Erste Zipser-Punkte bei Bulls-Debakel

SPOX
17. Dezember 201609:35
Paul Zipser erzielte gegen die Bucks seine ersten NBA-Punktegetty
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Weil die Chicago Bulls sich erbärmlich schlagen, darf Paul Zipser am Ende verhältnismäßig lange spielen und erreicht einen persönlichen Meilenstein. Die Rockets stellen die nächsten Dreierrekorde auf und die tapferen Mavericks verlieren durch einen wilden Gamewinner in einer irren Schlussphase.

Washington Wizards (11-14) - Detroit Pistons (14-14) 122:108 (BOXSCORE)

Der Wizards-Backcourt funktioniert also doch noch gut zusammen. Als John Wall und Bradley Beal schon zur Pause gemeinsam 35 Punkte erzielt hatten, so viele wie noch nie in dieser Saison, wussten die Fans in der Hauptstadt wohl schon, dass sie heute einen guten Abend erwischt hatten.

Zur Pause führten die Wizards dank eines exzellenten zweiten Viertels auch bereits deutlich gegen die Pistons, die bis zum Schluss auch nicht mehr wirklich am Comeback schnupperten, weswegen sich Washington letztlich ganz souverän den vierten Sieg aus den letzten fünf Spielen holte.

Die Wizards hatten in der Tat einen guten Abend erwischt. Gegen eines der defensivstärksten Teams der Liga schossen sie 57,1 Prozent ihrer Feldwürfe rein und leisteten sich zudem einen Saisontiefstwert von nur sechs Ballverlusten. Spielt die von Wall (29 Punkte, 11 Assists) und Beal (25 Punkte, 10/16 FG) angeführte Truppe immer so, ist sie eher schwer zu schlagen.

Die Pistons dagegen fanden nie rechten Zugriff aufs Spiel, spielten zwar nicht schlecht, aber eben schwächer als die Hausherren. Da halfen schließlich weder das Double-Double von Andre Drummond (13 Punkte, 12 Rebounds), noch die 24 Punkte von Kentavious Caldwell-Pope oder der gute Auftritt von Bankspieler Jon Leuer (19 Punkte, 7 Rebounds, 5 Assists).

Orlando Magic (12-16) - Brooklyn Nets (7-18) 118:111 (BOXSCORE)

So richtig viel durfte sich niemand vor dem Spiel erwartet haben, doch die Magic und Nets lieferten sich tatsächlich ein sehr spannendes und intensives Duell, in dem alleine im dritten Viertel vier technische Fouls an Spieler und Trainerstab ausgeprochen wurden und das bis zum Schluss offen war, schließlich aber von Evan Fournier entschieden wurde.

Der Franzose hatte bis drei Minuten vor Schluss eigentlich ein unauffälliges Spiel gemacht. Mit noch zweieinhalb Minuten auf der Uhr und ausgeglichenem Spielstand schlug die Stunde von Fournier, der sich für 11 der letzten 12 Magic-Punkte verantwortlich zeichnete und schließlich all seine acht Freiwürfe in den letzten beiden Minuten verwandelte. Darauf hatte Brooklyn keine Antwort.

Mit dieser Schlussleistung war Fournier auch gemeinsam mit Nikola Vucevic (21 Punkte, 10 Rebounds) Topscorer seines Teams, während Serge Ibaka nicht nur 18 Punkte und 10 Rebounds, sondern auch 5 Blocks zum Sieg beisteuerte.

Bei den Nets war wie gewohnt Brook Lopez mit 22 Zählern (ebenfalls 5 Blocks) bester Punktesammler, während Jeremy Lin in seinem zweiten Spiel nach längerer Verletzung schon wieder 17 Punkte (7/13 FG) auflegte.

Boston Celtics (14-12) - Charlotte Hornets (14-13) 96:88 (BOXSCORE)

Hätte es noch irgendeinen Beweis dafür gebraucht, dass die Boston Celtics auf Isaiah Thomas angeweisen sind, hat ihn dieses Spiel geliefert. Während der Verletzungspause des Spielmacher-Zwergs glitten den Celtics gleich zwei Spiele am Ende aus den Händen.

