In der Free Agency waren die Charlotte Hornets kaum ein Faktor, dafür holten sie mit Dwight Howard einen umstrittenen Star via Trade. Wohin geht die Reise für das Team von Michael Jordan im kommenden Jahr - und darüber hinaus?
Die Transaktionen der Charlotte Hornets
Bereits vor dem Draft fädelte General Manager Rich Cho seinen größten Deal des Sommers ein: Für Marco Belinelli und Miles Plumlee wurde aus Atlanta Dwight Howard geholt, als "Goodie" konnte Charlotte zudem seinen Zweitrundenpick (41) gegen den besseren der Hawks (31) eintauschen.
Mit dem Pick wählten sie am Draftabend Frank Jackson aus, schickten diesen aber umgehend weiter an New Orleans für 1,8 Millionen Dollar und No.40-Pick Dwayne Bacon, der mittlerweile auch mit einem mehrjährigen Deal in Charlotte ausgestattet wurde. Gleiches gilt für Edelshooter und No.11-Pick Malik Monk.
Da die Hornets längst über der Luxussteuer-Grenze operierten, hielten sich ihre Aktivitäten im Anschluss in Grenzen. Ramon Sessions ließ man ziehen und verpflichtete stattdessen Michael Carter-Williams als Backup auf der Eins: Der frühere Rookie of the Year unterschrieb für moderate 2,7 Millionen Dollar über ein Jahr.
Briante Weber wurde gewaived, Isaiah Hicks und T.J. Williams wurden mit nicht garantierten Verträgen ausgestattet. Dazu erhielten Marcus Paige und Mangok Mathiang jeweils two-way Contracts.
gettyDie Strategie der Charlotte Hornets
Man könnte es so formulieren: "Im Rahmen der limitierten Möglichkeiten nach Upgrades suchen, ohne sich die langfristige Zukunft noch weiter zu versauen." Die Hornets stellen einen der teuersten Kader der Liga und haben dennoch absolut nichts mit den besten Teams zu tun. Das dürfte sich auch bis 2019 kaum ändern, da sie über zu viele teure und langfristige Verträge für mittelmäßige Spieler verfügen, um sich signifikant zu verbessern. Zur Einordnung: Mit Kemba Walker (12 Mio.) verdient der beste Spieler des Teams nur das sechsthöchste Gehalt.
Spielraum werden sie frühestens im Sommer 2019 wieder haben und in der Hinsicht hat sich auch der Howard-Trade gelohnt: D8 verdient zwar eine Stange Geld, er hat aber eben eine kürzere Vertragslaufzeit als Plumlee. Und auch wenn Howard heuer ein Schatten seiner früheren Selbst ist: Mehr als ein Plumlee bringt er auch heute noch.
Howard selbst behauptet, dass es ihn anstachelt, für Michael Jordan zu spielen - die richtigen Worte hatte er allerdings auch letzte Saison in Atlanta gefunden, bis er irgendwann doch wieder unzufrieden war. In Charlotte hofft man natürlich, dass dieses Mal etwas mehr dahintersteckt. Immerhin kennen er und Steve Clifford sich noch aus besseren Zeiten in Orlando.
Aufgrund der fehlenden Ressourcen war abgesehen vom Howard-Trade der Draft der einzige Meilenstein des Sommers. Monk gilt als einer der besten Scorer seines Jahrgangs und nicht wenige Experten waren verwundert, dass er an 11 noch zu haben war. Und auch Bacon scheint das Team bisher sehr überzeugt zu haben.
Dann bliebe noch MCW - der Point Guard erkannte früh, dass es für ihn keinen echten Markt gab, und will sich nun in der kommenden Saison für einen neuen Vertrag zu besseren Konditionen empfehlen. Diesen könnten ihm die Hornets allerdings nicht geben; sie sind auch nächstes Jahr ein Luxury-Team, wenn sie nicht noch Gehälter loswerden.
Viele Teams würden dies als Priorität Nummer eins sehen, um keine Repeater-Tax zahlen zu müssen - aber in Charlotte scheint man anders zu denken. Die Hornets wollen den Star-Exodus im Osten nutzen und zurück in die Playoffs.
