In der Western Conference streiten sich fünf Teams um den letzten verbleibenden Playoff-Platz. Die Nuggets sind auf der Pole Position, doch ihr Spielplan hat es noch in sich. Zudem haben sie ihrem ärgsten Verfolger, den Portland Trail Blazers, mit einem Geschenk zu Rückenwind verholfen. Den Wolves, Mavs und Pelicans dürfte derweil der schwache Saisonstart zum Verhängnis werden.
Denver Nuggets
Bilanz: 32-35 (Platz 8)
Bewertung Restspielplan: Schwer (5 Mal heim, 10 Mal auswärts)
Wer hätte vor der Saison gedacht, dass die Nuggets ein mehr als ernstes Wörtchen um die Playoffs mitreden würden? Kaum jemand. Schließlich befand sich die Franchise nach wie vor in einem Stadium des Umbruchs, in dem die Entwicklung der jungen Talente im Vordergrund stehen sollte.
Nach einem mäßigen Saisonstart ging das besonders bei einem Mann viel schneller als erwartet: Nikola Jokic stieg aus dem Nichts in die Liste der Big Men auf, denen die Zukunft der Liga gehören soll. Mit seinen extrem stark ausgebildeten Grundlagen samt Playmaking verleiht er dem Team eine einzigartige Komponente, auf die viele Defenses der Association keine Antwort haben.
Nicht umsonst nennt Head Coach Mike Malone die viertbeste Offense der Liga sein Eigen. Mit einer erhöhten Pace inklusive vielen Dreiern folgt das Team dem (erfolgreichen) Trend der Liga, wodurch die schwache Defense - die in den vergangenen Auftritten allerdings deutlich stabilisiert daherkam - kaschiert wird.
Neben Jokic und den sich vielversprechend entwickelnden Talenten wie Gary Harris, Jamal Murray und mit Abstrichen noch Will Barton spielen auch die etwas betagteren Akteure eine wichtige Rolle. Danilo Gallinari absolviert endlich mal eine verletzungsfreie Saison und gibt den Topscorer, Wilson Chandler ist einer der besten Bankspieler der Liga. Hinzu kommt Jameer Nelson, der mit seinen 35 Lenzen der Locker Room Leader ist und mit seiner (Playoff-)Erfahrung Emmanuel Mudiay aus der Starting Five verdrängt hat. Dessen ausbleibender Fortschritt ist einer der wenigen Negativ-Aspekte der laufenden Spielzeit.
So befindet sich Denver in einer vielversprechenden Ausgangslage, um zum ersten Mal seit 2013 wieder in die Postseason einzuziehen. Die Form des Teams ist gut, auch wenn es trotz der vorteilhaften Höhenlage immer mal wieder vermeidbare Heimschlappen gibt.
Das Restprogramm ist jedoch happig. 10 der verbleibenden 15 Spiele stehen auswärts an, darunter ein Schlüsselduell in Portland, das einen Roadtrip einleitet. Auch warten noch insgesamt dreimal die Rockets, zweimal die Thunder sowie je einmal die Clippers und Cavaliers. Einfach ist was anderes - zumal der ärgste Verfolger auch dank eines "Geschenks" von Denver mit Rückenwind heranrauscht...
Portland Trail Blazers
Bilanz: 29-37 (Platz 9)
Bewertung Restprogramm: Machbar (8 Mal heim, 7 Mal auswärts)
Nachdem die Trail Blazers eine der größten Überraschungen der Vorsaison waren, traf das Front Office im Sommer ein paar Entscheidungen, die zumindest umstritten waren. Besonders die fetten Verträge für Allen Crabbe (4 Jahre, 74 Millionen) und Evan Turner (4 Jahre, 70 Millionen) sind hier zu nennen. Auch das Risiko, den verletzungsanfälligen Festus Ezeli (2 Jahre, 15 Millionen) in den Kader zu holen, war - das weiß man jetzt - zu groß.
Das Blazers-Team der Zukunft war also aufgestellt und angesichts der Leistungen, die es in den ersten Monaten der Saison gab, sah diese Zukunft plötzlich nicht mehr so rosig aus. Besonders ein Negativ-Lauf mit zehn Niederlagen aus elf Spielen im Dezember ließ eine erneute Playoff-Teilnahme in scheinbar weite Ferne rücken.
Jusuf Nurkic bei den Blazers: Das Biest ist los
Die Gründe waren schnell gefunden: Die Defense war (und ist) eine Großbaustelle, während die Offense praktisch nur aus Damian Lillard und C.J. McCollum bestand. Und da das Tandem auch menschliche Züge hat, erlaubten sie sich Schwächephasen in unterschiedlicher Frequenz - auch, weil das Überraschungs-Momentum der Vorsaison dahin war und gegnerische Verteidigungen wussten, worauf sie sich einzustellen hatten.
