergehen, dies wird." Da hat Vino gut reden - in wenigen Wochen betrifft ihn das ja ohnehin alles nicht mehr.

Verbitterte Ex der Woche

Eine Beziehung beenden ist schwierig, verlassen werden stinkt ebenso - der eine oder andere kennt das womöglich. Dementsprechend sollte es vielleicht nicht verwundern, dass sich Reggie Jackson und die Oklahoma City Thunder nicht so ganz grün sind. Nach den jüngsten Aussagen aus dem OKC-Lager drängt sich aber doch die Frage auf, ob Jackson bei seinem Abgang auch gleich noch die liebsten Spielsachen seiner früheren Mitspieler mitgenommen hat - oder ob die Pubertät in Oklahoma irgendwie länger anhält.

Bereits beim ersten Spiel in der Saison hatte Russell Westbrook bei Fragen nach Jackson immer nur "Wer?!" geantwortet, während Kevin Durant bei der Auflistung aller "guten" Spieler der Pistons bewusst auf den Point Guard verzichtete. Am Dienstag erreichte die "Fehde" dann einen neuen Höhepunkt, als Jackson die Frechheit besaß, den Sieg seiner Pistons über OKC emotional zu feiern. Er blickte sogar einmal in Richtung der Thunder-Bank, der Schlingel!

Westbrook echauffierte sich in der Folge: "Ich halte das für ziemlichen Bullshit von ihm, um ehrlich zu sein. Das gefällt mir überhaupt nicht und ist respektlos. Aber wir sehen ihn wieder, dann kümmern wir uns darum." Uhhh! Leider fragte keiner der anwesenden Journalisten Westbrook, inwiefern Jacksons Jubel sich von Russells eigenen Feier- und Staredown-Routinen unterschied - sie hatten wohl Angst davor, dass der sich dann umgehend um sie "kümmern" würde.

Steven Adams fügte noch hinzu, er sei "überrascht" gewesen. "Das sagt einiges über ihn aus. Ich werde es mir merken", so der Neuseeländer. Und nochmal Westbrook: "Ehrlich gesagt, hat er bei uns sowieso keinen Unterschied gemacht. Und meiner Meinung nach tut er das hier in Detroit auch nicht." Durant? "Bei uns haben nicht alle gespielt, sonst hätten wir ihnen den Hintern versohlt. Wen interessiert schon Detroit?"

Schon okay, verbittert klingt anders. Normalerweise sollte man ja erwarten, dass die Partei mit Meister-Ambitionen die Trennung besser verkraftet, aber in diesem Fall wirkt die Ex mit leisen Playoff-Ambitionen irgendwie gefestigter. Später noch "Grey's Anatomy" und eine Tafel Schoki?

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Voodoo Child der Woche

Wir haben den Part der Saison erreicht, in dem jedes Team, jeder Spieler sich mit einigen lästigen Verletzungen herumplagt, Spieler geschont werden müssen und das Ende der Saison herbeisehnen. Gut, bei einigen Teams läuft das bereits die ganze Saison so. Die Grizzlies sind aktuell nur noch eine MASH-Unit mit 10-Tages-Verträgen - und auch in New Orleans schreit man mittlerweile nach Hilfe.

"Wir brauchen hier so etwas wie einen Voodoo-Doktor", sagte Coach Alvin Gentry unlängst. "Wir müssen die Knochen finden, die hier unter der Halle begraben sind. Irgendwas muss hier passieren." Anlass der Aussage war das Spiel am Montag, in dem Alonzo Gee und Jrue Holiday die ohnehin längst imposante Liste an verletzten Spielern noch bereicherten.

Scherz oder kein Scherz? Man weiß es nicht genau. Aber Amerika wäre nicht Amerika, wenn sich nicht fast umgehend ein waschechter Voodoo-Priester mit folgender Aussage zu Wort gemeldet hätte: "Ich glaube tatsächlich, dass die Pelicans verhext sind. Ich glaube, sie sind von einer negativen Energie umgeben", sagte Belfazaar Ashantison (auch bekannt als Zaar) und fügte hinzu, dass er diesen Fluch sicherlich aufheben könnte.

