Russell Westbrook wird tatsächlich beim All-Star Voting übergangen - vielleicht, weil er keine Ahnung hat, dass man beim Basketball dribbeln muss? Kyle Korver ist von den Fähigkeiten des LeBron James so überrascht, dass er einen ganz besonderen Pumpfake auspackt, Rick Carlisle nimmt wegen Rajon Rondo keine Auszeit und die Warriors kommen mit einer absurden Grundsteinlegung um die Ecke. Thank God it's Friday!
All-Stars der Woche
Und jährlich grüßt das Murmeltier. Ob nun Fans, Spieler oder Medienvertreter die All-Stars wählen - Diskussionen gibt es immer. Zur Erinnerung: Das Wahlsystem wurde in diesem Jahr umgestellt. Die Stimmen der Fans zählten nur noch 50 Prozent, die der ausgewählten Medienvertreter sowie die aller Spieler jeweils 25.
Wie sinnvoll das ist? Nun, diese Medaille hat zwei Seiten. Dass die Fans gerne auf Hypes hereinfallen, ist nicht neu - so hätte es bekanntlich Zaza Pachulia in die Starting Five geschafft, hätten die Spieler und Medien das nicht gerade gebogen. Darüber hinaus wäre auch Dwyane Wade - bei allem Respekt - nicht der richtige Starter im Osten gewesen. Dass DeMar DeRozan ihn nach dem Fan-Voting noch überholt hat, ist mehr als verdient. Es ist halt das Ding mit dem Legendenstatus: Stünde Kobe Bryant noch irgendwo im Kader, er hätte die Fan-Votes wohl ohne einen einzigen Auftritt angeführt.
So weit zu der positiven Seite des neuen Modells. Die andere führt zu der Erkenntnis: Manchen Spielern sollte man Tastatur und Maus besser wegnehmen. Denn es wurde geleakt, was für abenteuerliche Akteure Stimmen bekamen (über Tony Allens All-Stars wurde bereits letzte Woche berichtet).
Eine kleine Auswahl: Michael Gbinje (insgesamt 29 Minuten gespielt), Mo Williams (retired), Brice Johnson (noch ohne Einsatz) und natürlich Ben Simmons (bekanntlich auch noch ohne Einsatz-Minute).
Und Russell Westbrook? Der hat es trotz seines "durchschnittlichen" Triple-Doubles nicht geschafft - da konnten die Fans nicht umgestimmt werden. Als Clippers-Coach Doc Rivers davon erfuhr, konnte er es kaum glauben: "Das muss eine Fake-News sein!"
Und irgendwo in Russland hat Vladimir Putin ein schelmisches Grinsen aufgesetzt.
Westbrook der Woche
"Der ballführende Spieler muss dribbeln (den Ball auf den Boden tippen), wenn er sich fortbewegen will. Tut er dies nicht, wird auf Schrittfehler (travelling) entschieden und der Gegner bekommt Einwurf an der Seitenlinie" - dank Wikipedia hat inzwischen jeder Hans und Franz Zugriff auf das komplette Wissen dieser Welt, wozu auch die Schrittfehler-Regel beim Basketball (meist in der Halle betriebene Ballsportart, bei der zwei Mannschaften versuchen, den Ball in den jeweils gegnerischen Korb zu werfen, Anm. d. Red.) gehört.
Jemand, der die Enzyklopädie offenbar nicht so oft benutzt, ist Russell Westbrook, obwohl dieser den Basketball zu seinem Beruf gemacht hat. Sollte es irgendeiner tatsächlich noch nicht mitbekommen haben: Beim Spiel gegen die Golden State Warriors nahm er einen Inbound Pass von Victor Oladipo entgegen und lief - fleißig Anweisungen vor sich hinmurmelnd - nach vorne. Den Ball hatte er auch dabei, vergaß aber, diesen "auf den Boden zu tippen".
Das wirklich Überraschende kam aber dann: Die Refs, die in der NBA auch nicht unbedingt dafür bekannt sind, den oben zitierten Wikipedia-Eintrag zu kennen, pfiffen die Aktion ab und sprachen dem Gegner den Ball zu. Russ selber fiel vor Verwunderung die Kinnlade herunter, er war sich natürlich keiner Schuld bewusst.
Überhaupt war es nicht sein Abend: Erst bekam er einen harten Hit von Zaza Pachulia ab, wenig später musste er konstatieren, dass Durant sich nicht lumpen ließ und seinem Ex-Team 40 Punkte reinlegte.
Für beide hatte er am Ende Botschaften übrig: "Ich werde seinen Ar*** kriegen. So einfach ist das. Keine Ahnung, wann das passieren wird, aber dieses Spiel mache ich nicht mit", drohte er Richtung Zaza. Zuvor musste er noch seine Mitspieler erziehen, die sich erdreisten wollten, nach dem finalen Buzzer mit KD zu quatschen: "Don't say what's up to hat B***h A** [zensiert]." Er wusste zu diesem Zeitpunkt wohl schon, dass er zum ultimativen All-Star-Snub wird.
