In der Nacht zum Mittwoch entscheiden wieder einmal die Loskugeln der Draft Lottery über die Zukunft der NBA-Teams. Aber wie läuft das eigentlich ab? Warum könnten die Boston Celtics nach dem Einzug in die Conference Finals direkt den nächsten Triumph feiern - und warum müssen die Los Angeles Lakers zittern? SPOX erklärt das Prozedere und beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist die Draft Lottery und wer nimmt teil?
Die Draft Lottery wurde erstmals 1985 eingeführt, um zu verhindern, dass das schlechteste Team der vergangenen Regular Season auch automatisch den ersten oder zweiten Pick bekommen würde. Zuvor gab es lediglich einen Münzwurf, der zwischen den jeweils schlechtesten Teams der beiden Conferences den No.1-Pick verloste.
In der Draft Lottery werden nun hingegen die ersten drei Picks im kommenden Draft ausgelost. Die darauffolgenden Draft-Positionen werden nach der umgekehrten Bilanz in der Regular Season vergeben. Das heißt, sollten die Boston Celtics, die via Brooklyn den Pick mit der schlechtesten Bilanz haben, nicht in der Lottery gezogen werden, haben sie dafür auf jeden Fall den vierten Pick sicher. Kein Team kann um mehr als drei Plätze nach hinten fallen, nach oben ist hingegen jeder Sprung möglich.
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Insgesamt nehmen die 14 Teams teil, die die Teilnahme an den Playoffs verpasst haben. Es handelt sich um eine gewichtete Lottery - das heißt, dass die Celtics (via Brooklyn) die größte Chance auf den ersten Pick haben (25 Prozent). Die Miami Heat dagegen haben als das Team mit der besten Bilanz außerhalb der Playoffs lediglich eine Chance von 0,5 Prozent.
Die Timberwolves und Knicks hatten die Saison derweil mit der identischen Bilanz (31-51) abgeschlossen, daher entschied bereits im April ein Münzwurf zwischen beiden Teams. Minnesota hatte dabei das Glück auf seiner Seite, weshalb die Wolves eine minimal größere Chance auf den ersten Pick haben.
Rank | Team | Gewinnchance |
1 | Boston Celtics (via Brooklyn Nets) | 25 Prozent |
2 | Phoenix Suns | 19,9 Prozent |
3 | Los Angeles Lakers | 15,6 Prozent |
4 | Phildaelphia 76ers | 11,9 Prozent |
5 | Orlando Magic | 8,8 Prozent |
6 | Minnesota Timberwolves | 6,3 Prozent |
7 | New York Knicks | 4,3 Prozent |
8 | Sacramento Kings | 2,8 Prozent |
9 | Dallas Mavericks | 1,7 Prozent |
10 | New Orleans Pelicans | 1,1 Prozent |
11 | Charlotte Hornets | 0,8 Prozent |
12 | Detroit Pistons | 0,7 Prozent |
13 | Denver Nuggets | 0,6 Prozent |
14 | Miami Heat | 0,5 Prozent |
Wie läuft die Draft Lottery ab?
Die Draft Lottery findet in der kommenden Nacht in New York City statt und jedes beteiligte Team schickt einen Vertreter in den Big Apple. Auf einer großen Bühne sitzen diese dann aufgereiht nebeneinander und verleihen der gesamten Angelegenheit den Charme einer Gameshow aus den 80er Jahren.
Es ist den Franchises dabei selbst überlassen, ob sie einen Spieler, einen Verantwortlichen oder einen Ex-Spieler schicken - oder auch einfach den Sohn des Besitzers, wie es Cavs-Owner Dan Gilbert einige Jahre (mit großem Erfolg) zu tun pflegte.
Für die Lakers ist in diesem Jahr beispielsweise Magic Johnson am Start - und der scheint etwas zu wissen, was allen anderen nicht bekannt ist. Der neue President of Basketball Operations in Los Angeles versicherte seinem Coach Luke Walton bereits, dass die Lakers ihren Pick behalten werden, obwohl sie dafür ziemlich viel Glück brauchen (siehe Frage 3).