Während eines ernüchternden Februars (2-7) schienen die Playoff-Hoffnungen endgültig zu schwinden, ehe ein Bosnisches Beast ausgerechnet aus Denver in einem ziemlich einseitigen Trade nach Oregon geholt wurde.
Die Rede ist von Jusuf Nurkic, der seit seiner Ankunft eine neue Euphorie entfacht hat. Mit ihm steht eine 50-prozentige Siegquote auf der Habenseite, denn endlich bekommen Lillard und McCollum die Entlastung, die sie sich immer gewünscht haben.
Ein Elite-Verteidiger ist zwar auch der 23-Jährige nicht, doch für einen spektakulären Block, der den Gegner zumindest über den nächsten Drive nachdenken lässt, ist er immer zu haben. Allerdings: Das jüngste Duell mit dem Monster-Frontcourt der Pels, das komplett in die Hose ging, hat gezeigt, dass starke Leistungen noch längst keine Selbstverständlichkeit sind.
Im Gegensatz zur Konkurrenz aus Denver meint es der Restspielplan gut mit den Blazers. Zwar befinden sie sich derzeit auf einen Roadtrip inklusive zweier Back-to-Backs, doch anschließend stehen viele machbare Heimspiele auf dem Programm - eines davon gegen die Nuggets. Gewinnen sie das Schlüsselduell, haben sie gleichzeitig den Tiebreaker gegen die Jungs vom Rocky Mountain geholt. Gegen einen anderen direkten Konkurrenten - die Timberwolves - stehen gar noch drei Spiele an.
Minnesota Timberwolves
Bilanz: 28-38 (Platz 10)
Bewertung Restspielplan: Schwer (6 Mal heim, 11 Mal auswärts)
Vor der Saison gab es im Prinzip nur eine Frage: Wie lange würde es dauern, bis Neu-Coach Tom Thibodeau das brutale Talent seiner jungen Truppe in Ergebnisse ummünzen würde? Die Antwort darauf fiel erstmal ernüchternd aus. Besonders die Verteidigung präsentierte sich extrem anfällig, was aufgrund Thibodeaus Ruf etwas überraschte.
So waren die in immer häufigerer Frequenz eintretenden Offensiv-Shows von Andrew Wiggins, Karl-Anthony Towns und Zach LaVine oft wertlos.
Doch man vermied es im hohen Norden, ungeduldig zu werden und ließ den Coaching-Stab in Ruhe arbeiten. Das hat sich ausgezahlt, denn bis auf zwei vier Spiele andauernde Pleite-Serien zeigt das Team seit der Jahreswende konstant gute Leistungen. Besonders beeindruckend waren die Siege gegen die Top-Teams der Liga. So mussten unter anderem die Warriors, Clippers, Wizards oder Jazz dran glauben.
Von allen Denver-Verfolgern sind die Wolves in der besten Form, wobei die Defense kaum noch etwas von dem Bruchwerk des Saisonanfangs gemein hat. Seit dem All-Star Break steht die zweitbeste Verteidigung (Rating: 99,9, nur die Spurs sind besser) zu Buche.
Der bittere Kreuzbandriss von LaVine wird vor allem dadurch aufgefangen, dass sich Towns in seiner ohnehin schon bärenstarken Saison gesteigert hat. Im März steht er bei 28,5 Punkten und 13,2 Rebounds bei einer Wurfquote von 61,9 Prozent, das sind alles Bestwerte seiner Sophomore-Saison. Zudem blüht Ricky Rubio auf und verteilt zweistellige Assist-Zahlen, als gäbe es nichts Leichteres.
Damit sollte er in den nächsten Wochen fortfahren, denn der Restspielplan hat es in sich. Von den kommenden sieben Spielen finden sechs auswärts statt, ehe nach drei Heimspielen der nächste Roadtrip ansteht. Mit dabei sind unter anderem die Celtics, Spurs, Jazz und Rockets und noch drei Duelle gegen die Blazers (zwei davon auswärts).
Dallas Mavericks
Bilanz: 28-38 (Platz 11)
Bewertung Restspielplan: Schwer (6 Mal heim, 10 Mal auswärts)
Nachdem der Saisonstart völlig in die Hose ging, entschieden sich Mark Cuban und Co. vor der Trade Deadline im Februar, dem Erreichen der Playoffs nicht mehr die allergrößte Priorität beizumessen. Die Veteranen Deron Williams und Andrew Bogut verließen Texas, stattdessen kam in Nerlens Noel ein Center für die Zukunft und das Zepter auf der Eins wurde in die Hände Yogi Ferrells übergeben.