Doch rechtzeitig zum Duell mit Crunchtime-Experte Kemba Walker meldete sich Thomas wieder fit - und überragte auf Anhieb. 16 seiner 26 Punkte erzielte der Point Guard in der zweiten Hälfte und führte das Team von Brad Stevens schließlich zum Comeback nach zwischenzeitlichem 9-Punkte-Halbzeitrückstand.

Dass es für Charlotte schließlich die vierte Pleite in Folge gab, könnte auch daran gelegen haben, dass Thomas am Ende keinen ernsten Widersacher hatte, weil eben genannter Kemba Walker aus persönlichen Gründen fehlte. Ohne den Spielmacher fehlte der Go-to-Guy in der Schlussphase, wobei sich Nicolas Batum (22 Punkte, 10 Rebounds, 5 Assists) bis dahin gut als Ballverteiler gemacht hatte.

Bei Boston wurde der am Schluss so überragende Thomas dagegen vor allem von Al Horford unterstützt, der 18 Punkte, 8 Rebounds sowie 5 Blocks sammelte und damit entscheidenden Anteil daran hatte, dass den Hornets in der gesamten zweiten Hälfte nur noch 13 Field Goals gelangen.

Chicago Bulls (13-13) - Milwaukee Bucks (13-12) 69:95 (BOXSCORE)

Es war unschön im United Center, richtig unschön. Die Bulls ließen mit dem Tip-Off jeglichen Funken Leidenschaft, Einsatz und Leistung vermissen und zeigten das mit Abstand schlechteste Spiel der Saison. Zur Pause traf Chicago schon nur 25 Prozent der Feldwürfe, Mitte des dritten Viertels lag Chicago mit 39:66 hinten. In der eigenen Halle. Gegen die Bucks.

Zu diesem Zeitpunkt, als Milwaukee bereits mit 27 Punkten davon gezogen war und sich Rajon Rondo einen weiteren komplett unnötigen Turnover leistete, wurde die eigene Mannschaft gnadenlos ausgebuht. Verdenken konnte man es den Fans in Chicago, wo Dwyane Wade mit 12 Punkten (5/14 FG) Topscorer der Bulls war, sicher nicht.

Aus deutscher Sicht hatte die katastrophale Leistung der Bulls aber auch einen guten Aspekt. Weil das Spiel eigentlich schon zur Halbzeit entschieden war und die ersten zehn Spieler der Rotation keinerlei Zeichen des Aufbäumens zeigten, durfte Paul Zipser mal wieder ran und stand ganze neun Minuten auf dem Feld. Gut zweieinhalb Minuten vor dem Ende war es dann soweit: Zipser erhielt die Kugel von Kollege Canaan und machte mit einem Running Hookshot seine ersten NBA-Punkte aus dem Spiel heraus, nachdem er kurz zuvor von der Freiwurflinie den ersten Punkt seiner NBA-Karriere erzielt hatte.

Am Ende stand Zipser bei 3 Punkten (1/4 FG), 2 Rebounds und 2 Ballverlusten. Ein bisschen weiter ist da ein anderer Europa-Export. Giannis Antetokounmpo war der überragende Mann auf dem Feld und führte die Bucks mit 22 Punkten, 11 Assists und 7 Rebound zum letztlich komplett ungefährderten Sieg. Greg Monroe kam mit 14 Punkten und 12 Rebounds ebenfalls auf ein Double-Double.

Memphis Grizzlies (18-10) - Sacramento Kings (10-16) 92:96 (BOXSCORE)

So richtig schlau wird man aus diesen Grizzlies nicht. Da schlagen sie innerhalb von zehn Tagen mit den Warriors und den Cavaliers die absolute Edelklasse der NBA, um dann kurz darauf zuhause gegen Sacramento die erst zweite Niederlage aus den letzten neun Spielen zu kassieren, obwohl sogar Mike Conley sein Comeback feierte.

Viel früher als erwartet stand Conley nach seiner überstandenen Verletzung wieder auf dem Parkett und lenkte das Spiel seines Teams. Dabei gelang ihm gleich Historisches: Mit seinen 8 Punkten (2/7 FG) zog er an Pau Gasol vorbei an die Spitze der Scorerwertung in der Grizzlies-Geschichte.