Hier sind alle Repräsentanten im Überblick:
Team | Repräsentant |
Boston Celtics | Wyc Grousbeck (Co-Besitzer) |
Phoenix Suns | Devin Booker (Spieler) |
Los Angeles Lakers | Magic Johnson (President of Basketball Operations) |
Philadelphia 76ers | Joel Embiid (Spieler) |
Orlando Magic | Frank Vogel (Head Coach) |
Minnesota Timberwolves | Andrew Wiggins (Spieler) |
New York Knicks | Walt Frazier (Ex-Spieler) |
Sacramento Kings | Dave Joerger (Head Coach) |
Dallas Mavericks | Michael Finley (Assistant Vice President) |
New Orleans Pelicans | Alvin Gentry (Head Coach) |
Charlotte Hornets | Rich Cho (General Manager) |
Detroit Pistons | Jeff Bower (General Manager) |
Denver Nuggets | Gary Harris (Spieler) |
Miami Heat | Alonzo Mourning (Front Office) |
Aber kommen wir nun zur Sache, auch wenn es etwas trocken wird. Wie genau wird eigentlich gelost? Es gibt insgesamt 14 Kugeln, die von 1 bis 14 durchnummeriert sind. Aus der Lostrommel wird nach 20 Sekunden mischen alle zehn Sekunden eine Kugel gezogen, bis man vier Kugeln zusammen hat, die dann eine Kombination ergeben.
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Die Reihenfolge der Zahlen spielt dabei keine Rolle. Das heißt, die Kombination 1-2-3-4 ist gleichbedeutend mit der Kombination 4-3-2-1. Das ergibt insgesamt 1.000 unterschiedliche Kombinationen (die Kombination 11-12-13-14 wird nicht berücksichtigt).
Diese 1.000 unterschiedlichen Kombinationen werden vorher den 14 Teams nach der oben genannten Gewichtung zugewiesen. Es gibt insgesamt drei Runden. In jeder Runde wird eine Kombination gezogen. Zuerst wird der erste Pick bestimmt, danach der zweite Draft-Pick und schließlich Pick Nummer 3.
Welche Besonderheiten gibt es?
Es kommt nahezu nie vor, dass alle Teams auch wirklich ihren jeweiligen Pick haben. Aufgrund des hohen Werts von Lottery-Picks werden diese immer häufiger in Trades involviert, häufig nur mit einem geringen Schutz (Protection) versehen. Dafür gibt es auch in diesem Jahr einige Beispiele.
An erster Stelle sind hier natürlich die Celtics zu nennen, die gleichzeitig den No.1-Seed in der Eastern Conference und die beste Chance auf den No.1-Pick ihr Eigen nennen. Grund dafür war der berühmt-berüchtigte Trade von Paul Pierce und Kevin Garnett nach Brooklyn, für den die Nets eine Wagenladung Picks ohne jegliche Protection nach Boston schickten. Auch 2018 verfügen die Celtics noch einmal über den Pick der Nets, sollten sie ihn bis dahin nicht weitertraden.
Die Lakers müssen derweil bangen. Sollten sie nicht unter den ersten drei Picks auftauchen, müssen sie ihren Pick an die Sixers weitergeben, eine Spätfolge des Trades für Steve Nash im Jahr 2012. Was daran noch schlimmer wäre: Sie würden außerdem ihren Pick im Jahr 2019 verlieren, da dieser dann nach Orlando weiter wandern würde (Trade für Dwight Howard). Insofern ist die Lottery für die Lakers ein absolutes Schicksalsereignis.
Die Sixers könnten derweil nicht nur von den Lakers, sondern auch von den Kings profitieren. Ihr früherer GM Sam Hinkie schwätzte Sacramento im Nik-Stauskas-Trade nämlich einst Pick-Swap-Rechte ab - sollten die Kings einen höheren Pick bekommen als Philadelphia, wären sie dazu gezwungen, die Reihenfolge mit den Sixers zu tauschen.
Die Kings wiederum bekommen den Draft-Pick der Pelicans, sollte dieser in den Top drei landen - ein Resultat des DeMarcus-Cousins-Trades in der abgelaufenen Saison. Darüber hinaus könnten und werden etliche Zweitrundenpicks ihren Besitzer wechseln - die komplette Übersicht dafür hat RealGM aufgestellt.
Was passiert mit den Nicht-Lottery-Teams?