Mit dem von Cuban persönlich ausgesprochenen Ziel, einen hohen Pick anzustreben, hagelte es allerdings Siege. Mit Seth Curry und eben Ferrell sorgten zwei Jungspunde für Furore und entlasteten den ebenfalls starken Harrison Barnes in der Offensive. Dirk Nowitzki hat den Rost eines 38-Jährigen auch abgelegt und mutiert wieder häufiger zu einem verlässlichen Scorer.
Nach einer vier Spiele andauernden Siegesserie und der Euphorie von Dirks 30.000-Punkte-Show im Rücken war Platz 8 zwischenzeitlich nur noch 1,5 Spiele entfernt - doch ein Blick auf den Restspielplan lässt die Mavs trotzdem nur in eine Rolle des Außenseiters im Playoff-Rennen schlüpfen.
Es stehen noch zwei zehrende Roadtrips auf dem Programm und zu allem Überfluss haben es die Heimspiele auch in sich. So sind noch die Spurs, Warriors, Raptors, Clippers und Thunder zu Gast. Die letzten Pleiten gegen Phoenix und Toronto haben zudem gnadenlos aufgezeigt, dass das Team von Coach Rick Carlisle nach wie vor viel zu abhängig vom Distanzwurf ist.
New Orleans Pelicans
Bilanz: 27-40 (Platz 12)
Bewertung Restspielplan: Mittelschwer (7 Mal heim, 8 Mal auswärts)
Der spektakuläre Trade für DeMarcus Cousins war der Reset-Button für eine bis dato völlig verkorkste Saison. Im Schneckenrennen um den achten Platz schienen die Pels plötzlich Favorit zu sein, doch so einfach standen die Dinge natürlich nicht.
Den ersten Sieg des "neuen" Teams gab es ausgerechnet dann, als Boogie wegen seines 18. Technischen Fouls eine Strafe absitzen musste. Immerhin: Inzwischen wurden drei der letzten fünf Spiele gewonnen, wobei besonders der starke Auftritt im Duell mit den Blazers Hoffnung macht.
5 Fragen zum Trade von DeMarcus Cousins
Allerdings: Es sind trotzdem noch fünf Spiele Rückstand auf Denver, die es wettzumachen gilt. Ganz so viele Auswärtsspiele wie die Nuggets oder Mavs müssen Anthony Davis und Co. nicht mehr bestreiten. Jedoch: Acht mal geht es gegen Gegner, die zwischen Platz sieben und elf stehen.
Was ebenfalls nicht von Vorteil ist: Die letzten vier Spiele der Saison finden allesamt auf fremdem Parkett statt. Zwei der drei verbleibenden Duelle gegen Denver steigen am Fuß der Rocky Mountains. Auch eine Reise nach Oregon zu den Blazers steht noch an.
Prognose
Mit 2,5 Spielen Vorsprung auf Platz 9 startet Denver auf der Pole Position in den Schlussspurt. Nun wird es darauf ankommen, die vermeintlich einfachen Spiele zu gewinnen. Von denen gibt es nur leider nicht mehr besonders viele.
Gut für Denver: Portland hat es zwar deutlich einfacher, allerdings wartet jetzt erstmal ein Back-to-Back-Spiel bei den Spurs. Dort wäre ein Sieg ein mittelgroßes Wunder, dass die Jungs von Gregg Popovich aufgrund der neuen Brisanz im Top-Seed-Rennen wohl kaum zulassen werden. Heißt: Die Blazers können sich anschließend keinen Ausrutsche mehr erlauben, wenn Denver noch abgefangen werden soll. Der Sieg zum Tiebreaker ist absolute Pflicht.
Hinter den Blazers haben die Timberwolves den wohl größten Rückenwind aller Verfolger. Doch auf sie warten noch ein Haufen Auswärtsspiele, was bei der bisherigen Bilanz in fremder Halle (10-20) nur wenig Hoffnung macht. Letztendlich wird ihnen die schwache erste Saisonhälfte zum Verhängnis.
Die Mavs oder Pelicans haben nur noch Außenseiterchancen, wobei die Pels aufgrund des verbleibenden Schedules normalerweise noch an Dirk und Co. vorbeiziehen sollten. Mehr ist für die Boogie-Braue aber nicht drin.
Voraussichtliche Abschlusstabelle:
- 8. Denver Nuggets
- 9. Portland Trail Blazers
- 10. New Orleans Pelicans
- 11. Minnesota Timberwolves
- 12. Dallas Mavericks