Dann wird Anthony Davis in der kommenden Saison also 82 Spiele bestreiten und MVP, richtig? In New Orleans hilft man sich eben: "Wir haben mit Drew Brees auch schon ein Ritual durchgeführt", sagte Cinnamon Black, eine weitere Voodoo-Priesterin aus NOLA. "Warum nicht auch für die Pelicans? Sie sind Teil unserer Stadt, und wir sind alle eine große Familie."

Die Kollegen von ESPN haben bisher leider nicht überliefert, ob Gentry auf dieses großzügige Angebot eingehen möchte. Wir hoffen es aber, denn auf eine weitere Saison dieser Art verzichten wir gerne. Es sollte nur bitte keine Reggie-Jackson-Puppe ihren Weg nach Oklahoma City finden...

Applaus der Woche

Hach ja, die Kings. Diese Franchise enttäuscht einfach nie - allein über die Zeit unter Besitzer Vivek Ranadive ließe sich mittlerweile schon das eine oder andere Buch schreiben. Allerdings mit Sicherheit kein Kinderbuch. Vielleicht hat Stephen King ja Interesse?

Die Eskapade vom Mittwoch spielt unterm Strich zwar keine große Rolle, ist aber doch symbolträchtig für die Kings in den letzten Jahren. Da wurde durch den Sieg über Washington doch tatsächlich die erste 30-Siege-Saison seit acht Jahren eingetütet (eine Gratulation wäre wohl übertrieben) und am Ende ging es doch wieder nur um zwei Querulanten.

6,7 Sekunden vor Schluss, das Spiel längst entschieden, beging Rajon Rondo eine 5-Second-Violation und holte sich ein Technisches Foul ab. Gemeinsam mit DeMarcus Cousins applaudierte er dem Schiedsrichter dann so lange auf sarkastische Art, bis der beide mit einem weiteren Technical belegte.

Rondo flog direkt raus, bei Boogie ist die Lage noch unnötiger: Es war sein 16. "T" der Saison, weshalb er für das Spiel gegen Miami am Freitag automatisch suspendiert wurde. In dieser Statistik führt Boogie die Liga übrigens deutlich vor Chris Paul und Isaiah Thomas (jeweils 12) an. Zugegeben, gemessen an der Kings-Skala ist die ganze Episode fast schon Kokolores. Aber eben auch wahnsinnig typisch.

Tasse Kaffee der Woche

Normalerweise ist es bei den Spurs ja klar, wer für den heißen Bohnensaft zuständig ist: Boris Diaw. "The Big Croissant" ist schließlich der einzige NBA-Spieler, der eine voll funktionale Espresso-Maschine in seinem Spind hat - irgendwie muss die leichte Rotwein-Müdigkeit ja ausgeglichen werden. Doch auch Gregg Popovich ist augenscheinlich ein großer Fan des Wachmachers.

Auf die Frage, was der von seinem Team kürzlich aufgestellte Startrekord in eigener Halle (38-0) wert sei, entgegnete Pop zunächst "absolut nichts", korrigierte sich dann aber: "Vielleicht eine Tasse Kaffee. Das wäre doch nett." Die Ansprüche sind seit Januar gesunken, wie man sieht. Damals wurde Pop Coach des Monats und sagte: "Ich finde, man sollte dafür wenigstens ein Auto bekommen. Wenn man keins kriegt, gebe ich einen Scheiß darauf."

Na gut, die grauen Panther aus San Antonio interessiert eben seit jeher nur Hardware. Und da Gesundheit dafür als Grundvoraussetzung gilt, hat Pop schon länger in den Spielverderber-Modus geschaltet. Beim (angeblichen) Topspiel gegen OKC setzte er beispielsweise auf die geballte Star-Power eines Starting-Quintetts Mills, Anderson, Green, Diaw und BOBAN und ließ selbst den 80-jährigen Andre Miller für knapp 20 Minuten auf den Court - kein Wunder, für einen Sieg hätte es weder Auto noch Kaffee gegeben.

So wird es wohl auch bei den verbleibenden beiden Spielen gegen Golden State aussehen, wenn man Tony Parker Glauben schenkt: "Ich glaube, dass er niemanden aufstellen wird", verkündete der Franzose. Dann eben in den Playoffs. Erstmal 'n Käffchen...

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