Ein 10-jähriger Junge, der trotz der sommerlichen Hitze Handschuhe trägt, prellt auf einem Platz voller Dreck und Gras einen Basketball, der in einer Plastiktüte steckt.
Ein 19-Jähriger Mann zwängt sich in Las Vegas zwischen dem 2,03 Meter großen Josh Jackson und seinem 2,08 Meter großen Nebenmann Marquese Chriss hindurch, um per Jumper die ersten 2 Punkte der Dallas Mavericks zu erzielen.
Beide hören auf den Namen Dennis Smith Junior.
Am 22. Juni wählten die Mavericks Smith den Freshman der North Carolina State University, mit dem neunten Pick des Drafts. Die Texaner wählten einen jungen Mann, der bereits eine Kreuzbandverletzung erlitten hatte und nur als viert- oder fünftbester Point Guard seines Jahrgangs galt. Und Dallas hat richtig gewählt.
Der Junge vom Dirtcourt in North Carolina zauberte auf dem glänzenden Parkett der Summer League in Las Vegas beim Sieg gegen die Phoenix Suns eine grandiose Statline: 25 Punke, 8 Rebounds und je 4 Assists und Steals standen hinter seinem Namen im Boxscore. In nur 27 Minuten.
Auch ein weiteres Highlight gehörte ihm: Nach einem verpatzten Einwurf seiner Teamkollegen verfolgt Smith den gegnerischen Point Guard über das halbe Feld, hält ihn vor sich, bringt sich in Position, springt - und donnert den Korbleger-Versuch zurück in Richtung Kameraleute. Es ist nur ein einziger Block. Doch er sagt viel über ihn aus.
Dennis Smith Jr. - Eine Jugend mit strengen Regeln
Dennis Smith Junior hat nie gelernt, aufzugeben. Kein defensives Play, kein 50-50-Ball und kein Rebound, um den er nicht fighten würde. Genau dieser Kampfgeist, diese Energie und Aufopferungsbereitschaft sind der Grund, warum die Mavericks von ihrem Pick so angetan sind. Eingeimpft wurden ihm diese Werte bereits im Kindesalter.
DSJ wuchs gemeinsam mit seiner zwei Jahre älteren Schwester De'Aira bei seinem Vater Dennis Smith Senior in Tera Gardens, North Carolina auf. Seine Mutter hatte die Familie verlassen.
In der Wohnsiedlung lernte er, alles einem einzigen Ziel unterzuordnen. Schule, Bibelkurse, anschließend Training - damit verbrachte der Junior die meiste Zeit seiner Jugend. Spätestens sobald die Straßenlaternen angingen, kam er nach Hause.
Smith von Null auf Hundert
"Der Unterschied zu den anderen in seinem Alter war, dass er auf mich gehört hat", sagte sein Vater in einem Sportsday-Interview mit Eddie Sefko. Der andere Unterschied war, dass er sich mit 13 das Dunken selbst beibrachte.
Sein damaliger Coach Brown erinnert sich daran, dass Smith kurzerhand in einem Spiel einen einhändigen Dunk durch die Reuse hämmerte. "Zwei Wochen später hat er in einem Spiel einen Windmill-Dunk ausgepackt", sagt Brown. "Von Null auf Hundert - so etwas habe ich noch nie gesehen."
Spätestens da war allen klar, was dieser Junge drauf hat: Seine Auftritte im heimischen Smith Recreation Center avancierten zu einem solchen Spektakel, dass sogar die Polizei zu den Spielen erscheinen musste, um für Ordnung zu sorgen. Zu viele Fans wollten dem Ausnahmetalent aus der Nachbarschaft zuschauen. Plötzlich war DSJ der bekannteste Junge in ganz Tera Gardens.
College: Freshman des Jahres
Es ging jedoch nicht immer nur bergauf mit Smiths Traum von der NBA. Im Senior-Jahr an der High School verletzte der Point Guard sich am Kreuzband und musste beinahe ein ganzes Jahr pausieren. Auch wegen dieser Verletzung fiel Smith im Draft bis auf Position neun. Die Mavs, die bekanntlich selten ein Risiko unter Owner Mark Cuban scheuten, griffen dankbar zu.
Ein Grund dafür waren seine starken Leistungen am College. An der North Carolina State schaffte er es zwar nicht, das Wolfpack ins NCAA-Turnier zu führen, legte aber über 18 Punkte und 6 Assists pro Spiel auf.
Die Stats reichten dann auch, um die Trophäe des ACC Freshmen of the Year abzustauben. Der Hype, der durch seine Verletzung abgekühlt war, begann wieder aufzulodern und spätestens am 22. Juni in New York entwickelte er sich zum Flächenbrand.
Und das Feuer loderte auch in der Summer League in Vegas, auch wenn Smith betont kühl und bescheiden daherkommt: "Wir kommen vom Land", sagte er, nachdem er gemeinsam mit seinem Dad die Halle in Las Vegas verlassen hatte. "Wir brauchen das ganze Scheinwerferlicht nicht. Wir machen das, wozu wir hier sind, und kümmern uns um unseren eigenen Kram."