Boston Celtics (1) - Chicago Bulls (8)
Saisonbilanz: 2-2 (99:105, 107:100, 103:104, 100:80)
Ausgangslage
Es ist eine etwas trügerische Ausgangslage, mit der man auf diese Serie blickt: Während die Bulls bis zum letzten Tag der Saison um den Playoff-Einzug bangen mussten (na gut, sie mussten gegen die Nets gewinnen) und eine teilweise haarsträubend lustlose Saison gespielt haben, machten die Celtics am gleichen Tag den ersten Platz in der Eastern Conference klar - und setzten damit den Deckel auf ihre beste Saison seit den Tagen von KG, Pierce und Allen.
Nicht nur vom Seeding her liegen Welten zwischen beiden Teams: Boston lebt von einer teamdienlichen Offensive und traf in der Saison die drittmeisten Dreier, die Bulls spielten eher Iso-lastig, ohne viel Shooting (die zweitwenigsten Dreier der Liga) und gewannen ihre Spiele meist dann, wenn sie ihre Gegner auf ihr langsames Tempo herunterziehen und sie defensiv dominieren konnten.
Chicago ist ein Team, das komplett von seiner Tagesform und -motivation abhängt - und natürlich von Jimmy Butler und Dwyane Wade. Die Bulls haben in dieser Saison alle vier Spiele gegen die Cavaliers gewonnen, dafür aber unter anderem dreimal gegen die Knicks und zweimal gegen die Wolves verloren - auch gegen Brooklyn und Philly kassierten sie jeweils eine Niederlage. Man weiß bei den Bulls nie so recht, welche Version man am jeweiligen Tag erleben wird.
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Genau darin liegt allerdings die Gefahr für Boston. Denn der No.1-Seed sollte niemanden bei den Celtics denken lassen, man hätte auf einmal einen echten Titelkandidaten. Die Celtics hatten über die Saison eine Punktedifferenz von +2,7, was der schlechteste Wert für einen 1-Seed seit 1978/79 ist und normalerweise eher bei Teams der Fall ist, die um den Heimvorteil in der ersten Runde kämpfen.
Sie haben ihre Conference nicht dominiert, im Gegenteil. Sie waren am Ende einfach das von der Bilanz her beste aus einem Cluster von Teams, die alle über signifikante Schwächen verfügen (Cleveland, Toronto, Washington). Und deswegen darf man auch nicht davon ausgehen, dass die erste Runde für sie ein Selbstläufer wird. Eine der größten Bulls-Stärken ist das Rebounding (Platz 3 ligaweit), eine Kategorie, in der Boston absolut katastrophal ist (Platz 27). In den Spielen beider Teams in der Regular Season war dies teilweise mehr als deutlich zu sehen.
Bostons (erweiterter) MVP-Kandidat Isaiah Thomas zeigte sich daher bereits am Mittwoch gewarnt: "Sie mögen der 8-Seed sein, aber sie sind besser als ihre Platzierung", sagte IT4 über die Bulls. "Sie können richtig gefährlich sein, vor allem jetzt, wo Wade von seiner Verletzung zurück ist. Wir müssen uns für einen Kampf bereit machen." Sollte dies nicht von seinem gesamten Team akzeptiert werden, könnten die Bulls den Celtics ernsthaft gefährlich werden.
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Al Horford. Schon als die Celtics im Sommer 113 Millionen Dollar investierten, war ihnen bewusst, dass Horford kein elitärer Rebounder ist - aber 6,8 Boards pro Spiel waren auch für ihn ein Karrieretiefstwert. Horford hat viele Stärken, mit denen er den Celtics auf subtile Art und Weise hilft, unter anderem mit 5 Assists pro Spiel - aber wenn sie in den Playoffs etwas reißen wollen, muss Horford öfter dahin gehen, wo es weh tut. In den vier direkten Duellen beider Teams holte Chicago im Schnitt 15 Offensiv-Rebounds - das ist einfach zu viel.
Rajon Rondo. Gibt es sie noch, die Legende des Playoff-Rondo? Falls ja, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um sich mal wieder zu zeigen, schließlich geht es gegen die alte Liebe. Und Rondo ist in Form: Nachdem er während der Saison mehrfach bei Coach Hoiberg in Ungnade fiel, lief es nach dem All-Star Break deutlich besser für Rondo (10,8 Punkte, 7,1 Assists). Zuletzt durfte er auch wieder starten. Trotz seiner bekannten Schwächen hat er noch immer seinen Wert als Playmaker, wovon besonders die Rollenspieler wie Nikola Mirotic oder Paul Zipser profitieren, wenn sie mit ihm auf dem Court stehen.
Prognose
Die Bulls verlangen den Celtics alles ab und sichern sich eins der ersten beiden Spiele in Boston. Stevens verfügt aber über deutlich mehr Tricks in seiner Kiste als Gegenüber Hoiberg und findet eine Lösung, um die limitierte Offense der Bulls einzuschränken. Boston kommt mit einem blauen Auge davon. Celtics in 6.