Pumpfake der Woche
Warriors vs. Thunder war in dieser Woche beileibe nicht das einzige Topspiel. Schließlich gab es am Martin Luther King Day das zweite Finals Rematch der Saison, in dem der amtierende Champion nach allen Regeln der Kunst vom Vize-Champion vermöbelt wurde.
Mit an Bord bei den Jungs aus Ohio ist seit neustem Kyle Korver, seines Zeichens Elite-Scharfschütze vom Dienst. Ebenfalls mit an Bord ist auch LeBron James, seines Zeichens Alleskönner und somit auch Elite-Passgeber, was in dieser Kombination für jeden Gegner verheerend enden kann.
Voraussetzung wäre dafür allerdings, dass der Passempfänger - in diesem Fall der kylige Korver - mit einem Anspiel rechnet. Das war in einer Sequenz allerdings nicht der Fall. Denn: LeBron hatte beim Dribbeln (er kennt es offenbar) die Balance verloren und schickte sich an, seinen Körper hart aufs Parkett aufschlagen zu lassen.
Im Stile eines Kings feuerte er währenddessen aber noch einen Behind-The-Back Pass auf den in der Ecke rumlungernden Korver ab - mit chirurgischer Präzision, versteht sich. Davon war Korver so überrascht, dass er vergaß, abzudrücken und stattdessen einen Pumpfake vom Feinsten auspackte. Allerdings nur gegen die stickige Luft der Oracle Arena.
Erlebe die NBA Live auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Ob die Luft drauf reinfiel, ist derweil nicht überliefert. Fest steht: Korver nahm den Wurf doch noch und verfehlte grandios. Die Erklärung dafür gab's nach dem Spiel: "Für jeden anderen Spieler wäre so ein Pass ein Career Play gewesen. Ich dachte, der Angriff ist vorbei, weil er ja schon halb hingefallen war. Als ich dann auf einmal den Ball hatte, habe ich mich nur noch gefragt, wie zur Hölle das möglich ist."
Keine Auszeit der Woche
Die Mavs kommen so langsam ins Rollen. Bei den Chicago Bulls gewannen sie sogar ihr drittes Spiel in Folge, dank eines Gamewinners von Wesley Matthews. Dieser wurde durch ein Play möglich, dem etwas überraschend keine Auszeit von Head Coach Rick Carlisle vorausgegangen war, obwohl er noch eine zur Verfügung gehabt hätte.
Dank der Kreativität von Williams und der Kaltschnäuzigkeit von Matthews war dies offensichtlich die richtige Idee. Diese begründete der Meistermacher von 2011 wie folgt: "So war der Spielzug unvorhersehbar. Zudem kennt Rajon Rondo all unsere Plays."
Zur Erinnerung: Rondo verbrachte 2014/15 eine halbe Saison in Texas und präsentierte sich dort als Riesenfan des Playbooks von Carlisle. Hätte er den Gamewinner von Matthews also tatsächlich verhindern können, wenn es eine Auszeit gegeben hätte? Wahrscheinlich nicht - denn Rondo stand zuvor gar nicht auf dem Spielfeld und hatte Gerüchten zufolge deshalb in der Crunchtime einen Termin mit dem GM, um seine persönliche Situation zu evaluieren.
Grundsteinlegung der Woche
Die Golden State Warriors kehren bald zurück nach San Francisco. Für dieses Vorhaben ist natürlich eine neue Arena nötig, und für diese wurde nun endlich der Grundstein gelegt.
Und die Warriors wären nicht die Warriors, wenn sie daraus nicht eine fette Party machen würden. Für eine Grundsteinlegung verlief diese allerdings etwas ungewöhnlich: Salti schlagende oder mit Pylonen jonglierende Bauarbeiter waren da noch das geringste Übel.
Das Highlight bildete eine Performance von drei Baggern auf einer Bühne, die, angeleitet von einem Fähnchen schwenkenden Bauarbeiter, zum Donau-Walzer von Johan Strauss "tanzten". Und als wäre das noch nicht genug, wurde das Spektakel noch mit einem standesgemäßen Feuerwerk unterlegt.
Nach Informationen aus dem Organisationskreis hatte sich übrigens LeBron James als Dekorateur für die Veranstaltung beworben. Sein Konzept mit den "3-1 Lead"-Logos, wie er es einst schon auf seiner Halloween-Party präsentiert hatte, fiel aber durch die zweite Casting-Runde.
Und sonst so?
Bei den Global Games in Mexiko drehte Dirk Nowitzki die Zeit zurück und packte einen Dunk aus. Das entging auch Zaza Pachulia nicht, der es genau wissen wollte, das entsprechende Foto unter die Lupe nahm und zu folgendem Ergebnis kam: "It's a photoshop."
Es ist inzwischen zur großen Modebewegung geworden, sich auch als Center in die Zunft der Dreierwerfer einzuschreiben. Einer davon ist Brook Lopez, der seit dieser Saison munter drauf los lötet. Das hat auch sein Bruder Robin mitbekommen, der nun auch fleißig an seiner Range feilt. Allerdings sei sein Dreier noch nicht "game ready". Doch: "Wenn mein Bruder das kann, dann kann ich das auch", so das Versprechen.