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Die Sache mit dem Spagat

Von SPOX
Dirk Nowitzki
© getty

Zum ersten Mal in der laufenden Saison haben die Dallas Mavericks vier Spiele in Folge gewonnen. Eine Playoff-Teilnahme ist plötzlich realistisch - aber auch sinnvoll? Head Coach Rick Carlisle muss in zwei Richtungen denken.

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Spätestens, als die Mavs rund um die Trade Deadline Deron Williams und Andrew Bogut abgegeben hatten, war klar: Der Fokus liegt auf der Zukunft. Im Rennen um Platz acht war man großer Außenseiter, erst Recht, als die Pelicans mit dem Trade für DeMarcus Cousins (vermeintlich) einen großen Sprung nach vorne gemacht hatten.

Zwar war die Marschroute immer noch, jedes Spiel mit unbedingtem Siegeswillen anzugehen, doch das Erreichen der Postseason hatte nicht mehr die höchste Priorität. "Wir spielen nicht gut genug für die Playoffs", erklärte Mark Cuban seine Deadline-Deals. Aber: "Wir spielen trotzdem für Siege. Man darf jungen Spielern nicht mit auf den Weg geben, dass Siege nicht so wichtig sind. Wenn wir am Ende dann nur den zehnten und nicht den vierten Pick bekommen, nehme ich das in Kauf."

Diese Aussagen sind gut zwei Wochen alt - und seitdem läuft es für die Texaner. Allerdings nicht bezüglich der Draft Lottery, sondern im Hinblick auf die Playoffs.

Auf der Suche nach Diamanten

Der jüngste Erfolg gegen die Brooklyn Nets bedeutete den vierten Sieg in Folge, was in dieser Saison noch nie gelungen war. Die achtplatzierten Nuggets sind nur noch 1,5 Spiele entfernt. Derzeit wiederlegt das Team die These des Besitzers, nicht "gut genug" für eine Verlängerung der Saison zu sein.

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Dabei gelingt Head Coach Rick Carlisle ein Spagat. Auf der einen Seite ist er kein Coach, der freiwillig verliert, auf der anderen Seite hat jedoch auch er die Zukunft im Blick. Aus diesem Grund experimentiert er mit seinem jungen Personal: "Wir testen eine Menge Jungs. Die Franchise befindet sich gerade in einer Übergangsphase. Vielleicht gelingt es uns, einen Rohdiamanten unter ihnen zu finden."

Mit Manny Harris (Guard) und Jarrod Uthoff (Forward) befinden sich gerade zwei 10-Tages-Arbeiter im Roster, mit dem Hintergedanken, vielleicht den nächsten Yogi Ferrell zu finden, der bekanntlich auf gleichem Weg aus dem Nichts zum Durchstarter mutiert ist.

"Die junge Energie ist aufregend"

Dass dies zum zweiten Mal gelingt, erscheint zwar unwahrscheinlich, trotzdem muss Carlisle Erkenntnisse sammeln. Auf welcher Position muss im Sommer nachgebessert werden? Wie konstant sind die jungen Spieler, wie belastungsfähig? Kann man wirklich auf ihnen bauen?

Diese Fragen müssen im Verlaufe der Restsaison beantwortet werden. Denn obwohl der Rebuild bereits "eingesehen" wurde, ist klar: Nächste Saison soll wieder im Sinne des sportlichen Erfolgs stehen. Denn Cubans jüngsten Aussagen zufolge ist der Umbruch bereits abgeschlossen - nach nur einem Jahr. "Es fühlt sich ein bisschen so an wie im Jahr 2000, als ich das Team übernommen habe. All diese junge Energie ist aufregend. Wir sind jetzt schon an einer Stelle, wo man uns noch gar nicht vermutet hätte."

Ganz Unrecht hat er damit sicherlich nicht. Mit Ferrell, Seth Curry, Harrison Barnes, Nerlens Noel und mit Abstrichen Wesley Matthews steht ein junger Kern an Spielern zur Verfügung, der jede Menge Potential hat. Mit J.J. Barea und Dirk Nowitzki sind auch noch alte Hasen da, die zur richtigen Zeit abliefern können und den Jungspunden mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Platz 8 trotz Roadtrips?

Darüber hinaus scheint es, als hätten die Aussagen von Cuban den Druck vom Team genommen. Die Stimmung ist hervorragend, wozu sicherlich auch die 30.000-Punkte-Nacht von Dirk gegen die Lakers beigetragen hatte. Die jungen Spieler spüren das Vertrauen vom Coach - der eigentlich nicht bekannt dafür ist, Rookies sonderlich viel Freiraum zu gewähren.

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Auf dem Parkett ziehen die Mavs ein Spiel auf, das etwas mehr an die Vorgehensweise der erfolgreicheren alten Tage erinnert. Seit dem Abgang von D-Will und dem Übergang zu Ferrell als Starter ist die Pace um 4 Punkte gestiegen. Es herrscht wieder größerer Mut zur Risikobereitschaft: Ein Fastbreak-Dreier hier, ein schneller Drive am Anfang der Shotclock dort.

Kann das Team das neu gewonnene Momentum nutzen, um tatsächlich noch Platz 8 unter Dach und Fach zu bringen? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht besonders hoch. Denn das Restprogramm hat es in sich: Es stehen noch zwei Roadtrips an (einer im Westen, einer im Osten), insgesamt stehen nur noch 7 Heimspiele 11 Auftritten auf fremdem Parkett gegenüber. Als Gegner warten unter anderem noch die Wizards, Raptors, Clippers und Warriors.

Playoffs als Charakter-Test

Doch auch wenn es selten so unattraktiv wie in diesem Jahr war, den achten Platz zu erreichen (mal ehrlich, von den Spurs oder Warriors gibt's Kloppe), tut die Franchise gut daran, es zumindest zu probieren. Wenn man einen Spielerkern entwickeln möchte, muss man diesen kennen: Und wie, wenn nicht unter Playoff-Bedingungen kann die Charakterstärke eines Spielers evaluiert werden? Bis auf Harrison Barnes haben die jungen Spieler noch keine Erfahrung in der Postseason gesammelt.

Auf künftige Neuzugänge könnte sich das Erreichen von Platz 8 ebenfalls positiv auswirken. Denn es wäre ein Zeichen dafür, dass Cubans Statement vom bereits abgeschlossenen Rebuild keine Floskel war und nächste Saison wieder gewonnen werden soll.

Die Mavericks in der Übersicht

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