Von Robert Arndt
Zwei Teams mit einer Bilanz von 8-0 in den Playoffs? Das gab es noch nie. Speziell wie die Warriors im stets so hoch gelobten Westen durch die Postseason pflügen, sollte viele Verantwortliche in der Liga nachdenklich stimmen. Zwar kann damit argumentiert werden, dass sowohl Portland als auch Utah in den Serien Schlüsselspieler abgingen (Nurkic, Hill), doch seien wir ehrlich: Golden State wäre auch so turmhoher Favorit gewesen und hat noch nicht einmal sein volles Potenzial ausgeschöpft. Ein kleines Stat-Nugget: Paul Zipser hat in den Playoffs mehr Minuten als Steph Curry gespielt (37 zu 32 Minuten).
Kevin Durant ist sicher noch nicht bei 100 Prozent und dennoch erlegt er mit 38 Punkten in Spiel 3 spielerisch eine hoch gelobte Utah-Defense, da um ihn herum so viele Klassespieler stehen, dass ein Doppeln noch schlimmer enden würde. Vermeide die Pest, wähle Cholera, denn irgendwo am Perimeter lungern schließlich noch recht solide Schützen wie Curry oder Klay Thompson.
Wir erleben ein Star-Ensemble mit vier der besten 20 Spieler der Liga. Bei insgesamt 450 Akteuren ist dies unglaublich viel und spiegelt eher die freie Marktwirtschaft als das eigentlich doch so auf Chancengleichheit basierende System der NBA wider. Die Warriors müssen auch gelobt werden. Sie haben einen guten Kern gedraftet und packten die Möglichkeit des steigenden CBA beim Schopfe, um sich KD zu sichern.
Dennoch deutet sich das an, was viele Fans im Westen befürchtet hatten und Gift für aufregende Playoffs ist. Dieses Team, so wie es zusammengestellt ist, kann von 97 Prozent der Liga nicht viermal verteidigt und geschlagen werden.
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Die restlichen drei Prozent Hoffnung sind in Ohio, genauer gesagt Cleveland, beheimatet. Der Champion dominiert zwar nicht im gleichen Ausmaß den Osten, kann aber dank LeBron James scheinbar mühelos im entscheidenden Moment einen Gang hochschalten und auch mal eben die Toronto Raptors auseinandernehmen, die ihr Roster voll auf eine Serie mit den Cavs ausgerichtet hatten.
Bezeichnend die Aussagen von Kyle Lowry, der schon die weiße Fahne hisste, während (!) die Serie noch am Laufen war. So spielt es nun auch keine Rolle, ob die Cavs nun als Topseed oder als Fünfter in die Conference Finals gehen. Die Regular Season verkommt so zu einer verlängerten Testspiel-Phase. Dass darüber hinaus auch noch Spieler wie Deron Williams zum Minimum anheuern, um eine Chance auf einen Ring zu haben, lässt das Gleichgewicht komplett aus den Fugen geraten.
Glaubt denn ernsthaft jemand, dass die Wizards oder Celtics mehr als zwei Spiele gegen diesen Jauggernaut gewinnen können, auch mit dem Hintergrund, dass diese sich womöglich über sieben Spiele alles abverlangen, während man in der Bay Area und in Ohio grinsend auf der Couch sitzt?
Auch auf der anderen Seite des Brackets darf diese Frage gestellt werden, wodurch die dritte Finals-Auflage zwischen den Warriors und Cavs vorprogrammiert scheint. Sicher, das wird ein echtes Spektakel und tolle Werbung für die Liga, doch hätte es dafür wirklich acht Monate, 82 Spiele der regulären Saison und drei Playoff-Serien gebraucht?