Das ist eigentlich ganz einfach. Die Playoff-Teams sortieren sich in der Reihenfolge ihrer Regular-Season-Bilanz ab Platz 15 ein. Natürlich gab es auch hier Teams mit der gleichen Bilanz, sodass ein Münzwurf über die Draft-Platzierung entscheiden musste.
Die Trail Blazers holten sich den Tiebreaker gegen die Bulls, Milwaukee behielt die Oberhand über Indiana und Atlanta wird vor Memphis ziehen dürfen. Dazu gewannen die Los Angeles Clippers einen Vier-Team-Tiebreaker gegenüber Utah, Toronto und Cleveland.
Die Draft-Reihenfolge ab Platz 15 im Überblick:
Draft-Rank | Team |
15 | Portland Trail Blazers |
16 | Chicago Bulls |
17 | Milwaukee Bucks |
18 | Indiana Pacers |
19 | Atlanta Hawks |
20 | Portland Trail Blazers (via Memphis Grizzlies) |
21 | Oklahoma City Thunder |
22 | Brooklyn Nets (via Washington Wizards) |
23 | Toronto Raptors (via Los Angeles Clippers) |
24 | Utah Jazz |
25 | Orlando Magic (via Toronto Raptors) |
26 | Portland Trail Blazers (via Cleveland Cavaliers) |
27 | Brooklyn Nets (via Boston Celtics) |
28 | Los Angeles Lakers (via Houston Rockets) |
29 | San Antonio Spurs |
30 | Utah Jazz (via Golden State Warriors) |
Die Reihenfolge der zweiten Draftrunde steht erst nach der Draft Lottery endgültig fest.
Wie lief die Lottery in der Vergangenheit ab?
25 Prozent sind doch eigentlich eine ganz gute Aussicht, oder? Nun, man sollte in Boston noch nicht unbedingt damit planen, dass man auch wirklich Markelle Fultz oder Lonzo Ball draften kann. Denn in der Vergangenheit ging der No.1-Pick nur relativ selten an das Team mit der vermeintlich besten Chance. Bevor es in den vergangenen beiden Jahren jeweils klappte, hatte seit 2004 nicht mehr das Team mit der miesesten Bilanz den ersten Pick bekommen.
Dafür gibt es ein paar Experten, die die Lottery regelmäßig als Sprungbrett nutzten. Die Cavaliers etwa pickten zwischen 2011 und 2014 unfassbare dreimal an erster Stelle, wobei 2014 den Vogel abschoss: Mit einer 1,7-prozentigen Chance sprang Cleveland um neun Plätze auf Platz eins, durfte Andrew Wiggins picken und konnte einige Wochen später LeBron James zurück in Cleveland begrüßen. 2011 bekamen sie den No.1-Pick von den Clippers (Kyrie Irving), da diese zu dusselig waren, für ihren Pick im Baron-Davis-Trade irgendeine Protection zu verlangen.
Auch die Bulls hatten schon einmal in dieser Form Glück, als sie 2008 mit 1,7-prozentiger Chance den No.1-Pick namens Derrick Rose bekamen. Es gab aber auch noch einen extremeren Fall, als die Magic im Jahr 1993 mit einer 1,52-prozentigen Chance den ersten Pick gewannen, nachdem sie mit einer 41-41-Bilanz nur haarscharf an den Playoffs vorbeigeschrammt waren.
Für Orlando war es der zweite No.1-Pick in Folge, nachdem die Magic 1992 noch einen gewissen Shaquille O'Neal gedraftet hatten. '93 zogen sie Chris Webber, verschifften ihn aber wenig später schon wieder nach Golden State für den No.3-Pick Penny Hardaway. Was natürlich auch wieder bewies: Der höchste Pick bedeutet nicht, dass man damit zwangsläufig auch die beste Entscheidung trifft. Das können Anthony Bennett oder Michael Olowokandi mit Sicherheit bestätigen.
Wie entscheidend diese Picks jedoch sein können, sieht man am allerbesten an den Spurs. Seitdem diese 1997 zum zweiten Mal (nach David Robinson im Jahr 1987) die Lottery gewannen und Tim Duncan an erster Stelle gezogen, mussten sie kein einziges Mal mehr an der Zeremonie teilnehmen. Und genau für die Aussicht auf einen so Franchise-prägenden Spieler spielt die NBA jedes Jahr verrückt, wenn im Big Apple ein paar Kugeln vor sich hin rotieren.