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"Kommt drauf an, was das Team will"

Isaiah Hartenstein steht in der laufenden Saison in Litauen unter Vertrag
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SPOX: Lassen Sie uns über Kaunas sprechen: Ein ungewöhnlicher Wechsel für einen deutschen Jugendlichen, zumal auch Barcelona, Real Madrid und die großen BBL-Klubs interessiert waren. Was hat Sie zu dem Schritt bewogen?

Hartenstein: Ich habe mir viele Klubs angeschaut, aber nirgendwo war es wie hier. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Die Leute waren unglaublich nett und haben mir auch gesagt, dass sie mich entwickeln wollen und dass der Plan ist, dass ich in der Mannschaft richtig mitspiele. Und hier gibt es so viele großartige Spieler, von denen ich lernen kann. Das war natürlich ein wichtiger Punkt. Außerdem ist die Arena hier eine der besten in Europa und bietet mir beste Möglichkeiten.

SPOX: Hat auch die litauische Basketball-Philosophie bei der Entscheidung eine Rolle gespielt?

Hartenstein: Ja, das war auch ein Aspekt. Ich wollte nicht nur unter dem Korb spielen, sondern auch als großer Forward variabel bleiben. Denn ich habe auch von der Dreierlinie eine ganz gute Qualität und daran wollte ich weiter arbeiten. Hier in Litauen wird von jedem Big Man erwartet, dass er Dreier werfen kann. Ich fühle mich auch auf der Vier am wohlsten. Ich kann auch auf der Drei spielen und wenn wir Small Ball spielen, bin ich hin und wieder der Center. Aber unsere Systeme sind so aufgebaut, dass ich trotzdem auch nach außen gehen kann. Meine Lieblings-Position ist und bleibt aber die Vier.

SPOX: Sie haben - auch wegen Ihres kräftigen Körpers - in der deutschen Jugend die Bretter dominiert. Wie war es gegen die gestandenen Kanten in Litauen unter den Körben?

Hartenstein: Ein ganz kleines bisschen anders. (lacht) Aber nur am Anfang. Nach dem ersten Monat war es für mich dann schon ganz normal, die großen Jungs zu verteidigen. Ich musste jetzt nicht zusätzlich Muskeln aufbauen oder an Gewicht zunehmen, nur ein bisschen. Meine Schnelligkeit ist eine meiner Stärken, auch in der Defense, daher würde ich meine 113 Kilo ungefähr halten.

SPOX: Nach dem Wechsel waren Sie das erste Mal auf sich allein gestellt - und das in einem fremden Land. Wie war der Start in Litauen?

Hartenstein: Am Anfang war ich schon nervös, das erste Mal von Zu Hause weg zu sein. Aber ich wurde gut aufgenommen und die Leute hier haben es mir sehr leicht gemacht. Allein zu wohnen kannte ich schon von der EM. Die Erfahrungen mit der Nationalmannschaft haben mir geholfen, auch wenn es natürlich noch einmal anders war.

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SPOX: Was ist in Litauen anders im Vergleich zu Deutschland?

Hartenstein: Die Litauer sind schüchtern, so viel habe ich schon herausgefunden. Es ist eine Mischung aus westeuropäischer und osteuropäischer Kultur, das merkt man an vielen Stellen. Litauisch habe ich bisher nicht wirklich gelernt, klar kenne ich die wichtigsten Begriffe wie Danke und Hallo. Aber das war es dann auch. Beim Basketball sprechen hier ja alle Englisch. Da ich aber mindestens zwei Mal am Tag mehrere Stunden in der Halle bin, ist nicht viel Zeit, um in Kaunas oder woanders unterwegs zu sein. Daher komme ich nicht wirklich viel in Kontakt mit den Menschen hier. Die Stadt ist zwar zehn Mal so groß wie Quakenbrück, aber durch meine Zeit in Eugene war ich das schon gewohnt. Der eigentliche Schock war Quakenbrück, als wir nach Deutschland gegangen sind. Das war schon verdammt klein. (lacht)

SPOX: Hat sich die Beziehung zu Ihrer Familie über die Distanz verändert?

