SPOX: Kostja, Sie haben sich zum NBA Draft 2017 angemeldet. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Kostja Mushidi: Ich denke, ich habe ganz gute Chancen. Es gibt ein paar NBA-Teams, die mich auf dem Schirm haben und mich mögen. Aber ob es dieses oder nächstes Jahr etwas wird, weiß ich noch nicht. Ich habe ja noch etwas Zeit, um mich wieder abzumelden - da muss ich nochmal mit meinem Agenten und dem Verein sprechen. Ich selber glaube aber, dass ich die NBA schaffen kann, da ich den Teams auf langfristige Sicht etwas geben kann.
SPOX: Hängen die Gedanken, sich spontan vielleicht doch noch zurückzuziehen, auch damit zusammen, dass der diesjährige Jahrgang als sehr stark gilt?
Mushidi: Eher nicht. Ich wurde Anfang des Jahres trotz des guten Jahrgangs schon hoch gehandelt. Aber zuletzt hatte ich ein paar Probleme, zum Beispiel bei meiner Dreierquote von 31 Prozent. Da muss ich noch besser und konstanter werden. Auch muss ich den NBA-Teams zeigen, dass ich mehr und besser penetrieren kann. Deshalb kann es auch sinnvoll sein, noch ein zweites Jahr bei Mega Leks dranzuhängen, um in diesem Bereich noch eine Schippe draufzulegen.
SPOX: Gibt es ein Wunschteam, sofern es mit der NBA klappen sollte?
Mushidi: Ich bin von klein auf schon Boston-Fan! Aber die NBA ist die NBA. Es wäre großartig, für diese Liga zu spielen, egal in welchem Team. Man kann es sich ohnehin nicht aussuchen und ich werde an dem Tag, an dem ich gedraftet werde, so oder so hochzufrieden sein. Es ist eine Ehre, in der NBA zu spielen.
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SPOX: Wie würden Sie im Rückblick den Schritt zu Mega Leks nach Belgrad bewerten?
Mushidi: Das war der wichtigste Schritt in meinem Leben und hat mich ein Stück weit gerettet. Denn zuvor in Straßburg war ich nicht so gut und habe mich zum Ende hin nicht mehr wohl gefühlt. Ich war bei den Profis nicht viel zu sehen. Das war frustrierend. Belgrad hat mich wieder aufgerappelt, hier trainiere ich hart und habe beste Chancen auf die NBA.
SPOX: In Straßburg haben Sie mit einem anderen hoch gehandelten Top-Pick zusammengespielt - Frank Ntilikina. Wie sehen Sie sich im Vergleich zu ihm?
Mushidi: In Straßburg waren wir auf gleicher Höhe. Wir haben im Training viel Eins-gegen-Eins gespielt. Mal habe ich ihn geschlagen, mal er mich. Ein Stück weit hat es mich deshalb frustriert, dass er bei den Profis so viel mehr gespielt hat als ich. Vielleicht war einfach nicht genug Platz da für uns beide. Frank hat nun viel mehr Erfahrung als ich. Er spielt sehr überlegt und hat einen extrem hohen Basketball-IQ. Sein Pick-and-Roll ist für einen 18-Jährigen unglaublich. Da ist er mir wohl noch ein paar Schritte voraus. Vom Talent her sehe ich uns aber gleich auf.
SPOX: Könnten Sie sich auch vorstellen, eines Tages in der BBL zu spielen?
Mushidi: Die BBL ist auch ein Traum von mir, klar. Ich habe immer viel BBL geschaut und finde die Liga klasse. Sie wird auch von Jahr zu Jahr besser - aber derzeit ist es schon so, dass ich mich auf die NBA fokussiere. Aber man kann schon drüber reden, die Karriere irgendwann in der BBL zu beenden ...
SPOX: Gab es mal Kontakt zu Bayern oder Bamberg, bevor Sie nach Straßburg gewechselt sind?
Mushidi: Ich war vor Straßburg tatsächlich mal in Bamberg, von denen ich eingeladen wurde. Da habe ich ein paar Workouts und Probetrainingseinheiten gemacht und die Stadt kennengelernt. Mehr war da aber nicht. Als ich dann erstmals nach Straßburg kam, hat die BBL keine Rolle mehr gespielt. Ich habe mich dort sofort wohlgefühlt.
SPOX: Mit Richard Freudenberg oder Isaiah Hartenstein haben noch andere deutsche Talente den Weg ins Ausland gewählt. Ist dies der vielversprechendere Weg gegenüber eines Verbleibs in Deutschland?
Isaiah Hartenstein im Interview: Kommt drauf an, was das Team will
Mushidi: Das ist bei jedem anders. Ein bisschen kommt es auch immer aufs Glück an. Dennis Schröder hat es in Braunschweig geschafft, Tibor Pleiß in Bamberg. Und auch ein Daniel Theis hat sich in Bamberg zu einem starken Spieler entwickelt. Die deutschen Klubs und der Verband leisten gute Arbeit. Ein Vorteil im Ausland ist vielleicht, dass man sich mehr präsentieren kann, da man mehr Spielzeit erhält und Fehler einem verziehen werden.
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SPOX: Aber ist es nicht trotzdem ein Problem, dass das Vertrauen in den Basketball-Standort Deutschland bei vielen jungen Spielern nicht so sehr vorhanden ist?
Mushidi: Das Problem in Deutschland ist der Erfolgsdruck der Klubs. Da ist es schwierig für die Coaches, mal einen neuen, jungen Spieler zu bringen und lange spielen zu lassen. Er vertraut dann eher den amerikanischen oder erfahrenen Spielern. Nichtsdestotrotz gibt es Gegenbeispiele wie Maodo Lo in Bamberg oder Robin Amaize in Bayreuth. Aber das wird langfristig nichts daran ändern, dass der Erfolgsdruck für die Klubs leider immer im Vordergrund steht.