Die Schwachstellen der Charlotte Hornets
Man kann gar nicht unbedingt behaupten, dass die Hornets vergangene Saison wirklich gravierende Schwächen hatten, abgesehen vielleicht vom Offensiv-Rebounding. Es war nur so, dass sie in nahezu jeder Kategorie durchschnittlich waren oder ein kleines bisschen drunter.
Sie waren beim Offensiv-Rating (108,8) und beim Defensiv-Rating (108,6) jeweils auf dem 14. Platz - mittelmäßig eben. Mit etwas besseren Leistungen in der Crunchtime wären 41 Siege (es waren 36) und ein Playoff-Platz auch durchaus realistisch gewesen.
Mit der Ankunft von Howard (und MCW) dürfte sich der Look der Hornets aber ein wenig ändern. Wenn sowohl Howard als auch Michael Kidd-Gilchrist starten sollten, hätte man immer direkt zwei absolute Non-Shooter auf dem Court - das könnte dem Shooting, vor zwei Jahren noch die größte Stärke des Teams, schaden. Beim Rebound und in der Defense sollte Howard hingegen wie üblich einen positiven Einfluss haben.
An der offensiven Abhängigkeit von Walker wird der Big Man aber auch nichts ändern können. Walker hat seine beste Saison hinter sich und wurde erstmals (verdient) All-Star, zu oft jedoch musste er am Ende des Spiels alles machen. Eine zweite verlässliche Option in der Crunchtime hat Charlotte aber weiterhin nicht.
Der Hoffnungsträger der Charlotte Hornets
Es sei denn, Monk ist schneller bereit als erwartet. Der Shooting Guard verletzte sich leider vor dem Draft am Knöchel, zum Training Camp soll er aber wieder voll einsatzbereit sein - und könnte genau das sein, was die Hornets brauchen. Monk ist ein starker Shooter und explosiver Scorer: Für Kentucky legte er letzte Saison in einem Spiel 47 Punkte auf - und das gegen kein geringeres Team als North Carolina.
Bei den Wildcats versank er gelegentlich im Schatten von No.5-Pick De'Aaron Fox und fiel vielleicht auch deshalb den Hornets in die Hände. Das Zusammenspiel mit einem dominanten Point Guard wie Walker kennt er also bereits. Sollte Monk die nötige Spielzeit erhalten, wäre er durchaus ein Kandidat für den Rookie of the Year - er müsste sich dafür allerdings die nötigen Minuten gegen Nicolas Batum und MKG erarbeiten. Beide haben kein gutes Jahr hinter sich.
Das Fazit
Jubelarien dürfte dieser Sommer nicht inspirieren, dafür ist der Kader auch jetzt einfach noch zu mittelmäßig und gleichzeitig teuer besetzt. Howard hat zwar seine Stärken, er hat aber auch ziemlich eklatante Schwächen und seine letzte "positive" Basketball-Erfahrung scheint Ewigkeiten her zu sein. Die "Er brauchte nur einen Szenenwechsel"-Idee ging schon letzte Saison nicht auf.
Gleichzeitig musste man für ihn aber auch nicht viel abgeben - im Gegenteil. Aufgrund der noch längeren Laufzeit war der Plumlee-Vertrag kein bisschen besser und mit Howard hat man die Position zumindest ein Stück weit aufgewertet (vielleicht auch mehr, wenn er sich benimmt). Den Abgang von Belinelli soll im Idealfall Monk kompensieren.
Ob die Hornets langfristig dazugewonnen haben, wird sich vermutlich ohnehin erst an der Performance von Monk zeigen. Kurzfristig sind sie insofern besser geworden, als dass sie in der Eastern Conference wahrscheinlich einen der hinteren Playoff-Plätze erreichen dürften. Das liegt allerdings weniger an den eigenen Moves, sondern vielmehr daran, dass der halbe Osten einen Rebuild eingeleitet hat.
Die Note: 3-