Hartenstein: Gar nicht so sehr. Wir telefonieren sehr oft, meine Mutter war schon ein paar Mal hier in Kaunas. Aber wir hören uns fast jeden Tag und ich versuche, die enge Verbindung zu halten. Klar ist mein Vater jetzt nicht mehr mein Coach wie all die Jahre zuvor, aber er schaut sich schon fast jedes Spiel an. Wenn ich Fragen habe, beantwortet er sie mir natürlich. Und wenn ihm etwas auffällt, sagt er es mir. Er versucht sich allerdings damit ein wenig zurückzuhalten und mir wenig reinzureden. Schließlich muss ich mich hier selbst entwickeln und meinen Weg alleine gehen.

SPOX: Wie hat sich Ihre Rolle in der Mannschaft im Laufe der Saison entwickelt?

Hartenstein: Ich musste zu Beginn sehr viel lernen, habe auch beim Adidas Next Generation Tournament mit der U18-Mannschaft gespielt. Aber danach war ich nur noch beim A-Team. Ich hatte zwar erst nur wenige Einsätze, aber inzwischen spiele ich mehr und mehr und durfte zuletzt sogar ein paar Mal starten.

SPOX: War Ihre Rolle vorher abgesprochen oder waren Sie anfangs enttäuscht von der Einsatzzeit?

Hartenstein: Wir haben mit Paulius Jankunas einen der besten Power Forwards in Europa, daher war für mich natürlich klar, dass ich mich als junger Spieler dort erst einmal beweisen muss. Ich will nichts geschenkt bekommen, sondern mir alles verdienen. Auch meine Spielzeit.

SPOX: In der Euroleague haben Sie die Playoffs als Zehnter knapp verpasst. Ein herber Rückschlag oder war das zu erwarten?

Harteinstein: Man geht natürlich immer mit hohen Zielen in eine Saison. Bei uns war das der Gedanke, in die Playoffs zu kommen. Es ist schade, dass es nicht geklappt hat, aber wir können auch so zufrieden sein. Wir haben auch eine gute Saison gespielt und einige große Mannschaften geschlagen, unter anderem ZSKA Moskau. Man muss aber auch so realistisch sein und einsehen, dass wir es mit dem zweitkleinsten Etat der Liga schwer haben. Dafür haben wir uns wirklich gut geschlagen.

SPOX: In der litauischen Liga läuft es dagegen richtig gut, Sie sind unangefochtener Tabellenführer. Wie würden Sie die LKL von der Stärke her im Vergleich zur Euroleague und auch zur BBL einschätzen?

Hartenstein: Die Euroleague ist eine ganz andere Hausnummer, im Vergleich zur LKL, aber auch im Vergleich zu BBL. Es ist nach der NBA die zweitbeste Liga der Welt, den Unterschied merkt man vom Niveau her natürlich deutlich. Die BBL hat im Vergleich zur litauischen Liga mehr Tiefe, alles ist ein wenig ausgeglichener. Das Leistungsgefälle in der LKL ist schon ziemlich groß und es gibt nur wenige richtig gute Teams.

SPOX: Kaunas ist eines dieser guten Teams, als Traditionsklub mit vielen Titeln schon lange dabei. Wie sehr spüren Sie den Druck der Historie?

Hartenstein: Den gibt es auf jeden Fall. Schon wenn man in die Trainingshalle reinkommt, sieht man als erstes die Liste der Meisterschaften und der Banner. Klar baut das einen gewissen Druck auf. Der Sieg in der Liga und im Pokal wird von den Fans schon fast erwartet.

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SPOX: Wie ist Ihre Beziehung zu Coach und Ex-NBA-Spieler Sarunas Jasikevicius?

Hartenstein: Er ist sehr wichtig für meine Entwicklung. Er nimmt mich oft zur Seite, erklärt mir viele Dinge. Durch ihn habe ich gelernt, das Spiel besser zu verstehen. Meine Defense zum Beispiel ist dadurch besser geworden, weil ich nun besser weiß, wann ich wo stehen muss. Er ist ein sehr guter Coach, er liebt den Sport und macht den ganzen Tag nichts anderes. Ich glaube, dass er trotz seiner bisher noch geringen Erfahrung in fünf Jahren einer der besten Coaches in Europa sein könnte.

Das Playoff-Bracket im Überblick

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