Gebracht hat Conley das wenig, weil sein Team schläfrig ins Spiel kam und nach dem 10-Punkte-Rückstand zur Pause auch nicht mehr komplett zurückfand, obwohl Marc Gasol (20 Punkte, 6/18 FG) gemeinsam mit der überraschend starken Second Unit einmal mehr einen starken Schlussspurt initiierte.

Die Krux: Sacramento nutzte den Fastbreak deutlich besser und kam zu 20 Punkten in der Transition, mehr als doppelt so viele wie der Gastgeber. Angeführt von DeMarcus Cousins (22 Punkte, 9 Rebounds) und Kosta Koufos (16 Punkte, 13 Rebounds) gelang also die Überraschung.

Houston Rockets (20-7) - New Orleans Pelicans (9-19) 122:100 (BOXSCORE)

Die Rekordjagd der Schießwütigen geht weiter. Wie nicht anders zu erwarten war, lieferten sich die Rockets und Pelicans ein Duell ab, bei dem Defense eine eher untergeordnete Rolle spielte und Houston somit hinsichtlich der Schüsse aus der Distanz in neue Sphären hervorstieß.

Unglaubliche 61 (!) Dreier nahmen die Texaner im Spiel. Neuer NBA-Rekord. Den alten hatten sie erst letzten Monat mit 50 selbst aufgestellt. Ganze 24 der Distanzwürfe fanden ihren Weg auch ins Ziel, womit die Rockets ebenfalls einen NBA-Rekord für die Regular Season aufstellten. Insbesondere Trevor Ariza (20 Punkte, 5/14 Dreier) und Eric Gordon (29 Punkte, 7/12 FG) taten sich aus der Distanz hervor.

Der überragende Mann beim nie gefährderten Sieg von Houston war aber natürlich wieder James Harden, der mit 29 Punkten, 13 Assists und 11 Rebounds nicht nur sein sechstes Triple-Double der Saison auflegte, sondern auch das 15. seiner Karriere, womit er an Rockets-Legende Hakeem Olajuwon vorbeizog und nun die meisten Triple-Doubles in der Franchisegeschichte auf dem Konto hat.

Bei so vielen Rekorden konnten die Pelicans, die zur Pause schon mit 22 Punkten zurück waren, einfach nur staunen und schließlich auch Spieler schonen. Anthony Davis kam in seinen 23 Arbeitsminuten auf 19 Punkte und 5 Assists. Vertreter Terrence Jones erzielte 16 Punkte und 8 Rebounds.

Philadelphia 76ers (6-20) - Los Angeles Lakers (11-18) 89:100 (BOXSCORE)

Es war einmal mehr der große Abend von Allen Iverson. Die Sixers-Legende wurde für seine Aufnahme in die Hall of Fame geehrt und durfte schließlich auch seine Worte an die Fans richten. Dabei gab AI wenig verwunderlich zu, dass es für ihn ein sehr großes Problem gewesen wäre, wenn er jemals zur Schonung auf der Bank gesessen hätte, so wie es nun beispielsweise bei Joel Embiid der Fall ist.

"The Process" durfte dieses Mal aber wieder ran und avancierte vor den Augen von Iverson mit 15 Zählern (5/14 FG) zum besten Punktesammler seines Teams, das sich gegen die strauchelnden Lakers durchaus etwas ausgerechnet hatte. Doch die Truppe von Luke Walton wollte der Niederlagenserie von acht Spielen in Folge unbedingt ein Ende setzen und fegte vom Start weg über Philly hinweg.

Nach zwölf Minuten führten die Lakers mit 30:18 und verwalteten die Führung im Anschluss dank Julius Randle (25 Punkte, 9 Rebounds) und Louis Williams (18 Punkte, 4 Steals) souverän gegen die 76ers, bei denen im Frontcourt wieder Jahlil Okafor (14 Punkte, 8 Rebounds) als Center begann.

Nicht nur Okafor und Embiid, sondern auch Nerlens Noel (2 Punkte, 5 Rebounds), Dario Saric und Ersan Ilyasova (13 Punkte, 10 Rebounds) rissen längere Minuten im Frontcourt der Sixers ab. Trotz der vielen Big Man ließ die Treffsicherheit der Sixers, die nur 36,4 Prozent ihrer Feldwürfe verwandelten, zu Wünschen übrig.

Miami Heat (9-18) - Los Angeles Clippers (20-7) 98:102 (BOXSCORE)

Es wurde dann doch noch einmal knapp für die Clippers. Das Team von Doc Rivers führte zur Pause bereits scheinbar komfortabel mit 14 Punkten Vorsprung. Dann aber kam Miami zurück. Nachdem Josh Richardson (9 Punkte, 3/11 FG) 13,2 Sekunden vor Schluss ein Three-Point-Play aufs Parkett gezaubert hatte und Goran Dragic im Anschluss an einen Clippers-Turnover an die Freiwurflinie wanderte und seine zwei Freiwürfe verwandelte, stand es nur noch 99:98 für die Clippers.

Schließlich ging Chris Paul an die Freiwurflinie, traf den ersten, vergab den zweiten, doch dann war DeAndre Jordan per Offensivrebound zur Stelle. So oder so stand das Duell zwischen den Riesen Jordan und Hassan Whiteside im Mittelpunkt - und beide enttäuschten nicht.

Immer wieder bekriegten sich die beiden Center unter dem Korb, am Ende behielt unter dem Strich DeAndre Jordan (12 Punkte, 19 Rebounds) die Oberhand gegenüber Whiteside, der "nur" auf 11 Punkte sowie 17 Rebounds kam und dann auch als Verlierer vom Feld ging.

Während bei den Heat neben Whiteside vor allem Goran Dragic mit 21 Punkten und 11 Assists glänzte, war bei den Clippers Blake Griffin mit 20 Punkten (9/15 FG) Topscorer. Chris Paul kam auf 17 Punkte und 6 Assists.

Utah Jazz (17-10) - Dallas Mavericks (6-20) 103:100 (BOXSCORE)

Was für ein Thriller in Utah! Die Mavs und Jazz schenkten sich von der ersten Minute an nichts und lieferten sich ein sehr enges Spiel, in dem Dallas stets etwas im Hintertreffen war, im Schlussviertel dann aber noch einmal zum großen Comeback ansetzte. Als Joe Ingles sieben vor dem Ende einen Dreier reinnagelte, die Arena zum Kochen brachte und seinem Team eine 11-Punkte-Führung gab, schienen die Mavs moralisch bereits am Boden.

Doch angefeuert vom im Anzug auf der Bank sitzenden Dirk Nowitzki bissen sich die Mavs ins Spiel, sodass die letzten Minuten des Spiels beinahe Playoffcharakter hatten, das heißt, es wurde hart gespielt, es wurde langsam gespielt und es wurde auf Halfcourt-Sets gebaut. Und tatsächlich: 45 Sekunden vor Schluss stellte Harrison Barnes (21 Punkte, 10/22 FG) auf 100:100.

Das Momentum schien bei Dallas und nachdem Gordon Hayward (13 Punkte, 9 Rebounds) einen Layup vergeben hatte, konnten die Mavs die Uhr herunterspielen und den letzten Wurf nehmen. Deron Williams (18 Punkte, 7 Assists) allerdings nahm bereits fünf Sekunden vor dem Ende den Dreier. Rodney Hood (15 Punkte, 6/11 FG) schnappte sich den Rebound vor Kollege Rudy Gobert (16 Punkte, 10 Rebounds).

Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Hood, es gäbe noch eine Auszeit, stürmte aber dann mit Ball nach vorne. Die Mavs schalteten nicht schnell genug, liefen Hood nur hinterher. Der stoppte mit einer Sekunde auf der Uhr an der Dreierlinie ab, stieg hoch und knallte den irren Distanzwurf zum Sieg rein. Gamewinner! Die Halle bebte. Der letzte Einwurf mit 0,8 Sekunden auf der Uhr brachte Dallas nichts mehr und so wurden die tapferen Mavs für den aufopferungsvollen Kampf nicht belohnt.

Der Spielplan im Überblick